Verloren im Paradies: Familie Dr. Norden 765 – Arztroman
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Die Familie bleibt für Daniel Norden der wichtige Hintergrund, aus dem er Kraft schöpft für seinen verantwortungsvollen Beruf und der ihm immer Halt gibt. So ist es ihm möglich, Nöte, Sorgen und Ängste der Patienten zu erkennen und darauf einfühlsam einzugehen.
Familie Dr. Norden ist der Schlüssel dieser erfolgreichsten Arztserie Deutschlands und Europas.
Miriam lag wach im Bett und lauschte in die Nacht, die brennenden Augen weit geöffnet. Sie war todmüde, und der Wecker würde in wenigen Stunden erbarmungslos klingeln. Doch der rasselnde Atem ihrer Tochter Steffi, der durch die dünnen Wände der kleinen Wohnung ins Schlafzimmer drang, ließ sie keinen Schlaf finden. Als das schwere Schnaufen in einen quälenden Husten überging, hielt sie nichts mehr im Bett. Seufzend schlug Miriam die Bettdecke zurück und stand fröstelnd auf. Nachts konnte sie nicht auf Eric, ihren Freund und Vater von Steffi, zählen. Der lag seelenruhig auf seiner Seite der Matratze und schlief tief und fest. Barfuß tappte Miriam über den kühlen Parkettboden. In der Dunkelheit stieß sie sich den Fuß an einer herumstehenden Schachtel und unterdrückte einen Schmerzensschrei. »Irgendwann krieg' ich zu viel hier«, schimpfte sie leise, während sie sich den schmerzenden Zeh rieb. »Warum kann dieser Mann nicht wenigstens ein bisschen aufräumen, wenn er schon so oft zu Hause ist?« Ohne weitere Zwischenfälle humpelte sie hinüber ins peinlich aufgeräumte Kinderzimmer ihrer achtjährigen Tochter Steffi. Das Mondlicht fiel durch den dünnen Vorhang ins Zimmer, und trotz des schlimmen Hustens musste Miriam lächeln. Steffi hatte ihren Sinn für Ordnung geerbt. Alle Spielsachen waren fein säuberlich in den Regalen und Schränken aufgereiht und sortiert. Nur Eric fiel in der kleinen Familie deutlich aus dem Rahmen. Wieder erschütterte ein Hustenanfall die nächtliche Stille und riss Miriam aus ihren Betrachtungen. Leise schlich sie sich ans Bett und setzte sich auf die Kante. »Steffilein, hörst du mich?«
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Dr. Norden – Retro Edition
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Buchvorschau
Verloren im Paradies - Patricia Vandenberg
Familie Dr. Norden
– 765 –
Verloren im Paradies
Wenn alle Träume Wahrheit werden
Patricia Vandenberg
Miriam lag wach im Bett und lauschte in die Nacht, die brennenden Augen weit geöffnet. Sie war todmüde, und der Wecker würde in wenigen Stunden erbarmungslos klingeln. Doch der rasselnde Atem ihrer Tochter Steffi, der durch die dünnen Wände der kleinen Wohnung ins Schlafzimmer drang, ließ sie keinen Schlaf finden. Als das schwere Schnaufen in einen quälenden Husten überging, hielt sie nichts mehr im Bett. Seufzend schlug Miriam die Bettdecke zurück und stand fröstelnd auf. Nachts konnte sie nicht auf Eric, ihren Freund und Vater von Steffi, zählen. Der lag seelenruhig auf seiner Seite der Matratze und schlief tief und fest. Barfuß tappte Miriam über den kühlen Parkettboden. In der Dunkelheit stieß sie sich den Fuß an einer herumstehenden Schachtel und unterdrückte einen Schmerzensschrei.
»Irgendwann krieg’ ich zu viel hier«, schimpfte sie leise, während sie sich den schmerzenden Zeh rieb. »Warum kann dieser Mann nicht wenigstens ein bisschen aufräumen, wenn er schon so oft zu Hause ist?«
Ohne weitere Zwischenfälle humpelte sie hinüber ins peinlich aufgeräumte Kinderzimmer ihrer achtjährigen Tochter Steffi. Das Mondlicht fiel durch den dünnen Vorhang ins Zimmer, und trotz des schlimmen Hustens musste Miriam lächeln. Steffi hatte ihren Sinn für Ordnung geerbt. Alle Spielsachen waren fein säuberlich in den Regalen und Schränken aufgereiht und sortiert. Nur Eric fiel in der kleinen Familie deutlich aus dem Rahmen. Wieder erschütterte ein Hustenanfall die nächtliche Stille und riss Miriam aus ihren Betrachtungen. Leise schlich sie sich ans Bett und setzte sich auf die Kante.
