Sprich mir nicht von Liebe: Dr. Norden Gold 105 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Ihr Onkel hat ausdrücklich nach Ihnen verlangt.« Dr. Daniel Nordens Stimme war leise, aber sehr ernst, als er dem Neffen des Unternehmers Johann Höppner gegenüberstand. »Die lichten Momente sind selten geworden. Er erwartet Sie.« Edmund setzte eine betrübte Miene auf und nickte ernst. »Ich finde es bewundernswert, wie Sie sich für meinen Onkel engagieren, obwohl er hier in der Klinik hervorragend aufgehoben ist.« »Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Herr Höppner ist seit vielen Jahren mein Patient. Schon mein Vater behandelte ihn. Deshalb empfinde ich es als meine Pflicht, ihm in diesen schweren Stunden beizustehen. Aber Sie sollten jetzt wirklich zu ihm gehen. Später ist immer noch Zeit für ein Gespräch unter vier Augen.« Der Arzt nickte dem Medizinstudenten zu, der sich gleich darauf auf den Weg zur Intensivstation machte. Nur unter größten Schutzvorkehrungen konnte Edmund das Zimmer betreten, in dem sein Onkel dem Tod entgegendämmerte. Als er ans Bett des Sterbenden trat, öffnete der die Augen und blickte seinen Neffen überraschend klar an. Sogar ein Lächeln streifte sein Gesicht. »Eddie, wie gut, dich noch einmal zu sehen. Setz dich doch«, flüsterte Johann mit schwacher Stimme.
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Chefarzt Dr. Norden
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Buchvorschau
Sprich mir nicht von Liebe - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Gold
– 105 –
Sprich mir nicht von Liebe
Patricia Vandenberg
»Ihr Onkel hat ausdrücklich nach Ihnen verlangt.« Dr. Daniel Nordens Stimme war leise, aber sehr ernst, als er dem Neffen des Unternehmers Johann Höppner gegenüberstand. »Die lichten Momente sind selten geworden. Er erwartet Sie.«
Edmund setzte eine betrübte Miene auf und nickte ernst.
»Ich finde es bewundernswert, wie Sie sich für meinen Onkel engagieren, obwohl er hier in der Klinik hervorragend aufgehoben ist.«
»Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Herr Höppner ist seit vielen Jahren mein Patient. Schon mein Vater behandelte ihn. Deshalb empfinde ich es als meine Pflicht, ihm in diesen schweren Stunden beizustehen. Aber Sie sollten jetzt wirklich zu ihm gehen. Später ist immer noch Zeit für ein Gespräch unter vier Augen.« Der Arzt nickte dem Medizinstudenten zu, der sich gleich darauf auf den Weg zur Intensivstation machte. Nur unter größten Schutzvorkehrungen konnte Edmund das Zimmer betreten, in dem sein Onkel dem Tod entgegendämmerte. Als er ans Bett des Sterbenden trat, öffnete der die Augen und blickte seinen Neffen überraschend klar an. Sogar ein Lächeln streifte sein Gesicht.
»Eddie, wie gut, dich noch einmal zu sehen. Setz dich doch«, flüsterte Johann mit schwacher Stimme. Eine Gehirnhautentzündung hatte seiner ohnehin schwächlichen Konstitution böse zugesetzt. Schon flackerte der Tod in seinen Augen.
Edmund kam der Aufforderung nach und ließ sich in sicherer Entfernung auf einen Stuhl sinken. Seinem wachsamen Blick entging nichts.
»Onkel Johann! Wie geht es dir?«
»Ich fühle das Ende, es ist nah. Deshalb habe ich dich hergebeten. Ich muss dir etwas sagen«, flüsterte Johann unter großen Mühen.
»Es ist alles gesagt. Die testamentarischen Angelegenheiten sind geklärt. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich werde mich angemessen um dein Unternehmen kümmern.«
»Das ist es, worüber ich mit dir sprechen wollte.« Johann Höppner atmete schwer. Diese Unterhaltung erforderte all seine geistigen und körperlichen Kräfte, die er noch mobilisieren konnte. »Ich habe mein Testament geändert.«
»Was hast du getan?« Angesichts dieser entsetzlichen Neuigkeit war es vorbei mit Edmunds vornehmer Zurückhaltung. »Aber es war doch alles besprochen.«
Begütigend hob der Alte die Hand und winkte ab.
»Reg dich nicht auf. Es ist das Beste so. Schließlich studierst du Medizin wie dein Vater, mein geliebter Bruder, Gott habe ihn selig, es getan hat. Er hätte es nicht gewollt, dass du wegen meines Unternehmens deinen Berufswunsch aufgibst. Die Leitung der Firma wird deshalb mein Prokurist Hannes Seewald übernehmen. Dann kannst du in Ruhe dein Studium zu Ende bringen, wie du es vor meiner Erkrankung vorhattest.«
Edmund öffnete den Mund, aber Johann gebot ihm mit einer Geste zu schweigen. »Das ist noch nicht alles. Das Wichtigste kommt noch. Edmund, du musst es wissen, ehe es zu spät ist. Ich will nicht wegen dieser Sünde ins Fegefeuer eingehen, deshalb sage ich dir jetzt die Wahrheit: Ich habe ein Kind, eine Tochter.« Höppner hielt inne und schöpfte mit einem rasselnden Geräusch Atem. Er wagte es kaum, seinem Neffen ins Gesicht zu sehen.
