Liebe auf den dritten Blick: Der kleine Fürst 319 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Natürlich sind die beiden füreinander bestimmt«, stellte Gräfin Rosa zu Heestum fest. Die drei Personen, an die sich diese Aussage richtete, waren offenbar ihrer Meinung, denn sie nickten einträchtig. »Da sie das aber anders sehen, müssen wir ihrem Glück allmählich ein wenig auf die Sprünge helfen«, fuhr die Gräfin fort. »Jedenfalls sehe ich das so – oder hat jemand einen besseren Vorschlag?« »Was stellst du dir denn vor?« erkundigte sich Rosas Mann, Graf Albrecht zu Heestum, zögernd. »Wie hilft man einer Liebe auf die Sprünge?« Der zweite Mann in der Runde, Jakob von Bebenburg, lächelte, weil der Graf die Frage gestellt hatte, die ihn ebenfalls bewegte. »Das hätte ich auch gern gewußt, Rosa. Unsere Kinder sind beide sehr eigenwillige Geschöpfe – Clarissa vielleicht sogar noch mehr als Bernhard. Und sie hat sich ja nun unglücklicherweise auch noch in diesen französischen Filmregisseur verliebt, wie ihr wißt. Wir haben schon mehrfach vorsichtig versucht, ihr diese Verbindung auszureden, aber das scheint sie eher zu ermutigen, erst recht daran festzuhalten.« »Aber natürlich tut es das«, rief Gräfin Rosa. »Mir scheint, ich kenne eure Tochter besser als ihr! Man darf doch Clarissa nichts ausreden wollen – im Gegenteil.« »Was willst du denn damit sagen, Rosa?« fragte Anina von Bebenburg, die bis jetzt geschwiegen hatte.
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Buchvorschau
Liebe auf den dritten Blick - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 319 –
Liebe auf den dritten Blick
Clarissa und Bernhard spielen Katz und Maus
Viola Maybach
»Natürlich sind die beiden füreinander bestimmt«, stellte Gräfin Rosa zu Heestum fest.
Die drei Personen, an die sich diese Aussage richtete, waren offenbar ihrer Meinung, denn sie nickten einträchtig.
»Da sie das aber anders sehen, müssen wir ihrem Glück allmählich ein wenig auf die Sprünge helfen«, fuhr die Gräfin fort. »Jedenfalls sehe ich das so – oder hat jemand einen besseren Vorschlag?«
»Was stellst du dir denn vor?« erkundigte sich Rosas Mann, Graf Albrecht zu Heestum, zögernd. »Wie hilft man einer Liebe auf die Sprünge?«
Der zweite Mann in der Runde, Jakob von Bebenburg, lächelte, weil der Graf die Frage gestellt hatte, die ihn ebenfalls bewegte. »Das hätte ich auch gern gewußt, Rosa. Unsere Kinder sind beide sehr eigenwillige Geschöpfe – Clarissa vielleicht sogar noch mehr als Bernhard. Und sie hat sich ja nun unglücklicherweise auch noch in diesen französischen Filmregisseur verliebt, wie ihr wißt. Wir haben schon mehrfach vorsichtig versucht, ihr diese Verbindung auszureden, aber das scheint sie eher zu ermutigen, erst recht daran festzuhalten.«
»Aber natürlich tut es das«, rief Gräfin Rosa. »Mir scheint, ich kenne eure Tochter besser als ihr! Man darf doch Clarissa nichts ausreden wollen – im Gegenteil.«
»Was willst du denn damit sagen, Rosa?« fragte Anina von Bebenburg, die bis jetzt geschwiegen hatte.
»Daß Clarissa sich durch Widerspruch erst recht angespornt fühlt, an ihrer Meinung festzuhalten. Kennt ihr diesen französischen Regisseur?«
»Ja, leider, kann ich nur sagen, sonst hätten wir ja nicht versucht einzugreifen. Wäre er ein netter und kultivierter Mensch, hätten wir uns vielleicht zurückgehalten, aber er ist aufgeblasen und eitel. Das einzige, was ihn an Clarissa wirklich fasziniert, ist ihre gesellschaftliche Stellung. Der junge Mann möchte Karriere machen und verspricht sich von der Beziehung zu einer attraktiven Adeligen, die mit vielen Künstlern in aller Welt befreundet ist, einige Vorteile. Zumindest sehe ich das so.« Anina wandte sich mit fragendem Blick an ihren Mann. »Oder übertreibe ich, Jakob? Tue ich diesem Jean-Pierre Unrecht?«
»Leider nicht«, antwortete Jakob mit düsterem Gesicht. »Selbst wenn ich mir nicht so sehr wünschen würde, daß Clarissa und Bernhard ein Paar werden, fände ich die Beziehung unserer Tochter zu diesem Mann schrecklich. Vor allem verstehe ich Clarissa nicht. Wie kann sie sich so blenden lassen – wo wir doch praktisch auf den ersten Blick gesehen haben, was für ein Mensch er ist?!«
Es war Graf Albrecht, der das Gespräch zurück zum Ausgangspunkt lenkte, indem er seine Frau fragte: »Wie stellst du dir denn unser Eingreifen in dieser Angelegenheit vor, Rosa? Wie ich dich kenne, hast du doch bestimmt schon einen Plan.«
Gräfin Rosa schüttelte den Kopf, während eine flüchtige Röte ihre Wangen überzog. Sie hatte noch immer das hellblonde feine Haar ihrer Jugend, und ihre porzellanfarbene Haut, die sie sorgfältig vor der Sonne schützte, zeigte kaum Spuren des Alters. Im vergangenen Jahr war sie fünfzig Jahre alt geworden, aber das sah ihr niemand an. Hinter ihrem zarten Äußeren verbargen sich ein starker Wille und enorme Zähigkeit, wenn es darum ging, bestimmte Ziele zu erreichen. »Nein«, erwiderte sie jetzt, »einen Plan kann man das nicht nennen, was ich vorzuschlagen habe.«
»Immerhin hast du einen Vorschlag, das dachte ich mir doch. Also, heraus mit der Sprache!« forderte der Graf seine Frau auf.
