Ein Butler in Paris: Der kleine Fürst 285 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Setzen Sie sich bitte zu uns, Herr Hagedorn«, sagte Baronin Sofia von Kant, als der alte Butler die Bibliothek von Schloss Sternberg betrat. »Wir haben etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen.« »Frau Baronin, bitte gestatten Sie mir, stehen zu bleiben. Es wäre ungehörig, wenn ich …« Sofias Mann, Baron Friedrich, griff ein. »Nein, das wäre es keineswegs, Herr Hagedorn, da wir Sie ja darum bitten. Im Gegenteil, es wäre unpassend, wenn Sie stehen blieben. Es könnte nämlich ein etwas längeres Gespräch werden. Also bitte, überwinden Sie sich, und nehmen Sie Platz.« Eberhard Hagedorn, der schon seit vielen Jahren Butler im Sternberger Schloss war, zögerte noch immer, trotz der Erklärungen des Barons, denn in seinen Augen gehörte es sich nun einmal nicht, wenn Angestellte sich zu ›den Herrschaften‹ setzten. Sicher, es war in der Vergangenheit einige Male vorgekommen, aber dabei hatte es sich um besondere Momente gehandelt, absolute Ausnahmen, in denen es auch ihm angemessen erschienen war, sich über sonst unumstößliche Regeln hinwegzusetzen. Aber eine solche Ausnahme sah er derzeit nicht gegeben. Soweit er wusste, war nichts Außergewöhnliches passiert – und normalerweise war er der am besten informierte Mensch im Schloss. Alle Schlossbewohner hatten sich in der Bibliothek vor dem Kamin versammelt, denn es war vor zwei Tagen empfindlich kalt geworden. Baronin Sofia und Baron Friedrich saßen nebeneinander, eingerahmt wurden sie von ihren Kindern, der vierzehnjährigen Anna und dem siebzehnjährigem Konrad. Neben diesem hatte sein ein Jahr jüngerer Cousin Platz genommen, Sofias Neffe Christian von Sternberg, der seit dem tragischen, viel zu frühen Tod seiner Eltern im vergangenen Jahr von Sofia und Friedrich als ihr drittes Kind angesehen wurde. Christians Eltern waren Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg gewesen, ihn selbst nannten die Menschen im Sternberger Land ›der kleine Fürst‹ – er war ja noch nicht volljährig und würde den Titel seines Vaters erst mit Erreichen der Volljährigkeit übernehmen. Er war es nun, der auf den Platz neben sich wies und die Bitte seiner Tante und seines Onkels wiederholte. Eberhard Hagedorn überwand sein Unbehagen und kam der Aufforderung schließlich nach.
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Ein Butler in Paris - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 285 –
Ein Butler in Paris
Eberhard Hagedorn wird notgedrungen zum Detektiv
Viola Maybach
»Setzen Sie sich bitte zu uns, Herr Hagedorn«, sagte Baronin Sofia von Kant, als der alte Butler die Bibliothek von Schloss Sternberg betrat. »Wir haben etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen.«
»Frau Baronin, bitte gestatten Sie mir, stehen zu bleiben. Es wäre ungehörig, wenn ich …«
Sofias Mann, Baron Friedrich, griff ein. »Nein, das wäre es keineswegs, Herr Hagedorn, da wir Sie ja darum bitten. Im Gegenteil, es wäre unpassend, wenn Sie stehen blieben. Es könnte nämlich ein etwas längeres Gespräch werden. Also bitte, überwinden Sie sich, und nehmen Sie Platz.«
Eberhard Hagedorn, der schon seit vielen Jahren Butler im Sternberger Schloss war, zögerte noch immer, trotz der Erklärungen des Barons, denn in seinen Augen gehörte es sich nun einmal nicht, wenn Angestellte sich zu ›den Herrschaften‹ setzten. Sicher, es war in der Vergangenheit einige Male vorgekommen, aber dabei hatte es sich um besondere Momente gehandelt, absolute Ausnahmen, in denen es auch ihm angemessen erschienen war, sich über sonst unumstößliche Regeln hinwegzusetzen. Aber eine solche Ausnahme sah er derzeit nicht gegeben. Soweit er wusste, war nichts Außergewöhnliches passiert – und normalerweise war er der am besten informierte Mensch im Schloss.
Alle Schlossbewohner hatten sich in der Bibliothek vor dem Kamin versammelt, denn es war vor zwei Tagen empfindlich kalt geworden. Baronin Sofia und Baron Friedrich saßen nebeneinander, eingerahmt wurden sie von ihren Kindern, der vierzehnjährigen Anna und dem siebzehnjährigem Konrad. Neben diesem hatte sein ein Jahr jüngerer Cousin Platz genommen, Sofias Neffe Christian von Sternberg, der seit dem tragischen, viel zu frühen Tod seiner Eltern im vergangenen Jahr von Sofia und Friedrich als ihr drittes Kind angesehen wurde.
Christians Eltern waren Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg gewesen, ihn selbst nannten die Menschen im Sternberger Land ›der kleine Fürst‹ – er war ja noch nicht volljährig und würde den Titel seines Vaters erst mit Erreichen der Volljährigkeit übernehmen. Er war es nun, der auf den Platz neben sich wies und die Bitte seiner Tante und seines Onkels wiederholte.
Eberhard Hagedorn überwand sein Unbehagen und kam der Aufforderung schließlich nach. Allerdings blieb er auf dem vorderen Rand des schweren Ledersessels sitzen, während die anderen bequem zurückgelehnt saßen, Anna und Konrad hatten zudem die Füße weit von sich gestreckt.
