Der Sommer fängt im Januar an: Familie Dr. Norden 772 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Die Familie bleibt für Daniel Norden der wichtige Hintergrund, aus dem er Kraft schöpft für seinen verantwortungsvollen Beruf und der ihm immer Halt gibt. So ist es ihm möglich, Nöte, Sorgen und Ängste der Patienten zu erkennen und darauf einfühlsam einzugehen.
Familie Dr. Norden ist der Schlüssel dieser erfolgreichsten Arztserie Deutschlands und Europas.
»Stell dir vor, und dann habe ich deine Kleider angezogen und habe mit Max Schluß gemacht. Er hat noch nicht mal gemerkt, daß nicht du es warst, die da vor ihm stand«, prustete Beatrice Köllner hinter vorgehaltener Hand, als sie sich in Weinlaune an das Ereignis erinnerte, das bereits mehr als acht Jahre zurücklag. Doch statt einen Heiterkeitsausbruch bei ihrer Zwillingsschwester hervorzurufen, erntete sie nur fassungsloses Entsetzen. »Was hast du da gesagt?« Entgeistert starrte die Philologin Jeanette ihre Schwester an. »Kannst du das bitte wiederholen?« »Stell dich nur nicht an, Jeanny, das ganze ist Jahre her«, versuchte Bea, ihren Worten die Schicksalhaftigkeit zu nehmen. Mit einem Schlag war sie nüchtern geworden und erkannte in aller Klarheit den Fehler, den sie sich eben erlaubt hatte. Verzweifelt versuchte sie, ihr Tun zu rechtfertigen. »Es war das Beste für Max und dich, euch zu trennen. Du warst so unglücklich, daß ich deinen tieftraurigen Anblick nicht mehr mitansehen konnte. Nachdem dir für diesen Schritt aber die Kraft gefehlt hat, habe ich es eben übernommen«, erklärte sie kühl und ein wenig herablassend. »Und das alles, obwohl du wußtest, daß ich ein Kind von ihm erwartete? Wie konntest du so etwas tun? Max war meine große Liebe«, rief Jeanette verzweifelt. Die ganze harmonische Stimmung war mit einem Schlag dahin.
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Buchvorschau
Der Sommer fängt im Januar an - Patricia Vandenberg
Familie Dr. Norden
– 772 –
Der Sommer fängt im Januar an
Wirkliche Liebe kennt keine Jahreszeit
Patricia Vandenberg
»Stell dir vor, und dann habe ich deine Kleider angezogen und habe mit Max Schluß gemacht. Er hat noch nicht mal gemerkt, daß nicht du es warst, die da vor ihm stand«, prustete Beatrice Köllner hinter vorgehaltener Hand, als sie sich in Weinlaune an das Ereignis erinnerte, das bereits mehr als acht Jahre zurücklag. Doch statt einen Heiterkeitsausbruch bei ihrer Zwillingsschwester hervorzurufen, erntete sie nur fassungsloses Entsetzen.
»Was hast du da gesagt?« Entgeistert starrte die Philologin Jeanette ihre Schwester an. »Kannst du das bitte wiederholen?«
»Stell dich nur nicht an, Jeanny, das ganze ist Jahre her«, versuchte Bea, ihren Worten die Schicksalhaftigkeit zu nehmen. Mit einem Schlag war sie nüchtern geworden und erkannte in aller Klarheit den Fehler, den sie sich eben erlaubt hatte. Verzweifelt versuchte sie, ihr Tun zu rechtfertigen. »Es war das Beste für Max und dich, euch zu trennen. Du warst so unglücklich, daß ich deinen tieftraurigen Anblick nicht mehr mitansehen konnte. Nachdem dir für diesen Schritt aber die Kraft gefehlt hat, habe ich es eben übernommen«, erklärte sie kühl und ein wenig herablassend.
»Und das alles, obwohl du wußtest, daß ich ein Kind von ihm erwartete? Wie konntest du so etwas tun? Max war meine große Liebe«, rief Jeanette verzweifelt. Die ganze harmonische Stimmung war mit einem Schlag dahin. Wäre nicht das gebrauchte Geschirr gewesen, die benutzten Gläser, mit denen die beiden Frauen noch vor kurzer Zeit angestoßen hatten, hätte man nicht vermutet, daß bis eben schönste Einigkeit zwischen den Schwestern geherrscht hatte.
Verletzt und eifersüchtig setzte sich Beatrice zur Wehr.
»Große Liebe, pah, daß ich nicht lache. Das redest du dir jetzt ein, weil keine einzige Beziehung nach Max mehr gehalten hat. Du trauerst einem Phantom nach, meine Liebe. Aber das hätte ich mir ja denken können. Undankbarkeit ist der Welten Lohn«, erklärte sie schrill und leerte ihr Weinglas in einem Zug.
»Ich kann mich nicht daran erinnern, dich gebeten zu haben, irgend etwas für mich zu klären. Ich konnte schon immer für mich alleine sorgen. Das hast du nie ertragen, ich weiß. Du wolltest ständig die Mutterrolle einnehmen. Stets hast du dich ungebeten in mein Leben eingemischt.«
»Du warst doch froh, keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Ich habe dir nie erzählt, wie oft Max mir sein Leid über dich geklagt hat.«
»Das ist nicht wahr!« rief Jeanette entsetzt.
Doch plötzlich hielt sie inne und warf ihrer Schwester einen forschenden Blick zu. Mit einem Mal sah sie klar. »Jetzt wird mir langsam einiges klar, was ich schon lange aus meinem Gedächtnis verdrängt hatte. Du wolltest Max. Aber er hat nicht dich geliebt, sondern mich. Deshalb hast du ihn aus meinem Leben verbannt. Wenn, dann sollte ihn keine von uns haben«, sagte sie langsam aber bestimmt.