»Du hast eine Tochter? Aber das ist unmöglich. Diese fixe Idee muss deinem Fieberwahn entsprungen sein. Dein Gehirn funktioniert nicht mehr richtig, Onkel Johann«, rief Edmund aufgebracht. Diese Nachricht erschütterte ihn in seinen Grundfesten.
»So weit langt es schon noch«, flüsterte Johann bitter und maß seinen Neffen mit einem argwöhnischen Blick.
Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass Edmund nicht ganz unschuldig an seinem Zustand sein mochte. Aber es war zu spät, um mit dem Schicksal zu hadern. Johanns Zeit war beinahe abgelaufen, und er wusste es. Die letzten Worte brachte er nur mit Mühe hervor, Edmund konnte sie kaum verstehen.
»So viele Jahre sind vergangen, aber ich konnte sie nie vergessen. Ihr Name ist Agnes Grundhuber, eine einfache Frau aus ärmlichen Verhältnissen. Aber ich liebte sie. Du kannst dir vorstellen, dass meine Eltern gänzlich gegen diese Verbindung waren. Als Agnes mir ihre Schwangerschaft gestand, wurde ich von meinem Vater gezwungen, sie zu verlassen. Über Nacht verschwand ich aus ihrem Leben. Wir haben uns nie wiedergesehen. Das Letzte, was ich von ihr erfuhr, war, dass ich Vater einer Tochter geworden bin. Sie heißt Esther, der Stern. Danach hörte ich nichts mehr von Agnes.« Wieder holte der sterbende Mann keuchend Luft. Dieser Monolog kostete seine letzte Kraft. Aber die Wahrheit musste ans Licht, ehe es zu spät war. »Über zwei Jahrzehnte später, nachdem ich Agnes verlassen hatte, begann ich, Nachforschungen anzustellen. Leider kam mir diese Krankheit dazwischen. Das ist wohl die Strafe Gottes für mein schändliches Verhalten.« Ein eingehender Blick traf Edmund, der sich nicht bewegte. »Dabei wollte ich alles gutmachen. Jetzt bleibt mir nichts, als mein Vermögen meinem Kind, das ich nicht kenne, zu vermachen. Und ich bitte dich, es zu suchen und zu finden. Du bist der Einzige, den ich noch habe. Deshalb betraue ich dich mit dieser Aufgabe. Du sollst es nicht bereuen. Der Notar ist informiert. Er hat auch die testamentarische Verfügung.«
Johann wollte noch etwas sagen, aber seine Stimme versagte endgültig den Dienst.
Gequält von hämmernden Kopfschmerzen schloss er die Augen. Schwindel erfasste seine Sinne und schleuderte ihn zurück in den verwirrten Dämmerzustand, in dem er sich schon seit Tagen befand, und aus dem er nicht mehr erwachen sollte.
Edmund, der regungslos am Bett seines Onkels saß, starrte mit zusammengekniffenen Augen vor sich hin. So nah war er am Ziel seiner Wünsche gewesen. Alles war nach Plan verlaufen. Und nun diese Schreckensbotschaft! Jede Anstrengung war umsonst gewesen. Wie um alles in der Welt sollte er sich jetzt aus dem Schuldenberg retten, der wie eine drohende Mauer vor ihm stand und von Tag zu Tag größer wurde? Edmund seufzte tief. Wieder einmal war sein ganzes durchtriebenes Denkvermögen gefragt, um sich erneut aus dem Sumpf, in dem er sich gefangen sah, zu retten.
*
Voller Schmerz und tiefer Trauer stand Anna Ranharz am Grab ihrer Mutter. Noch hallten die Beileidsbekundungen der Trauergäste in ihren Ohren. Jetzt entfernte sich das leise Gemurmel langsam. Der Zug bewegte sich in Richtung Ausgang des kleinen Dorffriedhofs. Schon bald würden die Stimmen verklungen und Anna ganz alleine mit der schweren Bürde sein, die Agnes ihr hinterlassen hatte.
»Nun, Anna, wie fühlst du dich? Willst du nicht zur Trauerfeier gehen?«, erkundigte sich der alte Pfarrer Bauer mitfühlend, der Anna schon ihr ganzes Leben lang begleitete. Er war zu ihr getreten, und sie warf ihm einen dankbaren Blick zu.
»Mir steht nicht der Sinn nach Feiern, obwohl Mama es sich sicherlich so gewünscht hätte.«
»Trotz aller Trauer darfst du nicht vergessen, dass der Tod für Agnes eine gnädige Erlösung von ihrem schweren Leiden bedeutet. Nun hat sie endlich ihren Frieden.«
»Ich weiß das und will ja nicht undankbar sein.« Anna überlegte einen kurzen Augenblick, ob sie sich dem Pfarrer anvertrauen sollte. Die Versuchung war groß, die Bürde zu teilen. Forschend blickte sie ihm ins Gesicht. »Aber es gibt da etwas, das mir Mama ganz kurz vor ihrem Tod anvertraut hat.«
Pfarrer Bauer bedachte die junge, in Schwarz gehüllte Frau mit einem wissenden Blick.
»Du sprichst von der Vergangenheit deiner Mutter?«, fragte er dennoch vorsichtig.
»Ich spreche von meiner Halbschwester Esther.«
»Dann hat Agnes es dir also erzählt.«
»Sie wissen davon?«
»Selbstverständlich. Deine Mutter war eine gläubige Frau, die ihre Seele durch das Ritual der regelmäßigen Beichte reingewaschen hat. Ich kenne die ganze Wahrheit um deine Schwester. Und keine Sorge, deine Mutter hat mich