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Elfenwächter (Band 3): Weg der Magie
Elfenwächter (Band 3): Weg der Magie
Elfenwächter (Band 3): Weg der Magie
eBook283 Seiten3 Stunden

Elfenwächter (Band 3): Weg der Magie

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Über dieses E-Book

Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters muss Avathandal seinen Platz im alten Rat der Elfenhauptstadt Havaris einnehmen. Eine Aufgabe, die er verabscheut, zumal die anderen Ratsmitglieder ihn nicht respektieren und nur bedingt seine Bemühungen unterstützen, die Magie des Elfenwaldes und damit seinen Clan zu retten. Auch Tris, die ihn begleitet, stößt an ihre Grenzen. Denn als Mensch kann sie sich in der Hauptstadt kaum frei bewegen und muss machtlos zusehen, wie Avathandal unter seiner Bürde zu zerbrechen droht und sich immer mehr von ihr entfernt.
Wird es ihnen unter diesen Umständen gelingen, beides zu retten? Die Magie des Waldes und ihre Liebe?
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum17. Aug. 2018
ISBN9783038960010
Elfenwächter (Band 3): Weg der Magie

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    Buchvorschau

    Elfenwächter (Band 3) - Carolin Emrich

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Informationen zum Buch

    Impressum

    Widmung

    Landkarte

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Avathandal

    Epilog

    Glossar

    Dank

    Carolin Emrich

    Elfenwächter

    Band 3: Weg der Magie

    Fantasy

    Elfenwächter Band 3: Weg der Magie

    Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters muss Avathandal seinen Platz im alten Rat der Elfenhauptstadt Havaris einnehmen. Eine Aufgabe, die er verabscheut, zumal die anderen Ratsmitglieder ihn nicht respektieren und nur bedingt seine Bemühungen unterstützen, die Magie des Elfenwaldes und damit seinen Clan zu retten. Auch Tris, die ihn begleitet, stößt an ihre Grenzen. Denn als Mensch kann sie sich in der Hauptstadt kaum frei bewegen und muss machtlos zusehen, wie Avathandal unter seiner Bürde zu zerbrechen droht und sich immer mehr von ihr entfernt.

    Wird es ihnen unter diesen Umständen gelingen, beides zu retten? Die Magie des Waldes und ihre Liebe?

    Die Autorin

    Carolin Emrich wurde 1992 in Kassel geboren. Schon als kleines Mädchen bat sie ihre Mutter, ihr nicht nur vorzulesen, sondern ihr auch das Lesen beizubringen. Sobald sie dieses beherrschte, gab es kein Halten mehr. Stapelweise wurden die Bücher verschlungen und bald schon begann sie, eigene kleine Geschichten zu Papier zu bringen. Im Alter von 15 Jahren verschlug es sie auf eine Fanfiction-Plattform, wo sie auch heute noch ihr Unwesen treibt. Im Herbst 2015 reifte dann die Idee heran, ein Buch zu schreiben. Aber vorher stellte sich die Frage: Kann ich das überhaupt? Um dieser auf den Grund zu gehen, begann sie zu plotten, und schrieb daraufhin ihr Fantasy-Debüt »Elfenwächter«.

    Weitere Jugendbücher sind derzeit dabei, Gestalt anzunehmen. Beruflich schloss Carolin Emrich im Juli 2015 ihre Ausbildung zur Industriemechanikerin erfolgreich ab. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden in Hessen.

    www.sternensand-verlag.ch

    info@sternensand-verlag.ch

    1. Auflage, August 2018

    © Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2018

    Umschlaggestaltung: Juliane Schneeweiss | julianeschneeweiss.de

    Lektorat: Martina König | Sternensand Verlag GmbH

    Korrektorat: Jennifer Papendick | Sternensand Verlag GmbH

    Landkarte: Corinne Spörri | Sternensand Verlag GmbH

    Illustrationen: Fotolia.de

    Satz: Sternensand Verlag GmbH

    ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-000-3

    ISBN (epub): 978-3-03896-001-0

    Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Für meine Familie.

    Für jeden Einzelnen von euch.

