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... und dennoch erfülltes Leben
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eBook270 Seiten4 Stunden

... und dennoch erfülltes Leben

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Über dieses E-Book

Dieses Werk, obwohl in sich abgeschlossen, ist die Fortsetzung des Frauenbuches Des Erbguts Hüterin. Dort zeigte uns die Verfasserin, wie Siegberte Streitmann, die kluge und tatkräftige Tochter eines alten Bauerngeschlechtes, zu der Erkenntnis kommt, dass Fleiß und Schaffenskraft nicht genügen, den geerbten väterlichen Hof zu verwalten, und wie sie zu der tiefen Herzensfrömmigkeit und Gottverbundenheit ihrer Ahnen zurückfindet.

So sehen wir in diesem zweiten Band in großen, wechselnden Bildern, wie Siegberte nicht nur das väterliche Erbe in Treue verwaltet und mehrt und in ihrer Familie mütterliche Wärme ausstrahlt, sondern an der Seite ihres Gatten, eines Arztes, vielen Leidenden zu körperlicher und seelischer Gesundung verhilft.

Siegberte ist das edle Vorbild jeder Frau, die etwas weiß von den tausend Möglichkeiten, das menschliche Leid mitleidend zu begreifen und zu lindern.

Elisabeth Dreisbach (1904 - 1996) zählt zu den beliebtesten christlichen Erzählerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre zahlreichen Romane und Erzählungen erreichten ein Millionenpublikum. Sie schrieb spannende, glaubensfördernde und ermutigende Geschichten für alle Altersstufen. Unzählig Leserinnen und Leser bezeugen wie sehr sie die Bücher bewegt und im Glauben gestärkt haben.
SpracheDeutsch
HerausgeberFolgen Verlag
Erscheinungsdatum5. Okt. 2017
ISBN9783958931329
... und dennoch erfülltes Leben
Autor

Elisabeth Dreisbach

Elisabeth Dreisbach (auch: Elisabeth Sauter-Dreisbach; * 20. April 1904 in Hamburg; † 14. Juni 1996 in Bad Überkingen) war eine deutsche Erzieherin, Missionarin und Schriftstellerin. Elisabeth Dreisbach absolvierte – unterbrochen von einer schweren Erkrankung – eine Ausbildung zur Erzieherin in Königsberg und Berlin. Sie war anschließend auf dem Gebiet der Sozialarbeit tätig. Später besuchte sie die Ausbildungsschule der Heilsarmee – der ihre Eltern angehört hatten – wechselte dann aber zur Evangelischen Landeskirche in Württemberg, für die sie in den Bereichen Innere Mission und Evangelisation wirkte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gründete Dreisbach in Geislingen an der Steige ein Heim für Flüchtlingskinder, in dem im Laufe der Jahre 1500 Kinder betreut wurden. Dreisbach lebte zuletzt in Bad Überkingen. Elisabeth Dreisbach war neben ihrer sozialen und missionarischen Tätigkeit Verfasserin zahlreicher Romane und Erzählungen – teilweise für Kinder und Jugendliche – die geprägt waren vom sozialen Engagement und vom christlichen Glauben der Autorin.

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    Buchvorschau

    ... und dennoch erfülltes Leben - Elisabeth Dreisbach

    … und dennoch erfülltes Leben

    Fortsetzung von „Des Erbguts Hüterin"

    Band 11

    Elisabeth Dreisbach

    Impressum

    © 2017 Folgen Verlag, Langerwehe

    Autor: Elisabeth Dreisbach

    Cover: Caspar Kaufmann

    ISBN: 978-3-95893-132-9

    Verlags-Seite: www.folgenverlag.de

    Kontakt: info@folgenverlag.de

    Shop: www.ceBooks.de

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    Autor

    Elisabeth Dreisbach (auch: Elisabeth Sauter-Dreisbach; * 20. April 1904 in Hamburg; † 14. Juni 1996 in Bad Überkingen) war eine deutsche Erzieherin, Missionarin und Schriftstellerin.

