Dr. Laurin 125 – Arztroman: Die Wahrheit konnte sie nicht ertragen...
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Julienne Börner gehörte zu den tragischsten Fällen in Dr. Laurins Praxis als Gynäkologe und Leiter der Prof.-Kayser-Klinik.
Vor einem halben Jahr hatte es allerdings noch ganz anders ausgesehen. Da hatte sich Julienne als die glücklichste Frau der Welt gefühlt, denn Dr. Laurin hatte ihr bestätigt, dass sie zum zweiten Mal Mutter werden würde. Der Arzt konnte sich an diesen Tag noch genau erinnern, denn es war Schwester Maries Geburtstag gewesen. Julienne hatte auch daran gedacht, denn vor zwei Jahren war am gleichen Tag ihre Tochter Jessica in der Prof.-Kayser-Klinik zur Welt gekommen, und Marie hatte gesagt, dass dies auch für sie ein ganz besonders hübsches, liebes Geburtstagsgeschenk sei.
Julienne gehörte zu den Patientinnen, die Marie ganz besonders ins Herz geschlossen hatte, denn sie war nie launisch, sondern immer fröhlich, so, wie man sich eine werdende Mutter wünschte.
Julienne hatte auch allen Grund, glücklich zu sein. Sie hatte einen Mann, der sie über alles liebte und auf Händen trug. Sie hatten ein hübsches Haus, keine finanziellen Sorgen, und Dr. Ulf Börner war schon mit zweiunddreißig Jahren Marketing-Manager einer großen Maschinenfabrik.
Dr. Laurin hatte ihn als besorgten Ehemann und dann als strahlend glücklichen Vater der kleinen Jessica kennengelernt.
Dann hatten sie sich auf das zweite Kind gefreut. Es ging Julienne gut, und Ulf Börner tat alles, um seiner Frau Freude zu machen.
Aber dann sollte das Unglück über sie hereinbrechen. An einem Februartag flog Ulf Börner mit drei leitenden Angestellten des Konzerns mit der Firmenmaschine nach Mailand. Schon oft waren sie mit dem erfahrenen Piloten Carl Marten geflogen.
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Buchvorschau
Dr. Laurin 125 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 125 –
Die Wahrheit konnte sie nicht ertragen...
Patricia Vandenberg
Julienne Börner gehörte zu den tragischsten Fällen in Dr. Laurins Praxis als Gynäkologe und Leiter der Prof.-Kayser-Klinik.
Vor einem halben Jahr hatte es allerdings noch ganz anders ausgesehen. Da hatte sich Julienne als die glücklichste Frau der Welt gefühlt, denn Dr. Laurin hatte ihr bestätigt, dass sie zum zweiten Mal Mutter werden würde. Der Arzt konnte sich an diesen Tag noch genau erinnern, denn es war Schwester Maries Geburtstag gewesen. Julienne hatte auch daran gedacht, denn vor zwei Jahren war am gleichen Tag ihre Tochter Jessica in der Prof.-Kayser-Klinik zur Welt gekommen, und Marie hatte gesagt, dass dies auch für sie ein ganz besonders hübsches, liebes Geburtstagsgeschenk sei.
Julienne gehörte zu den Patientinnen, die Marie ganz besonders ins Herz geschlossen hatte, denn sie war nie launisch, sondern immer fröhlich, so, wie man sich eine werdende Mutter wünschte.
Julienne hatte auch allen Grund, glücklich zu sein. Sie hatte einen Mann, der sie über alles liebte und auf Händen trug. Sie hatten ein hübsches Haus, keine finanziellen Sorgen, und Dr. Ulf Börner war schon mit zweiunddreißig Jahren Marketing-Manager einer großen Maschinenfabrik.
Dr. Laurin hatte ihn als besorgten Ehemann und dann als strahlend glücklichen Vater der kleinen Jessica kennengelernt.
Dann hatten sie sich auf das zweite Kind gefreut. Es ging Julienne gut, und Ulf Börner tat alles, um seiner Frau Freude zu machen.
Aber dann sollte das Unglück über sie hereinbrechen. An einem Februartag flog Ulf Börner mit drei leitenden Angestellten des Konzerns mit der Firmenmaschine nach Mailand. Schon oft waren sie mit dem erfahrenen Piloten Carl Marten geflogen. Nie hatte es den geringsten Zwischenfall gegeben, und so sollte es allen unbegreiflich bleiben, dass die Maschine ihr Ziel nicht erreichte.
Für Julienne stürzte der Himmel ein. Sie war wie betäubt, konnte und wollte es nicht begreifen. Sie war wie erstarrt, und keine erlösenden Tränen wollten kommen.
Ihre Mutter bat sie, doch an das werdende Kind zu denken, aber es war so, als würde Julienne nichts mehr hören und sehen.
Hanna Hausmann, Juliennes Mutter, suchte Rat und Hilfe bei Dr. Laurin, aber er wusste auch nicht, wie er helfen sollte, da Julienne einfach nicht ansprechbar war.
Selbst die kleine Jessica mit ihrem kindlichen Geplapper konnte sie nicht aufmuntern. Es wurde sogar schlimmer, da Jessica immer wieder nach ihrem Papi fragte. So nahm schließlich Verena Börner, Ulfs Mutter, die Kleine zu sich. Für sie war das Kind ein Trost.
Dann, ganz plötzlich, setzten bei Julienne im sechsten Monat Blutungen ein. Sie war völlig apathisch, als Hanna sie in die Prof.-Kayser-Klinik brachte, voller Angst, dass sie nun auch noch nicht nur das Baby, sondern auch ihre Tochter verlieren könnte.