    Kapitel 1

    Und so geleite dich der Weiser an die Seite der Mutter Eelea, auf dass du an ihrer Seite sitzt und über deine Lieben wachst.«

    Die Priesterin hob die rechte Hand und legte sie auf ihre Brust. Die goldbestickte rote Robe rutschte dabei ihren Arm hinauf und entblößte seine knochigen Konturen.

    Dass die Kirche viel zu wenig Aufmerksamkeit, wie auch Lohn und Nahrungsmittel, zugeteilt bekommen hatte, war mittlerweile bekannt. Mit jedem Detail, das Maximilian Perr zutage förderte, wurde uns bewusster, dass das Kastenwesen der Vergangenheit angehören musste. Zum Glück war der neue Herrscher derselben Auffassung.

    Das Land stand noch immer unter Schock und es würde lange dauern, bis wieder ein normales Leben möglich war. Bis die Barrieren zwischen den Kasten auch in den Köpfen aufgehoben waren und die Leute wieder aufeinander zugingen.

    Aber erst mal war der Krieg gewonnen und Maximilian Perr als König angenommen. Vor allem nach der Bekanntmachung, dass er die Heldin der Schlacht – meine Freundin Lilly – zu seiner Frau nehmen würde.

    »Sprecht nun mit mir die heiligen Worte der Mutter«, forderte die Priesterin uns auf und während wir mit ihr gemeinsam das Glaubensbekenntnis sprachen und erneut dafür beteten, dass Troys Seele gut bei der Mutter ankam, schwieg Lanaya. Jeder wusste, wie die dunkelhaarige Elfin für Troy empfunden hatte, und selbst ihr Bruder Avathandal hatte sie nicht zu trösten vermocht.

    Nur ihr leises Schluchzen durchbrach die ruhigen Worte und die gedrückte Stimmung auf dem kleinen Abteil des Friedhofes, welcher speziell für Mitglieder der Königsfamilie oder besonders herausragende Persönlichkeiten reserviert war.

    Maximilian Perr hatte darauf bestanden, dass unser Freund und mein ehemaliger Lehrmeister bei den Wächtern Troy ebenfalls hier bestattet werden sollte, auch wenn sie nur sein Schwert symbolisch beisetzten.

    Sie hatten zwar versucht, Troys Leiche zu finden, aber in der Masse an Toten war das schlicht nicht möglich gewesen. Einigen Körpern war der Kopf vom Rumpf abgetrennt worden, viele waren unter Pferdeleibern zerquetscht worden, und Verbrannte gab es auch zur Genüge.

    Alles in allem sollte es eine unglaublich widerwärtige Arbeit gewesen sein, die sie schnell den Totengräbern überlassen hatten, nachdem klar geworden war, dass Troy nicht aufzufinden war.

    Nach der Zeremonie verließen wir gemeinsam den Friedhof. Lanaya lief einige Schritte vor uns, den Kopf gesenkt und die Haare in einen Knoten gebunden, der, wie ich von Avathandal erfahren hatte, üblich war, wenn eine Frau ihren Partner verloren hatte. Auch wenn er es mit einem gewissen Unterton gesagt hatte, wäre er der Letzte, der seiner Schwester die Trauer absprechen würde.

    Er sah ihr besorgt hinterher, als sie im Palast direkt in ihrem Zimmer verschwand. Sie aß zu wenig, doch wer konnte es ihr verdenken?

    Natürlich traf es uns, aber irgendwie hatten gerade Avathandal und ich eine gewisse Distanz zu Troy gehalten.

    Würden wir die Beisetzung nach menschlichem Brauch feiern, gäbe es nun einen Leichenschmaus. Ein Festessen für die Angehörigen. Aber das taten wir nicht. Die Beisetzung auf dem Friedhof war nach menschlichen Standards gestaltet gewesen, der Rest hingegen wurde elfisch gefeiert. Das hieß, dass wir uns bei Mitternacht draußen treffen und des Toten gedenken würden.

    »Wie lange hast du vor, noch hierzubleiben?«, wollte ich von Avathandal wissen, nachdem wir uns auf unser Zimmer zurückgezogen hatten.

    Es war noch nicht so richtig klar, wie wir die nächste Zeit verbringen würden. Natürlich war es unsere Pflicht, alsbald nach Havaris zu reisen, um einer weiteren Beerdigung beizuwohnen, aber das ganze Drumherum war noch nicht besprochen.

