Ein Traumpaar auf dem Fürstenball: Der kleine Fürst 273 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Ich werde dich am Samstag nicht in die Oper begleiten können, meine Liebe«, sagte Frederik Graf von Süderhagen zu seiner Frau. Er tätschelte ihr kurz die Hand und verzog bedauernd das Gesicht. »Es tut mir sehr leid, ich hätte die Premiere gern gesehen, aber ich muss nach London – eine unaufschiebbare Besprechung.« Julia von Süderhagen erwiderte ruhig: »Das ist sehr schade«, bevor sie sich an ihren Sohn Henry wandte, der zum Abendessen bei seinen Eltern war. »Möchtest du mich begleiten? Ich weiß, du hast viel zu tun. Wenn du nicht kannst, gehe ich allein.« Henry warf seinem Vater einen kurzen, zornigen Blick zu, den Frederik jedoch nicht zu bemerken schien, wie üblich. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war seit langem angespannt. »Am Samstag ist der Frühlingsball im Sternberger Schloss, Mama. Wenn ich gewusst hätte, dass du allein zur Premiere gehen musst, hätte ich die Einladung zum Ball abgesagt.« Henrys Eltern wohnten in einem Vorort von Stuttgart, er selbst hatte eine Wohnung in der Innenstadt. Auch Julia und Frederik waren nach Sternberg eingeladen worden, hatten aber absagen müssen, da es Julias Mutter Ursula zurzeit nicht gut ging und sie die alte Dame auf keinen Fall ein ganzes Wochenende lang allein lassen wollte. Henrys Großmutter lebte im Haus ihrer Tochter und ihres Schwiegersohns. Sie war nach einer Lungenentzündung, die sie gerade erst überstanden hatte, noch bettlägerig, weshalb sie die Mahlzeiten mit ihrer Pflegerin im ersten Stock des Hauses einnahm. Ursula war lange Zeit der größte Fan ihres Schwiegersohns gewesen, was wohl auch daran gelegen hatte, dass Frederik sich in ihrem Beisein stets besonders bemühte, charmant und aufmerksam zu sein. Es war nämlich so, dass sich der großzügige Lebensstil der Süderhagens vor allem dem Vermögen von Julias Familie verdankte. In letzter Zeit jedoch hatte sich Ursulas Einstellung zu Frederik geändert – seit ihr Enkel Henry ein vertrauliches Gespräch mit ihr geführt hatte.
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Rezensionen für Ein Traumpaar auf dem Fürstenball
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Buchvorschau
Ein Traumpaar auf dem Fürstenball - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 273 –
Ein Traumpaar auf dem Fürstenball
Liebe auf den ersten Blick – es folgte die Ernüchterung
Viola Maybach
»Ich werde dich am Samstag nicht in die Oper begleiten können, meine Liebe«, sagte Frederik Graf von Süderhagen zu seiner Frau. Er tätschelte ihr kurz die Hand und verzog bedauernd das Gesicht. »Es tut mir sehr leid, ich hätte die Premiere gern gesehen, aber ich muss nach London – eine unaufschiebbare Besprechung.«
Julia von Süderhagen erwiderte ruhig: »Das ist sehr schade«, bevor sie sich an ihren Sohn Henry wandte, der zum Abendessen bei seinen Eltern war. »Möchtest du mich begleiten? Ich weiß, du hast viel zu tun. Wenn du nicht kannst, gehe ich allein.«
Henry warf seinem Vater einen kurzen, zornigen Blick zu, den Frederik jedoch nicht zu bemerken schien, wie üblich. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war seit langem angespannt.
»Am Samstag ist der Frühlingsball im Sternberger Schloss, Mama. Wenn ich gewusst hätte, dass du allein zur Premiere gehen musst, hätte ich die Einladung zum Ball abgesagt.«
Henrys Eltern wohnten in einem Vorort von Stuttgart, er selbst hatte eine Wohnung in der Innenstadt. Auch Julia und Frederik waren nach Sternberg eingeladen worden, hatten aber absagen müssen, da es Julias Mutter Ursula zurzeit nicht gut ging und sie die alte Dame auf keinen Fall ein ganzes Wochenende lang allein lassen wollte.
Henrys Großmutter lebte im Haus ihrer Tochter und ihres Schwiegersohns. Sie war nach einer Lungenentzündung, die sie gerade erst überstanden hatte, noch bettlägerig, weshalb sie die Mahlzeiten mit ihrer Pflegerin im ersten Stock des Hauses einnahm.
Ursula war lange Zeit der größte Fan ihres Schwiegersohns gewesen, was wohl auch daran gelegen hatte, dass Frederik sich in ihrem Beisein stets besonders bemühte, charmant und aufmerksam zu sein. Es war nämlich so, dass sich der großzügige Lebensstil der Süderhagens vor allem dem Vermögen von Julias Familie verdankte. In letzter Zeit jedoch hatte sich Ursulas Einstellung zu Frederik geändert – seit ihr Enkel Henry ein vertrauliches Gespräch mit ihr geführt hatte. Von diesem Gespräch wusste niemand sonst. Ursula änderte an ihrem Verhalten Frederik gegenüber nichts, um ihre Tochter nicht in Verlegenheit zu bringen, aber sie hatte in aller Stille ein neues Testament geschrieben.
