Träume werden Wirklichkeit: Toni der Hüttenwirt 184 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Es war Abend.
»Veronika, jetzt machen wir zu!«, sagte Franz Boller energisch. »Mir reicht es für heute. Mach du die Kassenabrechnung, Veronika. Ich räume die Sachen rein.«
Veronika nickte. Seit einigen Tagen arbeitete sie wieder im Laden.
Franz trug die Körbe mit den Sonderangeboten herein, die vor dem Laden neben der Eingangstür standen, dann schloss er die Tür ab.
»War es wieder ein guter Tag?«, fragte er.
»Ja, Franz! Die Neugierde treibt sie dazu, Geld auszugeben. Aber so sind die Leute nun einmal. Ich habe nichts dagegen, wenn wir einen guten Umsatz machen, aber schlimm ist es doch für mich. Ich hatte gehofft, es würde nach ein oder zwei Tagen besser. Da habe ich mich wohl geirrt. Hast du gesehen, wie sie mich anstarren?«
»Ach, Veronika, das wird schon. Irgendwann geben sie auf. Nächste Woche wird es besser. Morgen ist Samstag, dann kommen die Aushilfen, und wir machen eine schöne Wanderung.«
Es klopfte an der gläsernen Ladentür. Veronika und Franz drehten sich um.
»Fellbacher? Was will er?«, sagte Franz Boller laut vor sich hin. »Geh hintenherum!«, rief er und zeichnete mit dem Arm einen großen Bogen in die Luft.
Bürgermeister Fellbacher nickte und wandte sich ab.
»Ich mache ihm auf, Veronika.«
»Grüß Gott, Fritz! Hat deine Irene etwas vergessen? Sie war heute da, hat Nähgarn gekauft und eine Hose für euren Buben. Sie war in Eile.«
»Naa, meine Irene hat nix vergessen. Es geht um etwas anderes. Ich will etwas mit euch bereden. Es dauert auch nicht lange. Ich habe mir gedacht, ich komme rüber, wenn der Laden geschlossen ist, dann sind
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Buchvorschau
Träume werden Wirklichkeit - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 184–
Träume werden Wirklichkeit
Wartet in Waldkogel das Glück?
Frederike von Buchner
Es war Abend.
»Veronika, jetzt machen wir zu!«, sagte Franz Boller energisch. »Mir reicht es für heute. Mach du die Kassenabrechnung, Veronika. Ich räume die Sachen rein.«
Veronika nickte. Seit einigen Tagen arbeitete sie wieder im Laden.
Franz trug die Körbe mit den Sonderangeboten herein, die vor dem Laden neben der Eingangstür standen, dann schloss er die Tür ab.
»War es wieder ein guter Tag?«, fragte er.
»Ja, Franz! Die Neugierde treibt sie dazu, Geld auszugeben. Aber so sind die Leute nun einmal. Ich habe nichts dagegen, wenn wir einen guten Umsatz machen, aber schlimm ist es doch für mich. Ich hatte gehofft, es würde nach ein oder zwei Tagen besser. Da habe ich mich wohl geirrt. Hast du gesehen, wie sie mich anstarren?«
»Ach, Veronika, das wird schon. Irgendwann geben sie auf. Nächste Woche wird es besser. Morgen ist Samstag, dann kommen die Aushilfen, und wir machen eine schöne Wanderung.«
Es klopfte an der gläsernen Ladentür. Veronika und Franz drehten sich um.
»Fellbacher? Was will er?«, sagte Franz Boller laut vor sich hin. »Geh hintenherum!«, rief er und zeichnete mit dem Arm einen großen Bogen in die Luft.
Bürgermeister Fellbacher nickte und wandte sich ab.
»Ich mache ihm auf, Veronika.«
»Grüß Gott, Fritz! Hat deine Irene etwas vergessen? Sie war heute da, hat Nähgarn gekauft und eine Hose für euren Buben. Sie war in Eile.«
»Naa, meine Irene hat nix vergessen. Es geht um etwas anderes. Ich will etwas mit euch bereden. Es dauert auch nicht lange. Ich habe mir gedacht, ich komme rüber, wenn der Laden geschlossen ist, dann sind wir ungestört.«
»So, was ist es? Es muss wichtig sein.«
»Es ist mehr so eine Idee von mir.« Fellbacher drehte etwas verlegen seinen Hut in den Händen.
Veronika kam dazu.
»Was gibt es?«
»Fellbacher hat etwas auf dem Herzen«, sagte Franz.
»Also, ich kann auch gern ein anderes Mal kommen, wenn es euch jetzt nicht passt«, sagte Fellbacher.
Veronika und Franz baten den Bürgermeister herein. Franz schloss die Haustür. Sie gingen zusammen nach oben in die Wohnung der Bollers, die über dem Laden lag.
Sie setzten sich in die große Küche. Veronika holte ihrem Mann und dem Bürgermeister ein Bier. Sie selbst trank Tee.
Sie prosteten sich zu und tranken. Bürgermeister Fellbacher war sehr still.
»Du bist ziemlich zögerlich, Fritz«, bemerkte Franz.
»Ja, ich weiß nicht recht, wie ich es anpacken soll. Wie gesagt, es ist eine Idee und wenn ich ehrlich bin, dann ist sie auch net so ganz von mir. Da hat mir einer einen Floh ins Ohr gesetzt, wie man sagt. Auf der einen Seite finde ich es gut. Andererseits weiß ich, dass es gut überlegt werden muss.« Fellbacher trank noch einen Schluck Bier.
Fritz schmunzelte.
