Liebe meines Lebens: Der Bergpfarrer 236 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Der Tag war gerade erst angebrochen, als Sebastian Trenker das Pfarrhaus verließ. Der Geistliche trug einen Rucksack auf dem Rücken, den grünen Hut auf dem Kopf. Mit kräftigen Schritten verließ er das Dorf und durchquerte bald darauf den ›Höllenbruch‹, einen kleinen Teil des Ainringer Waldes. Von hier aus gelangte man zur Hohen Riest, von der die einzelnen Wege zu den verschiedenen Almen führten. Indessen ließ Sebastian den gewohnten Bergsteig aus und wanderte in Richtung Engelsbach weiter. Sein Ziel war die ›Nonnenhöhe‹, ein großes weitläufiges Areal, mit Bergwiesen, Wald und Feldern. Bis vor einiger Zeit hatte es dort oben noch zwei Bauernhöfe gegeben, die Menschen hatten seit mehr als zweihundert Jahren auf ihnen gelebt und gearbeitet, waren dort geboren und gestorben. Doch das war inzwischen Geschichte. Schon etliche Kilometer davor wiesen Schilder den Weg zur ›Beauty Farm Nonnenhöhe‹. Den Bergpfarrer schauderte es nicht nur bei dem Namen, der so gar nicht in diese Gegend passte, sondern erst recht, als er sah, welche Ausmaße das Ganze hatte. In den letzten Wochen war der gute Hirte von St. Johann mehrmals hier heraufgewandert und hatte schon eine Ahnung bekommen, wie es hier einmal aussehen würde. Das Ergebnis übertraf indes seine schlimmsten Erwartungen. Gut tausend Meter vor dem Areal verkündeten neue Schilder, dass das gesamte Gelände überwacht wurde. Überall in den Bäumen waren Videokameras verborgen, die alles aufnahmen, was sich hier tat, und in die Zentrale im Innern der Klinik übertrug. Dort saßen ständig vier Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, die die Monitore im Auge behielten. Zudem ging immer ein Mann mit einem Hund an der Leine vor dem Gelände Patrouille. Sicherheitsmaßnahmen reichlich übertrieben. Schließlich befand man sich hier im friedlichen Wachnertal und nicht in irgendeiner Bananenrepublik. Indes war es bezeichnend für die Besitzerin der Schönheitsklinik, dass sie zu solchen Mitteln griff – auch um ihre Macht zu demonstrieren.
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Rezensionen für Liebe meines Lebens
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Buchvorschau
Liebe meines Lebens - Toni Waidacher
Leseprobe:
Die andere Frau
LeseprobeAls die Sonne sich im Osten über die karstige Spitze des Bacher schob, lag das schmale Seitental noch im dichten Nebel. Leise und weit entfernt drang das kratzige Lied eines Rotschwanzes durch den Dunst wie eine verlorene, vergessene Melodie. So erschien es Alexander von Jost jedenfalls in seiner weltabgeschiedenen Einsamkeit. Der ehemalige Diplomat seufzte. Wie war es nur dazu gekommen, wie hatte er sich in eine solch verflixte Lage bringen können? Noch immer erschien ihm seine Situation wie ein schlechter Traum. Er öffnete den Reißverschluss seiner Wetterjacke, denn mit der steigenden Sonne wurde es allmählich wärmer. Er hatte eine empfindlich kalte Oktobernacht hinter sich und fühlte sich völlig steifgefroren. Doch es empfahl sich nicht unbedingt, dies mittels einiger Freiübungen zu ändern. Sein verstauchter Fuß war nicht zu gebrauchen, stark angeschwollen und schmerzte bei der kleinsten Bewegung höllisch. Der schlanke, große Mann mit den klaren, rehbraunen Augen blickte sich aufmerksam um. Der Nebel löste sich allmählich auf, Konturen wurden sichtbar, das Vogelkonzert intensivierte sich. Die Lärchen am gegenüberliegenden Berghang leuchteten in tiefem Gold, dazwischen das intensive Grün der Bergkiefern. Graues Geröll, das sich im Bachbett am Fuß des Hanges fortsetzte, bildete dazu einen aparten Kontrast. Die Natur in den schmalen und oft abgelegenen Tälern rund um den Wörthersee hatte auch im Herbst ihren besonderen Reiz. Aus diesem Grund war er am Vortag zu einer längeren Wanderung gestartet, einem gut beschilderten Steig gefolgt und allmählich wieder mit sich selbst und der Welt in Einklang gekommen. Doch er hatte sich verschätzt, was die Entfernungen anging. Und er hatte nicht berücksichtigt, wie früh die Sonne im Oktober sank und die Dämmerung kam. An einer unübersichtlichen Stelle war er im abendlichen Zwielicht gestolpert und einen Hang hinabgestürzt. Nachdem Alexander den ersten Schrecken überwunden hatte, war ihm bewusst geworden, dass er seinen rechten Fuß nicht benutzen konnte.