»Ich denke«, sagte Rosa nach einigen Sekunden, »daß wir Clarissa und Bernd wieder einmal zusammenbringen müßten – und zwar so, daß es wie Zufall aussieht. Die beiden haben sich seit Jahren nicht gesehen, denn bei ihrem letzten Treffen gab es diesen fürchterlichen Streit. Clarissa war ein bißchen pummelig geworden, sie hatte sich die Haare außerdem raspelkurz schneiden lassen und sah nicht sehr vorteilhaft aus. Bernd hat ihr das auf sehr uncharmante Art ständig unter die Nase gerieben. Außerdem fand er sich damals unwiderstehlich und hat mit seinen Erfolgen – tatsächlichen und eingebildeten – angegeben. Es war eine sehr unerfreuliche Begegnung.«
Sie sah einmal in die Runde und rief erstaunt: »Ja, wißt ihr das denn nicht mehr?«
»Damals war ihr letztes Treffen?« fragte Jakob ungläubig. »Das kann doch nicht sein, Rosa – das ist ja mindestens fünf Jahre her!«
»So ist es. Was ich damit sagen will: Die letzte Erinnerung, die die beiden aneinander haben, ist eine denkbar ungünstige. Und wenn wir, die liebenden Eltern, immer wieder auf die Vorzüge der einen oder des anderen hinweisen, dann lächeln sie natürlich nur mitleidig und nehmen uns nicht ernst. Sie konnten sich damals nicht ausstehen, und wir haben darüber gelacht, weil wir wußten, daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich das ändern würde. Was wir nicht ahnen konnten war, daß sie sich nach dieser unerfreulichen Begegnung so beharrlich aus dem Weg gehen würden.«
»Wenn das wirklich so ist«, murmelte Graf Albrecht, »dann bin ich dafür, deinem Vorschlag zu folgen und ein Treffen zu arrangieren.«
»Ich auch«, stimmte Jakob zu und wandte sich an seine Frau. »Was ist mit dir, Anina?«
»Ich habe nachgedacht, ob es stimmt, was Rosa behauptet – daß sich die beiden seit fünf Jahren nicht gesehen haben. Und mir fällt tatsächlich kein weiteres Treffen ein. Also bin ich natürlich ebenfalls dafür, Rosas Vorschlag anzunehmen. Aber eins sage ich euch: Es muß wirklich wie Zufall aussehen, sonst stellen die beiden sofort wieder die Stacheln auf.«
Rosa lächelte. »Oh, darüber braucht ihr euch keine Sorgen zu machen! Sofia von Kant veranstaltet zufällig in zwei Wochen einen ihrer berühmten Wohltätigkeitsbasare auf Schloß Sternberg – und sie hat Bernd dazu gebracht, als Auktionator aufzutreten für ein paar wertvolle Stücke, die versteigert werden sollen. Ihr wißt ja, daß er das schon immer gern gemacht hat. In diesem besonderen Fall wird er das zusammen mit dem kleinen Fürsten tun – es soll DIE Attraktion des Basars werden. Wenn ich Sofia einen kleinen Hinweis gebe, daß sie auch für Clarissa eine Aufgabe finden soll, dann tut sie mir diesen Gefallen sicherlich gerne.«
»Du bist genial, Rosa!« stellte Anina mit strahlendem Lächeln fest. Ihre dunklen Augen funkelten vor Vergnügen. Sie wurde jedoch gleich wieder ernst. »Sag mal, der kleine Fürst, kann er denn schon wieder öffentlich auftreten?«
»Ja, Sofia glaubt sogar, daß seine aktive Teilnahme am Basar ihm gut tun wird.«
Sie sprachen von Prinz Christian von Sternberg, der vor einigen Monaten bei einem furchtbaren Unglück beide Eltern verloren hatte – das Fürstenpaar Elisabeth und Leopold von Sternberg. Seitdem war er in die Familie seiner Tante Sofia von Kant aufgenommen worden, die eine Schwester seiner Mutter gewesen war. Sofia, ihr Mann und ihre beiden Kinder hatten schon vorher auf Sternberg gelebt, so daß der kleine Fürst zumindest nicht auch noch sein Zuhause verloren hatte.
»Armer Junge«, murmelte Anina. »Im Alter von fünfzehn Jahren Vollwaise zu werden...«
»Wieso heißt er