Gestern war noch alles gut: Dr. Norden Gold 39 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Dr. Oliver Birkhoff ging ungeduldig vor der Universität hin und her. Die Zeit schien überhaupt nicht zu vergehen, und langsam machte er sich auch Sorgen, daß nicht alles so gelaufen wäre, wie Andrea es sich erhoffte. Aber da kam sie schon, schlank, anmutig und ungewohnt elegant gekleidet. Dessen ungeachtet kam sie jetzt im Laufschritt auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Flämmchen. Er brauchte eigentlich nicht mehr zu fragen, aber er tat es dennoch. »Bestanden?« »Summa cum laude«, lachte sie, »und was meinst du, was meine Leute sagen werden, wenn ich mich als Dr. Andrea Jennings präsentiere! Du mußt sie genau beobachten, Olli, was sie für Gesichter machen.« »Sie haben wirklich keine Ahnung?« fragte er. »Nicht die leiseste, und außerdem trauen Sie es mir doch gar nicht zu, daß ich heimlich, still und leise meinen Doktor mache. Für sie bin ich doch immer das Nesthockerle gewesen. Es war ja schon ein Schock für sie alle, als ich dich zu Papas sechzigstem Geburtstag mitbrachte«, fügte sie kichernd hinzu. Wenn man sie so sah, traute man es ihr wirklich nicht zu, daß sie nun eine Doktorin der Chemie war. Und wenn Oliver Birkhoff an jenen Tag dachte, an dem Andrea ihn mit sanfter Gewalt in ihr Elternhaus dirigiert hatte, fühlte er immer noch ein leichtes Unbehagen.
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Buchvorschau
Gestern war noch alles gut - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Gold
– 39 –
Gestern war noch alles gut
Patricia Vandenberg
Dr. Oliver Birkhoff ging ungeduldig vor der Universität hin und her. Die Zeit schien überhaupt nicht zu vergehen, und langsam machte er sich auch Sorgen, daß nicht alles so gelaufen wäre, wie Andrea es sich erhoffte.
Aber da kam sie schon, schlank, anmutig und ungewohnt elegant gekleidet. Dessen ungeachtet kam sie jetzt im Laufschritt auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Ihr Gesicht drückte strahlende Freude aus, und in ihren wunderschönen samtbraunen Augen tanzten goldene
Flämmchen.
Er brauchte eigentlich nicht mehr zu fragen, aber er tat es dennoch. »Bestanden?«
»Summa cum laude«, lachte sie, »und was meinst du, was meine Leute sagen werden, wenn ich mich als Dr. Andrea Jennings präsentiere! Du mußt sie genau beobachten, Olli, was sie für Gesichter machen.«
»Sie haben wirklich keine Ahnung?« fragte er.
»Nicht die leiseste, und außerdem trauen Sie es mir doch gar nicht zu, daß ich heimlich, still und leise meinen Doktor mache. Für sie bin ich doch immer das Nesthockerle gewesen. Es war ja schon ein Schock für sie alle, als ich dich zu Papas sechzigstem Geburtstag mitbrachte«, fügte sie kichernd hinzu.
Wenn man sie so sah, traute man es ihr wirklich nicht zu, daß sie nun eine Doktorin der Chemie war. Und wenn Oliver Birkhoff an jenen Tag dachte, an dem Andrea ihn mit sanfter Gewalt in ihr Elternhaus dirigiert hatte, fühlte er immer noch ein leichtes Unbehagen.
Drei Jahre war es her, und sie erinnerten sich beide an jenen Tag, als sie nun in ihrem Stammlokal zur Feier des Tages etwas ganz Besonderes bestellten. Eine Wildplatte für zwei Personen, denn Wild aßen sie beide für ihr Leben gern, und ab und zu hatten sie sich aus festlichen Anlässen dieses wahrhaft köstliche Mahl gegönnt.
Und immer dachten sie dabei an jenen Tag, als es zwischen ihnen gefunkt hatte. Dieser lag auf den Tag genau drei Jahre zurück, und deshalb hatte Andrea auch gemeint, daß er ihr keinesfalls eine Enttäuschung bringen könnte.
An diesem Tag vor drei Jahren hatte Oliver auch vor der Uni auf sie gewartet, ohne daß sie es jedoch wußte. Er hatte schon öfter gehofft, sie einmal allein zu treffen, aber immer war sie mit Kommilitonen zusammen gewesen, die ihm ein fröhliches »Hallo, Doktor!« zuriefen. Er war ein junger Dozent und sehr beliebt bei den Studenten, und auch manche Studentin hätte gern mit ihm geflirtet, aber er hatte nur Augen für eine einzige, für Andrea Jennings.
Da kam sie nun endlich einmal allein, aber sie bemerkte ihn erst gar nicht. Erst als er sagte: »Hallo, Andrea.«
Sie wollten alle mit dem Vornamen angeredet werden, das hatten sie vereinbart. Jetzt, als sie ihn allein traf, errötete sie.
