In Liebe und an Kindes statt: Dr. Laurin 140 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Seit genau drei Tagen herrschte Eiszeit im Haus Laurin. Dr. Leon Laurin zog es seither vor, möglichst lange in der Prof.-Kayser-Klinik zu bleiben.
Gründe für sein verspätetes nach Hause kommen fanden sich genug. Schließlich war er der Leiter der Klinik. Er musste noch eine Menge Verwaltungskram aufarbeiten, ehe er mit ruhigem Gewissen zu dem Seminar nach Berlin fliegen konnte.
Genau dieses Seminar war es, das zu der Eiszeit bei den Laurins geführt hatte. Leon hatte nämlich kurzerhand das verlängerte Wochenende mit Antonia abgesagt. Nach Florenz hatten sie fahren wollen.
»Liebes, Florenz läuft uns nicht davon«, hatte er gemeint. »Aber Berlin ist diesmal wichtiger. Das verstehst du doch, mein Schatz?«
Antonia Laurin, die vor ihrer Ehe mit dem Gynäkologen selbst als Ärztin praktiziert hatte, war stets unglaublich verständnisvoll. Doch diesmal war ihr der Kragen geplatzt.
»Aber ja, mein Schatz«, hatte sie im gleichen bedauernden Ton erwidert. »Wir verschieben unseren dringend nötigen Kurzurlaub zum hundertfünfzigsten Mal. Und beim nächsten Versuch ist es ein Kongress in Ulm oder Hamburg oder der Besuch eines Professors aus den USA … Nein, Leon, ich habe kein Verständnis. Und ich will auch keines mehr haben. Wir sind beide urlaubsreif, und deshalb werden wir auch, wie abgesprochen, nach Florenz fahren.«
Leon hatte bedauernd die Schultern gehoben. »Tut mir leid, ich habe unsere Buchung bereits rückgängig gemacht. Ich dachte, du begleitest mich nach Berlin. Die Abende hätten wir für uns …«
Antonia hatte empört nach Luft geschnappt und mit einem Blick auf die Kinder mit erzwungener Ruhe erwidert: »Du hättest mich fragen sollen. Darüber werden wir
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Buchvorschau
In Liebe und an Kindes statt - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 140 –
In Liebe und an Kindes statt
Dramatische Ereignisse in der Prof.-Kaiser-Klinik und Dr. Laurin
Patricia Vandenberg
Seit genau drei Tagen herrschte Eiszeit im Haus Laurin. Dr. Leon Laurin zog es seither vor, möglichst lange in der Prof.-Kayser-Klinik zu bleiben.
Gründe für sein verspätetes nach Hause kommen fanden sich genug. Schließlich war er der Leiter der Klinik. Er musste noch eine Menge Verwaltungskram aufarbeiten, ehe er mit ruhigem Gewissen zu dem Seminar nach Berlin fliegen konnte.
Genau dieses Seminar war es, das zu der Eiszeit bei den Laurins geführt hatte. Leon hatte nämlich kurzerhand das verlängerte Wochenende mit Antonia abgesagt. Nach Florenz hatten sie fahren wollen.
»Liebes, Florenz läuft uns nicht davon«, hatte er gemeint. »Aber Berlin ist diesmal wichtiger. Das verstehst du doch, mein Schatz?«
Antonia Laurin, die vor ihrer Ehe mit dem Gynäkologen selbst als Ärztin praktiziert hatte, war stets unglaublich verständnisvoll. Doch diesmal war ihr der Kragen geplatzt.
