Dr. Daniel 61 – Arztroman: Ein Freund, der keiner war
Von Marie Francoise
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Niedergeschlagen kam Annemarie Demel nach Hause und ließ sich kraftlos auf das kleine Sofa fallen. Nahezu fünf Wochen war es her, seit sie von München weg aufs Land gezogen war. Fünf Wochen, in denen sie vergeblich nach Arbeit gesucht hatte.
Dabei war sie eigentlich eine reiche junge Frau – sie hatte nur nichts davon. Ihr Vater hatte ihr bei seinem Tod nur eine kleine Summe hinterlassen, das restliche Vermögen war bis zu Annemaries dreißigstem Geburtstag fest angelegt. Sie würde also erst in neun Jahren darüber verfügen können.
Sie seufzte tief auf. Noch immer konnte sie nicht verstehen, warum ihr Vater das getan hatte. Sie war nicht verschwenderisch, vermutlich weil sie in finanzieller Hinsicht noch nie verwöhnt worden war. Ihr hätte es ja genügt, so unabhängig zu sein, daß sie nicht so verzweifelt auf eine Arbeitsstelle angewiesen gewesen wäre, doch ohne ihren eigenen Verdienst konnte sie sich höchstens noch drei oder vier Monate über Wasser halten.
Sie hörte, wie sich der Schlüssel im Schloß drehte und dann die vertraute männliche Stimme ertönte.
»Annemie?«
Ein glückliches Lächeln huschte über Annemaries Gesicht, als sie aufstand und aus dem Wohnzimmer ging, um ihren Freund zu begrüßen.
»Franzl.« Sie umarmte und küßte ihn, als hätte sie ihn wochenlang nicht gesehen, dabei trafen sie sich fast täglich.
»Du siehst ziemlich geschafft aus«, stellte Franz Baumgartner fest, als er Annemarie prüfend musterte.
Sie nickte. »Das bin ich auch.« Mit einem tiefen Seufzer lehnte sie sich gegen ihren Freund. »Vielleicht hätte ich doch in München bleiben sollen. Manchmal kommt es mir vor, als hätten alle, die
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Dr. Daniel 61 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 61 –
Ein Freund, der keiner war
Marie Francoise
Niedergeschlagen kam Annemarie Demel nach Hause und ließ sich kraftlos auf das kleine Sofa fallen. Nahezu fünf Wochen war es her, seit sie von München weg aufs Land gezogen war. Fünf Wochen, in denen sie vergeblich nach Arbeit gesucht hatte.
Dabei war sie eigentlich eine reiche junge Frau – sie hatte nur nichts davon. Ihr Vater hatte ihr bei seinem Tod nur eine kleine Summe hinterlassen, das restliche Vermögen war bis zu Annemaries dreißigstem Geburtstag fest angelegt. Sie würde also erst in neun Jahren darüber verfügen können.
Sie seufzte tief auf. Noch immer konnte sie nicht verstehen, warum ihr Vater das getan hatte. Sie war nicht verschwenderisch, vermutlich weil sie in finanzieller Hinsicht noch nie verwöhnt worden war. Ihr hätte es ja genügt, so unabhängig zu sein, daß sie nicht so verzweifelt auf eine Arbeitsstelle angewiesen gewesen wäre, doch ohne ihren eigenen Verdienst konnte sie sich höchstens noch drei oder vier Monate über Wasser halten.
Sie hörte, wie sich der Schlüssel im Schloß drehte und dann die vertraute männliche Stimme ertönte.
»Annemie?«
Ein glückliches Lächeln huschte über Annemaries Gesicht, als sie aufstand und aus dem Wohnzimmer ging, um ihren Freund zu begrüßen.
»Franzl.« Sie umarmte und küßte ihn, als hätte sie ihn wochenlang nicht gesehen, dabei trafen sie sich fast täglich.
»Du siehst ziemlich geschafft aus«, stellte Franz Baumgartner fest, als er Annemarie prüfend musterte.
Sie nickte. »Das bin ich auch.« Mit einem tiefen Seufzer lehnte sie sich gegen ihren Freund. »Vielleicht hätte ich doch in München bleiben sollen. Manchmal kommt es mir vor, als hätten alle, die an den umliegenden kleinen Kliniken arbeiten, eine Stellung auf Lebenszeit.«
Zärtlich streichelte Franz über ihr langes, dunkelblondes Haar. »Du warst in München schon ein halbes Jahr arbeitslos.« Aufmunternd lächelte er sie an. »Hab Geduld, Liebes, du wirst bestimmt wieder Arbeit finden.«
»Ja, aber wann?« Annemarie schüttelte traurig den Kopf. »Heute war ich im hiesigen Kreiskrankenhaus. Der Chefarzt war sehr nett, aber er konnte mir auch keine Hoffnungen auf eine bald freiwerdende Stelle machen. Das gesamte Münchner Umland habe ich schon abgegrast…« Sie zuckte die Schultern. »Es ist hoffnungslos.«
»Warst du schon in der Waldsee-Klinik?« wollte Franz wissen. »Die hat einen erstklassigen Ruf.« Er lächelte. »Ich selbst habe da noch keine Erfahrungen sammeln können, weil ich glücklicherweise noch nie so krank war, daß ich ein Krankenhaus benötigt hätte.«
Annemarie lächelte ihn an. »Sei froh.« Dann schüttelte sie wieder den Kopf. »In der Waldsee-Klinik ist bestimmt keine Stelle frei. Eine Freundin von mir arbeitet dort – Bianca Behrens. Wir haben zusammen unsere Ausbildung gemacht und sogar zwei Jahre am gleichen Krankenhaus in München gearbeitet, aber dann wurde die Waldsee-Klinik gebaut, und Bianca hat sich sofort dort beworben.« Sie seufzte. »Ich schätze, sie hat den Absprung rechtzeitig geschafft, und ich muß es jetzt büßen, weil ich damals ein großes Krankenhaus der Waldsee-Klinik vorgezogen habe.«
»Ich glaube nicht, daß du es so sehen kannst«, entgegnete Franz. »Die Kündigung, die dich und etliche andere Krankenschwestern getroffen hat, kam allgemein sehr überraschend. Niemand konnte damit rechnen…« Er stockte, griff an seinen Kopf und taumelte ein wenig.