    Elisabeth Dreisbach absolvierte – unterbrochen von einer schweren Erkrankung – eine Ausbildung zur Erzieherin in Königsberg und Berlin. Sie war anschließend auf dem Gebiet der Sozialarbeit tätig. Später besuchte sie die Ausbildungsschule der Heilsarmee – der ihre Eltern angehört hatten – wechselte dann aber zur Evangelischen Landeskirche in Württemberg, für die sie in den Bereichen Innere Mission und Evangelisation wirkte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gründete Dreisbach in Geislingen an der Steige ein Heim für Flüchtlingskinder, in dem im Laufe der Jahre 1500 Kinder betreut wurden. Dreisbach lebte zuletzt in Bad Überkingen.

    Elisabeth Dreisbach war neben ihrer sozialen und missionarischen Tätigkeit Verfasserin zahlreicher Romane und Erzählungen – teilweise für Kinder und Jugendliche – die geprägt waren vom sozialen Engagement und vom christlichen Glauben der Autorin.¹

    Widmung Dem Andenken Sternas gewidmet


    ¹ Quelle: wikipedia.org

    Inhalt

    Titelblatt

    Impressum

    Autor

    … und dennoch erfülltes Leben

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    … und dennoch erfülltes Leben

    Nun waren schon einige Jahre verflossen, seitdem das kleine Schild am Eingangstor des Eichenhofes befestigt wurde. Es trug die Aufschrift: Dr. Heiner Sorger, praktischer Arzt. – Äußerlich hatte sich kaum etwas verändert. In gewohnter Weise ging der Betrieb auf dem großen Hof weiter, den in fleißigem, fröhlichem Schaffen die junge Bäuerin Siegberte Streitmannn, jetzt Frau Doktor Sorger, vorbildlich leitete. Man hatte noch einige Hilfskräfte einstellen müssen, weil die Arbeit anders nicht mehr zu bewältigen war. Siegberte hatte ja durch ihre Verheiratung zu den alten Pflichten noch mancherlei neue übernommen, die zumeist mit der im Eichenhof eingerichteten Praxis ihres Mannes zusammenhingen. Dieser hielt täglich seine Sprechstunden, die so stark besucht waren, dass das Wartezimmer oft nicht ausreichte, um die Patienten, die nicht nur aus dem Dorf selbst, sondern oft von weit entfernten Ortschaften kamen, aufzunehmen. Sie mussten dann im Hof auf den beiden grüngestrichenen Bänken oder bei Regenwetter unter dem breit vorspringenden Dach der Scheune warten, bis sie an die Reihe kamen.

    Schnell hatte es sich herumgesprochen, wie gewissenhaft, tüchtig, aber auch menschenfreundlich dieser Doktor Sorger war. Man brachte ihm schon aus dem Grund warmherziges Interesse entgegen, weil er der Mann von Streitmanns Siegberte war, die unter ihnen allen als echtes Dorfkind aufgewachsen war. – Dass sie es trotz aller Schwierigkeiten durchgesetzt hatte, Ärztin zu werden, und dass sie sich entschloss, nach dem tragischen Tod des einzigen Bruders und Hof erben unter Verzicht auf eine aussichtsreiche Stellung zurückzukehren und mit ihnen den Acker zu bebauen, auch dass sie trotz der vielen mühevollen Aufgaben, die solch ein Hof mit sich bringt, es fertigbrachte, den alten, amtsmüden Dorfarzt zu unterstützen und hilfebringend an die Krankenbetten der Dorfbewohner zu treten, – das hatte man ihr hoch angerechnet, und man wunderte sich nicht, dass ein Mann wie Doktor Sorger um sie geworben hatte. Der alte Doktor Nölle hatte zwar an seinem jungen Kollegen und Nachfolger viel zu nörgeln. „Viel zu gut, viel zu nachsichtig ist er! Aber er wird sich mit der Zeit schon umstellen. Grobe Leut' woll'n grobe Art."

    Vorerst empfand Dr. Sorger aber noch nicht, dass ein Umstellen seinerseits notwendig wäre, sondern freute sich des ihm entgegengebrachten Vertrauens seiner Landbevölkerung, versuchte aus Schwierigkeiten, die natürlich nicht ausblieben, zu lernen und das Beste zu machen und war vor allem glücklich, in Siegberte, seiner jungen Frau, nicht nur einen tapferen, fröhlichen Lebenskameraden, sondern auch eine verständige Kollegin gefunden zu haben.

