Franziska bangt um Sebastian: Toni der Hüttenwirt 327 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Martin wachte auf, als ihm ein Sonnenstrahl ins Gesicht fiel. Er ärgerte sich, dass er eingenickt war. Ein Blick auf Sebastian und ein Blick auf den Überwachungsmonitor beruhigten ihn. Über Nacht war Sebastians Fieber gefallen. Seine Herzfrequenz lag im normalen Bereich. Er atmete tief und gleichmäßig. Seine Gliedmaßen waren abgeschwollen. Das war ein Hinweis, dass Sebastians Nieren wieder arbeiteten. Doktor Martin Engler seufzte. Diese Krise war überstanden. Doch er wusste, dass die nächste kommen würde. Malariaanfälle traten oft schubweise auf, in unregelmäßigen Abständen. Martin stand vom Sessel auf, den er nachts neben Sebastians Bett gestellt hatte. Sein Rücken war steif. Er streckte sich und verließ, so leise er konnte, das Krankenzimmer. In der Küche duftete es nach Kaffee. Jemand hatte ihm den Frühstückstisch gedeckt. Walli kam durch die Hintertür aus dem Garten. Sie trug einen Korb mit Tomaten. »Guten Morgen, Martin!
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Buchvorschau
Franziska bangt um Sebastian - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 327 –
Franziska bangt um Sebastian
Des Rätsels Lösung – aber dennoch spitzt sich die Lage zu!
Friederike von Buchner
Martin wachte auf, als ihm ein Sonnenstrahl ins Gesicht fiel. Er ärgerte sich, dass er eingenickt war. Ein Blick auf Sebastian und ein Blick auf den Überwachungsmonitor beruhigten ihn. Über Nacht war Sebastians Fieber gefallen. Seine Herzfrequenz lag im normalen Bereich. Er atmete tief und gleichmäßig. Seine Gliedmaßen waren abgeschwollen. Das war ein Hinweis, dass Sebastians Nieren wieder arbeiteten.
Doktor Martin Engler seufzte. Diese Krise war überstanden. Doch er wusste, dass die nächste kommen würde. Malariaanfälle traten oft schubweise auf, in unregelmäßigen Abständen.
Martin stand vom Sessel auf, den er nachts neben Sebastians Bett gestellt hatte. Sein Rücken war steif. Er streckte sich und verließ, so leise er konnte, das Krankenzimmer.
In der Küche duftete es nach Kaffee.
Jemand hatte ihm den Frühstückstisch gedeckt.
Walli kam durch die Hintertür aus dem Garten. Sie trug einen Korb mit Tomaten. »Guten Morgen, Martin! Du hast ein bisserl geschlafen.«
»Oh ja, du hättest mich wecken sollen, Walli. Peinlich, peinlich! Der behandelnde Arzt übernimmt eine Sitzwache und schläft dabei ein.«
»Mei, Martin, du bist nur ein Mensch«, schmunzelte die alte Schwanninger-Bäuerin. »Seit Tagen hast du nicht richtig geschlafen. Sebastians Krankheit zehrt an deinen Nerven. Ihm scheint es besser zu gehen, wie?«
»Ja, das hast du richtig erkannt, Walli. Der Schub ist vorbei.«
»Heißt das, Sebastian ist tatsächlich an Malaria erkrankt?«
Martin nickte. Er sammelte alle Kraft. Es fiel ihm schwer, es auszusprechen. Insgeheim war er dankbar, dass er Walli sein Herz ausschütten konnte. Auf sie war immer Verlass. Sie würde schweigen. Ihr gegenüber konnte er offen sein. »Bergmann hat sich heute Nacht gemeldet. Die Ergebnisse des Tropeninstituts belegen es eindeutig. Sebastian ist an Malaria erkrankt.«
»Dann weißt du es jetzt und kannst ihn behandeln. Aber zuerst tust du jetzt selbst etwas essen. Du siehst aus wie ein Gespenst.«
»Ich nehme nur Kaffee. Schlafen die Anderen noch?«
»Ja, Erna war zwar schon auf, aber ich habe sie wieder ins Bett geschickt. Wendy schläft noch tief und fest. Ich habe nach ihr gesehen. Die Schlaftablette scheint gut zu wirken. Katja war ebenfalls kurz auf, holte sich etwas zu trinken. Dann legte sie sich wieder hin.«
»Gut, dann bleibt mir noch eine Galgenfrist, bis alle mit Fragen auf mich einstürmen«, seufzte Martin. »Bis dahin kann ich entscheiden, wie ich es darstelle. Einfach wird es nicht.«
Walli setzte sich an den Tisch. Sie sah Martin ernst an, denn sie verstand, was er sagen wollte und ahnte nichts Gutes. »Also, Sebastian ist an Malaria erkrankt. Das hast du doch schon gestern vermutete. Jetzt hast du es Schwarz auf Weiß. Damit bist du einen Schritt weiter.«
Martin seufzte. »Walli, zu einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit wird Sebastian nicht mehr gesund werden.«
»Was soll das heißen? Meinst damit, dass er für den Rest seines Lebens chronisch krank bleibt? Mei, es gibt Millionen Patienten, die eine chronische Krankheit haben. Sie leben damit und richten sich ihren Alltag entsprechend ein. Sicher wird das für Sebastian bitter sein. Aber wenn es nicht zu ändern ist, muss er sich damit abfinden. Sebastian ist ein starker Bursche, er wird sich dreinfinden. Da bin ich mir sicher.«
