Romantische Sommerliebe: Toni der Hüttenwirt 215 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Es war Samstagmorgen. Xaver Baumberger schloss die Vordertür ihres Hauses ab, die zum Gastraum führte. Die wenigen Gäste hatten gefrühstückt und das Wirtshaus mit der kleinen Pension verlassen. Bis zum späten Nachmittag war die Wirtschaft geschlossen. Meta stand in der Küche und spülte Geschirr. Xaver nahm ein Geschirrhandtuch und trocknete ab. »Meta, ich habe mir überlegt, dass ich heute Morgen den Gustav besuche.« »Des ist gut, Xaver.« Meta freute sich sehr, dass ihr Mann helfen wollte. Sie war neulich in München auf eine alte Freundin getroffen, von der sie lange nichts mehr gehört hatte und deren Schicksal sie unsäglich traurig stimmte. Traudel Hofers Geständnis, dass sie damals, bevor sie vor den Intrigen floh, verschwiegen hatte, dass sie ein Kind erwartete, war ein weiterer Schock für Meta. Sie und Xaver fanden nun, dass da noch etwas geschehen musste, denn es betraf ja nicht nur Traudel und ihr Kind alleine! »Ich beeile mich, Meta. Aber Gustav arbeitet die ganze Woche. Abends will ich net hingehen, sonst würdest du allein in der Wirtschaft stehen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass das, was ich ihm zu sagen habe, ihn aufwühlen wird, sodass er nachts kein Auge zutun kann.« »Des ist zu vermuten. Es ist schon besser, wenn du ihn heute besuchst.« Meta ging zum Küchenschrank. Sie nahm eine kleine Flasche Obstler heraus und reichte sie Xaver.
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Romantische Sommerliebe - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 215–
Romantische Sommerliebe
… und was daraus werden kann
Friederike von Buchner
Es war Samstagmorgen. Xaver Baumberger schloss die Vordertür ihres Hauses ab, die zum Gastraum führte. Die wenigen Gäste hatten gefrühstückt und das Wirtshaus mit der kleinen Pension verlassen. Bis zum späten Nachmittag war die Wirtschaft geschlossen.
Meta stand in der Küche und spülte Geschirr. Xaver nahm ein Geschirrhandtuch und trocknete ab.
»Meta, ich habe mir überlegt, dass ich heute Morgen den Gustav besuche.«
»Des ist gut, Xaver.« Meta freute sich sehr, dass ihr Mann helfen wollte. Sie war neulich in München auf eine alte Freundin getroffen, von der sie lange nichts mehr gehört hatte und deren Schicksal sie unsäglich traurig stimmte. Traudel Hofers Geständnis, dass sie damals, bevor sie vor den Intrigen floh, verschwiegen hatte, dass sie ein Kind erwartete, war ein weiterer Schock für Meta. Sie und Xaver fanden nun, dass da noch etwas geschehen musste, denn es betraf ja nicht nur Traudel und ihr Kind alleine!
»Ich beeile mich, Meta. Aber Gustav arbeitet die ganze Woche. Abends will ich net hingehen, sonst würdest du allein in der Wirtschaft stehen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass das, was ich ihm zu sagen habe, ihn aufwühlen wird, sodass er nachts kein Auge zutun kann.«
»Des ist zu vermuten. Es ist schon besser, wenn du ihn heute besuchst.«
Meta ging zum Küchenschrank. Sie nahm eine kleine Flasche Obstler heraus und reichte sie Xaver.
»Hier, des nimmst du ihm mit! Es ist eine Flasche von Alois’ Selbstgebranntem.«
»Des ist eine gute Idee. Dann stoßen wir auf seine Vaterschaft an.«
»Und wenn er will, kann er sich anschließend volllaufen lassen«, ergänzte Meta. »Des wird ein Schock für den Gustav.«
Xaver schmunzelte.
»Im Grunde bringe ich ihm ja eine gute Nachricht, auch wenn es dafür fast drei Jahrzehnte zu spät ist. Doch ich gehe net nur zu ihm, um ihm von seinen Vaterfreunden zu erzählen. Ich berichte ihm, dass die Traudel nie geheiratet hat, genau wie er.«
»Ja, mach das so. Dann wirst du ja sehen, wie er darauf reagiert, Xaver.«
»Auf seine Reaktion bin ich auch gespannt, Meta. Doch es ist müßig, jetzt zu spekulieren. Bis zum Mittag weiß ich es genau.«
»So ist es, Xaver!«
Xaver Baumberger zog seinen Sonntagswams an und nahm den Hut mit dem Gamsbart. Meta packte ihm den Obstler ein.
»Viel Glück, Xaver!«, sagte Meta.
»Des kann ich gebrauchen. Ich hoffe, die Engel vom ›Engelssteig‹ haben ein Auge auf den Gustav.«
»Des werden sie. Sicherlich hat er sich in all den Jahren oft an sie gewandt, in seiner Einsamkeit und mit seinem doch heimlichen Herzensschmerz.«
Xaver seufzte.
»Des denke ich auch, ich weiß nur net, warum der Himmel net früher eingeschritten ist. Warum musstest du der Traudel erst jetzt begegnen?«
Meta zuckte die Schultern.