    Sonst war auf dem Eichenhof alles beim alten geblieben. Die Felder wurden bestellt, der Viehbestand um einige Stück vermehrt und sorgsam betreut, und das Anwesen, das Siegberte damals aus den Händen des sterbenden Bruders übernommen und dessen Hüterin zu sein sie versprochen hatte, in gewissenhafter Treue verwaltet. Sie fühlte sich dabei ständig Gott und ihren Vorfahren gegenüber verantwortlich.

    Vor der Einfahrt zu dem sorgsam gepflegten Anwesen standen wie Wächter die alten Eichbäume, die auf so manches Geschlecht des Eichenhofes geblickt hatten. Jauchzende Kinder hatten unter diesen Bäumen getollt; stille Schläfer wurden in ihrem letzten, engen Bette an ihnen vorüber auf den Gottesacker getragen; hochgeladene Brautwagen waren durch das blumengeschmückte Portal gefahren. Mit ihnen hatten junge, hoffnungsvolle Bäuerinnen Einzug in den Eichenhof gehalten. Einmal geschah es auch, dass ein Mensch mit haßentstelltem Gesicht, Flüche und Verwünschungen ausstoßend, wie ein Verfolgter aus dem Haus floh und an den alten Eichen vorbeihastete, um sich dann nie wieder blicken zu lassen. Das war der einstige Hofverwalter Holzbann gewesen. – Ja, die knorrigen Wächter des Eichenhofes hatten mancherlei erlebt. – Sie schwiegen aber zu allem, schüttelten höchstens verwundert ihre alten Häupter und warteten geduldig und ohne Hast der Dinge, die da kommen sollten. –

    Was wohl die verstorbene Eichenhofbäuerin, Siegbertes Mutter, zu all den Neuerungen auf dem Hof gesagt hätte! Tatsächlich sahen diese Bäume jetzt so vieles Ungewohnte gegenüber früheren Zeiten. Da kamen die Leidenden zu Fuß oder mit dem Wagen und warteten darauf, bei dem freundlichen Arzt vorgelassen zu werden. Und wie viele waren es, die mit Kummer und Sorge beladen gekommen waren, um dann leuchtenden Auges den Eichenhof zu verlassen.

    Der Vater Siegbertes, ja, der hätte Verständnis für all das Neue gehabt. Nicht umsonst hatte er oft das Wort ausgesprochen: Heb auf, was Gott vor deine Türe legt. Und Siegberte war ganz die Tochter dieses Vaters und darum passte sie so gut zu dem jungen Doktor, der ein recht weites Herz voll Nächstenliebe besaß, wenn er auch nach Doktor Nölles Meinung nicht energisch genug war. Aber das Poltern hätte er müssen wirklich erst von seinem Vorgänger lernen; das lag seiner Art nicht.

    *

    Im großen, holzgetäfelten Wohnzimmer des Eichenhofes saß Siegberte und nähte an einem Kinderhemdchen für das Kleine, das sie in einigen Monaten erwartete. Nach einem unruhvollen Tag war es auf dem Hofe endlich still geworden. Die junge Frau gab sich, befreit aufatmend, der wohltuenden Stille hin. Nur aus der Küche drangen noch gedämpfte Laute an ihr Ohr: das Klappern von Geschirr, das nach der Abendmahlzeit abgewaschen und fortgeräumt wurde, auch das Lachen der Mägde, – sonst war kaum ein Laut vernehmbar. Das gleichmäßige Ticken der Wanduhr wirkte einschläfernd. Siegberte ließ die Hände in den Schoß sinken. Sie war so müde. Wenn sie nicht auf Heiner gewartet hätte, wäre sie am liebsten zu Bett gegangen. Er würde ihr das gewiss nicht verargen. Im Gegenteil, immer wieder redete er ihr zu, sich zu schonen, nicht zu viel Rücksicht auf ihn zu nehmen. Aber es war für sie selbstverständlich, auf ihn zu warten. Selbst wenn er, was oft geschah, mitten in der Nacht zu einem Kranken gerufen wurde, lag sie meistens wach, bis er wieder zurückkehrte oder schrak bei seinem Kommen aus leichtem Schlummer auf. Deswegen hatte er sie zwar schon oft getadelt: „Das kann sich die Frau eines Arztes nicht leisten. Damit schadest du dir und mir. Du brauchst deine Gesundheit, und ich brauche dich für die Aufgaben, die uns noch bevorstehen."

