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Ein Earl für Aschenbrödel
Ein Earl für Aschenbrödel
Ein Earl für Aschenbrödel
eBook269 Seiten3 Stunden

Ein Earl für Aschenbrödel

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Über dieses E-Book

Einmal charmant umworben werden: Dieser Wunsch geht für die arme Waise Lizzie einen Ball lang in Erfüllung, als sie mit ihrer reichen Cousine die Rollen tauscht! In den starken Armen des schneidigen Earl of Burwell klopft ihr Herz rasend schnell – aber tanzt er nur mit Lizzie, weil er sie für vermögend hält?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum12. Juni 2021
ISBN9783751507271
Ein Earl für Aschenbrödel

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    Buchvorschau

    Ein Earl für Aschenbrödel - Laura Martin

    IMPRESSUM

    Ein Earl für Aschenbrödel erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © 2016 by Laura Martin

    Originaltitel: „An Earl in Want Of A Wife"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON, Band 44

    Übersetzung: Eva Hoffmann

    Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A., LiuSol, HbrH, seamartini/GettyImages

    Veröffentlicht im ePub Format in 06/2021

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751507271

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    Lizzie schaute aus dem Fenster der Kutsche und atmete tief durch, um ihr wild pochendes Herz zu beruhigen. Vor Aufregung konnte sie kaum stillsitzen. London war geradezu beängstigend lebendig. Laut und voller Menschen. Alles war anders als in Indien, und es gab niemanden in der Stadt, den sie kannte. Nie zuvor hatte sie sich so allein gefühlt.

    Ehe sie in Indien das Schiff bestieg, das sie und ihre Cousine nach London bringen sollte, hatte sie sich auf die fremde Stadt gefreut. Jetzt hätte sie alles darum gegeben, wieder auf dem Land in der Nähe von Bombay zu leben.

    Eigentlich interessierte sie sich für alles Neue. Allerdings hielt sie sich gern im Hintergrund. Deshalb machte es ihr Angst, dass sie nun für voraussichtlich zwei Wochen die Rolle ihrer Cousine spielen sollte. Aus der mittellosen Waise Elizabeth Eastway würde Miss Amelia Eastway werden, die verwöhnte Tochter eines wohlhabenden Mannes, eine selbstbewusste junge Frau mit einer großen Mitgift.

    Niemand außer ihrer Cousine hätte sie zu einer solchen Maskerade überreden können. Noch vor Kurzem hätte Lizzie jeden ausgelacht, der behauptet hätte, sie würde deren Identität annehmen, damit Amelia sich in ein gefährliches Abenteuer stürzen konnte.

    Obwohl sie einander so nahe standen wie Schwestern, waren sie und Amelia grundverschieden. Lizzie hatte ihre Eltern früh verloren und war in der Familie ihrer Cousine aufgewachsen. Sie war schüchtern, konnte sich stundenlang in ein Buch vertiefen und wünschte sich oft, unsichtbar zu sein. Die temperamentvolle Amelia hingegen liebte alles, was aufregend war. Aber sie hatte auch ein großes Herz und sie von jeher beschützt.

    Sie war dankbar für Amelias Zuneigung, zumal es ihr nie gelungen war, andere Freundinnen zu finden. Deshalb hatte Lizzie sich nach langem Hin und Her mit dem schlecht durchdachten Plan ihrer Cousine einverstanden erklärt. Es entsprach Amelias Wesen, voller Begeisterung etwas zu beginnen, ohne sich Gedanken über das mögliche Ende zu machen. Sie war schön, besaß eine beachtliche Mitgift und konnte auf ein großes Erbe hoffen. Schon deshalb würden die Menschen ihr vergeben. Sie selbst hingegen, die weder Reichtümer noch eine Familie hatte, würde gesellschaftlich ruiniert sein.

    Wenn Amelia sich das vor Augen geführt hätte, wäre sie wohl so besorgt um sie gewesen, dass sie sie nicht bedrängt hätte, in ihre Rolle zu schlüpfen. Doch tatsächlich war Amelia so begeistert von ihrem Plan gewesen, dass sie keines ihrer Gegenargumente hatte gelten lassen. Zu guter Letzt hatte Lizzie nachgegeben. Schließlich hatte sie sich nie falsche Hoffnungen gemacht. Ruiniert zu werden, war kein allzu großes Opfer, wenn man nicht damit rechnete, jemals einen Platz in der guten Gesellschaft einzunehmen.

