Eine neue Generation: Toni der Hüttenwirt Extra 53 – Heimatroman
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Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann.
Nach dem Gespräch im Salon waren Tim und Jenny zum Bergsee gegangen. Sie standen noch völlig unter dem Eindruck von Martins und Saschas Erklärung über Tassilos Müdigkeit. Sie saßen dicht nebeneinander auf einer Bank. Tim legte den Arm um Jenny und zog sie dicht an sich. Sie ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken. So saßen sie schweigend nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach. Die gemeinsame Erklärung von Tassilo, Martin und Sascha beschäftigte sie. Das Erlebte lief immer wieder wie in Film in ihrem Gedächtnis ab. Der Mond leuchtete silberhell am Nachthimmel, inmitten der unzähligen Sterne. Die glitzernde Wasseroberfläche kräuselte sich leicht im zarten Nachtwind. Tim drückte Jenny einen Kuss auf ihr Haar. »Was denkst du?«, fragte er. »Mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf. Jedenfalls sind wir jetzt aufgeklärt, was das Interesse am Stammbaum derer von Teufen-Thurmann und den alten Aufzeichnungen betrifft«, antwortete Jenny. Dabei klang ihre Stimme nicht sehr überzeugt. »Das klingt, als hättest du Zweifel«, bemerkte Tim. Jenny hob leicht die Schultern.
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Buchvorschau
Eine neue Generation - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Extra
– 53 –
Eine neue Generation
Friederike von Buchner
Nach dem Gespräch im Salon waren Tim und Jenny zum Bergsee gegangen. Sie standen noch völlig unter dem Eindruck von Martins und Saschas Erklärung über Tassilos Müdigkeit.
Sie saßen dicht nebeneinander auf einer Bank. Tim legte den Arm um Jenny und zog sie dicht an sich. Sie ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken.
So saßen sie schweigend nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach. Die gemeinsame Erklärung von Tassilo, Martin und Sascha beschäftigte sie. Das Erlebte lief immer wieder wie in Film in ihrem Gedächtnis ab.
Der Mond leuchtete silberhell am Nachthimmel, inmitten der unzähligen Sterne. Die glitzernde Wasseroberfläche kräuselte sich leicht im zarten Nachtwind.
Tim drückte Jenny einen Kuss auf ihr Haar. »Was denkst du?«, fragte er.
»Mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf. Jedenfalls sind wir jetzt aufgeklärt, was das Interesse am Stammbaum derer von Teufen-Thurmann und den alten Aufzeichnungen betrifft«, antwortete Jenny. Dabei klang ihre Stimme nicht sehr überzeugt.
»Das klingt, als hättest du Zweifel«, bemerkte Tim.
Jenny hob leicht die Schultern. »Ich weiß nicht recht. Es ist alles irgendwie verwirrend.«
»Du sagst es, Jenny. Ich will Großvater, Sascha und Martin nicht unterstellen, dass sie gelogen haben.«
»Doch dir kommen auch Zweifel?«
»Wie gesagt, ich will niemanden beschuldigen. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, da gibt es etwas, was nicht ausgesprochen wurde. Ich kann es nicht begründen. Okay, Sascha und Martin sind Ärzte. Sie kennen sich in der Sache aus. Aber einige Erklärungen und Darstellungen machen mich misstrauisch.«
Jenny richtete sich auf und nickte eifrig. »Tim, wenn du so fühlst, dann sind wir schon zwei. Auch ich will niemand etwas unterstellen. Aber ich kann eins und eins zusammenzählen. Du weißt, dass ich in Biologie und Chemie ein Ass bin.«
»Oh ja, das bist du, ganz im Gegensatz zu mir. Welches Glück, dass du mir Nachhilfe gegeben hast! Sonst wäre ich verloren gewesen, auch in Mathematik. Ich bin froh, dass es dich gibt und ich dich gefunden habe.«
Jenny sah Tim an und schmunzelte. »Ich hoffe, du sagst das nicht nur wegen der Nachhilfe, die ich dir gegeben habe?«, forderte sie ihn heraus.
»Doch, nur deswegen!«, sagte Tim und grinste.
Sie küssten sich zärtlich und sanft auf die Lippen.
»Dass mich Tassilo zur Familie zählt, hat mich sehr verlegen gemacht«, sagte Jenny.
»Man konnte es dir ansehen. Aber es ist so. Hätte er dich aus dem Salon geschickt, wäre ich auch gegangen. Das kannst du mir glauben.«
»Ja, ich bin davon überzeugt«, antwortete Jenny.
»Ich hoffe, es belastet dich nicht so sehr, dass Tassilo uns gebeten hat, absolutes Stillschweigen über seine Wikinger-Zugehörigkeit zu wahren. Du weißt, was ich meine.«
»Tim, mache dir keine Sorgen.«
»Darum geht es nicht, Jenny. Ich weiß, dass du ein Versprechen hältst. Ich meinte, ob es dich belastet?«
»Ich werde niemandem etwas sagen, das versichere ich dir noch einmal. Du fragst, ob es mich belastet? Nein, das tut es nicht. Außerdem kann ich Tassilo verstehen, dass er sich um die möglichen negativen Folgen sorgt. Wie sagt man im Volksmund? ›Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß.‹ Sensationshungrige Pressefritzen können schlimmer sein als Hyänen.«
»Genauso ist es, Jenny«, sagte Tim und seufzte.