    Es war erst neun Uhr, also noch früh am Abend. Heiner würde gewiss bald kommen. Das Aufleuchten seiner Augen verriet Siegberte jedes Mal, wie es ihn dennoch freute, wenn sie noch auf war und ihn erwartete. Sie hob lauschend den Kopf. Wie der Junge hustete! Nun lag er schon wieder mit einer heftigen Erkältung zu Bett. Sie erhob sich, um nach ihm zu sehen. Neben ihrem eigenen Schlafzimmer schlief Rudolf. Leise öffnete sie die Tür. Aus dem Bett an der Wand richtete sich eine schmale Knabengestalt auf.

    „Du schläfst noch nicht?" fragte die junge Frau.

    Vorwurfsvoll sah der Junge sie an.

    „Mir ist schrecklich heiß und ich habe Durst. Du lässt mich einfach hier liegen, wo du doch weißt, dass ich krank bin."

    „Ich habe dich nicht rufen hören. Quält dich der Husten wieder so?" erwiderte Siegberte ruhig.

    „Du weißt, dass du an deiner Erkältung selbst schuld bist.

    Nun wirst du dich in Geduld üben müssen, bis du wieder gesund bist. Komm, lass mich deinen Puls fühlen."

    Der Junge maulte: „Nun machst du mir wieder Vorwürfe."

    „Ich mache dir keine Vorwürfe. Aber du musst es lernen, die Wahrheit zu ertragen. Ich habe dich gewarnt, bei diesem kühlen Wetter schwimmen zu gehen. Denke doch, es ist Anfang Mai! Nun musst du die Folgen tragen. Du weißt, dass deine Gesundheit nicht so fest ist, wie die der Dorfjungen. – Ja, du hast erhöhte Temperatur. Onkel wird nicht erfreut sein. Ich werde dir einen Wickel machen, damit du zum Schwitzen kommst. Dann wird's morgen schon wieder besser sein und in ein paar Tagen darfst du aufstehen."

    „Ich mag keinen Wickel."

    „Es kommt nicht darauf an, was du magst, sondern was notwendig ist. Und nun komm, leg dich unter die Decke. Ich hole rasch heißes Wasser."

    Als Siegberte den Jungen in nasse Tücher gehüllt, gut zugedeckt und ihm schweißtreibenden Tee eingeflößt hatte, läutete das Telefon. Siegberte meldete sich.

    „Sind Sie's, Frau Doktor? Kann Ihr Mann wohl gleich zu uns kommen?"

    „Wer ist denn dort?"

    „Mettens Wilhelm. Unsere Mutter will uns nicht gefallen. Das Herz tut nicht mehr mit. Der Herr Doktor sagte vorgestern, wir sollten ihn nur gleich rufen, wenn der Anfall sich wiederhole."

    „Mein Mann ist nicht da. Ich will sehen, ob ich ihn erreichen kann. Er kommt dann, so schnell es möglich ist."

    „Oder Siegberte – Verzeihung – Frau Doktor – wenn vielleicht Sie …"

    „Ja, einer von uns beiden kommt."

    Eine Viertelstunde später schritt Siegberte unter dem

    Sternenhimmel dem Dorf zu. Ihr Mann war am Bette der Wöchnerin, zu der man ihn schon heute Mittag gerufen hatte, unabkömmlich. „Es kann unter Umständen noch lange dauern, hatte er am Telefon gesagt. „Warte auf keinen Fall heute Nacht auf mich. Es ist mir aber recht, wenn du gleich zu Mettens Mutter gehen kannst. – Ist es dir nicht zu viel? – Du gehst also? Schön – aber nachher gleich zu Bett, hörst du?

    Natürlich war sie gegangen. Es bedurfte ja keines Überlegens. Dafür war sie Arztfrau und selbst Ärztin. Wenn ein Menschenleben in Gefahr war, stand man zu Diensten.

    „Franz soll dich begleiten, hatte ihr Mann ihr vorhin noch zugerufen. „Du sollst so spät nicht alleine fortgehen.