Die Bibliothek war nicht nur für die Schlossbewohner und ihre Angestellten, sondern auch für viele ihrer Besucher nicht nur der schönste, sondern auch der gemütlichste Ort im Schloss: Sie bestand aus mehreren Räumen, im größten davon befand sich der Kamin. Die Bücherregale reichten bis zur Decke, die obersten Fächer ließen sich nur mit fahrbaren Leitern erreichen. Überall standen kleine Tischchen mit Leselampen, daneben die schweren alten Ledersessel, manche sogar mit Hockern, damit man die Beine hochlegen konnte. Von jenen Sesseln stand immer ein halbes Dutzend im Halbkreis vor dem Kamin, in dem Eberhard Hagedorn vor einer guten Stunde die Holzscheite entzündet hatte, so dass der Raum jetzt angenehm erwärmt war.
Ihm war noch immer unbehaglich zumute, nicht nur, weil er fand, dass er nicht hier sitzen sollte, sondern auch, weil er ahnte, dass er nichts Erfreuliches zu erwarten hatte. Einer Schuld war er sich freilich nicht bewusst, aber dass die Herrschaften eine ernsthafte Angelegenheit mit ihm erörtern wollten, war ihren Gesichtern anzusehen.
Ein Gedanke, der ihm plötzlich durchs Hirn zuckte, erschreckte ihn: Ging es etwa um Jannik, seinen Auszubildenden? Der Junge war erst neunzehn, natürlich unterliefen ihm noch Fehler, aber schlimme Patzer hatte er sich bis jetzt noch nicht geleistet. Außerdem hätte er es ihm, wäre ihm einer unterlaufen, sicherlich längst gebeichtet. Sie waren von Anfang an gut miteinander ausgekommen. Er, der frühere Einzelkämpfer, konnte sich die Arbeit ohne Jannik gar nicht mehr vorstellen. Ja, sie waren ein gutes Team geworden, zusammen mit der überaus begabten jungen Schlossköchin Marie-Luise Falkner. Diese war zwar runde zehn Jahre älter als Jannik, aber er war trotzdem unsterblich in sie verliebt und bildete sich ein, das sei sein Geheimnis. Marie-Luise und Eberhard Hagedorn ließen ihn in dem Glauben.
Oder ging es etwa um sie? War es endlich jemandem gelungen, sie abzuwerben – und es waren jetzt die Herrschaften, die ihm die schlechte Nachricht überbringen wollten, weil Marie selbst es nicht übers Herz gebracht hatte? Ihm wurde ein wenig schwindelig, als ihm aufging, wie sehr sich sein Leben ohne Jannik oder Marie verändern würde. Nur das nicht, dachte er. Bitte nicht! Alles läuft so gut …
Der Baron räusperte sich. Er war ein groß gewachsener Mann, braunhaarig, mit klassischem Profil. Dass er Mitte vierzig war, sah man ihm nicht an. »Sie werden in Urlaub fahren«, sagte er ruhig.
Im ersten Augenblick erfasste Eberhard Hagedorn den Sinn des Satzes nicht. »In Urlaub«, wiederholte er mit fragendem Unterton, als sei ihm der Sinn dieses Begriffs nicht geläufig. Ein wenig war es tatsächlich so. Urlaub war ein Fremdwort für ihn. Sein Leben fand im Schloss statt, dort fühlte er sich am wohlsten. Ihm war es immer ein Rätsel gewesen, warum andere Leute so verrückt darauf waren, weite Reisen zu machen.
»Ja, in Urlaub«, wiederholte der Baron mit fester Stimme. »Sie sagen immer, Sie brauchen keinen Urlaub, aber wir glauben, dass das nicht stimmt. Sie werden vier Wochen Urlaub machen, und Jannik wird Sie vertreten. Es ist für ihn die Möglichkeit, sich zu beweisen, und Sie werden mit frischen Kräften zurückkehren. Den Urlaub bezahlen wir Ihnen, Sie müssen uns nur noch sagen, wohin Sie gerne reisen würden.«
Eberhard Hagedorn fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Schlag auf den Kopf versetzt. »Entschuldigen Sie die Frage, Herr Baron, aber sind Sie mit mir nicht mehr zufrieden? Wollen Sie mir sagen, dass meine Leistung nachlässt und ich deshalb …«
Anna richtete sich kerzengerade auf. Sie war ein jüngeres Ebenbild ihrer Mutter mit ihrem hübschen runden Gesicht und den blonden Locken. »Sind Sie verrückt geworden, Herr Hagedorn?«, rief sie, ohne die warnenden Blicke der Baronin zu beachten. »Sternberg ohne Sie, das geht doch überhaupt nicht! Aber Sie brauchen auch mal eine Pause, sonst werden Sie irgendwann noch krank!«
Sie war die Impulsivste in der Familie, dazu neugierig und ungeduldig. Wenn ihr etwas zu lange dauerte, platzte oft aus ihr heraus, was sie dachte, ohne dass sie vorher ausreichend darüber nachgedacht hatte. Manchmal entstanden dadurch peinliche Situationen, aber oft genug sorgten ihre Einlassungen auch für Entspannung, so wie jetzt.
Eberhard Hagedorns Hände, die mit festem Griff die Sessellehnen umfasst gehalten hatten, lockerten sich ein wenig, wenn er auch nach wie vor kerzengerade auf der Sesselkante saß.
»Wir wollen, dass Sie uns noch sehr, sehr lange erhalten bleiben«, setzte die Baronin hinzu. »Und deshalb geht es nicht, dass Sie immer arbeiten, Herr Hagedorn. Auch wenn Sie denken, dass Sie keinen Urlaub brauchen: Sie werden sehen, wie gut es Ihnen tut, mal etwas anderes zu sehen, interessante Menschen