Aus leeren Augen blickte Julienne Dr. Laurin an. »Ulf ist tot, er kommt nicht mehr zurück«, murmelte sie.
»Aber Sie leben, Sie haben ein Kind, und Sie müssen jetzt auch an das Baby denken, Julienne.«
Er sprach sie absichtlich mit ihrem Vornamen an, um eine freundschaftliche Vertrautheit zu schaffen. Er wollte ihr ja so gern helfen.
»Ich hätte so gern noch gelebt«, flüsterte sie, »mit Ulf, mit unseren Kindern … Aber ohne ihn bedeutet mir dieses Leben nichts mehr.«
Und Dr. Laurin war es, als würde ihre Stimme schon aus einer fernen Welt kommen.
Er war erschüttert. Er hatte schon viele Menschen leiden und trauern sehen, aber dieser grenzenlose Schmerz, der aus einer lebenssprühenden, bezaubernden jungen Frau ein seelisches Wrack gemacht hatte, schnürte ihm die Kehle zusammen.
Marie rollten heiße Tränen über die Wangen.
»Warum nur? Warum ausgerechnet sie?«, flüsterte sie.
Aber Julienne hörte es nicht mehr. Sie hatte das Bewusstsein verloren.
»Wir müssen versuchen, die Blutung zu stillen«, sagte Dr. Laurin heiser.
»Und wenn es nicht gelingt?«, fragte Marie.
»Dann müssen wir das Kind holen.«
»Lebt es denn noch?«
»Ja, es lebt. Es ist zäh, zäher als seine Mutter. Die Natur hilft sich selbst.«
»Es ist knapp sieben Monate«, sagte Marie, »und sehen Sie doch nur, wie dünn Frau Börner ist.«
»Ich sehe es, ich weiß es, aber Sie bemerken doch sicher auch, dass das Kind nicht aufgegeben hat. Es hat ein starkes Herz.«
Antonia Laurin kam in die Klinik. Sie hatte Frau Börner mit der kleinen Jessica getroffen und von ihr gehört, was mit Julienne geschehen war. Antonia wusste nur zu gut, wie nahe Leon die ganze Geschichte ging, und ihr mitfühlendes Herz konnte da auch nicht schweigen.
»Ich fürchte, sie gibt auf«, sagte Leon leise.
»Und das Baby?«, fragte Antonia.
»Dann wird es auch nicht zu retten sein.«
»Du musst das Kind holen, dann kannst du Julienne richtig versorgen.«
»Wenn die Entscheidung nur so einfach wäre, Antonia. Ein Eingriff kann ihr Leben kosten, und was nützt es dann den Angehörigen, wenn das Kind überlebt? Aber sie könnten auch beide sterben, und wie soll ich das verantworten?«
»Wir sollten mit Frau Hausmann und Frau Börner sprechen, sie sind doch vernünftige Frauen.«
»Es ist für sie auch nicht einfach.«
»Ich übernehme das. Sie werden Verständnis dafür haben, in welch einer schwierigen Lage du dich befindest, und wahrscheinlich wird Julienne ihre Einwilligung zu einem Kaiserschnitt nicht geben können oder wollen.«
Er sah geistesabwesend über sie hinweg. »Sprich zuerst mit Frau Hausmann, Antonia. Und danke für deine Unterstützung.«
»Das ist ja wohl selbstverständlich.«
Antonia suchte gleich nach Frau Hausmann. Sie saß bei Marie im Schwesternzimmer und sah verweint aus.
Als Antonia eintrat, sprang sie von ihrem Stuhl auf.
»Bitte, behalten Sie doch Platz, Frau Hausmann.«
»Was wird nun mit Julienne?«, schluchzte Hanna Hausmann auf. »Es ist schrecklich, sie so leiden zu sehen. Ich habe doch immer gehofft, dass sie dem Baby zuliebe wieder ins Leben zurückfinden würde, aber jetzt glaube ich fast, dass sie nicht mehr leben will. Sie kann die Wahrheit einfach nicht ertragen.«
»Sie hat es nicht geglaubt, sie hat immer gemeint, es sei nur ein Albtraum. Sie war gar nicht mehr richtig da. Es war ja auch sehr tragisch, dass sie die Unfallstelle erst später fanden und die Leichen von Ulf und Direktor Hammerschmidt erst nach einer Woche.«
Hanna Hausmanns Stimme zitterte, als sie fortfuhr: »Es war auch schwer, die Leichen zu identifizieren, aber das wissen Sie ja sicher. Für Julienne war das alles zu viel. Sie glaubte nicht, dass Ulf tot war. Sie wartete jeden Tag auf ihn – und ich glaube, dass sie keine Nacht geschlafen hat.«
»Warum haben Sie uns nicht gerufen?«, fragte Antonia.
»Julienne wollte niemanden sehen. Aber zur Trauerfeier war Sebastian gekommen, Ulfs Bruder. Wir kannten ihn noch nicht. Er sieht Ulf sehr ähnlich, und da hat sich Julienne wieder eingebildet, er sei Ulf. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das alles erklären soll.«
»Wieso kannten Sie ihn nicht?«, fragte Antonia.
»Er war lange im Ausland, irgendwo im Orient. Es hatte mal Differenzen in der Familie gegeben, auch zwischen den Brüdern. Ich weiß das nicht genau. Verena hat nicht darüber gesprochen. Sie ist sehr unglücklich darüber. Es ist immer schwierig für eine Mutter, wenn zwei Söhne so verschieden sind.«
»Aber äußerlich sind sie sich ähnlich, sagten Sie?«
»Ziemlich ähnlich. Aber was Sebastian betrifft, sollten Sie lieber seine Mutter