    „Ich fürchte mich nicht, hatte sie erwidert. „Und den Weg finde ich in dunkelster Nacht.

    Nun leuchteten über ihr die Sterne. Sie schritt energisch aus. Wie gut, dass sie ihrem Mann diesen Gang abnehmen konnte. Er käme sonst in dieser Nacht überhaupt zu keiner Ruhe. Es gelang Siegberte nicht, einen leisen Seufzer zu unterdrücken. Vergeblich hatte sie wieder einmal den Teetisch gedeckt und sich auf eine traute Feierabendstunde gefreut. Alles würde unberührt bleiben. Wenn Heiner endlich nach Hause käme, würde er so müde sein, dass er höchstens eilig einige Bissen zu sich nehmen und sich dann erschöpft zur Ruhe begeben würde. – Wie wenig Zeit hatten sie überhaupt für gemeinsame Besinnlichkeit! Und doch wäre sie so nötig bei den vielerlei Aufgaben, die jeden ihrer Tage füllten. Aber sie wollte nicht klagen. War es nicht unbeschreibliches Glück, dass ihre Wege zueinander gefunden hatten, dass sie sich gehörten, dass sie gleiche Interessen hatten und dasselbe Ziel verfolgten? – Ein heißes Dankgefühl durchflutete Siegbertes Herz. Nein, es sollte ihr nie zur Last werden, ihres Mannes Gehilfin zu sein, wenn die Anforderungen auch manchmal ihre Kräfte fast überstiegen. Ihr Leben an Heiners Seite war ja so reich, so ausgefüllt. Und wenn in einem Vierteljahr erst ihr Kind da sein würde! – In unaussprechlicher Freude faltete sie die Hände.

    Eine Sternschnuppe zeichnete eine goldene Spur in den nächtlichen Himmel. „Gottesgabe" flüsterte Siegberte und gedachte liebend des kommenden Kindes.

    Dann stand Siegberte vor dem Bett der nach Atem ringenden alten Frau, deren Augen weit aufgerissen angstvoll auf sie gerichtet waren. „Nur Mut, Frau Mettens, es geht vorüber. Ich bleibe bei Ihnen, bis Sie wieder ruhiger sind." Die Spritze verfehlte ihre Wirkung nicht. Wie ein bangendes Kind hielt die alte Frau Siegbertes Hand umklammert. Nach einer Stunde schlief sie ein. Die Ärztin gab noch weitere Anweisungen. Dann verließ sie das Haus. Die Begleitung des Sohnes der Kranken lehnte sie ab. Um die Straßenecke fegte ein Auto. Im letzten Augenblick konnte Siegberte zurück weichen. Der Wagen hielt mit plötzlichem Ruck. Doktor Sorger entstieg ihm.

    „Aber Heiner!" tadelte Siegberte und lächelte ihn dennoch glücklich an. Er schloss sie in seine Arme.

    „Ich hoffte dich noch hier zu treffen. Ich war in Sorge um dich. Er küsste sie. „Bist du sehr müde?

    „Wahrscheinlich nicht müder als du."

    Und dann saß er am Steuer und sie neben ihm. Sie schwiegen beide und wussten doch genau, was ihre Herzen sich zu sagen hatten. Heiner fuhr das Auto in die Garage. Als Siegberte ihm über den Hof leuchtete, sagte sie: „Rudolf hat Fieber. Vielleicht schaust du nach ihm, während ich den Tee aufbrühe."

    „Dem Bengel gehört eine Tracht Prügel", erwiderte Heiner. Aber er ging doch zu ihm hinauf, wo Minchen, das Mädchen, ihn gerade aus dem Wickel geschält hatte.

    „Wie geht es dem Jungen?" fragte Siegberte, als Heiner zurückkehrte.

    „Es ist nichts von Bedeutung, aber einen elenden Dickkopf hat er, antwortete der Doktor. „Doch komm, Siegberte, jetzt wollen wir noch ein Viertelstündchen uns gehören. – Wie schön hast du wieder den Tisch gedeckt! Hast du Zeit gefunden, die Schlüsselblumen zu pflücken? Und wie appetitlich sehen die belegten Brote aus. Er legte den Arm um sie.