»Aber ja, mein Schatz«, hatte sie im gleichen bedauernden Ton erwidert. »Wir verschieben unseren dringend nötigen Kurzurlaub zum hundertfünfzigsten Mal. Und beim nächsten Versuch ist es ein Kongress in Ulm oder Hamburg oder der Besuch eines Professors aus den USA … Nein, Leon, ich habe kein Verständnis. Und ich will auch keines mehr haben. Wir sind beide urlaubsreif, und deshalb werden wir auch, wie abgesprochen, nach Florenz fahren.«
Leon hatte bedauernd die Schultern gehoben. »Tut mir leid, ich habe unsere Buchung bereits rückgängig gemacht. Ich dachte, du begleitest mich nach Berlin. Die Abende hätten wir für uns …«
Antonia hatte empört nach Luft geschnappt und mit einem Blick auf die Kinder mit erzwungener Ruhe erwidert: »Du hättest mich fragen sollen. Darüber werden wir noch einmal sprechen, aber nicht jetzt.«
Sandra Brink, Antonias Schwägerin, der sie ihr Leid klagte, nickte. »Du hast ja recht, Antonia, so darf Leon nicht mit dir umspringen, auch wenn er sehr belastet ist.«
Sie war sofort gekommen, als Antonia sie um ein Gespräch gebeten hatte, und war voller Verständnis. »Aber nun möchte ich doch wissen, wie mein Bruder sich eure Berlinreise vorstellt.«
Die beiden saßen in Antonias Zimmer, das sie auch gern als ihr Nest bezeichnete, weil die Familie hier nur selten störte. Der kleine Raum strahlte eine Mischung von Romantik und Gemütlichkeit aus, die jeden Besucher gefangen nahm.
»Leon kann allein fahren«, erklärte Antonia voller Bitterkeit. »Ob ich nun in Berlin den ganzen Tag auf ihn warte oder hier, was macht das schon für einen Unterschied?«
Sandra Brink betrachtete ihre Schwägerin aufmerksam. So unzugänglich hatte sie Antonia noch nie erlebt. »Es ist doch nicht nur der geplatzte Urlaub, Antonia«, meinte sie langsam. »Willst du mir nicht erzählen, was dich bedrückt?«
Antonia seufzte. »Ach, weißt du, die paar Tage losgelöst vom Alltag wären so wichtig gewesen. Leon und ich brauchen dringend mal ein bisschen Zeit für uns. Er ist in der Klinik ständig eingespannt, selbst nach Feierabend. Du kennst ihn ja, seine Fälle lassen ihn auch daheim nicht los.«
»Ich wollte eigentlich erfahren, wie es um dich steht«, unterbrach Sandra sie. »Die Aktivitäten meines Bruders sind mir nur zu bekannt. Du machst auf mich einen sehr müden Eindruck. Komm, sag schon, was los ist.«
Es dauerte einen Moment, bis Antonia antwortete. Man sah ihr an, dass es ihr schwer wurde. »Ehrlich gesagt, mir fällt die Decke auf den Kopf. Ich bin durch Nichtauslastung überlastet, wenn du es genau wissen willst.«
»Ich glaube, jetzt kommen wir deinem Problem schon näher«, stellte Sandra fest. »Werde mal ein bisschen deutlicher, Antonia, dann merkst du nämlich, dass der abgesagte Kurzurlaub nur der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen brachte.«
Antonia sah sie verdutzt an. »Wie kommst du denn auf diese Idee? Wenn Leon nicht so viel arbeiten und uns ab und zu ein gemeinsames Wochenende im Ferienhaus gönnen würde, würde ich vielleicht nicht so sehr auf den Urlaub pochen. Na ja, und wenn er mich mal öfter in der Klinik aushelfen ließe …«
Als Antonia sah, dass ihre Schwägerin lächelnd nickte, brach sie ab. Sie begriff, was Sandra gemeint hatte.