Erschrocken sah Annemarie ihn an. »Was hast du, Franzl? Ist dir nicht gut?«
»Ich weiß nicht recht«, murmelte er. »In letzter Zeit scheint mein Kreislauf ein bißchen labil zu sein.« Er winkte ab. »Wahrscheinlich brüte ich nur eine Erkältung aus. Die halbe Firma ist ja schon krank.« Er lächelte Annemarie an. »Jedenfalls ist es nichts, worüber du dir Sorgen machen müßtest.«
Aufmerksam betrachtete Annemarie ihn. »Du siehst tatsächlich ein bißchen blaß aus.« Sanft streichelte sie sein Gesicht. »Was hältst du davon, wenn du dich hinlegst und so richtig von mir verwöhnen läßt?«
Franz grinste. »Aha, jetzt muß ich also deine Arbeitslosigkeit ausbaden. Weil du keine Patienten zu versorgen hast, nimmst du mich als Ersatz.«
»Quatschkopf«, murmelte Annemarie zärtlich. »Ich spiele hier nicht die Krankenschwester, sondern spreche als Freundin, Fast-Verlobte und Ehefrau in spe zu dir.«
»Meine Güte!« lachte Franz. »So viel bist du schon für mich?« Er nahm sie in die Arme und küßte sie liebevoll. »Ich glaube, da müssen wir einiges ändern. Vielleicht sollten wir die Freundin vergessen und aus der Fast-Verlobten eine wirkliche Verlobte machen.«
»Du bist verrückt«, urteilte Annemarie. »Gerade jetzt, wo ich arbeitslos bin…«
»Das ist ja nun wirklich kein Grund, die Verlobung ausfallen zu lassen«, fiel Franz ihr ins Wort. »Weißt du was, wir beide gehen am Samstag ganz fein aus und feiern eine stille Verlobung. Und wenn du weiterhin keine Arbeit findest, heiraten wir, und ich mache dich zur Mutter. Damit hättest du sicher einen Beruf, der dich voll und ganz ausfüllen würde.«
Glücklich schmiegte sich Annemarie an ihn. »Du weißt genau, wie du Träume wahr werden lassen kannst.« Dann seufzte sie. »Allerdings wird es nicht ganz so einfach sein. Nur mit deinem Verdienst…«
Behutsam legte Franz ihr einen Finger auf den Mund. »Geld ist nicht das Wichtigste im Leben.«
»Wenn man es hat«, ergänzte Annemarie trocken, dann lehnte sie sich wieder an Franz. »Manchmal verstehe ich wirklich nicht, weshalb mir mein Vater kein bißchen finanzielle Sicherheit verschafft hat. Er hätte die Möglichkeit dazu gehabt, und er wußte auch, daß ich das Geld niemals sinnlos verpraßt hätte.«
»In neun Jahren sieht alles ganz anders aus«, tröstete Franz sie, dann grinste er wieder. »Warte nur, da lasse ich mich dann von dir aushalten.«
Annemarie mußte lachen. »Dazu wärst du genau der Richtige. Seit wir zusammen sind, hast du mich nicht ein einziges Mal bezahlen lassen, wenn wir ausgegangen sind, dabei gab es Zeiten, in denen ich besser verdiente als du.«
Da nahm Franz sie zärtlich in die Arme. »Geld ist mir nicht wichtig. Wichtig bist bloß du.« Er küßte sie. »Wann heiraten wir?« raunte er ihr ins Ohr, lachte leise und fügte hinzu: »Auf diese Weise würden wir immerhin schon eine Miete sparen.«
Annemarie lächelte zu ihm hinauf. »Optimist.«
»Aus deinem Mund klingt das fast wie eine Beleidigung«, meinte Franz und küßte sie, dann wurde er wieder ernst. »Ich weiß genau, wie unsere finanzielle Lage nach einer Hochzeit zumindest in den ersten Jahren aussehen würde, aber es wäre durchaus zu schaffen. Meine Wohnung in Steinhausen ist günstiger als diese hier.«
»Ja, aber auch kleiner«, entgegnete Annemarie. »Wenn du gleich an eine Familie denkst, wird es da bald ziemlich eng werden.« Sie schüttelte den Kopf. »Du kannst es drehen und wenden, wie du willst, Franz, ich muß zuerst wieder eine Arbeit finden. Wir sind jung, haben also genügend Zeit. Wenn wir ein bißchen was auf der hohen Kante haben, ist es noch früh genug um zu heiraten und Kinder zu haben. Auf das Erbe meiner Eltern will ich nicht warten. An meinem dreißigsten Geburtstag möchte ich lieber schon Mutter sein, als dann erst mit dem Kinderkriegen anzufangen.«
Zärtlich stupste Franz sie an der Nase. »Das ist wieder mal meine umsichtige und vernünftige Annemie. Ich wäre impulsiver…