    „Siegberte, Liebling! Und bald sind wir zu dritt! Ich kann dir nicht sagen, wie ich mich freue. Als die arme Weberin heute Abend endlich ihren Buben zur Welt gebracht hatte, da hätte ich am liebsten wie ein Lausejunge einen Luftsprung gemacht. Einmal weil es nun doch wider alles Erwarten gut gegangen war, und dann weil wir beide, du und ich, bald auch ein so kleines Menschlein besitzen werden. Unser Kind, Siegberte, unser Kind!"

    Er hielt plötzlich inne. „Was ist dir, Liebste? Du weinst? Siegberte barg das Haupt an seiner Brust und wischte so die Tränen ab, die ganz gegen ihren Willen über ihre Wangen liefen. Heiner nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. Seine Stimme war voll verhaltener Zärtlichkeit. „Siegberte, was ist?

    Sie aber lächelte bereits wieder: „Es ist schon vorbei; ich bin glücklich, dass wir beisammen sind."

    Heiner sah sie besorgt an. „Es war gewiss heute zu viel für dich, wie so oft. Komm, lass uns rasch etwas essen und dann zur Ruhe gehen. Mitternacht ist vorüber."

    *

    Siegberte vermochte nicht am Leid eines Menschen vorüberzugehen, ohne wenigstens den Versuch zu machen, Hilfe zu bringen. Aber sie konnte auch energisch sein gegenüber solchen, die durch eigene Schuld und Leichtsinn in Not geraten waren. Für sie war die Türe des Eichenhofes verschlossen, während wirklich Hilfsbedürftige nie vergebens anklopften.

    „Das Wissen um des Nächsten Leid verpflichtet, so hatte schon ihr Vater gesagt, und Siegberte hatte dieselbe Einstellung. Hiergegen stand der Mutter herbe Art. „Wir sind doch kein Obdachlosenasyl, hatte diese ausgerufen, wenn die Tochter elternlose Kinder und Hilfesuchende ins Haus brachte. Ihr Widerstand wurde jedoch jedes Mal gebrochen, wenn sie in Siegbertes Augen schaute, aus denen ihr Mann sie anzublicken schien. Nun lag die Mutter seit einem Jahr auf dem Gottesacker, und auf dem Eichenhof wurde im Sinne ihres Mannes geschaltet und gewaltet.

    Heute arbeitete Siegberte im Gemüsegarten neben dem Haus. Eine der Mägde half ihr beim Bohnenstecken. Es war ein maienschöner Tag. Über den in voller Blüte stehenden Obstbäumen wölbte sich ein strahlend blauer Himmel. Fleißige Bienen waren am Werk. Es versprach ein gutes Obstjahr zu werden. Siegberte schritt zum hinteren Teil des Gartens und sah nach dem Strauchobst.

    „Die Johannisbeeren haben prächtig angesetzt, rief sie dem Mädchen zu. „Selbst die alten Sträucher tragen wieder. Als sie sich aus ihrer gebückten Stellung auf richtete, trug der leichte Maiwind ihr eine Welle süßen Fliederduftes entgegen.

    „Ach du kommst, Alwine! rief sie und streckte ihre Hand dem eben herzugetretenen Mädchen entgegen. „Und welch herrlichen Fliederstrauß du hast! Es wollte mich schon wundem, dass der Duft von unserer Fliederhecke dort drüben bis hierher dringen sollte.

    „Der ist für Sie, Frau Doktor, sagte das Mädchen und hob den Strauß mit den dunkelroten Fliederdolden über den Gartenzaun. „Ich weiß, Sie lieben Blumen sehr.