»Steffilein, hörst du mich?« flüsterte sie, und das Kind stöhnte leise. »Steffi, wach auf.« Sanft streichelte sie über die verschwitzte Stirn, auf der ein paar feuchte Haarsträhnen klebten.
»Mama? Was ist denn?«
»Ich kann nicht schlafen, weil du so husten musst. Soll ich dir einen Tee kochen?«
»Mein Hals tut so weh«, krächzte Steffi und richtete sich mühsam im Bett auf. »Und heiß ist mir auch.«
»Kein Wunder. Du hast bestimmt Fieber, du kleines Glühwürmchen. Das kommt davon, wenn man zum Schlittschuhlaufen keinen Schal anzieht.«
»Haben wir nicht gefunden«, murmelte Steffi schuldbewusst und schlüpfte ganz tief unter die Decke. »Und die Mütze auch nicht.«
»Soll das heißen, du warst gestern mit Papa ohne Schal und Mütze auf dem See?« Empört schnappte Miriam nach Luft.
»Papa hat wirklich wie verrückt gesucht, aber die Heinzelmännchen haben die Sachen zu gut versteckt.«
»Die Heinzelmännchen, soso.« Ärgerlich schüttelte Miriam den Kopf und stand auf, um in der kleinen Küche Wasser für Steffis Tee aufzusetzen. Auf dem Tisch stand noch das Geschirr vom Abendbrot. Miriam war zu müde gewesen, es abzuräumen. Eric hatte versprochen, das zu erledigen, ehe er sie mit einem liebevollen Kuss ins Bett geschickt hatte. Offenbar war ihm wieder etwas dazwischen gekommen.
»Dieser Mann ist einfach unverbesserlich«, murmelte sie vor sich hin, während sie Kräuter in eine Teekanne füllte und kochendes Wasser darübergoss. Zusammen mit zwei Tassen, einem Glas Honig und zwei Löffeln stellte sie sie auf ein Tablett und balancierte es vorsichtig durch den Flur, hinüber ins Kinderzimmer. Dort hatte es sich Steffi inzwischen im Bett gemütlich gemacht und wartete auf ihre Mutter. »Hm, das riecht gut.« Genüsslich schnupperte sie an der Kanne, aus der Kräuterduft ins Zimmer stieg.
»Na, Schnupfen scheinst du ja glücklicherweise noch nicht zu haben.«
»Kommt bestimmt noch. Glaubst du, ich kann morgen in die Schule gehen?«
»Ganz bestimmt nicht. Zuerst einmal muss Papa morgen früh mit dir zu Dr. Norden. Du weißt, wie empfindlich du bist. Eine Bronchitis ist das letzte, was wir jetzt gebrauchen können.«
»Ach, Mann, dabei haben wir grad so ein cooles Kelten-Projekt. Heute haben wir Stoffe selbst gefärbt, morgen wollten wir uns solche Kleider nähen, wie die Kelten sie hatten. Das will ich nicht verpassen.«
»Da kannst du dich bei deinem Vater bedanken. Aber wenn Dr. Norden nichts dagegen hat, kann Papa dich ja später noch hinbringen. Und jetzt trink deinen Tee, damit du wieder schlafen kannst. Bald ist die Nacht vorbei.«
Folgsam leerte Steffi ihre Tasse. Die wohltuenden Kräuter und der süße Honig verfehlten ihre beruhigende Wirkung nicht. Bald ließen die Halsschmerzen nach, das Atmen ging spürbar leichter. »Mir gehts schon viel besser«, beteuerte sie ernsthaft und ließ sich willig von Miriam zudecken.