»Du läufst wie eine Katze um den heißen Brei, Fritz. Rede endlich!«
»Also, des ist so. Ich war doch mit der Chris bei der Kripo in München. Als ehemalige Kollegin der Münchner Polizei hat sie die besten Kontakte. Jedenfalls war es ein gutes Gespräch mit dem Beamten von der Prävention. Er hält demnächst den Vortrag über Trickbetrüger und über andere betrügerische Machenschaften. Er sagte, dass er bei solchen Vorträgen schon öfter auch Betroffene dazu eingeladen hat, die dann mit eigenen Worten berichteten, wie es ihnen ergangen ist. Das, was dir passiert ist, Veronika, das ist kein Einzelfall gewesen und war nur die Spitze eines Eisbergs. Er lässt dich durch mich fragen, ob du bereit wärst, öffentlich über das zu berichten, was dir passiert ist.«
Veronika wechselte die Gesichtsfarbe. Sie wurde blass und sah ihren Mann mit entsetzten Augen an.
»Du meinst doch nicht im Ernst, dass ich mich im Sportheim auf die Bühne stelle und erzähle, wie ich reingelegt wurde und wie ich mein ganzes Geld verlor?«
Fritz Fellbacher warf Franz einen Blick zu.
»Doch, genau das meine ich.«
»Nein, nein, nein!«, sagte Veronika laut und deutlich. »Fritz, das kann niemand von mir verlangen. Des ist eine besonders hirnrissige Idee. Ich käme mir ja vor, als würde ich mich selbst an den Pranger stellen. Naa, naa und nochmals naa! Des kannst du dem Herrn Hauptkommissar sagen.«
Veronika schrie es so laut hinaus, dass sich ihre Stimme überschlug. Sie musste husten und trank schnell einen Schluck Tee. Sie war so erregt, dass sie rote Flecken auf die Wangen und am Hals bekam.
»Veronika, du musst net so brüllen. Fellbacher ist nicht taub und ich auch net.«
Veronika seufzte. Sie sah den Bürgermeister an.
»Fritz, meine Ablehnung hat nichts mit dir zu tun. Nimm es bitte nicht persönlich. Aber das geht einfach über meine Kräfte. Ich habe es gerade mühsam geschafft, wieder im Laden zu stehen. Das ist schwer genug für mich. Jeder, der reinkommt und aus Waldkogel ist, der starrt mich an, als könnte man mir meine Dummheit ansehen. Dass ich Betrügern auf den Leim gegangen bin, freut sie! Sie grinsen mich schadenfroh an. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer das für mich ist, den ganzen Tag im Laden zu bedienen und dabei so zu tun, als wäre nichts passiert. Sie lauern doch nur auf eine Bemerkung von mir. Ständig gibt es Anspielungen, um mich aus der Reserve zu locken. Fritz, du kannst Franz fragen, was ich mir alles an bösartigen und schadenfreudige Andeutungen anhören muss.«
Franz stand auf und ging um den Tisch herum. Er setzte sich neben seine Frau und legte den Arm um sie.
»Fritz, im Augenblick ist es sehr schwer für Veronika. Zwar machen wir jetzt mitten im Sommer einen Umsatz wie sonst nur in der Weihnachtszeit, aber selbst das kann meine Veronika nicht darüber hinwegtrösten, dass die Leute nur kaufen, um möglichst lange im Laden zu verweilen. Es ist einfach schlimm. Wir sind froh, dass es Wochenende ist. Morgen kommen die beiden Aushilfen und auch am Sonntag lassen wir uns vertreten. Nun ja, am Sonntag werden nicht so viele aus Waldkogel zum Einkaufen kommen, da haben wir fast nur Touristen als Kunden. Trotzdem gehen wir wandern. Der Tapetenwechsel, die gute Luft in den Bergen und die Ruhe werden meiner Veronika gut tun.«
Fritz Fellbacher rieb sich das Kinn.
»Es war nur ein Vorschlag. Ich habe es gesagt und jetzt musst du entscheiden, Veronika. Wenn du es nicht machen willst, dann bin ich nicht enttäuscht.«
Veronika seufzte erneut.
»Fritz, nenne mir einen guten Grund, warum ich mich noch mehr zum Gespött der Leute machen soll? Wenn ich schon öffentlich darüber rede, wie ich hereingefallen bin auf deren Masche, dann wird erst recht über mich gelacht und getratscht und ich komme gar nimmer zur Ruh.«
Fritz Fellbacher nickte. Er konnte Veronika verstehen, gab aber zu bedenken, dass Angriff oft die beste Verteidigung ist. »Du bist doch selbstbewusst, Veronika.«
»Ich war einmal selbstbewusst, Fritz. Im Augenblick bin ich es nicht, nach den Dummheiten, die ich begangen habe.«
Fellbacher bestritt es nicht. Doch gerade deshalb hatte er gute Argumente. »Veronika, der Herr Hauptkommissar wird dir beistehen und vorher genau erläutern, wie raffiniert die Betrüger vorgegangen sind. Er will öffentlich warnen, weil es im Grunde jeden treffen kann. Dass ausgerechnet du auf diese Gauner reingefallen bist, das bedeutet doch, dass das ganz üble Gangster sind. Du giltst hier in Waldkogel als tüchtige, fleißige und ehrliche Geschäftsfrau, die genau weiß, was sie tut. Niemand würde zu behaupten wagen, du wärst dumm oder gar leichtgläubig. Trotzdem gelang es denen, dich reinzulegen. Stelle dir doch einmal vor, wie es den anderen ergehen würde, die nicht so gescheit sind wie du. Wie würde es jemand ergehen, der keine Geschäftserfahrung hat? Du musst dich net schämen, Veronika. Ich