Dr. Daniel 80 – Arztroman: Spiel, Satz und Tod
Von Marie Francoise
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»Gott sei Dank, da kommt Martin!« stieß Julia Magnus erleichtert hervor, als sie den roten Kombi vor dem Haus anhalten sah.
Jetzt stieg Martin Behrens aus seinem Auto und kam rasch auf Julia und ihren Verlobten Peter Wiegand zu.
»Was ist passiert?« fragte er erschrocken, als er seinen besten Freund mit blutendem Knie auf dem Boden sitzend vorfand. Eigentlich hatte er nur sehen wollen, ob Julia und Peter wieder aus dem Urlaub zurück waren.
»Peter fühlt sich nicht wohl«, antwortete Julia und betrachtete ihren Verlobten voller Besorgnis. »Als wir jetzt ins Haus gehen wollten, wurde ihm plötzlich schwindlig, und er ist gestürzt. Ich wollte ihn hineinbringen, aber allein kriege ich ihn nicht hoch.«
»Gemeinsam schaffen wir das schon«, meinte Martin, und mit seiner Hilfe gelang es Julia auch tatsächlich, Peter auf die Beine zu bringen. Kraftlos hing er in ihren Armen und ließ sich mehr zum Haus schleifen, als daß er selber ging.
»Ins Schlafzimmer«, keuchte Julia und atmete erleichtert auf, als sie Peter ins Bett verfrachtet hatten.
»Seit wann geht es ihm so schlecht?« wollte Martin wissen.
»Erst seit unserer Ankunft in München.« Julia seufzte leise. »In den letzten beiden Tagen fühlte er sich schon ziemlich mies, hatte immer Kopfschmerzen und einmal auch ziemlich heftigen Schüttelfrost, aber drüben in Kenia wollte er keinen Arzt aufsuchen.«
Martin nickte verständnisvoll. »Es hätte die Abreise vielleicht erschwert.« Er sah Peter an. »Aber jetzt solltest du umgehend euren Hausarzt informieren.« Er blickte sich wie suchend um. »Hast du einen Verbandskasten?«
Julia nickte. »Im Bad.«
»Gut, dann werde ich erst mal sein Knie verarzten,
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Dr. Daniel 80 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 80 –
Spiel, Satz und Tod
Marie Francoise
»Gott sei Dank, da kommt Martin!« stieß Julia Magnus erleichtert hervor, als sie den roten Kombi vor dem Haus anhalten sah.
Jetzt stieg Martin Behrens aus seinem Auto und kam rasch auf Julia und ihren Verlobten Peter Wiegand zu.
»Was ist passiert?« fragte er erschrocken, als er seinen besten Freund mit blutendem Knie auf dem Boden sitzend vorfand. Eigentlich hatte er nur sehen wollen, ob Julia und Peter wieder aus dem Urlaub zurück waren.
»Peter fühlt sich nicht wohl«, antwortete Julia und betrachtete ihren Verlobten voller Besorgnis. »Als wir jetzt ins Haus gehen wollten, wurde ihm plötzlich schwindlig, und er ist gestürzt. Ich wollte ihn hineinbringen, aber allein kriege ich ihn nicht hoch.«
»Gemeinsam schaffen wir das schon«, meinte Martin, und mit seiner Hilfe gelang es Julia auch tatsächlich, Peter auf die Beine zu bringen. Kraftlos hing er in ihren Armen und ließ sich mehr zum Haus schleifen, als daß er selber ging.
»Ins Schlafzimmer«, keuchte Julia und atmete erleichtert auf, als sie Peter ins Bett verfrachtet hatten.
»Seit wann geht es ihm so schlecht?« wollte Martin wissen.
»Erst seit unserer Ankunft in München.« Julia seufzte leise. »In den letzten beiden Tagen fühlte er sich schon ziemlich mies, hatte immer Kopfschmerzen und einmal auch ziemlich heftigen Schüttelfrost, aber drüben in Kenia wollte er keinen Arzt aufsuchen.«
Martin nickte verständnisvoll. »Es hätte die Abreise vielleicht erschwert.« Er sah Peter an. »Aber jetzt solltest du umgehend euren Hausarzt informieren.« Er blickte sich wie suchend um. »Hast du einen Verbandskasten?«
Julia nickte. »Im Bad.«
»Gut, dann werde ich erst mal sein Knie verarzten, während du mit dem Arzt telefonierst.«
Julia zögerte. »Es ist Samstag.«
»Na und?« entgegnete Martin, dann wies er auf Peter. »Ich glaube nicht, daß sein Zustand ein weiteres Abwarten zuläßt. Ruf’ bei Dr. Daniel an. Seine Frau ist Allgemeinmedizinerin, ich weiß aus Erfahrung, daß sie auch am Wochenende anstandslos Hausbesuche macht – genau wie ihr Mann. Damit sparst du dir den telefonischen Umweg über die Rettungsleitstelle und hast überdies auch noch schneller einen Arzt zur Hand, als wenn die den Bereitschaftsarzt informieren. Außerdem weiß man dann nie, wen man gerade bekommt.«
»Du hast recht«, stimmte Julia zu. »Frau Dr. Daniel ist ja auch unsere Hausärztin.«
»Um so besser«, urteilte Martin.
Julia seufzte. »Trotzdem widerstrebt es mir, sie am Wochenende zu belästigen.«
»Du kannst ja auch in der Waldsee-Klinik anrufen«, schlug Martin vor, obwohl er ihre Bedenken eigentlich nicht teilte. In seinen Augen war Peter ein Notfall, und Frau Dr. Daniel wäre mit Sicherheit die Letzte, die ärgerlich reagieren würde, wenn sie zu einem Notfall gerufen wurde.