    Noch hatte Avathandal kein Wort darüber verloren, was mit mir sein würde, jetzt, wo er den Platz seines Vaters im alten Rat von Havaris einnehmen musste. Ich wusste, dass er selbst noch über der besten Lösung grübelte, da es ihm zufolge noch nie vorgekommen war, dass sich das höchste Ratsmitglied jemand anderen zur Frau genommen hatte als ein hoch angesehenes Fräulein. Eine Tochter eines anderen Ratsmitgliedes beispielsweise.

    Es wäre schon nicht gern gesehen, wenn ich mich dauerhaft in der Stadt aufhalten würde, und dann auch noch offiziell an Avathandals Seite … Ganz gleich, wie wir es betrachteten, es würde ein Problem werden. Ich würde ein Problem werden.

    »Am besten wäre es, wenn wir uns direkt morgen auf den Weg machen würden.« Avathandal hatte sich an das einzige Fenster gestellt, welches sich im Raum befand. Es war ein großes mit ausladenden Flügeln. »Wir sind so oder so lange genug unterwegs und werden den offiziellen Teil der Beerdigungszeremonie nicht mehr mitbekommen.«

    »Können wir morgen schon los?« Ich stellte mich neben ihn und ließ meinen Blick über den Hofvorplatz wandern, auf dem das geschäftige Treiben des Tages keine Pause machte, um Tote zu betrauern.

    Die Sonne stand noch hoch am Himmel und es würde dauern, bis wir uns heute Abend am Tor eintrafen, um die Beerdigung fortzusetzen.

    »Wir sollten ganz dringend schon morgen aufbrechen«, wiederholte Avathandal, ohne mich anzusehen. »Ich weiß nur noch nicht, ob Lanaya und Tian uns direkt begleiten werden. Sie müssen lediglich zu ihrem Clan zurück.«

    »Meinst du, Lanaya wird lange hierbleiben wollen?« Ich wandte mich wieder Avathandal zu, der noch immer nach draußen sah. Seine Stirn war in Falten gelegt und seine Lippen zu einem schmalen Strich gepresst.

    »Ich weiß es nicht. Sie redet doch kaum mit mir.« Seine Mundwinkel wanderten ganz kurz nach oben, aber es war kein amüsiertes Grinsen. Eher eines der bitteren Sorte.

    »Kannst du es ihr verübeln?«, wollte ich wissen, was Avathandal dazu verleitete, sich ruckartig zu mir zu drehen.

    »Ja, verdammt! Ich habe mittlerweile das Gefühl, ein Fremder für sie zu sein.«

    Wir sahen uns einen Moment schweigend an, ehe er seufzte und sich erneut zum Fenster wandte.

    »Ich frage sie später, ob sie uns begleiten wird.«

    Es machte den Eindruck, dass das Gespräch hiermit beendet war. Ich wartete trotzdem noch einen Augenblick, aber mein Gefühl täuschte mich nicht. Avathandal sagte nichts mehr dazu.

    Wieder hatte ich nicht erfahren, wie er sich die Situation in Havaris vorstellte. Glaubte er ernsthaft, dass wir dort einfach auftauchen konnten und mich auch nur irgendjemand akzeptierte? Ich sollte ihn direkt fragen, das wusste ich, aber ich hatte auch Angst vor der Antwort. Dass sie nicht so ausfiel, wie ich es mir erhoffte. Ich wollte nicht hören, dass ich nicht erwünscht war und wir uns etwas überlegen mussten oder sich unsere Wege gar trennen würden.

    Nachdem wir eine Weile nebeneinander am Fenster gestanden hatten, hielt ich es nicht mehr aus und verließ unser Zimmer. Ich brachte es nicht über mich, ihn zu fragen, und das machte unser Schweigen nur drückender.

    Die Gänge der oberen Stockwerke, in denen sich die Unterkünfte befanden, sahen für mich noch alle gleich aus und ich musste mir die Anzahl der Türen und Treppen merken, damit ich mich nicht verlief. Das Gelände um den Palast herum war da schon wesentlich übersichtlicher, was vor allem daran lag, dass er sich im Herzen von Dreikronen befand. Seine Größe war überschaubar. Zumindest war mir das gesagt worden. Ich würde mich dennoch verlaufen können.

