Sein ganz privater Krimi: Der neue Landdoktor 60 – Arztroman
Von Tessa Hofreiter
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Über dieses E-Book
Die Serie zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt.
Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt...
»Ja, sagen Sie doch einmal, Frau Doktor, weshalb tragen Sie eigentlich noch Ihren Mädchennamen, obwohl Sie nun mit unserem Förster, dem Breitner Lorenz, verheiratet sind?«, forderte die ältere Frau im dunkelgrünen Dirndl resolut.
Alle zweibeinigen Besucher im Wartezimmer der Tierarztpraxis von Doktor Friederike Wagenfurth spitzten die Ohren. Ilse Kreuzer war bekannt dafür, dass sie kein Blatt vor den Mund nahm, und die Antwort war von allgemeinem Interesse. Etliche Bewohner des malerischen Dorfs Bergmoosbach stellten sich seit Monaten genau diese Frage, aber bisher hatte sich keine Gelegenheit für diskrete Erkundigungen ergeben.
Rieke Wagenfurth, eine sehr hübsche Frau mit hellblonden Haaren und strahlend blauen Augen, blieb gelassen. Sie schaute die Hundebesitzerin freundlich an und antwortete ruhig: »Finden Sie nicht auch, dass das eine sehr persönliche Frage ist, Frau Kreuzer?« Sie hatte absolut keine Lust, ihre private Entscheidung in aller Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Gelassen nahm die Tierärztin das ausgedruckte Rezept vom Tresen der Anmeldung und reichte es der anderen Frau. »Wie Sie das Medikament zusammen mit dem Diätfutter geben sollten, haben wir ja ausgiebig besprochen. Gute Besserung für Ihren Franz-Joseph.« Sie warf einen letzten Blick auf den stark übergewichtigen Bernhardiner und wandte sich dann dem nächsten Patienten zu. »Herr Krummstroh mit Charly, bitte.«
Ein Mann Anfang Vierzig mit krausen rot-blonden Haaren und braunen Augen folgte der Tierärztin ins Sprechzimmer, seinen Beagle im Schlepptau. Charly war offensichtlich unerzogen und hatte im Wartezimmer für Unmut bei den anderen Hunden und deren Besitzern gesorgt. Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, warf der Mann der Tierärztin einen verschwörerischen
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Sein ganz privater Krimi - Tessa Hofreiter
Der neue Landdoktor
– 60–
Sein ganz privater Krimi
Johann will wissen, wer ihm Böses will
Tessa Hofreiter
»Ja, sagen Sie doch einmal, Frau Doktor, weshalb tragen Sie eigentlich noch Ihren Mädchennamen, obwohl Sie nun mit unserem Förster, dem Breitner Lorenz, verheiratet sind?«, forderte die ältere Frau im dunkelgrünen Dirndl resolut.
Alle zweibeinigen Besucher im Wartezimmer der Tierarztpraxis von Doktor Friederike Wagenfurth spitzten die Ohren. Ilse Kreuzer war bekannt dafür, dass sie kein Blatt vor den Mund nahm, und die Antwort war von allgemeinem Interesse. Etliche Bewohner des malerischen Dorfs Bergmoosbach stellten sich seit Monaten genau diese Frage, aber bisher hatte sich keine Gelegenheit für diskrete Erkundigungen ergeben.
Rieke Wagenfurth, eine sehr hübsche Frau mit hellblonden Haaren und strahlend blauen Augen, blieb gelassen. Sie schaute die Hundebesitzerin freundlich an und antwortete ruhig: »Finden Sie nicht auch, dass das eine sehr persönliche Frage ist, Frau Kreuzer?« Sie hatte absolut keine Lust, ihre private Entscheidung in aller Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Gelassen nahm die Tierärztin das ausgedruckte Rezept vom Tresen der Anmeldung und reichte es der anderen Frau. »Wie Sie das Medikament zusammen mit dem Diätfutter geben sollten, haben wir ja ausgiebig besprochen. Gute Besserung für Ihren Franz-Joseph.« Sie warf einen letzten Blick auf den stark übergewichtigen Bernhardiner und wandte sich dann dem nächsten Patienten zu. »Herr Krummstroh mit Charly, bitte.«
Ein Mann Anfang Vierzig mit krausen rot-blonden Haaren und braunen Augen folgte der Tierärztin ins Sprechzimmer, seinen Beagle im Schlepptau. Charly war offensichtlich unerzogen und hatte im Wartezimmer für Unmut bei den anderen Hunden und deren Besitzern gesorgt. Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, warf der Mann der Tierärztin einen verschwörerischen Blick zu. »Gut gekontert, Frau Doktor«, sagte er. »Ihre Entscheidung, den eigenen Namen zu behalten, hat schon für einigen Gesprächsstoff gesorgt.«
Rieke lächelte, zuckte leicht mit den Schultern und sagte nichts dazu. »Herr Krummstroh, wie kann ich Ihrem Charly helfen, was führt Sie beide zu mir?«, fragte sie stattdessen höflich.
