Der Bergpfarrer 377 – Heimatroman: Und immer wieder Chantal
Von Toni Waidacher
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"Ja mei', ist der schön! Chantal, jetzt schau'n S' das mal an. Sie müssen aber einen ganz, ganz großen Verehrer haben!"
Ria Stubler stand vor der Französin und hielt ihr einen Strauß roter Rosen entgegen, der so groß war, dass die Wirtin ihn kaum mit einer Hand halten konnte.
Chantal Duvall machte große Augen. "Ist der für mich?", fragte sie ungläubig und nahm die Blumen in Empfang.
Ria nickte. "Ja, freilich. Schau'n S', eine Karte ist auch dabei. Warten S', ich hol' rasch eine Vase."
Sie eilte nach unten, Chantal legte den Strauß auf dem Tisch ab und löste die Karte, die an einem Stängel befestigt war. Ihre Finger zitterten, und das Herz klopfte bis zum Hals hinauf.
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Rezensionen für Der Bergpfarrer 377 – Heimatroman
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Buchvorschau
Der Bergpfarrer 377 – Heimatroman - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer -377-
Und immer wieder Chantal
Die charmante Französin gibt Rätsel auf
Roman von Toni Waidacher
»Ja mei’, ist der schön! Chantal, jetzt schau’n S’ das mal an. Sie müssen aber einen ganz, ganz großen Verehrer haben!«
Ria Stubler stand vor der Französin und hielt ihr einen Strauß roter Rosen entgegen, der so groß war, dass die Wirtin ihn kaum mit einer Hand halten konnte.
Chantal Duvall machte große Augen.
»Ist der für mich?«, fragte sie ungläubig und nahm die Blumen in Empfang.
Ria nickte.
»Ja, freilich. Schau’n S’, eine Karte ist auch dabei. Warten S’, ich hol’ rasch eine Vase.«
Sie eilte nach unten, Chantal legte den Strauß auf dem Tisch ab und löste die Karte, die an einem Stängel befestigt war. Ihre Finger zitterten, und das Herz klopfte bis zum Hals hinauf.
Andreas? Hatte er den Blumengruß geschickt?
›Verehrte Frau Duvall‹, las sie, ein wenig enttäuscht, ›leider ist es am vergangenen Sonnabend nicht mehr zum versprochenen Lambada gekommen. Zu meinem Leidwesen wurde ich durch die anderen Gäste am Tisch zu sehr in Anspruch genommen und in Gespräche verwickelt, die zwar interessant waren, mich jedoch davon abhielten, mit Ihnen noch einmal die Tanzfläche zu betreten. Als sich dann endlich die Gelegenheit ergab, waren Sie, zu meinem großen Bedauern, bereits gegangen. Ich hoffe sehr, dass wir dieses Versäumnis am nächsten Tanzabend nachholen können, und freue ich auf eine positive Antworte von Ihnen. Bitte nehmen Sie diesen kleinen Blumengruß als Zeichen meiner Verehrung. Von Herzen, Ihr Thorsten Endler‹.
Also doch nicht Andreas.
Aber was konnte sie auch schon von einem Menschen halten, der sich als Dieb erwiesen hatte?
Seit Samstag hatte sie nichts mehr von ihm gesehen und gehört, obgleich der Nürnberger ebenfalls ein Zimmer in der Pension Stubler bewohnte und sie verabredet gewesen waren. Dabei hatte sie anfangs das Gefühl, dass da mehr zwischen ihnen wäre, als nur eine lockere Bekanntschaft.
Allerdings hatte sie da auch noch nicht geahnt, was sie jetzt mit ziemlicher Gewissheit wusste – Andreas war der Kopf einer Bande von Dieben, die aus der Kirche, hier in St. Johann, eine Statue der Jungfrau Maria gestohlen hatte, die zu den wertvollsten sakralen Kunstgegenständen im gesamten oberbayerischen Raum gehörte.
Immerhin hatten die Ganoven die Madonna zurückgegeben, gegen Zahlung eines Lösegeldes, in Höhe von einer Million Euro. Gestern, während der Heiligen Messe, konnte Pfarrer Trenker der Gemeinde den glücklichen Ausgang dieses Dramas erzählen.
Ria Stubler kam mit einer Glasvase zurück, die groß genug war, den Strauß aus Rosen und Schleierkraut aufzunehmen.
»Sagen Sie, Ria«, bemerkte Chantal und gab sich Mühe, ihre Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen, »der Herr Bogner, ist der eigentlich schon abgereist?«
»Der Andreas?« Die Wirtin schüttelte den Kopf. »Nein. Wie kommen S’ denn darauf?«
»Ach, nur so. Ich habe ihn seit Samstagmorgen nicht mehr gesehen…«
»Ja, waren S’ denn net zusammen auf dem Tanzabend?«
Chantal schüttelte den Kopf.
»Er hat mich versetzt.«
Dass Andreas Bogner doch noch zu der samstäglichen Veranstaltung, auf dem Saal des Hotels ›Zum Löwen‹, gekommen war, erzählte sie nicht. Der Nürnberger – kam er überhaupt von dort? – hatte am Tisch der Honoratioren des Dorfes gesessen, zusammen mit Pfarrer Trenker, dem er gerade eine Million abgepresst hatte.
Wie dreist konnte ein Mensch eigentlich sein?, ging es Chantal durch den Kopf.