»Man soll net immer negativ denken, Xaver. Sicher hätte des auch ein bisserl früher sein können. Ich freue mich, dass ich die Traudel überhaupt getroffen haben. Vielleicht hat alles seinen Sinn, wie es geschehen ist. Wahrscheinlich hatte so viel Zeit vergehen müssen, Xaver.«
»Des kann sein. Auf jeden Fall werde ich mit Gustav Klartext reden. Dann kann er selbst entscheiden, was er will oder nicht will, macht er einen neuen Anfang oder lässt er alles so, wie es ist.«
»Genauso ist es, Xaver! Wenn er sein Kindl kennenlernen und die Traudel wiedersehen will, dann bin ich an der Reihe, um mit Traudel zu sprechen.«
Xaver Baumberger ging. Meta setzte sich an den Küchentisch und trank einen Becher Kaffee. Sie war nervös. Sie wäre gern Mäuschen gewesen, sah aber ein, dass es so besser war, dass Xaver allein mit Gustav redete. Von Mann zu Mann, unter vier Augen, ließen sich solche delikaten Sachverhalte bestimmt besser klären. Meta war aufgewühlt und voller Anteilnahme. Sie zündete eine neue Kerze im Herrgottswinkel an und verharrte eine ganze Weile davor.
»Es wird schon alles werden«, sagte Meta nach ihrer Meditation leise.
Dann ging sie in den Garten und schaute, was es an frischen Kräutern zu Ernten gab.
Xaver Baumberger hielt auf dem Hof vor dem großen Bauernhaus. Er stieg aus. Die Haustür stand offen.
»Gustav! Gustav, wo bist du?«, rief Xaver.
Er lauschte, vernahm aber keine Antwort. So ging er auf die Suche und betrat das Haus. Er blieb im Flur stehen und schaute in die große Wohnküche, deren Tür offen stand. Sie hatte einen rückwärtigen Ausgang, der in den Garten führte, wie bei den meisten alten Bauernhäusern. Die Tür stand ebenfalls offen.
»Ah, der wird sich um seinen Garten kümmern«, murmelte Xaver.
Xaver durchquerte die Küche und trat auf der anderen Seite in den schönen Bauerngarten hinaus.
Gustav Lehner saß auf der Bank unter dem alten Nussbaum und hatte die Hände in die Hosentaschen seiner Lederhose vergraben.
»Grüß Gott Gustav, na endlich finde ich dich! Ich habe nach dir gerufen.«
Gustav Lehner sah auf. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er mit seinen Gedanken weit fort gewesen war. Verlegen rieb er sich das Kinn und begrüßte Xaver.
»Mei, du siehst net gut aus, Gustav. Bist du krank oder hast du Kummer?«
Gustav zuckte mit den Schultern. Er zog einen Briefumschlag aus der Hemdentasche, zeigte ihn kurz vor und steckte ihn sofort wieder zurück.
»Des hier, des kann einem schon krank machen. Es raubt mir den Schlaf. All die Erinnerungen kommen wieder.«
»Trinke abends einen großen Becher von Ella Waldners Beruhigungstee, dann kannst du schlafen. Oder wenn du des net willst, dann lass dir vom Martin für den Übergang ein paar Schlafpillen verschreiben. Sonst gibt es nur noch die Möglichkeit, dass du den Kummer mit Pfarrer Zandler beredest. Er ist ein ehrlicher Außenstehender und kann dir vielleicht einen guten Rat geben.«
»Lass uns reingehen, Xaver! Ich brauche noch eine starke Tasse Kaffee. Ich habe heute Nacht kaum ein Auge zubekommen. Trinkst du eine mit?«
Xaver folgte Gustav in die große Wohnküche. Sie war sauber. Aber dass es keine weibliche Hand gab, war zu erkennen. Es fehlte die persönliche Note. Es gab keine Blumentöpfe auf der Fensterbank und viele andere Dinge, an die ein Mann nicht dachte oder die ihm einfach nicht wichtig waren.
Gustav Lehner nahm die Glaskanne der Kaffeemaschine und schenkte Kaffee ein.
»Was führt dich zu mir, Xaver?«, fragte Gustav.
»Des hat Zeit! Jetzt sagst du mir erst einmal, was dich so sehr mitnimmt. Was steht in dem Brief drin, der dir den Schlaf raubt?«
Gustav trank einen Schluck Kaffee.
»Den Brief hat mir die Berta geschrieben. Schon als ich den Absender gelesen habe, bekam ich Herzrasen. Berta fragt an, ob ich ihr Elternhaus kaufen will.«
Erstaunt schaute Xaver Gustav an.
»Bist du net gescheit, Gustav?«, brach es aus Xaver hervor. »Wirklich? Des kann ich kaum glauben. Sie bietet dir ihr Elternhaus zum Kauf an. Ist das ein Trick, will sie dich reinlegen? Sie war schon immer ein raffiniertes Frauenzimmer. Sei vorsichtig, Gustav! Trau ihr nicht! Das ist das Erste, was mir dazu einfällt.«
Gustav Lehner grinste.
»Ja, ja, die Berta war ein Biest. Ich wundere mich, dass sie bei mir anfragt. Vielleicht will sie etwas gutmachen? Wer weiß schon, was in einem anderen Menschen vor sich geht? Egal, wie es ist. Ihre Eltern sind bereits vor Jahren zu ihr gezogen. Seither steht der Nachbarhof leer. Die Eltern sind sind jetzt in ein Altersheim gegangen. Berta will sich mit dem Anwesen net belasten. Sie will es am liebsten ganz verkaufen, mit allem Grund und was dazugehört. Sie schreibt, ihr Elternhaus sei bei mir in guten Händen.«
»Himmelsakrament, das ist wirklich eine Überraschung«, stieß Xaver hervor. »Scheint, als hätte die Berta doch ein Herz. Zumindest lässt dieses Angebot vermuten, dass sie an ihrer Heimat, an ihrem Elternhaus hängt und es net irgendjemanden verkaufen will, ohne dich vorher zu fragen.«
»Du sagst es! Sie weiß