Martin ging nun ins Bad hinüber, um aus dem Arzneischrank Desinfektionsmittel und Verband zu holen. Bis er ins Schlafzimmer zurückkehrte, war Julia schon am Telefon.
»Peter«, sprach Martin seinen Freund an.
Langsam öffnete dieser die Augen.
»Ich fühle mich ganz entsetzlich«, flüsterte er verzweifelt.
Martin nickte. »Das sieht man dir auch an. Ich werde jetzt dein Knie versorgen, und ich schätze, bis in einer Viertelstunde wird Frau Dr. Daniel hier sein. Sie kann dir bestimmt helfen.« Er desinfizierte die Wunde und erkannte dabei, daß es sich nur um eine oberflächliche Abschürfung handelte. Um so erstaunlicher war es, daß diese so heftig blutete. Gewissenhaft legte Martin den Verband an, dann blickte er besorgt auf seinen Freund hinunter. Peter war nicht empfindlich oder gar wehleidig. Er mußte sich also wirklich miserabel fühlen.
Gewohnheitsmäßig fuhr sich Martin mit einer Hand über den gepflegten Schnauzbart, als er plötzlich etwas Feuchtes spürte.
»Ich bin ja ganz voller Blut«, murmelte er, ging ins Bad hinüber, wusch sich Hände und Gesicht und kehrte dann zu Peter zurück, der in diesem Moment von heftigem Schüttelfrost ergriffen wurde.
Fürsorglich breitete Martin eine weitere Decke über ihn und hoffte inständig, daß Julia Frau Dr. Daniel telefonisch erreichen würde. Peter brauchte dringend einen Arzt.
*
Dr. Robert Daniel und seine Frau Manon hatten sich gerade zu einem kleinen Spaziergang an den Waldsee entschlossen, als das Telefon klingelte. Mit einem tiefen Seufzer sah Dr. Daniel den Apparat an.
»Sollen wir, oder sollen wir nicht?« erkundige er sich bei seiner Frau, obwohl das eigentlich für beide gar keine Frage war. Niemals hätten sie das Klingeln des Telefons einfach ignoriert.
»Macht ihr nur euren Spaziergang«, mischte sich nun Dr. Daniels verwitwete Schwester Irene ein, die hier in der Villa den Haushalt führte. »Ich geh ran.«
Das tat sie dann auch, doch Dr. Daniel und Manon warteten in stummem Einvernehmen an der Tür, ob es sich um einen Notfall handelte oder vielleicht nur um eine Auskunft, die Irene ebenfalls geben konnte.
An Irenes Antworten und dem beinahe hilfesuchenden Blick, den sie Manon zuwarf, erkannten die beiden Ärzte sofort, daß es wohl doch eher ein Notfall war.
»In diesem Fall ist es wohl wirklich besser, wenn Sie mit meiner Schwägerin persönlich sprechen«, sagte Irene da auch schon und gab den Telefonhörer an Manon weiter.
»Julia Magnus«, gab sich die Anruferin zu erkennen. »Es tut mir leid, daß ich Sie am Samstagnachmittag zu Hause störe, aber mein Verlobter fühlt sich nicht wohl. Wir sind vor drei Stunden aus Kenia zurückgekommen, und seitdem sind die Kopfschmerzen, an denen er schon seit zwei Tagen leidet, immer schlimmer geworden. Sie kennen Peter ja auch – er ist alles andere als wehleidig. Ich mache mir große Sorgen um ihn.«
»Ich komme sofort zu Ihnen, Fräulein Magnus«, versprach Manon, dann legte sie auf.
»Magnus«, wiederholte Dr. Daniel. »War das Tinas Schwester?«
Seine Frau nickte. »Ich dachte eigentlich, daß sie und ihr Verlobter in England wären. Immerhin steht Tina morgen im Finale von Wimbledon. Tina und ihre Schwester sind doch ein Herz und eine Seele, da erstaunt es mich, daß sie das Turnier verpaßt und statt dessen Urlaub in Afrika gemacht haben.«
Während sie sprach, hatte sie ihre Arzttasche geholt und griff nun entschlossen nach dem Autoschlüssel.
»Ich fahre dich«, bot Dr. Daniel spontan an, dann lächelte er. »Vielleicht können wir nach diesem unverhofften Hausbesuch unseren Spaziergang doch noch machen.«
»Das wäre schön«, meinte Manon, küßte ihn zärtlich und verließ an seiner Seite die stattliche Villa, die am Ende des Kreuzbergwegs stand und außer der geräumigen Wohnung der Daniels als Gynäkologe und seine Frau halbtags als Allgemeinmedizinerin tätig war.
Zehn Minuten später hielt Dr. Daniel den Wagen vor dem schmucken Einfamilienhaus an, das eigentlich der jungen Tennisspielerin Tina Magnus gehörte. Leider verhinderte ihre Karriere, daß sie sich allzu oft in Steinhausen aufhielt, deshalb hatte sie das Haus ihrer Schwester und deren Verlobtem zur Verfügung gestellt und begnügte sich während der wenigen Tage, die sie hier verbringen konnte, mit der geräumigen Einliegerwohnung im ersten Stockwerk – abgesehen davon, daß sich die Schwestern viel zu gut verstanden, um auf einer derartigen räumlichen Trennung zu bestehen. Die knapp bemessene