»Wenn, wenn, wenn«, sagte Sandra Brink gelassen. »Du hast es erfasst. Es geht immer nur um Leon und die Kinder. Für sie bist du da. Und was ist umgekehrt? Wer denkt an dich? Was geschieht, wenn du eines Tages auf der Nase liegst?«
Antonia machte ein abwehrendes Gesicht. »Mir geht es gut, Sandra. Weshalb sollte ich ausfallen? Und vor allem, wobei? Hier läuft doch auch ohne mich alles wie geschmiert. Das Staubtuch schwingt Monika Kronheim besser, als ich es jemals könnte. Ich darf mich nur noch pflegen, seit sie auch noch im Haushalt und in der Küche hilft.«
»Was ist mit Leon?«
»Im Notfall hat er Schwester Marie. Moni Hillenberg passt ebenfalls vorzüglich auf ihn auf. Er verbringt mehr Zeit mit seiner Sekretärin und den Schwestern der Klinik als mit mir.«
»Bist du eifersüchtig?«
»Unsinn. Ich bin ganz einfach wütend. Ich habe kürzlich davon gesprochen, dass ich ab und zu bei dem einen oder anderen Kollegen die Urlaubsvertretung oder den Notdienst übernehmen könnte. Da ist Leon beinahe explodiert. In seinen Augen gehöre ich ins Haus. Er hat die Klinik. Und was habe ich?«
»Puh«, machte Sandra. »Ich wusste gar nicht, dass du so unzufrieden bist. In gewisser Weise kann ich dich ja verstehen. Aber da sind eure Kinder. Die brauchen dich doch noch. Hast du das vergessen?«
Antonia lachte auf. »Nein, Sandra, ich würde die Kinder niemals vergessen. Aber sie brauchen mich nicht einmal halb so viel, wie du glaubst. Meine Aufgabe besteht hauptsächlich darin, sie zu verteidigen, wenn Leon sich mal daran erinnert, dass er so nebenbei auch Vater ist. Er sieht in den beiden immer noch die süßen Kleinen, die mal auf seinem Schoß gesessen haben.«
»Das ist das Drama, das fast jeder Vater irgendwann erlebt. Leon ist nicht der Einzige, der umdenken muss, auch wenn’s schwerfällt. Das braucht halt seine Zeit.«
»Dein Wort in Gottes Ohr, wie Kevin zu sagen pflegt. Den Jungen sehe ich übrigens auch kaum noch. Er hat einen neuen Freund. Klaus Meding stammt aus einer ordentlichen Familie und ist Computer-Fan. Mit Klaus kann ich nicht konkurrieren. Von diesen Dingen verstehe ich nämlich reichlich wenig.«
»Vielleicht sollten wir mal einen Kursus in der Volkshochschule belegen«, schlug Sandra vor. »Mir geht es nicht anders als dir.«
»Was glaubst du, was Leon dazu sagt? Er erwartet doch, dass ich zu Hause bin, wenn er heimkommt.«
»Worüber noch zu reden wäre.«
»Ach, Sandra, ich habe kein Interesse an einer weiteren Auseinandersetzung. Ich bin es einfach leid. Meine Nerven sind so angeschlagen, dass ich nicht weiß, was ich Leon alles an den Kopf werfe, wenn er mich noch einmal so vorwurfsvoll anschaut.«
»Dann erzähle mir von Kyra«, bat Sandra. »Was macht unsere Süße eigentlich? Sie hält dich bestimmt ganz schön in Trab.«
Wieder lachte Antonia auf. »Irrtum. Meine Jüngste fühlt sich momentan bei ihrer Freundin wohler als zu Hause. Bei Marina geht es sehr turbulent zu. Da sind immerhin acht Kinder.«
Sandra lächelte Antonia aufmunternd zu. »Du, das ist vielleicht gar nicht schlecht. Auf diese Weise gewinnst du Zeit für dich. Entschuldige, wenn ich so offen bin. Aber ich habe das Gefühl, dass es höchste Zeit wird, eine Art Bestandsaufnahme bei dir selbst zu machen.«
Im ersten Augenblick reagierte Antonia empört. »Leon sagt unseren Urlaub ab, und du erwartest, dass ich in mich gehe? Nein, Sandra, das kannst du nicht verlangen. Das geht zu weit.«
»Antonia!« Die Schwägerin griff nach Antonias Hand und hielt sie fest. »Ich finde Leons Absage nicht gut. Aber sie hat nichts mit deiner Grundeinstellung zu tun.«
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Antonia langsam nickte. »Du hast recht, Sandra. Ich kann mich im Moment selbst nicht leiden. Deshalb ist mir die Fahrt nach Florenz auch so wichtig.«
»Rede noch einmal mit Leon«, riet Sandra. »Es findet sich bestimmt eine Lösung, die euch beiden gerecht wird.«
Antonia lächelte und holte eine Flasche Prosecco. »Darauf sollten wir trinken. Ich danke dir fürs Zuhören. Bitte lache nicht über mich, auch wenn ich mich schrecklich albern benommen habe.«