Der neue Landdoktor 19 – Arztroman: Sieger kann nur einer sein
Von Tessa Hofreiter
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"Das kann es doch nicht gewesen sein", seufzte Angelika Teuchtner, während sie ihren weißen Kittel zuknöpfte und die Straße beobachtete. Sie hatte gerade die Apotheke aufgeschlossen, die schon seit sieben Generationen im Besitz der Teuchtners war. In ein paar Monaten wollten sich ihre Eltern ins Privatleben zurückziehen, dann war sie an der Reihe, das Familienerbe weiterzuführen. Früher hatte sie davon geträumt, eines Tages die Welt zu bereisen. Sie wollte frei und ungebunden sein, mit der Möglichkeit, sich jederzeit an einem Ort ihrer Wahl eine Weile aufhalten zu können.
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Der neue Landdoktor 19 – Arztroman - Tessa Hofreiter
Der neue Landdoktor –19–
Sieger kann nur einer sein
... und dieser kämpft mit fairen Mitteln um ihr Herz
Roman von Tessa Hofreiter
»Das kann es doch nicht gewesen sein«, seufzte Angelika Teuchtner, während sie ihren weißen Kittel zuknöpfte und die Straße beobachtete.
Sie hatte gerade die Apotheke aufgeschlossen, die schon seit sieben Generationen im Besitz der Teuchtners war. In ein paar Monaten wollten sich ihre Eltern ins Privatleben zurückziehen, dann war sie an der Reihe, das Familienerbe weiterzuführen. Früher hatte sie davon geträumt, eines Tages die Welt zu bereisen. Sie wollte frei und ungebunden sein, mit der Möglichkeit, sich jederzeit an einem Ort ihrer Wahl eine Weile aufhalten zu können.
Stattdessen stand sie nun Tag für Tag in der Apotheke und schaute auf die Straße, die Bergmoosbach mit den Nachbartälern verband. Wenn sie sich genau in die Mitte des Schaufensters stellte, konnte sie einen Blick auf den Marktplatz erhaschen und die schönen alten Häuser und den Brunnen sehen.
Ich sollte nicht jammern, dachte sie. Schließlich konnte sie in eine sichere Zukunft schauen. Sie hatte einen wundervollen Beruf und bekam eine erstklassige Apotheke geschenkt. Das schöne alte Ambiente hatten sie seit jeher beibehalten und gut gepflegt. Die Regale und der Tresen aus Kirschholz, die blauweißen Bodenfließen und der Stuck an den Wänden, das gefiel auch den Kunden. Mancher Tourist kam nur wegen der Einrichtung herein und kaufte dann doch etwas für seine Hausapotheke oder ließ sich von dem duftenden Kräutertee verführen, den sie im Angebot hatten.
Angelika schreckte aus ihren Gedanken auf, als die Glocke läutete, die über der Eingangstür hing.
»Guten Morgen«, sagte der junge Mann, der die Apotheke betrat.
»Guten Morgen«, antwortete Angelika und huschte hinter den Tresen, um ihren ersten Kunden an diesem Tag zu bedienen. »Was kann ich für Sie tun?«, erkundigte sie sich höflich.
»Ich wollte Sie nur etwas fragen.«
»Bitte sehr.«
»Ich bin auf der Suche nach Anna Bergmann. Können Sie mir sagen, wo ich sie finde?«
»Wer will denn das wissen?« Von hier ist er nicht, dachte Angelika, als sie den Mann anschaute. Sein Gang war leicht und federnd, so wie bei jemandem, der regelmäßig Sport machte. Er hatte dunkles Haar, hellbraune Augen, und der Dreitagebart verlieh ihm etwas Geheimnisvolles.
»Verzeihung, ich habe mich nicht vorgestellt. Mein Name ist Gabriel Monden. Anna und ich kennen uns schon lange.«
»Richtig, der Sporttherapeut. Sie waren mit Annas Eltern in Indien und haben sie neulich nach Lausanne begleitet.«
»Meine Schwester lebt in Lausanne. Als ich hörte, dass Anna dort zur Kur ist und ihre Eltern sie besuchen wollen, habe ich mich angeschlossen.«
»Anna hat erzählt, dass Sie den Entwicklungsdienst erst einmal hinter sich lassen, weil Sie vorhaben, eine Weile durch die Welt zu reisen.«
»Meine Reise hat schon begonnen. Bergmoosbach ist mein erstes Ziel.«
»Die große weite Welt ist das aber nicht.«
»Es ist ein Teil davon«, antwortete Gabriel mit einem charmanten Lächeln.
»Aber nur ein winziger.«
»Es hört sich beinahe so an, als lebten Sie nicht gern hier.«
»Doch, es ist schon ganz in Ordnung«, sagte sie, als ihr bewusst wurde, wie lange das Gespräch mit dem Fremden schon dauerte. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie ihm gleich noch ihre geheimsten Wünsche offenbaren. »Sie wollten doch wissen, wo Anna ist. Haben Sie schon bei ihr geklingelt?«, lenkte sie ihn von sich ab.
»Ja, das habe ich, aber sie scheint nicht da zu sein.«
»Haben Sie es auch in der Praxis versucht? Sie ist gleich über der Apotheke, das heißt unter ihrer Wohnung.«
»Sozusagen liegt die Hebammenpraxis zwischen Ihnen und Anna«, entgegnete Gabriel und betrachtete Angelika mit einem amüsierten Lächeln.