    „Ich danke dir herzlich", erwiderte Siegberte und betrachtete wohlgefällig das junge Mädchen. Wie sauber und ordentlich sah sie aus! Sie hatte die dunklen Zöpfe zu einem Kranz um den Kopf gelegt. Und wie nett stand ihr das schlichte Waschkleid! Alwine war in den zwei Jahren ihres Hierseins noch gewachsen und hatte sich sehr zu ihrem Vorteil entwickelt. Unwillkürlich dachte Siegberte zurück an den Tag, da ein verzweifeltes Menschenkind mit einem dreijährigen Bübchen an der Hand und einem Bündel Kleider unter dem Arm völlig erschöpft vor dem Eichenhof stand. Eine rohe Hand hatte in den Lebensfrühling dieses Mädchens gegriffen und die schönsten Blüten geknickt. Ein verantwortungsloser Mensch betrog sie um Liebe und Ehre und war auf und davon gegangen, nachdem er sie ins Elend gestürzt hatte. Trotzdem hatte das arme Ding noch lange an ihn geglaubt oder wenigstens gehofft, dass er sein Wort einlösen, sie zu seiner rechtmäßigen Frau machen und dem Kinde seinen Namen geben werde. Als der Junge drei Jahre alt war, hatte die junge Mutter Ostpreußen verlassen und sich auf den Weg gemacht und die Spuren des Treulosen schließlich gefunden. Nicht gewillt, sich an das Mädchen, das er unglücklich gemacht hatte, zu binden und seiner Verpflichtung gegen sie nachzukommen, hatte er das ostpreußische Gut, auf dem er Verwalter war, verlassen. Alwine aber war auf dem gleichen Gut als Dienstmädchen angestellt gewesen.

    Nach dem Tode Martin Streitmanns, Siegbertes Bruder, hatte sich dieser Holzbann – so war sein Name – um die Verwalterstelle auf dem Eichenhof beworben und dieselbe auch erhalten. Siegberte hatte diesen Entschluss damals allerdings sehr bald bereut. Nicht nur, dass dieser Mensch brutal und eingebildet war, er wusste sich auch bei der damals noch lebenden Eichenhofbäuerin einzuschmeicheln, so dass diese die Tochter schließlich zu überreden versuchte, dem Drängen des Verwalters nachzugeben und dessen Frau zu werden. Das waren qualvolle Monate für Siegberte gewesen, die den Charakterlosen gar schnell durchschaut hatte. Niemals hätte sie dem unfasslichen Wunsch der Mutter Folge geleistet. Ihre ablehnende Haltung führte zu heftigen Auftritten und ernster Disharmonie zwischen Mutter und Tochter, worunter Siegberte unsagbar litt. Wenn sie nur an jene Nachtstunde dachte, wo Holzbann ihr in vollkommen betrunkenem Zustand einen Heiratsantrag machte, als sie von einem späten Krankenbesuch kam. Sie konnte sich des Zudringlichen nur dadurch entledigen, dass sie ihn, der auf schwankenden Füßen stand, in eine Schneewehe stieß. –

    Es war wohl eine Fügung gewesen, dass das Mädchen aus Ostpreußen den Weg zum Eichenhof gefunden hatte und dass durch sie das wahre Wesen des unaufrichtigen Verwalters offenbar wurde. Das arme Ding musste noch seine brutalen Schmähungen über sich ergehen lassen, ehe er fluchtartig den Hof verließ. Da endlich hatte auch die Bäuerin erkannt, in welche Not die Tochter geraten wäre, wenn eine so unselige Verbindung zustande gekommen wäre.

    Sie ließ nach dieser bitteren Erfahrung Siegberte gewähren, als diese sich des armen Mädchens annahm, das nach diesen neuen Enttäuschungen buchstäblich zusammenbrach. Alwine war Waise und hatte niemand, zu dem sie mit ihrem Kinde flüchten konnte. Siegberte aber wusste: hier waren Aufgaben zu erfüllen, dem verzweifelten Mädchen musste geholfen werden, sollte es nicht gänzlich Schiffbruch leiden. Hatte einer dieses junge Leben beinahe zerstört, so musste ein anderer da sein, der half, aus den Trümmern ein neues aufzubauen. Sie behielt beide, das Mädchen und ihr Kind, auf dem Hof, ließ Alwine erst einmal zur Ruhe kommen und ermutigte sie dann zur Mitarbeit, dass sie in täglicher Pflichterfüllung Vergessen und sich selbst wieder finden möchte. Bald zeigte es sich, dass das Mädchen gut veranlagt, geschickt und fleißig war. Siegberte versuchte nun Fäden zu knüpfen zwischen Alwine und dem Steinhaldenhof, wo die Mutter Emil Holzbanns und als jetziger Besitzer der älteste Bruder mit seiner Frau und seinen beiden, damals noch unverheirateten Schwestern lebte. Nicht gleich waren diese gewillt, dem fremden Mädchen, von

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