Ein Traum vom großen Erfolg: Der Bergpfarrer 261 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Guten Morgen, Servus und Grüß Gott, liebe Leute, verehrte Zuhörerinnen und Zuhörer! Hier ist wieder euer Sender ›Radio Fünf‹ mit der coolsten Morningshow in ganz Bayern. Und wir steigen gleich in die Charts ein, hier sind die ›Beauty Angels‹ mit ›Dream on baby‹ …« Andrea Brandner drückte auf den Ausknopf, und die gerade einsetzende Musik verstummte. Die junge Frau biss sich auf die Unterlippe. Einmal nur in dieser Radioshow sein, davon träumte sie, solange sich Andrea erinnern konnte. Doch leider bisher vergebens. Missmutig blickte sie sich in dem Zimmer um. Es war eine billige Pension, in der sie wohnte. Zu mehr reichte es nicht, hatte Jochen gemeint und sie auf später vertröstet. »Du musst Geduld haben!«, beschwor er sie stets, wenn Andrea wieder mal kurz davor war, alles hinzuwerfen. »Mensch, Madel, was glaubst' wohl, was für einen steinigen Weg die meisten großen Stars hinter sich haben? Das geht nicht von heute auf morgen!« Dann lächelte er wieder sein gewinnendes Lächeln, und schon war Andrea bereit, ihm zu glauben. Indes blieb ihr auch gar nichts anderes übrig, als weiter zu hoffen, dass Jochen sein Versprechen endlich wahr machte und sie ganz groß herausbrachte. Denn außer ihm und ihrer Hoffnung hatte sie nichts anderes auf der Welt. Mit Wehmut dachte sie daran, dass alles so großartig angefangen hatte, ihr großer Traum von einer Karriere als Sängerin. Heimlich hatte sie ihn schon immer geträumt. Damals, als sie noch im Kirchenchor, in St.
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Buchvorschau
Ein Traum vom großen Erfolg - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 261 –
Ein Traum vom großen Erfolg
Auf Andrea wartet ein hartes Erwachen
Toni Waidacher
»Guten Morgen, Servus und Grüß Gott, liebe Leute, verehrte Zuhörerinnen und Zuhörer! Hier ist wieder euer Sender ›Radio Fünf‹ mit der coolsten Morningshow in ganz Bayern. Und wir steigen gleich in die Charts ein, hier sind die ›Beauty Angels‹ mit ›Dream on baby‹ …«
Andrea Brandner drückte auf den Ausknopf, und die gerade einsetzende Musik verstummte. Die junge Frau biss sich auf die Unterlippe.
Einmal nur in dieser Radioshow sein, davon träumte sie, solange sich Andrea erinnern konnte. Doch leider bisher vergebens.
Missmutig blickte sie sich in dem Zimmer um. Es war eine billige Pension, in der sie wohnte. Zu mehr reichte es nicht, hatte Jochen gemeint und sie auf später vertröstet.
»Du musst Geduld haben!«, beschwor er sie stets, wenn Andrea wieder mal kurz davor war, alles hinzuwerfen. »Mensch, Madel, was glaubst’ wohl, was für einen steinigen Weg die meisten großen Stars hinter sich haben? Das geht nicht von heute auf morgen!«
Dann lächelte er wieder sein gewinnendes Lächeln, und schon war Andrea bereit, ihm zu glauben. Indes blieb ihr auch gar nichts anderes übrig, als weiter zu hoffen, dass Jochen sein Versprechen endlich wahr machte und sie ganz groß herausbrachte. Denn außer ihm und ihrer Hoffnung hatte sie nichts anderes auf der Welt. Mit Wehmut dachte sie daran, dass alles so großartig angefangen hatte, ihr großer Traum von einer Karriere als Sängerin. Heimlich hatte sie ihn schon immer geträumt. Damals, als sie noch im Kirchenchor, in St. Johann, gesungen hatte.
Pfarrer Trenker war mit Christel Haller, der Chorleiterin, einer Meinung gewesen, dass sie eine wunderschöne Stimme hätte, und es wäre ein Jammer, wenn dieses Talent so ungenutzt verkümmerte. Beide hatten sich darum bemüht, dass das Madel sich gesanglich weiterentwickelte, und erste Soloauftritte in der Kirche an hohen Feiertagen hatten auch die Gemeinde davon überzeugt, dass da ein kleines Wunderkind mit einer großen Stimme unter ihnen lebte.
Andrea war gerade erst neun Jahre alt, als sie in der Weihnachtsmesse »Maria durch ein’ Dornwald ging« sang, ganz alleine, vorne am Altar, nur von der Orgel begleitet.
Selbst ihr Vater zeigte sich gerührt, obwohl der Bauer es nicht gerne sah, dass seine Tochter so viel Zeit für den Chor opferte.
»Das Madel soll lernen, Kühe zu melken, Wäsche zu waschen und auch sonst auf dem Hof mitzuarbeiten«, sagte Franz Brandner, als der Bergpfarrer ihn darauf ansprach, dass Andrea zweimal die Chorprobe versäumt habe.
Dennoch tat sie alles, um weiterhin dem Gesang treu bleiben zu können und ihren Traum zu träumen.
Mit achtzehn dann kam die Wende. Andrea bewarb sich heimlich, ohne Wissen der Eltern, bei einer Talentshow. Mit klopfendem Herzen war sie nach München gefahren, wo die Veranstaltung stattfand. Ganz schlecht war ihr gewesen vor Aufregung, als sie auf die Bühne gerufen wurde, doch sobald sie das Mikrophon in der Hand hatte, war das Lampenfieber verflogen. Andrea sang und gab alles. Die Zuschauer klatschten begeistert Beifall, und als dann ihr Name als Siegerin genannt wurde, da schien der große Traum vom Glück sich tatsächlich erfüllt zu haben.