    Ich lehnte mich an das Geländer, welches die große steinerne Treppe zur Haupthalle säumte, und blickte über den Vorhof. Es war soweit ruhig. Nur das Herumrennen der Angestellten und Dienstboten störte ein wenig, aber im Gegensatz zu den vergangenen Tagen kam es mir trotzdem sehr entspannt vor. Ich konnte mich zumindest hier frei bewegen, auch wenn bekannt war, dass ich magische Fähigkeiten besaß.

    Auch Avathandal und Lanaya wurden zwar im Auge behalten, aber bis jetzt traute sich niemand, sie öffentlich anzufeinden. Hinter vorgehaltener Hand wurde es sicher getan, dafür waren sowohl Magier als auch Elfen in diesem Land zu lange geächtet gewesen.

    Vorsicht war dennoch geboten und wir sollten nicht allein das Anwesen verlassen. Wer wusste schon, ob sich nicht eine Bewegung formatiert hatte, um gegen uns und den neuen Herrscher vorzugehen.

    Ich wusste aber auch aus erster Hand, dass es nicht unmöglich war, sich in diese Mauern zu schleichen. Wenn es also jemand wirklich auf uns abgesehen hatte, würde er sicher einen Weg finden, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

    Mit dem Gedanken an mein mögliches Ableben wollte ich mir allerdings nicht noch mehr den Tag verderben. Heute gab es noch eine Trauerfeier zu überstehen.

    Da ich mich nicht traute, ganz allein durch den weitläufigen Garten zu spazieren, blieb ich an der Treppe stehen. Ich war mir nicht sicher, wie weit ich mich auf dem Gelände bewegen konnte, denn es war teilweise doch sehr verwinkelt und abgeschieden. Einige Wachen standen zwar herum, aber ich wusste nicht genau, wo und welches Gebiet sie einsehen konnten.

    Ich verzichtete also auf einen Gang an der frischen Luft, der mir vielleicht bei meiner Entscheidung geholfen hätte, welche Geschichte ich heute Abend erzählen sollte. Es war Brauch, über den Verstorbenen zu reden und seine Erlebnisse noch einmal Revue passieren zu lassen. Ich tat mir recht schwer damit, eine geeignete Erzählung zu finden, und war sicher, dass es Avathandal ebenso ging. Wir hatten Troy nicht lange in unserer Runde gehabt und nicht viel Positives über ihn zu berichten. Schon gar keine großen gemeinsamen Erlebnisse. Aber sich zurückzuhalten und nichts zu sagen, galt als äußerst unhöflich und respektlos dem Toten gegenüber. Das wollte ich selbstverständlich nicht riskieren.

    Zu meiner Linken befand sich der vergleichsweise kleine Stall. Ich fand den Trakt sehr groß, denn es hatten viel mehr Tiere darin Platz, als bei den Wächtern im Lager gelebt hatten. Maximilian, den ich nun mit einer tiefen Verbeugung zu begrüßen hatte und mit ›Eure Hoheit‹ ansprach, hatte bei einem Rundgang nur gelacht und erklärt, dass der Stall hier lediglich für die Pferde der Gäste und solche sei, die er zu privaten Zwecken hielt.

    Am Stadtrand gab es ein richtiges Gestüt, viel größer als dieser Stall hier, in dem sogar verschiedene Rassen gezüchtet wurden. Einige eigneten sich nicht für den Krieg oder das Tragen schwer bewaffneter Männer, sondern es wurden Rennen mit ihnen ausgetragen und auf die Pferde und Reiter gewettet. Wäre Alpe noch bei mir, würde sie auch hier untergebracht sein. Aber sie war mir bei unserer Festnahme durch die Wachen des alten Königs abgenommen worden und nun wer weiß wo. Vielleicht lebte sie auch gar nicht mehr.

    Hinter mir knarrte das Tor und die zwei Wachen, die hier standen, versteiften sich sogleich.

    »Trisajia?«

    Es war Lilly. Auch sie musste ich förmlich grüßen. Die Verbeugung hatte eigentlich nichts mit denen im Clan gemeinsam und doch verschränkte ich aus der Gewohnheit die Arme vor der Brust.