»Das ist schön. Um einen Arztbesuch kommst du trotzdem nicht herum.«
»Macht nichts. Dr. Norden ist nett, da krieg ich immer was geschenkt.« Zufrieden kuschelte sich Steffi in ihr weiches Kissen und war wenige Augenblicke später eingeschlafen. Lächelnd betrachtete Miriam das weiche Kindergesicht, lauschte auf den viel ruhigeren Atem, ehe sie das Tablett in die Küche zurückbrachte. Ein Blick auf die leise tickende Wanduhr verriet ihr, dass sie jetzt nicht mehr ins Bett gehen musste. In etwas mehr als zwei Stunden begann ihr Frühdienst in einem großen Münchner Hotel. Sie überlegte kurz, was sie tun sollte und beschloss, Eric zu wecken, um mit ihm über Steffi und einen Besuch bei Dr. Norden zu reden. Schließlich trug er die Schuld an Steffis Erkrankung, leichtsinnig wie er war. Da war es nur eine gerechte Strafe, wenn er mal früher aufwachen und sich ihre Beschwerden anhören musste.
*
Eine halbe Stunde später saß Miriam fix und fertig angezogen am kleinen Tisch in der Küche, ihr gegenüber ein sichtlich schlecht gelaunter, verschlafener Eric. Missmutig strich er sich mit der Hand über das stoppelige Kinn, während er die Standpauke seiner Lebensgefährtin über sich ergehen ließ.
»Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?« funkelte Miriam ihn ärgerlich an. »Du weißt genau, wie empfindlich Steffi ist. Man muss das Schicksal nicht auch noch herausfordern.«
»Wenn du sie ständig in Watte packst, wird sich das niemals ändern. Ein bisschen frische Luft hat noch keinem Kind geschadet.«
»Das sage ich ja gar nicht. Aber ohne Mütze und Schal, das ist unverantwortlich bei diesem Wetter. Du siehst ja, was wir nun davon haben.«
»Was denn? Die Prinzessin schläft wie ein Engel«, murmelte Eric verständnislos, und Miriam seufzte tief und verdrehte die Augen.
»Typisch Mann. Du würdest es noch nicht mal merken, wenn neben deinem Bett eine Bombe explodieren würde. Auf jeden Fall musst du mit Steffi gleich nachher zu Dr. Norden. Ich will sicher sein, dass keine Bronchitis im Anmarsch ist.«
»Wie stellst du dir das vor? Der ganze Laden steht voll mit der Lieferung, die gestern am späten Nachmittag gekommen ist. Das Zeug muss weg sein, bis ich aufschließe.« »Dein Problem.« Miriam warf einen Blick auf die Uhr. Sie hatte die ewigen Diskussionen mit Eric gründlich satt und sehnte sich nach ihrer heilen Welt im Hotel, wo sie ihren Träumen von einem sorglosen Leben nachhängen konnte, während sie Betten frisch bezog, Bäder putzte und teure Teppiche saugte. »Ich geh dann jetzt.«
»Jetzt schon? Wollen wir nicht noch einen Kaffee miteinander trinken?« fragte Eric versöhnlich. Aber an diesem Morgen biss er bei Miriam auf Granit.
»Keine Lust. Bevor ich noch länger mit dir rumstreite, frühstücke ich lieber im Hotel.« Sie stand auf und bedachte ihren Lebensgefährten mit einem langen fragenden Blick. Was war nur geschehen mit ihnen? Wohin hatte sich die große, ewige Liebe geflüchtet, die sie sich vor mehr als zehn Jahren immer wieder flüsternd und lachend und weinend geschworen hatten? An diesem Morgen sah sie nichts weiter als einen verschlafenen unrasierten Mann mit verwuschelten Haaren, in einer ausgebeulten Schlafanzughose und mit nacktem Oberkörper. »Außerdem machst du einen reichlich ungepflegten Eindruck. Die Zeit, die du jetzt hast, kannst du gut dazu nutzen zu duschen und hier ein bisschen Ordnung zu machen.«
»Was erwartest du eigentlich von mir? Es ist noch nicht mal sechs Uhr morgens.« Eric verstand die Welt nicht mehr. Sichtlich irritiert beobachtete er Miriam, wie sie in die Winterstiefel schlüpfte und den dicken Mantel bis oben hin zuknöpfte. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, ohne dass sie ihn eines weiteren Blickes gewürdigt hatte,