Der Bergpfarrer
– 236 –
Liebe meines Lebens
Wenn alle Zweifel ruhen
Toni Waidacher
Der Tag war gerade erst angebrochen, als Sebastian Trenker das Pfarrhaus verließ. Der Geistliche trug einen Rucksack auf dem Rücken, den grünen Hut auf dem Kopf. Mit kräftigen Schritten verließ er das Dorf und durchquerte bald darauf den ›Höllenbruch‹, einen kleinen Teil des Ainringer Waldes. Von hier aus gelangte man zur Hohen Riest, von der die einzelnen Wege zu den verschiedenen Almen führten. Indessen ließ Sebastian den gewohnten Bergsteig aus und wanderte in Richtung Engelsbach weiter. Sein Ziel war die ›Nonnenhöhe‹, ein großes weitläufiges Areal, mit Bergwiesen, Wald und Feldern.
Bis vor einiger Zeit hatte es dort oben noch zwei Bauernhöfe gegeben, die Menschen hatten seit mehr als zweihundert Jahren auf ihnen gelebt und gearbeitet, waren dort geboren und gestorben. Doch das war inzwischen Geschichte. Schon etliche Kilometer davor wiesen Schilder den Weg zur ›Beauty Farm Nonnenhöhe‹. Den Bergpfarrer schauderte es nicht nur bei dem Namen, der so gar nicht in diese Gegend passte, sondern erst recht, als er sah, welche Ausmaße das Ganze hatte.
In den letzten Wochen war der gute Hirte von St. Johann mehrmals hier heraufgewandert und hatte schon eine Ahnung bekommen, wie es hier einmal aussehen würde. Das Ergebnis übertraf indes seine schlimmsten Erwartungen.
Gut tausend Meter vor dem Areal verkündeten neue Schilder, dass das gesamte Gelände überwacht wurde. Überall in den Bäumen waren Videokameras verborgen, die alles aufnahmen, was sich hier tat, und in die Zentrale im Innern der Klinik übertrug. Dort saßen ständig vier Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, die die Monitore im Auge behielten. Zudem ging immer ein Mann mit einem Hund an der Leine vor dem Gelände Patrouille.
Sebastian Trenker fand diese
Sicherheitsmaßnahmen reichlich übertrieben. Schließlich befand man sich hier im friedlichen Wachnertal und nicht in irgendeiner Bananenrepublik. Indes war es bezeichnend für die Besitzerin der Schönheitsklinik, dass sie zu solchen Mitteln griff – auch um ihre Macht zu demonstrieren.
Die Besitzerin der »Beauty Farm Nonnenhöhe« war nämlich Patricia Vangaalen!
Der Geistliche kannte diese Frau nur zu gut. Sie war die Chefin einer großen Investmentgesellschaft, besaß selbst ein Vermögen, das sie auf der Liste der zehn reichsten Menschen in Deutschland einen der vorderen Plätze einnehmen ließ, und sie kannte keine Skrupel, wenn es darum ging, ihre Pläne umzusetzen.