    »Nicht so förmlich.« Sie grinste und strich sich dabei die Haare über die Schulter auf den Rücken. Sie waren geflochten worden. Wie viel Zeit das wohl beansprucht hatte? »Gehen wir ein Stück?«, wollte sie wissen und deutete mit dem Arm ausladend über den Platz.

    Ich nickte lediglich, während gefühlt jede Wache in der Umgebung mitbekommen hatte, dass es nun Arbeit gab. Hatten sie vorher gelangweilt dem Treiben auf dem Hof zugesehen, waren sie nun wachsamer und ließen uns nicht mehr aus den Augen. Zwei von ihnen folgten uns sogar in einigem Abstand.

    »Wie geht es dir?«, eröffnete Lilly das Gespräch.

    Ich schielte nach hinten. Hörten sie uns? »Ich hatte mich gerade wieder daran gewöhnt, dass sich Troy bei uns aufhält und einer von uns ist. Weißt du, ich fing gerade an, ihm irgendwie ansatzweise wieder zu vertrauen, und dann soll er einfach gestorben sein? Das ist nicht gerecht.«

    »Ein Krieg ist das wohl nie.« Lilly zuckte mit den Schultern. »Darf ich mit dir vorab über diese Geschichten reden, die wir heute Abend erzählen sollen?«

    Avathandal hatte mir zwar keine Anweisungen dazu gegeben, aber da er mit mir nicht darüber gesprochen hatte, zog auch ich es vor, zu schweigen.

    »Ich glaube nicht, dass wir das sollten. Ich bin mir nicht sicher, aber es wäre unklug, die Götter zu verärgern, wenn es anders wäre.«

    Meine Freundin nickte verständnisvoll. Gerade in ihrer Position war ihr die Gunst der Götter sicher besonders wichtig.

    Auch wenn Troy im Tempel bei Fallshafen recht gehabt hatte, dass die Kirche längst nicht mehr den Einfluss besaß, den sie einst innegehabt hatte, war sie doch gerade für Menschen ein Leitsymbol. Im Kloster hatten wir über die Götter und ihre Funktion gelernt, aber den Glauben nie richtig ausgelebt.

    Ich kam mir dabei falsch vor. Wie konnte ich jemandem mein Leben in die Hände legen, wenn ich eine Ausgestoßene war? Die Götter hatten diese Spaltung doch auch zugelassen. Lilly allerdings hatte keine andere Wahl, als die Weihen mitzumachen und zumindest zu versuchen, deren Ansichten zu vertreten.

    »Sehen wir uns in Zukunft noch?« Lilly war stehen geblieben und als ich mich in ihre Richtung drehte, sah sie mich besorgt an.

    »Ich weiß es nicht«, sagte ich vorsichtig, weil ich mir nicht sicher war, wie wir das anstellen sollten.

    Wir würden bald an den anderen Enden des Landes und wortwörtlich in verschiedenen Welten leben. Wie sollten wir uns besuchen kommen, wenn die Planung allein schon mehr als aufwendig war?

    »Aber dann schreibst du mir wenigstens. Wenn du es nicht wieder vergisst.« Lilly verzog den Mund gespielt tadelnd.

    Ich setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. Im Wächterlager hätte ich ihr wirklich schreiben können, aber immer war etwas anderes in meinen Fokus gerückt.

    »Versteht ihr euch denn?«, wechselte ich das Thema, während wir nun doch an der Küche vorbei in einen Teil des Gartens traten, die beiden Wachen noch immer in einiger Entfernung hinter uns.

    »Meinst du Maximilian und mich?« Lilly verschränkte die Arme hinter dem Rücken und erwiderte mit einem Nicken das Grüßen eines Mannes in offizieller Kleidung, der uns passierte.

    Mich beschlich das Gefühl, dass sie sich wider mein Erwarten doch recht wohl in ihrer Rolle fühlte.

    »Ja. Ich frage mich, wie ihr miteinander auskommt.«

    Die Vorstellung jemanden an meiner Seite zu haben, den ich nicht leiden konnte, behagte mir nicht.