»Ja, sozusagen.« Das wird gleich richtig peinlich, wenn ich mich nicht zusammennehme. Er macht mich richtiggehend nervös, dachte sie. »Wenn Anna weder zu Hause noch in ihrer Praxis ist, dann ist sie vermutlich bei einer ihrer werdenden Mütter«, sagte sie, während sie seinem Blick auswich.
»Dann ist sie schon wieder voll im Einsatz?«
»Seit letzter Woche. Wie es aussieht, hat sie den Unfall ohne bleibende Schäden überstanden.« Angelika wollte gar nicht mehr daran denken, wie es war, als sie Anna damals auf der Straße hatte liegen sehen, nachdem ein Lastwagen sie gestreift hatte.
»Ich bin sicher, dass Doktor Seefeld darauf achtet, dass es so bleibt. Ich hatte das Vergnügen, ihn kennenlernen zu dürfen, als er Anna in Lausanne besuchte.«
»Anna hat mir erzählt, dass Sie und Sebastian sich gut verstanden haben.«
»Deshalb freue ich mich darauf, ihn wiederzusehen. Anna hat Ihnen offensichtlich einiges von mir erzählt.«
»Es ging um ihren Kuraufenthalt allgemein, da waren Sie inklusive.«
»Ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass ich im Mittelpunkt Ihrer Gespräche mit Anna stand«, entgegnete er lächelnd.
»Warum rufen Sie Anna nicht auf ihrem Handy an?« Wenn er mich noch länger so ansieht, werde ich noch rot, dachte sie. Trotzdem brachte sie es nicht fertig, seinem Blick auszuweichen. Es war einfach zu aufregend, in diese hellen braunen Augen mit den winzigen dunklen Pünktchen zu sehen. Wie eine Tasse Cappuccino mit Schokostreuseln, dachte sie.
»Ich habe mein Telefon leider in meinem Rucksack gelassen, und der liegt in einem Schließfach am Bahnhof«, hörte sie ihn wie aus der Ferne sagen.
»Am Bahnhof«, wiederholte Angelika.
»Alles in Ordnung?«, fragte Gabriel.
»Ich kann Anna für Sie anrufen.« Sie löste sich von seinem Blick, der sie für einen Moment aus der Wirklichkeit entführt hatte.
»Wenn Sie das tun würden, das wäre sehr liebenswürdig.«
»Kein Problem.« Sie zückte ihr Telefon und rief Anna an. »Hallo, Anna, hier ist Angelika, Herr Monden steht hier bei mir in der Apotheke«, erzählte sie, als die junge Hebamme sich meldete. »Alles klar, sage ich ihm. Sie ist im Nachbardorf bei einer jungen Mutter. Sie wird in einer Viertelstunde hier sein«, richtete sie Gabriel aus, was Anna ihr gesagt hatte.
»Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.«
»Was ist das?«
Erschrocken sah Angelika sich um, als sie ein merkwürdiges Knacken hörte.
Auch Gabriel schaute auf und sah, was gleich passieren würde. Die Stange über dem Verkaufstresen, an dem die drei Lampen mit ihren grünen Schirmen befestigt waren, hatte sich gelockert. Mit einem Satz war er hinter dem Tresen bei Angelika und drückte sie unter den Deckenbogen, der sich über der Tür zum Lager wölbte. Im selben Moment löste sich die Stange aus ihrer Verankerung, krachte auf den Tresen und streifte Gabriel am Arm.
»Genau dort habe ich gestanden«, flüsterte Angelika und starrte auf die Stange, die nur zur Hälfte auf dem Tresen auflag und gefährlich schwankte.
»Malen Sie sich das gar nicht weiter aus. Es ist ja gut gegangen«, sagte er und schob die Stange weiter auf den Tresen, so dass sie sicher dort auflag. »Sogar die Lampen haben es unbeschadet überstanden. Sie müssen die Stange einfach nur wieder befestigen.«
»Aber dieses Mal werde ich einen Handwerker beauftragen und diese Arbeit nicht wieder meinem Vater überlassen. Ich danke Ihnen, dass Sie so aufmerksam waren«, sagte Angelika und wagte sich wieder unter dem Deckenbogen hervor.
»Die Schrauben haben offensichtlich einen Materialfehler, das konnte ihr Vater nicht sehen.«
Gabriel hatte die beiden Schrauben aufgehoben, die die Stange hätten halten sollen, und betrachtete sie prüfend.
»Sie kennen sich mit so etwas aus?«, wunderte sich Angelika.
»Ich habe in den letzten Jahren einiges an Pfusch gesehen. In den Ländern, in denen es ohnehin an fast allem mangelt, ist oft minderwertiges Material im Umlauf.«
»Dann werden wir die nächsten Schrauben auf keinen Fall mehr in einem Großmarkt kaufen, sondern nur noch bei unserem Schraubenhersteller im Nachbartal.«
»Gute Entscheidung«, sagte Gabriel lächelnd, während er die Stelle an seinem Oberarm betastete, an der ihn die Stange getroffen hatte.
»Tut es sehr weh?«, fragte Angelika mitfühlend, als Gabriel kurz die Zähne zusammenbiss.
»Nur eine kleine Prellung«,