    Die Kutsche kam zum Stehen. Und Lizzie holte tief Luft. Würde es ihr gelingen, Amelias sonniges Lächeln nachzuahmen? Sie musste sich fröhlich und selbstbewusst geben, sonst flog der ganze Schwindel gleich zu Anfang auf – was nicht nur ihr, sondern auch Amelia schaden würde.

    Ein Diener öffnete den Schlag und reichte ihr die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein.

    Lizzie kletterte aus der Kutsche und blieb unsicher am Straßenrand stehen.

    „Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Miss!", meinte der Diener. Er deutet auf das beeindruckende Hunter’sche Haus auf der anderen Straßenseite.

    Gehorsam trat Lizzie auf die Straße.

    Im gleichen Moment hörte sie den zornigen Ruf eines Mannes. Ein Pferd schnaubte. Lizzie zuckte zusammen und machte einen Schritt rückwärts. Doch das Tier hatte sie fast schon erreicht. Durch einen Ruck an den Zügeln zurückgehalten, bäumte es sich auf.

    Einen Schreckensschrei ausstoßend wollte Lizzie sich aus der Reichweite der Vorderhufe bringen, die plötzlich direkt vor ihrem Gesicht waren. Sie stolperte, verlor das Gleichgewicht und landete im Straßenstaub. Unfähig, die Augen zu schließen, starrte sie den Hengst an, dessen Hufe sie jeden Moment treffen würden. Sie bemerkte, wie der Reiter mit dem Tier kämpfte, um es unter Kontrolle zu bringen.

    Zu spät, fuhr es ihr durch den Kopf, ich werde sterben.

    Da warf sich der Mann vom Pferd, ohne die Zügel loszulassen. Der Schwung genügte, um das Tier ein Stück zur Seite zu reißen. Die Vorderhufe berührten den Boden direkt neben ihrem Kopf. Dann war es ein paar Augenblicke lang ganz still, fast so, als sei die Zeit stehengeblieben.

    Das Wiehern des Pferdes brach den Zauber. Ein halbes Dutzend Menschen stürzte herbei, um zu helfen. Doch der Besitzer des Hengstes hielt sie zurück. Langsam stand er auf, trat vorsichtig einen Schritt auf sein Pferd zu, das nervös tänzelte, aber zum Glück nicht durchgegangen war. Behutsam streckte er die Hand aus, tätschelte beruhigend den Hals des Tiers. Schließlich reichte er die Zügel einem jungen Mann und wandte sich Lizzie zu.

    Sie musste all ihren Mut zusammennehmen, um den Blick des Fremden zu erwidern. Er war wütend, daran konnte kein Zweifel bestehen. Sie hingegen war noch immer schockiert und verängstigt. Am ganzen Körper zitternd hockte sie auf dem Kopfsteinpflaster.

    Direkt vor ihr blieb der Mann – er war sehr groß und hatte beeindruckend breite Schultern – stehen. „Was haben Sie sich dabei gedacht?", fragte er entrüstet.

    Lizzie brachte kein Wort über die Lippen.

    Er musterte sie kurz, hob die Brauen und streckte ihr die Hand hin, um ihr auf die Füße zu helfen. Ohne sich auch nur im Geringsten anzustrengen, zog er sie hoch.

    Als sie nun vor ihm stand, fühlte sie sich ein bisschen besser. Allerdings nur ein sehr kleines bisschen. Der Fremde war nicht nur groß, sondern sah auch gut aus. Möglicherweise war er der bestaussehende Mann in ganz London. Und er hielt noch immer ihre Hand fest.

    Stirnrunzelnd musterte er sie noch einmal von Kopf bis Fuß. Lizzie wusste, dass sie nicht besonders attraktiv war. Die Männer bevorzugten zierliche Blondinen mit rosigem Teint. Sie hingegen hatte braunes Haar und Sommersprossen. Und zierlich war sie auch nicht.

    Oft genug hatte sie erlebt, wie unterschiedlich die Männer auf sie und ihre hübsche Cousine reagierten. Deshalb verstand sie genau, was in dem Fremden vorging. Er hatte bereits jedes Interesse an ihr verloren. „Sie sollten in Zukunft besser aufpassen", ermahnte er sie.

    Sie nickte. Dabei wünschte sie sich, sie könne so herablassend schauen wie Amelia. Und, ja, in diesem Moment wäre sie auch gern so zierlich und so blond gewesen wie ihre Cousine.