Die Tierärztin blieb immer freundlich im Umgang mit den Tierhaltern, auch wenn sie ihr manchmal nicht sehr sympathisch waren, wie zum Beispiel Stefan Krummstroh. Sie mochte ihn nicht, ohne dafür einen bestimmten Grund nennen zu können, es war einfach ein instinktives Gefühl der Abneigung.
Wie sich schnell herausstellte, litt Beagle Charly an einer Bindehautentzündung, die mit Sauberkeit und antibiotischen Augentropfen gut zu behandeln war. »Und bitte halten Sie Charly in den nächsten Tagen von anderen Hunden fern, die Ansteckungsmöglichkeiten beim Spielen und Toben sind hoch«, erinnerte sie den Besitzer, den sie als ziemlich gedankenlos kennengelernt hatte.
Der Mann verabschiedete sich und seinen Hund, und die Tierärztin holte tief Luft. Es war Zeit für eine klitzekleine Pause. Sie griff nach dem Handy und rief ihren Mann an.
»Ich wollte nur mal kurz Hallo sagen; störe ich dich bei etwas Wichtigem?«, fragte sie liebevoll.
»Ich sitze gerade am Schreibtisch und arbeite mich durch den Verwaltungskram, anstatt im Wald zu sein, wo sich ein Förster doch eigentlich die meiste Zeit aufhalten sollte«, antwortete Lorenz. »Und mal davon ganz abgesehen, du störst mich nie, mein Schatz.«
»Ich wusste, dass es schön sein würde, mit dir verheiratet zu sein«, murmelte sie zärtlich. Dann lachte sie leise auf. »Und wir wussten, dass unsere Namenswahl für Gesprächsstoff sorgen würde. Heute hat mich tatsächlich jemand in der Praxis ganz unverblümt darauf angesprochen.«
Er erwiderte ihr Lachen. »Tja, Frau Doktor, hier nimmt eine Frau halt den Namen ihres Mannes an«, neckte er sie liebevoll. »Und da du mit einem seltsamen Beispiel vorangegangen bist, macht man sich sicher auch schon darüber Gedanken, wie sich die Hebamme Anna Bergmann entscheiden wird, wenn sie irgendwann unseren geschätzten Landdoktor Sebastian Seefeld heiratet.«
»Liebling, wir tratschen«, gluckste Rieke vergnügt. Es machte Spaß, sich inmitten ihrer wichtigen Arbeit auch kurz über Belanglosigkeiten unterhalten zu können.
»Ich habe übrigens gerade einen Anruf von meinem Bruder bekommen«, erzählte Lorenz. »Er fragte an, ob es uns recht sei, wenn er zu Besuch ins Forsthaus kommt.«
»Natürlich ist es das«, antwortete Rieke erfreut, sie verstand sich sehr gut mit ihrem Schwager. »Nachdem Johann jetzt endlich mit der Ausschreibung für das Zentralgebäude der Uni durch ist, hat er eine Erholungspause dringend nötig.«
Johann Breitner, Lorenz‘ älterer Bruder, war Architekt und an einem sehr aufwändigen und komplizierten Bauvorhaben beteiligt.
»Dann sage ich ihm also, er ist jederzeit im Forsthaus willkommen«, sagte Lorenz zufrieden.
»Na klar, soll er sich hier ausruhen und nach Herzenslust faulenzen. Wenn der Bau erst richtig losgeht, wird er keinen ruhigen Augenblick mehr haben«, antwortete Rieke. »Wir besprechen alles dann heute Abend, ich muss mich jetzt um meinen nächsten Patienten kümmern. Tschüs, mein Schatz.«
Friederike Wagenfurth stammte aus Norddeutschland und hatte sich bestens im Allgäu eingelebt, nur manchmal grüßte sie noch so, wie es in ihrer alten Heimat üblich ist.
Das fand Lorenz immer besonders charmant. »Tschüs, geliebtes Nordlicht«, sagte er voller Vorfreude auf den gemeinsamen Abend.