Veranstalter des Wettbewerbs waren eine große Tageszeitung und ein Musikproduzent, der ihr noch in der Stunde ihres Triumphs vorgestellt wurde. Jochen Hoffmann präsentierte ihr bei einem Glas Sekt hinter der Bühne den Vertrag. Eine CD sollte sie aufnehmen. Gleichzeitig würde er sich als ihr Manager darum kümmern, dass diese CD zu den Rundfunksendern kam, damit sie dort gespielt wurde. Das war überhaupt die Voraussetzung, um bekannt zu werden.
Andrea kehrte an diesem Tag nicht mehr nach Hause zurück. Auch nicht am nächsten und am übernächsten. Seit drei Jahren lebte sie nun in München. Jedoch ohne nennenswerten Erfolg.
Klar, Jochen kümmerte sich um alles. Er beschaffte ihr Auftritte in Möbelhäusern, die neu eröffnet wurden, er ließ sie in Diskotheken singen und verwaltete ansonsten ihr ganzes Leben. Eigenes Geld besaß Andrea kaum.
»Es kommt ja kaum was rein«, jammerte ihr Manager immer wieder, wenn sie sich beschwerte.
Dann zahlte er ihr ein lächerliches Taschengeld und verschwand für einige Zeit, um dann plötzlich wieder aufzutauchen, mit einem Vertrag für einen neuen dubiosen Auftritt. Längst hatte Andrea Brandner die Wahrheit erkannt. Sie war alles andere, als auf dem Weg, ein Star zu werden.
Wenn es so weiterging, würde sie nie über diese drittklassigen Engagements hinauskommen!
Doch wie sollte sie es ändern?
Geraume Zeit dachte sie schon darüber nach. Der einzige Ausweg, der ihr einfiel, war in die Heimat zurückzukehren und einzugestehen, dass sie versagt hatte, ihr großer Traum geplatzt war und sich nie erfüllen würde.
Auch auf die Gefahr hin, dass man sie daheim auslachen würde …
Andrea nahm ihre Handtasche und holte die Geldbörse hervor. Das ohnehin knapp bemessene Geld, das sie von Jochen bekam, reichte kaum für das Nötigste. Aber schon gar nicht, um davon noch was zu sparen. Dennoch war es ihr gelungen, ein bisschen Geld aufzuheben. Andrea hatte es in das hinterste Fach der Börse gesteckt und, so oft sie auch versucht war, daran zu gehen, sich gesagt, dass sie es eines Tages vielleicht für etwas brauchen würde, das dringender war, als der Kauf einer neuen Bluse. Jetzt zählte sie die Scheine durch. Hundertsiebzig Euro – auf jeden Fall genug für eine Fahrkarte nach St. Johann!
*
Mit klopfendem Herzen trat die Besucherin durch die Tür. Hoch über ihr wölbte sich das herrliche Deckenfresko, zu dem Andrea Brandner schon unzählige Male hinaufgeschaut hatte. Szenen aus der Bibel waren meisterlich dargestellt, angefangen bei der Erschaffung der Welt, bis hin zur Sintflut und Noahs Arche. Langsam ging sie durch den Mittelgang zum Altar hinunter und betrachtete dabei die Fensterbilder. Jedes einzelne Motiv kannte die Besucherin in und auswendig. Als Ministrantin hatte sie oft genug darauf geschaut, wenn sie ungeduldig auf das Ende der Messe gewartet hatte. Auch die wunderschönen Heiligenfiguren, von frommen Holzschnitzern geschaffen, die teilweise mit Blattgold verziert waren, grüßten sie scheinbar wie eine alte Bekannte.
Andrea schaute auf ein Gemälde, das unter der Galerie an der Wand hing. Es war ein Porträt des Gottessohnes. »Gethsemane«, stand auf einem kleinen Schild daneben. Es zeigte Jesus Christus am Abend vor der Kreuzigung, im Gebet versunken. Dem unbekannten Künstler war es meisterhaft gelungen, das Wissen um die Unabänderlichkeit seines Schicksals im Gesicht des Erlösers wiederzugeben.
Nur wenige Schritte daneben stand auf einem Sockel die kostbare Madonna. Das Meisterwerk eines unbekannten Holzschnitzers, die so schlicht gearbeitet war, dass genau diese Einfachheit jeden Betrachter ergriffen dastehen ließ.
Andrea wusste, dass die Statue nicht nur einen großen finanziellen Wert besaß. Sie gehörte einfach nach St. Johann und in diese Kirche, wie …, ja, wie Pfarrer Trenker auch.
Ob er wohl in der Sakristei war?
Andrea hatte nicht lange gezögert und ihren Entschluss, aus München fortzugehen, gleich in die Tat umgesetzt. Jochen Hoffmann verhandelte mit irgendeinem »Veranstalter«, der sie angeblich verpflichten wollte. Aus diesem Grund war ihr Manager nach Starnberg gefahren. Er würde nicht vor dem späten Nachmittag zurück sein, hatte er gesagt. Schnell packte Andreas dann ein paar Sachen zusammen und verließ die Pension, froh darüber, dass der Besitzer ihr nicht begegnete. Ferdl Pirschler war ihr nicht unbedingt sympathisch und hätte ihr sicher nur unangenehme