Sebastian hatte es sich am Rande einer Bergwiese oberhalb der Klinik bequem gemacht und den Rucksack geöffnet. Die belegten Brote seiner Haushälterin schmeckten köstlich an diesem frühen Morgen, und der dampfende Kaffee verbreitete ein verführerisches Aroma.
Von seinem Platz aus hatte der Bergpfarrer einen guten Blick auf das Gelände. Er sah das Hauptgebäude. Man hatte es ungefähr an der Stelle errichtet, an dem früher der Brendelhof mit all seinen Gebäuden stand. Die Schönheitsklinik besaß die Ausmaße eines Krankenhauses in der Stadt. Daneben gab es weitere kleinere Häuser, deren Verwendung Sebastian lange Zeit ein Rätsel gewesen war. Inzwischen hatte er herausgefunden, dass es in dreien der insgesamt acht Häuser weitere Stationen gab, auf denen Patienten behandelt wurden. In Gebäude A wurden Operationen vorgenommen, die keinen großen Aufwand benötigten. Oft würden die Patienten noch am selben Tag wieder nach Hause fahren können. So ähnlich war es auch in den beiden Häusern B und C. Die anderen Gebäude waren jedoch für Angehörige der Leute, die sich hier »verschönern« ließen, gedacht, sofern sie längere Zeit in der Klinik verbringen mussten.
Des Weiteren gab es ein Schwimmbad, Sportanlagen und einen Mini-Golfplatz. Ein großes Gelände, von dem Sebastian wusste, dass es früher einmal aus vier Feldern bestanden hatte, lag noch immer brach.
Der Geistliche nahm sein Fernglas und schaute hindurch. Viel war noch nicht zu sehen. Wie es hieß, sollten in den nächsten Tagen erst die Klinikangestellten heraufkommen, in zwei, drei Wochen wurden dann die ersten Patienten erwartet. Mit Grausen dachte Sebastian an die aggressive Werbung, die Patricia Vangaalen seit Wochen betrieb. In jeder Zeitung, die man aufschlug, wurde man damit konfrontiert. Private Radiosender brachten beinahe alle Viertelstunde einen Werbebeitrag, und im Fernsehen liefen die Werbefilme so oft, dass man glauben konnte, Patricia Vangaalen gehöre der Sender.
Gewundert hätte es Sebastian allerdings nicht. Aufsehen erregend waren auch die Preise, mit denen geworben wurde. Wenn die Klinik erst einmal ihren Betrieb aufgenommen hatte, würde sich noch so mancher Schönheitschirurg nach einem anderen Betätigungsfeld umsehen müssen …
Der Blick des Bergpfarrers blieb an einer Werbetafel hängen, auf der die ausführenden Firmen ihre Schilder angebracht hatten. Und dann entdeckte er auch den Hinweis auf einen Golfplatz, der noch angelegt werden würde, und zwar direkt am Schäfergrund.
Fast schien es, als habe Patricia Vangaalen vor, ihren ursprünglichen Plan von einer Ferienanlage doch noch umzusetzen. Denn der Schäfergrund war Eigentum der Gemeinde St. Johann und, wie Sebastian wusste, seit Jahren an einen Bauern verpachtet.
»Was haben S’ hier zu suchen?«, donnerte eine Stimme hinter dem Geistlichen. »Das ist Privatgelände.«
Sebastian drehte sich betont langsam um und erblickte einen Wachmann in einer schwarzen Uniform, einen Schäferhund an der Leine. Das Tier fletschte die Zähne und knurrte gefährlich.
»Ruhig!«, befahl der Mann und blickte den Bergpfarrer auffordernd an. »Also, haben wir’s?«
»Ob du es hast, Burghaller, das weiß ich net«, erwiderte der gute Hirte von St. Johann gelassen. »Mich interessiert’s auch net. Aber vertreiben wirst’ mich von hier gewiss net. Die Nonnenhöhe ist nämlich keineswegs Privatbesitz!«
Während Sebastian sprach, machte der Wachmann große Augen.
»Ach, ach so …, Sie sind’s, Hochwürden …«,