Rieke stellte ihren Becher zurück in die kleine Teeküche, nickte ihrer Sprechstundenhilfe Amrei zu und war bereit für ihren nächsten vierbeinigen Patienten.
Inzwischen hatten Stefan Krummstroh und Charly ihr Zuhause erreicht. Es lag in einer sanften Mulde, die sich zum Sternwolkensee hin ausweitete. Dort standen einige ältere Gebäude, die von schönen, mit Bäumen bestandenen Grundstücken umgeben waren. Stefan ließ seinen Beagle allein im Garten herumstromern, während er ins Haus ging, um sich einen Kaffee zu kochen.
Er war ebenso unzufrieden und gelangweilt wie sein Hund und konnte nichts Richtiges mit seinen Urlaubstagen anfangen. Wäre doch nur die Reise nach Spanien nicht geplatzt, aber die hatte er vorschnell gebucht. Für wenige Wochen hatte es eine Frau in seinem Leben gegeben, Maja, die er auf einem Seminar kennengelernt hatte. Wie sich dann herausstellte, war Maja sehr erstaunt, als er von einer Beziehung sprach und erzählte, dass er einen gemeinsamen Urlaub in Spanien gebucht hatte. Sie sagte sehr deutlich, dass er wohl etwas missverstanden habe, und brach den Kontakt ab. Stefan reagierte zunächst empört und zutiefst gekränkt, sagte sich dann aber sehr schnell, dass diese Maja für ihn sowieso nicht die Richtige gewesen war.
Es gab eben doch nur die eine in seinem Leben, die wunderschöne Anja Urbach, seine Nachbarin. Sie war nur zu sehr in ihrem eigenen Leben gefangen, zunächst in ihrem trügerischen Glück und dann in ihrem Unglück, um seine Liebe und ihre Zusammengehörigkeit erkennen zu können. Stefan zweifelte keinen Moment daran, dass sie eines Tages aus ihrer Blindheit erwachen und sehen würde, dass er der Mann an ihrer Seite sein musste.
Aus Gewohnheit ging er, mit seinem Kaffeebecher in der Hand, bis an die Hecke, die sein Grundstück von dem der Urbachs trennte.
Das Nachbarhaus war seit fast einem Jahr unbewohnt. Licht wurde über Zeitschaltuhren an- und ausgeschaltet.
Wendelin Deggendorf, ein Mann aus dem Dorf, sah regelmäßig in Haus und Garten nach dem Rechten, damit keine Verwahrlosung entstand. Hinter dem Schutz von Hecke, Büschen und Bäumen konnte Stefan nur die Fenster sehen, die im Obergeschoss unter dem Giebel hinter einem großen hölzernen Balkon lagen.
Sein Herzschlag beschleunigte sich: Die hellen Vorhänge waren zurückgezogen, und alle Fenster standen weit offen. Das konnte nur bedeuten, dass Anja Urbach wieder zu Hause war! Sofort machte er sich auf den Weg, um sie zu begrüßen.
*
Anja Urbach war eine junge Frau Mitte Dreißig mit hellblonden Haaren und grau-blauen Augen, aus denen das frühere Leuchten verschwunden schien. Sie wirkte zu dünn und ausgezehrt, was von dem weiten Holzfällerhemd mit den aufgekrempelten Ärmeln noch unterstrichen wurde, das sie über ihren Shorts trug.
Als sie ihrem Spiegelbild im ehemaligen Schlafzimmer begegnete und sah, wie verloren sie aussah, schüttelte sie energisch den Kopf und stellte laut Musik an. Ihr Leben stand immer noch Kopf, sie war einsam und traurig, aber sie wollte sich davon nicht länger unterkriegen lassen.
Das war allerdings leichter gesagt als getan, wenn man inmitten des geliebten, halb leer geräumten Zuhauses steht, von dem man sich endgültig verabschieden muss. Als jetzt die Klingel ging, wusste Anja nicht, ob sie sich über die Ablenkung freuen oder sich verkriechen sollte. Zögernd öffnete sie die Tür.
»Anja! Wie schön, dass du wieder hier bist!«, wurde sie von ihrem Nachbarn begrüßt. Mit einem herzlichen Lächeln streckte er ihr beide Arme entgegen und zog sie behutsam an sich.
»Stefan«, murmelte Anja in seiner Umarmung und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Der Mann war immer ein guter Nachbar und Freund der Familie gewesen, die es nun nicht mehr gab. Die