    »Wir sehen uns kaum. Wir haben beide viel zu lernen, zu regeln und zu organisieren. An manchen Tagen sehen wir uns gar nicht.« Sie lächelte mich kurz an und ließ ihren Blick durch den Garten schweifen. »Schön hier, oder?«

    Ich nickte, auch wenn sie mich dabei gar nicht ansah. »Also ist das für dich in Ordnung?«

    »Ja, sicher.« Ihre Schritte verkürzten sich, ehe sie neben einem notdürftig gestutzten Busch stehen blieb. Er trug noch Blüten. Sanfte rote, die an einigen Stellen rosa wirkten. »Keine Sorge, Trisajia. Ich komme hier wirklich zurecht. Es ist nach einiger Überlegung eine gute Sache, dass ich bleibe und einen der wichtigsten Posten des Landes übernehme.« Sie grinste schelmisch und erinnerte mich damit schmerzlich an unsere doch recht unbeschwerte Kindheit im Kloster. Bevor wir erfahren hatten, welches Unrecht uns eigentlich zuteilwurde. »Was du kannst, kann ich schon lange.«

    Erst wollte ich lachen, aber dann fiel mir wieder ein, dass noch gar nicht wirklich klar war, ob ich mit nach Havaris gehen konnte. Also beließ ich es bei einem Lächeln.

    »Was ist los?« Sie setzte sich wieder in Bewegung, ließ ihren Blick dabei aber auf mir.

    »Was soll sein?«

    »Ich habe deinen Stimmungsumschwung sehr deutlich bemerkt. Ich kenne dich. Auch wenn wir bald nicht mehr sehr viel gemeinsam haben werden, kenne ich dich.«

    Nach einem Seufzen, um ein bisschen Zeit zu schinden, beschloss ich, dass ich ihr gegenüber immer ehrlich sein konnte und es wohl auch in Zukunft noch können würde. Ganz gleich, wer sie offiziell war, hier bekleidete sie nur ein Amt: das meiner besten Freundin.

    »Es ist albern«, sagte ich und im selben Moment fiel mir auf, dass das nicht nur eine Ausrede war. Mein Verhalten war ganz genau das. Je eher ich das Gespräch mit Avathandal suchte, desto mehr Zeit hatten wir, uns Gedanken zu machen.

    »Erzählst du es mir?« Sie hatte neugierig die Augenbrauen gehoben.

    »Ich … Nein … ähm …« Stammelnd verbeugte ich mich. »Es war schön, allerdings habe ich etwas zu erledigen.«

    Lilly sah mich an, als befürchtete sie, dass mit mir etwas nicht stimmte. »In Ordnung«, sagte sie schließlich und ehe sie genauer nachfragen konnte, machte ich auf dem Absatz kehrt, lief fast in unsere Begleiter, bevor ich den Weg zu dem Zimmer einschlug, das ich mir mit Avathandal teilte.

    Sieben, acht … Ich hatte immer ein wenig Angst, den falschen Raum zu erwischen. Natürlich klopfte ich und wartete, bis sich jemand zu Wort meldete. Auch Avathandal würde ich nicht einfach so überraschen, aber es war doch unangenehm, sich erklären zu müssen. Immerhin waren schon einige Tage vergangen, seit ich wieder auf den Beinen war, und da ging man davon aus, dass ich mich hier auskannte.

    »Herein«, hörte ich Avathandals Stimme gedämpft durch das dicke Holz, nachdem ich schon befürchtet hatte, dass er es nicht gehört hatte oder nicht mehr da war.

    »Ich bin es«, kündigte ich mich an, als ich eintrat.

    Es war ungewohnt, Avathandal ständig so ernst und in sich gekehrt zu sehen. Er bedachte mich nur mit einem kurzen Blick, ehe er sich wieder dem Fenster zuwandte.

    Hatte er etwa die ganze Zeit hier gestanden, während ich weg gewesen war?

    »Hör mal, Avathandal«, begann ich, damit er wieder mir seine Aufmerksamkeit schenkte. »Ich müsste da ganz dringend etwas mit dir besprechen.«

    Bevor ich es mir anders überlegen konnte, hatte er sich von der Fensterbank abgestoßen und den Raum in meine Richtung durchquert. Es reichten ein paar Schritte, bis er vor mir stand. Schatten lagen unter seinen sonst so strahlend grünen Augen. Die blonden Haare fielen

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