»Ja, ja«, sagte die Wirtin und schüttelte den Kopf, »so sind s’ halt, die Mannsleut’, erst den Madeln schöne Augen machen und dann…« Sie winkte ab. »Ich hoff’, dass Sie trotzdem Ihren Urlaub genießen können«, wünschte Ria und wandte sich zum Gehen.
»Danke«, lächelte Chantal und schloss die Tür hinter ihr.
Urlaub? Wenn Ria wüsste!
Wegen etwas ganz Anderem war Chantal Duvall ins Wachnertal gefahren, auch wenn sie weder Polizistin, noch Privatdetektivin war, wollte sie doch helfen, einen Kriminalfall aufzuklären.
Die Französin schaute auf die Uhr, schon früher Nachmittag, es war höchste Zeit zum Schirmerhof zu fahren. Yvonne würde wohl bald eintreffen, und dann konnten sie daran gehen, die Frau zu überführen, die seit Jahren von der Polizei mit internationalem Haftbefehl gesucht wurde, und deren Spur Yvonne hier in diesem beschaulichen Dorf gefunden hatte.
Sein Zimmer lag direkt neben ihrem, Chantal überlegte kurz, ob sie an die Tür klopfen sollte, ließ es dann aber doch sein.
Sie war noch nie einem Mann hinterhergelaufen und würde bei Andreas auch nicht damit anfangen.
Schon gar nicht, nach diesem Verdacht!
Auf dem Schirmerhof waren die Umbauarbeiten fast abgeschlossen, die ersten Zimmer für Patienten, die ein schreckliches Trauma erlebt hatten, bezugsfertig.
Chantal ließ ihren Wagen an der Straße stehen und ging über den schmalen Weg zwischen Bauernhaus und Weidezaun zum Austragshäusl, in dem Lena Brock ihre Naturheilpraxis betrieb. Die junge Deutsche war nicht nur diplomierte Kräuterexpertin, sondern auch staatlich geprüfte Heilpraktikerin und Homöopathin. Außerdem besaß Lena umfassende Kenntnisse in der chinesischen Medizin, die sie, in ganz besonderen Fällen, mit Erfolg einsetzte.
Zurzeit war der Praxisbetrieb eingeschränkt, denn wenn die Landklinik ›Schirmerhof‹ ihren Betrieb aufnahm, würde Lena mit ihrer ganzheitlichen Medizin ein wichtiger Teil des Therapiekonzepts sein. Dazu bedurfte es freilich einiger Vorbereitung.
Chantal klopfte an die Haustür, und von innen erklang ein fröhliches ›Herein‹.
»Ach, ich hab’ mir schon gedacht, dass du das bist«, begrüßte die Kräuterfrau die Französin. »Yvonne wird auch jeden Moment eintreffen, kurz bevor sie von der Autobahn abgefahren ist, hat sie mir eine SMS geschickt.« Sie schaute Chantal fragend an.
»Magst’ einen Tee?«
Die Besucherin nickte und holte sich einen Becher aus dem Küchenschrank. Auf dem Tisch stand, auf einem Stövchen, eine Kanne Tee. Chantal schenkte sich ein und setzte sich auf einen Stuhl.
Lena legte den Kopf schief und schaute sie prüfend an. »Was ist?«
Die Französin holte tief Luft. »Ich habe dir doch von Andreas erzählt...«
Die Kräuterfrau nickte. »Ja. Was ist mit ihm?«
»Ich…, ich glaube, er steckt hinter dem Madonnenraub!«
*
Im Pfarrhaus fand eine Krisensitzung statt. Sebastian Trenker hatte seinen Bruder, Andreas Bogner und ›Big Tom‹ zu sich gebeten.
»Ich hab’ euch etwas mitzuteilen«, sagte er, in einem Ton, der Max alarmierte.
»Hat’s was mit der Madonna zu tun?«, fragte der Polizist.
Der gute Hirte von St. Johann nickte.
»Ja. In der Kirche steht tatsächlich eine Kopie, ich hab’ dir ja schon am Samstagabend von meinem Verdacht erzählt, der auch von Professor Brunner bestätigt wurde.«
Für Max Trenker war diese Ankündigung nicht ganz so überraschend, wie für die beiden anderen Männer am Tisch in der Pfarrküche.
Eine Kleinigkeit, ein winziges Detail an der Madonna, hatte seinen Bruder stutzig werden lassen, und Sebastian hatte den Tanzabend vorzeitig verlassen, um noch in derselben Nacht Ferdinand Brunner aufzusuchen, einen anerkannten Experten für sakrale Kunst, der seinerzeit auch zu dem Team gehört hatte, das die Madonna unter die Lupe genommen und ihr einen nicht unbeträchtlichen Wert bescheinigte.
Für Andreas Bogner und Thomas Bergmüller, wie ›Big Tom‹ eigentlich hieß, war die Überraschung dafür umso größer.
Andreas war Versicherungsdetektiv und arbeitete für das Unternehmen, bei dem die Marienstatue versichert war. Immer, wenn große Schadensfälle gemeldet wurden, trat Bogner in Aktion. Seine wichtigste Aufgabe war, zu klären, ob der Versicherungsnehmer tatsächlich einen Schaden erlitten hatte oder die Versicherung betrügen wollte. Oder Andreas versuchte, wie in