Frederik tat, als hätte er die Worte seines Sohnes nicht gehört. Das, dachte Henry, war eines der größten Talente seines Vaters: Er konnte alles ausblenden, was ihm nicht passte. Darin hatte er es über die Jahre zu wahrer Meisterschaft gebracht. Wieder einmal fragte er sich, wieso seine Mutter sich nicht endlich scheiden ließ von diesem Mann, der sie nicht zu schätzen wusste, sie im Gegenteil sogar schlecht behandelte.
Denn natürlich flog er nicht geschäftlich nach London – falls er sich überhaupt dorthin begab – sondern traf sich mit einer der Frauen, deren Gesellschaft er derjenigen seiner Ehefrau seit langem vorzog, obwohl Julia nicht nur in Henrys Augen ausgesprochen attraktiv war. Aber sie war nun einmal keine fünfundzwanzig mehr – wie die Frauen, für die Frederik bereitwillig entflammte. Er hatte seit Jahren Affären mit deutlich jüngeren Frauen, und er gab sich nur wenig Mühe, zumindest nach außen hin die Form zu wahren. Die Spatzen pfiffen es von den Dächern, dass Frederik von Süderhagen der Inbegriff des untreuen Mannes war.
»Ach ja, den Ball hatte ich ganz vergessen«, erwiderte Julia, an Henry gewandt. »Macht nichts, dann gehe ich allein. Es ist ja nicht das erste Mal.«
Die letzte Bemerkung machte sie ohne Schärfe in der Stimme, es war eine schlichte Feststellung, dennoch reagierte ihr Mann empfindlich darauf. »Nun beklag dich bitte nicht! Meistens begleite ich dich in die Oper, da wird es doch nicht so schlimm sein, wenn du zwischendurch auch einmal allein gehen musst.«
Sie lächelte ihren Mann an. Nichts verriet, was sie in diesem Augenblick dachte oder empfand. »Aber ich habe mich nicht beklagt, Fred, ich habe eine Tatsache festgestellt. Die letzten vier Premieren habe ich allein besucht.« Ohne auf seine Reaktion zu warten, wandte sie sich ihrem Sohn zu. »Und mit wem gehst du auf den Ball?«
»Mit Lara. Wie immer.«
Frederik schnaubte. »Mit deiner Sandkastenfreundin? Wartest du immer noch auf die Frau fürs Leben? Meine Güte, wie kann man nur so jung und gleichzeitig schon so vertrocknet sein!«
Henry hatte eine heftige Erwiderung auf der Zunge, etwa: ›Wie kann man nur so alt und immer noch so scharf auf junge Frauen sein?‹ – aber er schluckte sie hinunter, als er den Ausdruck in den Augen seiner Mutter sah.
Er nahm an, dass sie ahnte, was in ihm vorging und Angst vor einer Auseinandersetzung hatte. Sie glaubte offenbar, so lange die Wahrheit nicht ausgesprochen worden war, existierte sie auch nicht. Wie sonst hätte sie das Leben mit einem Mann, der sie ständig betrog, aushalten können? Aber sie hatte auch ihrem Sohn gegenüber noch nie ein Wort über Frederiks Affären verloren. Sie tat einfach so, als wüsste sie nichts davon. Manchmal fragte sich Henry, ob sie tatsächlich nichts wusste. Aber das war eigentlich nicht möglich. Jeder wusste es, buchstäblich jeder.
Er erinnerte sich noch an das erste Mal, als jemand ihm gegenüber eine Bemerkung über die amouröse Umtriebigkeit seines Vaters gemacht hatte. Damals hatte er zuerst nicht gewusst, was gemeint war, es dann aber ziemlich schnell begriffen. Und mit einem Schlag erklärten sich all die vielen Ungereimtheiten, die ihm zuvor zwar aufgefallen waren, über die er aber nie länger nachgedacht hatte. Vor allem erklärten sich die regelmäßigen Abwesenheiten seines Vaters von zu Hause und die sich zum Teil widersprechenden Auskünfte über den Grund für diese Abwesenheiten. Denn wer viel log, brachte auch schon einmal etwas durcheinander. Graf Frederik war das öfter passiert, aber mit der Geschmeidigkeit eines geübten Lügners hatte er immer gleich die nächste Lüge parat gehabt, die alles erklärte, was vorher nicht zusammengepasst hatte.
Und seine Frau hatte dieses Spiel mitgespielt. So wie sie es auch jetzt tat. Henry verstand es nicht. Seine Mutter war eine attraktive Frau, freilich nicht auf die Art, dass einem ihre Schönheit sofort ins Auge gesprungen wäre. Sie hatte, wie er selbst auch, dichte, glänzende braune Haare und braune Augen. Sie trug sie schulterlang und glatt, sie bildeten einen perfekten Rahmen für ihr schönes, klares Gesicht. Wenn sie lächelte, was sie längst nicht mehr so oft tat wie früher, wurde einem ganz warm ums Herz. »Ich habe Lara sehr gern«, erwiderte Henry jetzt mit erzwungener Ruhe auf die Bemerkung seines Vaters, »und wir haben immer viel Spaß miteinander. Warum soll ich mit einer anderen Frau auf einen Ball gehen, wenn ich doch weiß, dass es mit Lara viel lustiger ist?«
»Lustig! Wer geht denn in deinem Alter auf einen Ball, um es lustig zu haben?« Frederiks Stimme wurde unversehens lauter. »Manchmal frage ich mich, wie ich an einen derart verknöcherten Sohn komme! Meine Güte, die Welt ist voller schöner junger Frauen, aber du scheinst sie nicht einmal zu sehen! Warst du überhaupt schon einmal richtig verliebt? Bist