Doktor Martin Engler schüttelte den Kopf. Er umklammerte den Kaffeebecher mit beiden Händen. »So meine ich das nicht«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Klar gibt es Patienten, die den Malariaerreger in sich tragen, der nach einer Akutphase vor sich hinschlummert, will ich mal sagen. Aber diese Chance gibt es bei Sebastian nicht.«
Walli runzelte die Stirn. »Was willst du damit sagen? Mei, Martin, noch sind wir hier allein. Du kannst Klartext mit mir reden. Mache endlich den Mund auf, Bub!«
»Walli, etwas zu wissen ist das Eine, aber es ist eine ganz andere Sache, es offen auszusprechen.«
»Herrgott, Martin, höre auf zu faseln! Entweder redest du oder lässt es bleiben.«
Martin nickte. Er warf einen Blick zur offenstehenden Küchentür, um sich zu überzeugen, dass niemand kam oder zuhörte. »Ich erkläre es dir, auch wenn ich damit die ärztliche Schweigepflicht verletze. Aber ich zähle dich schon seit langem zu meinem engsten medizinischem Personal«, sagte Martin. »Und wie du vorhin so treffend gesagt hast, bin ich auch nur ein Mensch. Also, kurz zusammengefasst: Sebastians Malaria ist nach aller ärztlichen Erfahrung nicht heilbar und nicht aufzuhalten. Ihn hat es voll erwischt. Der Malariatypus, an dem er erkrankt ist, ist neu, so gut wie unbekannt und sehr selten. Hinzu kommt, dass sich der Erreger ständig verändert. Diese Mutation macht es schwierig, nein, unmöglich, ein Gegenmittel zu entwickeln. Jedenfalls ist das der gegenwärtige Stand der medizinischen Forschung. Keines der zur Verfügung stehenden Medikamente gegen Malaria schlägt an. Das heißt, es gibt keine Heilung.«
Walli schwieg. Es war ihr anzusehen, dass sie das eben Gehörte in seiner ganzen Tragweite verarbeiten musste. »Nichts hilft, hast du gesagt?«, fragte sie noch einmal nach.
»Ja, das haben die Experten im Tropeninstitut in Hamburg herausgefunden. Doktor Bergmann hat seinen Kollegen dort angerufen, den er seit dem Studium kennt. Sie haben überlegt, was man tun könnte. Aber es ist wirklich so, dass es keine Heilung gibt.«
Martin schaute Walli ernst an. »Kannst du dir vorstellen, was das bedeutet?«
»Martin, heißt das, Sebastian bekommt immer wieder diese Schübe? Und danach fühlt er sich wieder gut, bis zum nächsten Mal?«
»Ja, so ist es. Die Malariaschübe können häufiger kommen oder in größeren, unregelmäßigen Abständen.«
»Dann bekommt er für einen Tag hohes Fieber und seine Hände, Arme, Beine und Füße schwellen an?«
»Ja, so ist es. Aber das sind nur die äußerlichen Symptome. Die Krankheit greift die Organe an. Sie hat in Sebastians Fall schon angegriffen, deshalb hat er diese schlechten Blutwerte. Irgendwann bekommt er massive Magen-Darm-Beschwerden. Es kann zu Krämpfen kommen. Dass seine Nieren jetzt schon zeitweilig nicht mehr richtig arbeiten, ist ersichtlich. Weiter: die Milz wird geschädigt, auch Lungenödeme treten auf«, zählte Martin mit gequälter Stimme auf. »Du weißt, auf was das alles zusammengenommen hinausläuft?«
Wallis Augen wurden feucht. Sie wischte sich die Tränen mit ihrem Stofftaschentuch fort. »Du kannst gar nichts machen? Du kannst nur zusehen?«, fragte sie.
»Natürlich werde ich ihn weiter mit den allgemeinen Malariapräparaten behandeln, die ich ihm gegeben habe. Zusätzlich wird er Antibiotika und Medizin zur Stabilisierung einzelner Organe von mir bekommen. Ich werde alles auffahren, was helfen oder den Krankheitsverlauf hinauszögern könnte. Dessen kannst du sicher sein. Aber zugleich muss ich mir vor Augen halten, dass alle Mühe vergeblich sein kann. Ich brauche dir nicht zu sagen, wie ich mich fühle.«
Walli legte ihre Hand auf Martins Hand und drückte sie. Sie wusste, dass er Trost brauchte. »Wirst du Sebastian nach München ins Klinikum verlegen?«
»Walli, das würde ich gern. Aber Sebastian weigert sich.«
»Mei, dann musst du eben warten, bis er den nächsten Schub bekommt. Dann kann ihn Leo mit dem Rettungshubschrauber nach München fliegen.«
Martin schüttelte den Kopf. »Ich habe Sebastian versprochen, dass ich ihn hierbehalte. Er will in Waldkogel bleiben, – unter dem ›Engelssteig‹.«
»Dann hast du schon mit ihm gesprochen?«
»Über die Laborergebnisse und die Prognose der Kollegen in Hamburg noch nicht. Ich habe gestern kurz mit ihm über meinen Verdacht gesprochen, dass ich auf Malaria tippe und deshalb sein Blut nach Hamburg ins Tropeninstitut geschickt habe. Er hat mir gesagt, dass ein Kollege aus der Hotelfachschule daran gestorben sei. Der Kollege hatte nach der Ausbildung in einem Hotel in den Tropen gearbeitet. Ich bin sicher, Sebastian ahnt, wie es um ihn steht.« Martin trank