Fast wie im Märchen: Der kleine Fürst 298 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
hatte. sie waren beide müde. sollte er tun? war er vollkommen unterkühlt. gelegen haben? an. waren. worden war? durch einen Sturz zum Beispiel. doch recht unwahrscheinlich war. hatte. Nacht? aus dem Wald holte? Mannes zu tun hatte. zu allem möglichen fähig war. Schrecken bekommen. auch sein Bart war lang. mit Bart. der hilflos im Wald lag. mussten.
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Buchvorschau
Fast wie im Märchen - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 298 –
Fast wie im Märchen
Jetzt steht Amelie selbst vor einem Rätsel
Viola Maybach
Der Mann war schwer, schwerer,
als Ferdinand zunächst gedacht
hatte. Jetzt rächte es sich natürlich,
dass sie vorher so lange unterwegs
gewesen waren, Luna und er, denn
sie waren beide müde. Aber was
sollte er tun? Der Mann war verletzt
und bewusstlos, er hatte eine
böse Kopfwunde, und natürlich
war er vollkommen unterkühlt.
Wie lange mochte er schon im Wald
gelegen haben? Er fühlte sich eiskalt
an. Immerhin lebte er, sein
Herz schlug und er war zumindest
kurz bei Bewusstsein gewesen,
sonst hätte er nicht schreien können,
als sie endlich bei ihm angekommen
waren.
Ob er ihn für Denjenigen gehalten
hatte, von dem er niedergeschlagen
worden war? Aber vielleicht
hatte er sich seine Verletzung
ja auch auf andere Weise zugezogen,
durch einen Sturz zum Beispiel.
Wobei ein Sturz auf den Hinterkopf
in diesem ebenen Gelände
doch recht unwahrscheinlich war.
Nun rächte sich natürlich doch,
dass er sein Telefon nicht aufgeladen
hatte. Andererseits: Wen hätte
er anrufen sollen, mitten in der
Nacht? Ob es einen Notdienst gab,
der Verletzte mitten in der Nacht
aus dem Wald holte? Vermutlich,
aber er war nicht gerade scharf darauf,
in Verdacht zu geraten, dass er
selbst etwas mit der Verletzung des
Mannes zu tun hatte. Sein Anblick,
das wusste er, erschreckte manche
Leute und ließ sie glauben, dass er
zu allem möglichen fähig war. So
war es bei dem Mann, den er jetzt
zu seinem Haus trug, ja auch gewesen,
da machte er sich nichts vor:
Vermutlich hatte der Ärmste bei
seinem Anblick einen furchtbaren
Schrecken bekommen. Seine Haare
waren lang und ziemlich struppig,
auch sein Bart war lang. Er sah
nicht ein, warum er sich täglich rasieren
sollte, ihm gefiel sein Gesicht
mit Bart. Und da er ziemlich
breit und groß war, konnte er sich
schon vorstellen, wie er auf einen
Fast wie im Märchen
Jetzt steht Amelie selbst vor einem Rätsel
Roman von Viola Maybach
verletzten Mann wirken musste,
der hilflos im Wald lag. Er wirkte ja
sogar auf Menschen so, die sich
bester Gesundheit erfreuten und
keinen Grund zur Angst haben
mussten. In der kleinen Stadt, in
der er seine Einkäufe erledigte,
hatten die Einheimischen sich
längst an ihn gewöhnt, aber wenn
ihm Fremde begegneten …
Es tat ihm jedenfalls leid, dass er
dem Mann, der auch so schon
schlecht genug dran war, noch zusätzlich
einen Schrecken eingejagt
hatte.
»Ich brauche eine Pause,
Luna!«, brummte er, als sie auf
eine Bank zusteuerten.
Luna blieb sofort stehen. Ferdinand
ließ den Mann vorsichtig von
seiner Schulter auf die Bank gleiten.
Andere Verletzungen als die
Kopfwunde schien er nicht zu haben,
aber vielleicht stellte sich das
anders dar, wenn er ihn sich später
bei Licht und in Ruhe genauer ansehen
konnte. Er wachte jedenfalls
nicht auf, gab nur eine Art Seufzer
von sich. Die Wunde am Kopf blutete
nicht mehr, aber Ferdinand
hatte bereits im Schein seiner Taschenlampe
gesehen, dass er sie
gründlich würde reinigen müssen.
