Rendezvous im Klinikpark: Dr. Daniel 90 – Arztroman
Von Marie Francoise
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Unruhig wälzte sich Anna Morlat im Bett herum. Der bohrende Schmerz in ihrem Unterleib wollte und wollte sie nicht einschlafen lassen. In der Dunkelheit tastete sie nach ihrer Uhr und drückte auf den Knopf, der das Zifferblatt kurz beleuchtete.
»Fünf nach zwei«, murmelte sie und ließ sich wieder in die Kissen zurücksinken.
»Was ist denn los, Anna?« brummte Thorsten Gebhardt neben ihr verschlafen.
»Nichts«, antwortete sie leise. »Das heißt… nun ja, ich habe schreckliche Bauchschmerzen.«
Seufzend drehte sich Thorsten auf die andere Seite. »Mir ist das Essen in diesem komischen Restaurant auch nicht bekommen. Ich hatte gestern abend noch zweimal Durchfall.«
Anna wollte erwidern, daß ihre Schmerzen anderer Art waren, als wenn man Durchfall bekommen würde, doch Thorsten war mit dem letzten Wort wieder eingeschlafen.
Leise stand Anna auf und tastete sich vorsichtig in das angrenzende kleine Bad.
Erst hier schaltete sie das Licht ein. Der Spiegel gab das Bild einer hübschen jungen Frau mit langem, glattem Blondhaar wider. Ausdrucksvolle dunkle Augen standen in attraktivem Kontrast dazu und gaben dem ganzen Gesicht einen besonderen Reiz.
Im Moment konnte Anna ihrem Spiegelbild allerdings nichts abgewinnen. Sie preßte beide Hände gegen ihren Bauch und setzte sich auf den Deckel der Toilette. Gedankenverloren begann sie, ihren Unterleib zu massieren. Dabei wünschte sie, sie wäre daheim und nicht hier im Urlaub in der Camargue.
Dabei hatte doch alles so schön begonnen. Thorsten und sie hatten diese Reise seit langem bis ins kleinste Detail geplant, und zumindest anfangs war alles ganz wundervoll gewesen. Sie hatten Ausflüge unternommen, manchmal aber auch nur die scheinbare Unendlichkeit
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Buchvorschau
Rendezvous im Klinikpark - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 90 –
Rendezvous im Klinikpark
Marie Francoise
Unruhig wälzte sich Anna Morlat im Bett herum. Der bohrende Schmerz in ihrem Unterleib wollte und wollte sie nicht einschlafen lassen. In der Dunkelheit tastete sie nach ihrer Uhr und drückte auf den Knopf, der das Zifferblatt kurz beleuchtete.
»Fünf nach zwei«, murmelte sie und ließ sich wieder in die Kissen zurücksinken.
»Was ist denn los, Anna?« brummte Thorsten Gebhardt neben ihr verschlafen.
»Nichts«, antwortete sie leise. »Das heißt… nun ja, ich habe schreckliche Bauchschmerzen.«
Seufzend drehte sich Thorsten auf die andere Seite. »Mir ist das Essen in diesem komischen Restaurant auch nicht bekommen. Ich hatte gestern abend noch zweimal Durchfall.«
Anna wollte erwidern, daß ihre Schmerzen anderer Art waren, als wenn man Durchfall bekommen würde, doch Thorsten war mit dem letzten Wort wieder eingeschlafen.
Leise stand Anna auf und tastete sich vorsichtig in das angrenzende kleine Bad.
Erst hier schaltete sie das Licht ein. Der Spiegel gab das Bild einer hübschen jungen Frau mit langem, glattem Blondhaar wider. Ausdrucksvolle dunkle Augen standen in attraktivem Kontrast dazu und gaben dem ganzen Gesicht einen besonderen Reiz.
Im Moment konnte Anna ihrem Spiegelbild allerdings nichts abgewinnen. Sie preßte beide Hände gegen ihren Bauch und setzte sich auf den Deckel der Toilette. Gedankenverloren begann sie, ihren Unterleib zu massieren. Dabei wünschte sie, sie wäre daheim und nicht hier im Urlaub in der Camargue.
Dabei hatte doch alles so schön begonnen. Thorsten und sie hatten diese Reise seit langem bis ins kleinste Detail geplant, und zumindest anfangs war alles ganz wundervoll gewesen. Sie hatten Ausflüge unternommen, manchmal aber auch nur die scheinbare Unendlichkeit zwischen Himmel, Erde und dem nahen Meer genossen, und vor fast einer Woche hatten sie sich nach einem romantischen Abendessen bei Kerzenlicht verlobt.
Doch dann hatte es plötzlich angefangen. Zuerst ganz harmlos. Eigentlich war es nur so ein Gefühl des Unwohlseins gewesen, das Anna auf einmal verspürt hatte. Doch dann waren diese Schmerzen gekommen… nicht unerträglich, aber sie waren eben ständig dagewesen. In dieser Nacht waren sie nun jedoch so schlimm geworden, daß Anna nicht hatte einschlafen können.
»Was tust du denn hier?«
Anna fuhr erschrocken hoch, als Thorsten so unerwartet in der geöffneten Tür erschien. Er blinzelte sie müde an.
»Ist dir schlecht?« hakte er dann nach.
Anna schüttelte den Kopf, während sie sich mühsam erhob.
»Ich glaube, du mußt mich zum Arzt bringen«, meinte sie.