Beatrice wurde leichenblaß unter ihrer Schminke, die sie, wie auch ihre betont schicke Kleidung, von ihrer Zwillingsschwester unterschied.
Sie dachte noch über eine Antwort nach, als Jeanette plötzlich aufsprang.
»Was hast du vor?« fragte Bea tonlos.
»Ich rufe Max an.«
»Du hast seine Nummer?«
Jeanette drehte sich noch einmal um und warf ihrer Schwester einen durchdringenden Blick zu.
»Seit er so plötzlich und unverständlicherweise aus meinem Leben verschwunden ist, habe ich verfolgt, wo er ist und was er tut. Ich werde ihn anrufen. Noch heute abend.« Mit diesen Worten wollte sich Jeanette abwenden, als sie ein dünnes Stimmchen zunächst davon abhielt, ihren Plan in die Tat umzusetzen.
»Warum seid ihr so laut? Ich kann nicht schlafen, wenn ihr euch streitet«, jammerte die kleine Kiki mit müden Augen.
Als Jeanette ihre Tochter erblickte, wurde ihr ganz warm ums Herz. Sie kniete nieder und legte ihre Hände auf die schmalen Schultern des Kindes, das so gar keine Ähnlichkeit mit seinem Vater hatte.
»Es tut mir leid, wenn wir dich geweckt haben. Tante Bea und ich streiten uns nicht. Wir haben nur diskutiert. Und jetzt gehst du hübsch wieder ins Bett. Gute Nacht, meine Süße.« Sie küßte das Mädchen auf die Stirn und wollte sie ins Kinderzimmer zurückschieben.
Kiki bewegte sich jedoch nicht.
»Singst du mir noch unser Lied vor?«
»Das haben wir heute doch schon gemacht«, wehrte Jeanette diese Bitte ungeduldig ab. »Morgen gibt es wieder wie jeden Abend ›I’m singing in the rain‹. Für heute ist Schluß«, bestimmte sie resolut, und Kiki wußte, daß jeder Widerstand zwecklos war. Mit einem zärtlichen Lächeln auf den Lippen begleitete Jeanette das Kind zurück in sein Zimmer. Sie hob ihre Tochter ins Bett, deckte sie zu und küßte sie noch einmal. Dann verließ sie das Zimmer, um endlich das zu tun, was sie vorgehabt hatte.
Das, was sie schon vor Jahren getan hätte, wenn sie nur die Wahrheit geahnt hätte!
»Wer war das eben am Telefon?« fragte Julia Bley, als ihr Lebensgefährte Max mit nachdenklichem Gesichtsausdruck ins Wohnzimmer zurückkehrte.
»Wie bitte?« schreckte er aus seinen Gedanken hoch. »Ach, nichts weiter. Verwählt.«
»Dann können wir unsere Diskussion ja fortführen«, bemerkte Julia mit unerbittlichem Gesichtsausdruck.
»Ich dachte, es ist alles gesagt«, seufzte Max Lüders erschöpft. »Warum sollten wir heiraten, Julia? Ich sehe in dieser Aktion einfach keinen Sinn.«
»Nur, weil deine Freundin vor Jahren einen Rückzieher gemacht hat, ist das noch lange kein Grund, für alle Zeiten auf die Ehe zu verzichten.«
»Es geht nicht um Jeanette. Wann siehst du das endlich ein?« fragte Max gequält. Er wirkte abgespannt und müde und hatte augenscheinlich genug von der Diskussion. »Warum können wir nicht alles so lassen, wie es ist? Du willst keine Kinder, wir haben keine gemeinsame Wohnung und wollen das auch nicht, weil wir nicht enden wollen wie all die anderen spießigen Paare. Warum sollten wir dann heiraten? Es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund dafür.«
»Wenn es nicht Grund genug ist, daß ich es will, dann können wir uns ebensogut auch trennen«, behauptete Julia starrsinnig und machte dabei ganz den Eindruck eines bockigen Kindes, das seinen Willen mit aller Macht durchsetzen wollte. »Also, was ist? Heiratest du mich oder nicht?«
»Das ist Erpressung.«
»Ich will eine Antwort. Ja oder nein?«
Max war nicht bei der Sache. Der Telefonanruf spukte ihm im Kopf herum, den er eben erhalten hatte. Es kostete ihn alle Mühe, seine innere Erregung zu verbergen.
»Nein, ich will dich nicht heiraten«, antwortete er daher gedankenlos.
Julia starrte ihren Lebensgefährten ungläubig an. Mit allem hatte sie gerechnet. Nur nicht mit einer ablehnenden Antwort, die sie bis ins Innerste ihres Ehrgefühls traf. Schnaubend warf sie den Kopf in den Nacken und erhob sich stolz.
»Das war eindeutig. Ich habe verstanden.« Sie schickte ihm einen haßerfüllten Blick. »Das wirst du eines Tages bitter bereuen. Leb wohl, Max Lüders. Ich liebe dich. Aber das ist offenbar Zeitverschwendung.« Mit diesen Worten stakste sie auf hohen Absätzen aus seiner Wohnung.
Max machte keinen Versuch, Julia aufzuhalten. Er war viel zu aufgewühlt von Jeanettes Stimme, die so verzweifelt am Telefon geklungen hatte. In wenigen Stunden würde sie da sein. Neben dieser Nachricht, auf die er so viele Jahre vergeblich gewartet hatte, verblaßte alles andere. Auch die Tatsache, daß sich