Das immerhin stellte kein Problem
für ihn dar, er hatte eine sehr
gut sortierte Hausapotheke und
sich überdies im Laufe der Jahre
auch recht ausgedehnte medizinische
Kenntnisse angeeignet. Wenn
man als Einsiedler im Wald lebte
und nur in eine Stadt kam, um
dringend benötigte Sachen einzukaufen
oder ein altes, kaum genutztes
Handy aufzuladen, konnte
man nicht bei jedem Wehwehchen
zu einem Arzt laufen. In den vergangenen
fast elf Jahren hatte er
dreimal einen aufsuchen müssen,
zwei dieser Termine hatte er bei einem
Zahnarzt gehabt. Er dachte
nicht gern daran zurück.
»Ich krieg dich schon wieder
hin, Kumpel«, sagte er zu dem
Mann, der darauf, wie erwartet,
nicht reagierte.
Ferdinand dehnte seinen
schmerzenden Rücken, reckte und
streckte sich nach allen Seiten. Das
tat gut. Sie hatten den größten Teil
des Weges geschafft, aber eine weitere
halbe Stunde würden sie sicherlich
noch brauchen
»Schade, dass du mir nicht tragen
helfen kannst, Luna, aber wenigstens
bist du eine gute Begleiterin.
«
Luna hatte von der Stelle aus, an
der sie den Mann gefunden hatte,
mit sicherer Spürnase schnell zurück
auf vertraute Wege gefunden.
Erst im Nachhinein war ihm bewusst
geworden, dass er ohne sie
einen größeren Umweg gemacht
hätte, weil sie in einem Teil des
Sternberger Forsts gewesen waren,
den er nicht so gut kannte.
4
Noch einmal dehnte er den Rücken,
dann lud er sich den Mann
vorsichtig wieder über die Schulter,
dieses Mal die andere. Einfacher
wäre es gewesen, er hätte den
Mann auf dem Rücken tragen können,
aber ein Bewusstloser konnte
sich ja nicht festhalten, die Möglichkeit
entfiel also.
Er stapfte wieder los, Luna lief
voraus. Sie entfernte sich nie weiter
als vielleicht zehn Meter, spätestens
dann blieb sie stehen und
wartete auf ihn. Er merkte, dass sie
sehr aufmerksam war. Witterte sie
Gefahr? Er konnte es sich nicht
vorstellen, hier im Forst war noch
nie etwas passiert. Andererseits
hatten sie den verletzten Mann gefunden.
Und wenn er tatsächlich
niedergeschlagen worden war,
dann hielten sich der oder die Täter
vielleicht noch in der Nähe auf.
Dieser Gedanke verursachte ihm
ein unbehagliches Gefühl. Er war
kein ängstlicher Mann, aber er
neigte auch nicht dazu, sich zu
überschätzen. Also war er einmal
mehr froh, dass Luna so gut aufpasste.
Sie hörte und sah mehr als
er.
Er summte leise vor sich hin, das
tat er oft. Er hatte schon als Junge
gern gesungen, einer seiner Musiklehrer
hatte ihm sogar geraten, seine
Stimme ausbilden zu lassen.
Später, als Mann, hatte er einen
schönen Bariton bekommen, aber
seine Zeit als Manager hatte ihn irgendwie
zum Verstummen gebracht.
Er sang eigentlich erst wieder,
seit er im Wald wohnte. Ob das
an den Vögeln lag, denen er so gerne
zuhörte? Ja, wahrscheinlich.
Der Mann schien mit jedem
Schritt schwerer zu werden. Hoffentlich
verschlechterte sich sein
Zustand nicht durch diesen
Marsch. Oder er starb sogar, während
er über seiner Schulter hing.
»Das wäre was!«, brummte Ferdinand.
»Dann hätten sie mich
endlich mal wieder am Wickel.«
Luna bellte leise und wedelte
mit dem Schwanz. Dann rannte sie
plötzlich los, kehrte aber gleich
wieder zurück.
»Ja, ich weiß, wir haben es gleich
geschafft«, sagte Ferdinand.
»Wenn du mich fragst, Luna: Es
wird auch höchste Zeit!«
*
Amelie hatte den großen Parkplatz
natürlich gemieden. Das bedeutete,
dass ihre Nachtwanderung
länger dauern würde, doch
das war ihr gleichgültig. Sie war
lieber vorsichtig, wusste sie doch
nicht, wie lange die Polizei und die
Spurensicherung sich auf dem
Parkplatz und dem umliegenden
Gelände aufhalten würden. Auf
keinen Fall wollte sie gesehen werden.
Sie konnte nur hoffen, dass sie
5
nicht mitten in der Nacht in den
Wald ausgeschwärmt waren, um
den Chauffeur zu suchen, doch sie
hielt das für unwahrscheinlich. Sie
würden warten, bis es hell wurde
und jetzt eher auf dem Parkplatz
und dessen näherer Umgebung
nach Spuren suchen.
Sie verschloss den Wagen und
machte sich zügig auf den Weg.
Zum