»Jetzt?« fragte Thorsten entsetzt. »Es ist mitten in der Nacht! Außerdem habe ich keine Ahnung, ob es hier in diesem Dorf einen Arzt gibt.«
Anna schüttelte den Kopf. »Bis zum Morgen halte ich es schon noch aus.«
Thorsten seufzte abgrundtief. »Im Urlaub zum Arzt. Also wirklich, Anna, du hättest dir für deine Krankheit einen anderen Zeitpunkt aussuchen können.«
Sein vorwurfsvoller Ton traf sie mitten ins Herz.
»Du tust ja, als wäre ich an den Schmerzen schuld«, entgegnete sie bedrückt.
»Sei doch nicht so empfindlich«, stöhnte Thorsten. »So habe ich es ja nicht gemeint. Es ist nur… ich könnte mir im Urlaub was Schöneres vorstellen, als einen halben Vormittag beim Arzt zu sitzen. Womöglich auch noch wegen nichts und wieder nichts.«
»Ich könnte mir auch etwas Schöneres vorstellen«, betonte Anna. »Und was heißt, wegen nichts und wieder nichts? Ich bilde mir diese Schmerzen schließlich nicht ein!«
Thorsten winkte ab. »Ist ja gut.« Er drehte sich um und kehrte ins Bett zurück. Dabei grummelte er etwas Unverständliches vor sich hin.
Auch Anna legte sich wieder hin. Sie war den Tränen nahe. Vergeblich versuchte sie sich einzureden, daß Thorstens mangelndes Mitgefühl an seiner Müdigkeit lag. Sie wußte, daß sie im umgekehrten Fall besorgter gewesen wäre.
Auch am nächsten Morgen gab sich Thorsten muffig. Er fragte Anna zwar, ob sie noch Schmerzen habe, doch die junge Frau konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß er sich nur nach ihrem Befinden erkundigte, weil er hoffte, sie würde auf den Arztbesuch doch noch verzichten.
»Die Schmerzen sind jetzt immer da«, antwortete Anna leise und hatte dabei fast ein schlechtes Gewissen. »Nicht mehr ganz so schlimm wie heute nacht, aber…«
»Wir wollten heute zum Etang de Vaccares«, fiel Thorsten ihr ins Wort. »Muß dieser Arztbesuch denn wirklich sein?«
Anna kämpfte mit sich. Sie fühlte, daß das, was in ihrem Unterleib vorging, nichts Harmloses war, trotzdem gab sie jetzt nach.
»Wenn es wieder schlimmer wird, kann ich ja immer noch zum Arzt gehen«, meinte sie leise und wünschte dabei wieder, sie wäre schon zu Hause. Da wäre alles viel einfacher…
In Thorstens Gesicht ging die Sonne auf. »Prima, Liebes. Ich werde gleich dafür sorgen, daß uns zwei Pferde bereitgestellt werden. Den Etang des Vaccares kann man bloß zu Pferd richtig erkunden.«
Anna nickte. Sie hatte ein ungutes Gefühl, das sich noch verstärkte, als sie im Sattel eines der langmähnigen weißen Camargue-Pferde saß. Reiten war für ihren momentanen Zustand wohl das Schlechteste, doch sie wagte es nicht, jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Thorsten wäre sicher mehr als nur enttäuscht.
Mit zusammengebissenen Zähnen saß Anna im Sattel und wünschte sich, sie wären schon am Ziel. In einer rosaroten Wolke zog ein Schwarm Flamingos über sie hinweg, und auf dem riesigen Etang des Vaccares tummelten sich Reiher und buntschillernde Enten. Sie sah Vögel, von deren Existenz sie bisher nicht einmal etwas geahnt hatte, und der Wind trieb ihr den Salzgeschmack des Meeres auf die Lippen. Doch obwohl das alles so traumhaft schön war, konnte sich Anna nicht daran erfreuen. Die Schmerzen in ihrem Unterleib wurden immer bohrender. Jeder Schritt des Pferdes wurde für sie zur Qual.
»Schau mal, Anna«, meinte Thorsten und wies dabei nach rechts. Von der Stelle, an der sie sich gerade befanden, konnten sie den einsam über den Lagunen stehenden Leuchtturm »Le phare de la Gacholle« sehen.
»Die Camargue ist wirklich das Paradies auf Erden«, urteilte Thorsten begeistert, dann sah er Anna beinahe vorwurfsvoll an. »Was schaust du denn so griesgrämig? Gefällt es dir nicht?«
»Doch, Thorsten, es gefällt mir gut«, brachte Anna mühsam hervor. Ihr war beinahe schlecht vor lauter Schmerzen. »Es ist nur… mein Bauch… er tut wieder so schrecklich weh.«
»Ich fürchte, du bist doch ziemlich wehleidig«, hielt Thorsten ihr vor. »Das hatte ich bisher noch gar nicht bemerkt.«
Anna biß sich auf die Lippen, um nicht laut loszuweinen.
»Ich bin nicht wehleidig«, erwiderte sie, als sie einigermaßen sicher sein konnte, nicht in Tränen auszubrechen. »Die Schmerzen werden immer stärker.«
Thorstens Gesicht war anzusehen, was er dachte. Er empfand seine Verlobte bereits als Klotz am Bein und bereute schon, daß er sie überhaupt mit in den Urlaub genommen hatte. Die schönen Tage, die sie hier verlebt hatten, hatte er schon wieder vergessen, und der Gedanke, daß man in einer gut funktionierenden Partnerschaft mit dem anderen nicht nur die guten und angenehmen, sondern auch mal die weniger schönen Stunden teilen sollte, kam ihm überhaupt