»Dich beschäftigt es sehr?«
Tim nickte mehrmals. Er machte ein sehr ernstes Gesicht. »Jenny, Martin und Sascha haben alles sehr schön erklärt und Tassilo schien nicht beunruhigt zu sein. Trotzdem habe ich Zweifel. Es ist schwer zu beschreiben. Da ist etwas, nach dem ich greifen will, und ich greife ins Leere.«
»Ich verstehe dich. Das ist genau das, was ich empfinde. Es stimmt etwas nicht. Ich habe mir ein anders Bild zurechtgelegt. Da liegt eine schöne Halskette in einer Schatulle. Sie sieht auf den ersten Blick vollkommen aus. Aber schaut man näher hin, sieht man, dass sie an einigen Stellen unterbrochen ist. Die Glieder sind nicht verbunden. Es fehlt die Verbindung.«
»Genial, wie du es beschreibst! Das trifft es genau. Aber was machen wir jetzt?«
»Wenn wir niemanden beunruhigen wollen, Tim, warten wir erst einmal ab. Martin und Sascha suchen nach einer Person, die auch diese Wikingererbanlagen in sich trägt. Ich bin davon überzeugt, dass es eine, vielleicht sogar mehrere Familien in Waldkogel gibt, die infrage kommen. Es gab sicherlich heimliche Liebschaften zwischen dem Schloss und Madln aus dem Dorf. Dass das Madl aus dem Ort war, ist wahrscheinlicher, als dass es vom Schloss war und sich in einen Burschen aus Waldkogel verliebt hat, mit Folgen. Außerdem wäre die Besonderheit dann in der Familie geblieben.«
»Es sei denn, das Kind wurde weggegeben«, sagte Tim. »Wenn es als Pflegekind bei Bauern aufwuchs und später heiratete, gab es Nachkommen.«
»Klar, das ist auch eine Möglichkeit. Das war notwendig, um die Heiratschancen des adeligen Fräuleins nicht zu schmälern. Dass die Braut dann keine Jungfrau mehr war, konnte man gut mit einer großen Mitgift an materiellen Gütern und Geld zudecken. Du weißt doch aus der Geschichte, wie viele reiche Bräute mit ihrer Mitgift Adelsgeschlechter vor dem Ruin gerettet haben. Junge und auch ältere Grafen, Barone, sogar Prinzen frönten der Spielsucht und trieben die Familie in den Ruin. Hinter den sogenannten politischen Allianzen standen oft ganz andere Gründe.«
»Ich weiß, Jenny. Ob es einen oder mehrere Neu-Wikinger oder Neu-Wikingerinnen in Waldkogel gibt, werden Martin und Sascha herausfinden«, sagte Tim.
»Das werden sie. Das mit der Impfung, wie sich Martin ausgedrückt hatte, ist mir allerdings nicht ganz klar«, sagte Jenny nachdenklich.
»Ich will es deutlicher sagen. Eine Impfung gegen Müdigkeit ist ausgemachter Schwachsinn«, stieß Tim hervor. »So etwas habe ich noch nie gehört. Du vielleicht?«
Jenny schüttelte den Kopf und sagte: »Nein, aber ich bin medizinisch nicht so sehr bewandert. Zwar denke ich, dass Martin uns nicht belogen hat, aber er hat den wahren Grund verschleiert.«
»Genau das ist auch mein Gedanke. Das ganze Drumherum erinnert mich sehr an die Aufrufe zu Stammzellentests, wie man sie immer wieder in der Zeitung liest«, sagte Tim. Er atmete hörbar ein. »Wenn es so ist, würde es bedeuten, dass mein Großvater sehr krank ist. Wenn kein Neu-Wikinger gefunden wird, sieht es düster für ihn aus.«
»Vielleicht ist das mit den Wikingern auch erfunden?«, mutmaßte Jenny.
Sie sahen sich an und zuckten mit den Schultern.
Nach einer Weile des Schweigens, sagte Tim: »Jenny, an der Sache mit den Wikingern könnte doch etwas dran sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Martin Bürgermeister Fellbacher und Pfarrer Zandler hinters Licht führt. Fellbacher wird es überall verbreiten, dass unter den Waldkogelern nach einem Träger oder einer Trägerin des Wikinger-Gens gesucht wird. So wie ich ihn einschätze, wird er die Geschichte der Gemeinde Waldkogel umschreiben. Es wird immer betont, dass Waldkogel eine wichtige Zwischenstation war für die Pilgerströme nach Rom und ins Heilige Land. Dass einige der Pilger hier siedelten und so weiter. Fellbacher wird ein Wikinger-Kapitel zur Geschichte Waldkogels hinzufügen. Zuerst zogen die Wikinger auf ihren Streifzügen ins Innere Europas durch Waldkogel und später kamen die Pilger.«
Jenny lachte laut und sagte: »Fellbacher traue sich sogar zu, dass er ein jährliches Wikingerfest veranstaltet.«
»Genau, und er wird altes Brauchtum umdeuten. Aus der ledernen Wikingerkleidung entstanden die Lederhosen und aus den Hörnern auf den Helmen der Gamsbart. Das ist eine ganz neue Deutung«, sagte Tim und lachte.
»Lustig«, stimmte Jenny zu. »Außerdem liegen die Ursprünge jeden Brauchtums im Dunkel der Geschichte. Wer kann schon beweisen, wie das eine oder andere entstanden ist? Warum tragen beispielsweise die Burschen hier Hüte mit Gamsbart und in anderen Gegenden Wollmützen?«
»Du sagst es, Jenny. Aber jetzt mal wieder ganz ernsthaft. Ich befürchte, dass Tassilo sehr krank sein könnte, also lebensgefährlich krank. Um das zu vertuschen, wird es harmlos dargestellt. Dabei wurden die Tatsachen beschönigend umschrieben und ein bisserl verdreht,