»Weißt du noch, wie verlegen ich war, Olli? Plötzlich war alles ganz anders, da genügte ein Blick, und dabei sahen wir uns doch vorher auch schon oft.«
Und dabei war sie es gewohnt gewesen, umworben zu werden, was sie allerdings mehr dem bekannten Namen Jennings und dem Reichtum ihrer Familie zuschrieb, als ihrer persönlichen Ausstrahlung. Und vor dieser Familie sollte Oliver Birkhoff regelrecht Angst bekommen. Aber vielleicht war es die Angst, daß man versuchen würde, diese Freundschaft mit Andrea gleich zu unterbinden.
Dabei brauchte er sich wahrhaftig nicht zu verstecken. Er kam aus einer guten Familie, war vielseitig gebildet, schon mit achtundzwanzig Jahren Privatdozent, und man sagte ihm eine große Karriere als Biochemiker voraus, weil er auf seinem Gebiet schon viel geleistet hatte.
Wahrscheinlich hätte man ihm auch große Chancen im Chemiewerk Jennings eingeräumt, wenn er das gewollt hätte, aber er wollte es nicht.
Er hatte gespürt, daß man ihn als einen Mitgiftjäger betrachtete, als Andrea ihn so unbefangen vorstellte, und der Einzige, der ihm freundlich entgegenkam, war Henrik Jennings, Andrea ältester Bruder.
Es gab auch noch einen Christian und eine Marisa Jennings, und dann natürlich die Eltern, Jonas und Christine. Oliver war sich vorgekommen wie in einem Film, in dem man Darsteller zusammengesucht hatte, die einen Familienclan darstellen sollten, so verschieden waren sie allesamt.
Aber etwas Gutes war für ihn damals doch herausgekommen. Er hatte Dr. Norden und seine Frau Fee kennengelernt, und später, bei einer Vortragsreise durch die Schweiz, lernte er auch das Ehepaar Delorme kennen, da er zu einem Konzert von David Delorme eingeladen wurde.
Während der drei Jahre, die er nun schon fest verbandelt war mit Andrea, hatte er die Familie Jennings nur wenige Male zusammen gesehen.
An diesem Tag wurde nun wieder einmal der Geburtstag des Chefs gefeiert, und dazu war Oliver ganz offiziell eingeladen worden.
»Es wird sicher Papas schönstes Geschenk sein, wenn ich mich als Doktorin vorstelle«, sagte Andrea sinnend. Und dann fügte sie mit einem schelmischen Lachen hinzu, daß sie beide ja gut gegessen hätten und zuschauen könnten, wie sich die anderen Gäste auf das Büfett stürzen würden.
»Dir würde da der Appetit sowieso wieder vergehen, Olli«, meinte sie. »Aber heute hast du hier auch ziemlich wenig gegessen.«
Sie hatte es bemerkt, und das behagte ihm nicht. Er hatte schon einige Zeit Magenbeschwerden, denen aber keine Beachtung geschenkt. Er aß unregelmäßig und manchmal auch zu hastig, wenn er im Zeitdruck war. Manchmal wurde es ihm sogar schwindlig, und dann war es ihm wieder, als würden tausend Nadelstiche den ganzen Körper überfallen.
Er hatte schon in seinen medizinischen Büchern nachgelesen, was das wohl sein könnte, und er merkte gar nicht, wie sehr er sich kopfscheu machte, anstatt zum Arzt zu gehen.
Aber da war die Scheu vorhanden, wie bei vielen anderen Menschen auch, daß sie fürchteten, es könnte eine schleichende, gar tödliche Krankheit dahinterstecken.
Andrea wollte er das nicht sagen, gerade heute nicht. Sie war so glücklich, so bezaubernd lieb, daß seine düsteren Gedanken schnell vertrieben wurden.
Aber er wollte doch nicht gleich mitfahren zu ihrer Familie, die den Geburtstag des Familienoberhauptes in der wunderschönen Villa am Tegernsee feierte, diesmal nicht in der Stadt und anscheinend schon im engeren Familienkreise.
»Aber ich sage es erst, wenn du dabei bist, Olli«, versicherte ihm Andrea, »und der Clou wäre es, wenn wir ihnen auch gleich unseren Hochzeitstermin verkünden würden.«
»Das wollen wir mal lieber aufschieben, damit es nicht einen Eklat gibt, Andrea«, sagte er. »Du kennst ja meine Einstellung.«
»Und du kennst meine, Brummel«, lächelte sie. »Sie haben sich doch schon daran gewöhnt, daß du deinen eigenen Kopf hast, und einen, der vor ihnen zu Kreuze kriecht, hätte ich nicht gewollt.«
Das aber sollte nicht bedeuten, daß Andrea ihre Familie nicht auch liebte, aber sie waren eben grundverschieden, und jeder ging seine eigenen Wege, wenn auch nicht gar so beständig wie Andrea.
Sie drückte ihm einen zärtlichen Kuß auf die Wange. »Komm nicht zu spät, Olli«, sagte sie bittend, »ich fühle mich ohne dich auch nicht wohl.«
Er blickte ihr nach, wie sie davonfuhr. Sein Herz schlug dumpf. Er liebte sie über alle Maßen, und der Gedanke, daß sie sich trennen müßten, verursachte ihm quälende Schmerzen. Er wünschte nichts sehnlicher, als nun bald zu heiraten, aber insgeheim fürchtete er schon wieder die Einmischung der Familie, die immer das letzte Wort haben wollte.
Er konnte sich nicht an ihren Lebensstil gewöhnen, an diese