    Der Fremde ging zu seinem Pferd, schwang sich in den Sattel und ritt davon, ohne einen Blick zurückzuwerfen.

    „Sind Sie verletzt, Miss?", fragte der Diener, der vor Schreck noch immer weiß im Gesicht war.

    „Nein, nur erschrocken." Lizzie, die ihn vollkommen vergessen hatte, zwang sich zu einem Lächeln. Gemeinsam überquerten sie die Straße.

    Das Portal des Hauses stand offen, und der Diener bedeutete ihr, sie solle eintreten. Kaum hatte sie einen Fuß in die Eingangshalle gesetzt, da wurde sie von einer elegant gekleideten Dame in die Arme geschlossen. „Amelia, Liebes, was ist passiert?"

    Das muss Mrs. Hunter, Amelias Tante Mathilda, sein. Und das selbstgefällig grinsende Mädchen neben ihr ist bestimmt Cousine Harriet.

    Lizzie war im Begriff, eine Entschuldigung zu murmeln, als ihr einfiel, dass Amelia so etwas nie tun würde. Sanft befreite sie sich aus der Umarmung, legte die Finger an die Schläfen und klagte laut: „Es war schrecklich! Beinahe hätte ein Pferd mich überrannt."

    „Du Arme!, rief Tante Mathilda. „Und das nach der langen, anstrengenden Reise!

    Der Blick, den Harriet ihr zuwarf, verriet Lizzie mehr als deutlich, dass sie alles beobachtet hatte und wusste, wie unachtsam sie sich benommen hatte. Doch statt auf den Unfall einzugehen, bemerkte Harriet: „Ich habe nie verstanden, warum es so anstrengend sein soll zu reisen. Schließlich arbeiten die Seeleute auf dem Schiff und nicht die Passagiere."

    Ein Schauer überlief Lizzie. Ihr war beinahe während der gesamten Überfahrt übel gewesen. Selbst jetzt, da sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, fühlte sie sich noch ein wenig krank.

    „Hast du schon einmal eine lange Seereise unternommen?", fragte sie.

    Harriet schüttelte den Kopf.

    „Das habe ich mir gedacht", stellte Lizzie fest. Im gleichen Moment wurde ihr klar, dass sie einen Fehler begangen hatte. Mit einem einzigen Satz hatte sie sich Amelias Cousine Harriet, mit der sie in den nächsten Tagen doch irgendwie auskommen musste, zur Feindin gemacht.

    Tante Mathilda schien nicht zu bemerken, wie wütend ihre Tochter war. „Als ich dich zuletzt gesehen habe, warst du ein kleiner Blondschopf von drei oder vier Jahren. Staunend musterte sie die vermeintliche Amelia. „Das war, ehe mein Bruder mit dir und deiner Mutter nach Indien ging.

    Lizzie kam nicht dazu, etwas zu antworten, denn schon fuhr Mrs. Hunter fort: „In den nächsten Tagen haben wir viel zu tun. Wir müssen dich neu einkleiden und dir ermöglichen, ein paar Bekanntschaften zu schließen. Denn in einer Woche sollst du in die Gesellschaft eingeführt werden."

    „So bald?", entfuhr es Lizzie entsetzt. Sie hatte gehofft, das Theaterspiel würde ein Ende finden, ehe Tante Mathilda dazu kam, sie den Freunden und Bekannten der Familie als Amelia Eastway vorzustellen.

    „Dein Vater wünscht, dass wir keine Zeit verlieren. Ihm liegt viel daran, dass du recht bald einen guten Ehemann findest."

    Natürlich, das passt zu Onkel Robert!

    Allerdings hatte er gute Gründe, seine Tochter so bald wie möglich unter die Haube zu bringen. Denn Amelia hatte sich zu einer regelrechten Rebellin entwickelt.

    Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Ich muss verhindern, dass man mich als Amelia Eastway in die Gesellschaft eingeführt! Eine vorgeschobene Krankheit könnte helfen. Oder soll ich lieber einen Todesfall in der Familie erfinden? Am besten wäre es natürlich, wenn Amelia bald auftauchen würde. Wenn ich nur wüsste, wie ich sie erreichen kann!

    Doch das war leider unmöglich. Amelia hatte sich in Indien in einen jungen Offizier verliebt, der nach England zurückbeordert worden war. Und sie hatte sich in den Kopf gesetzt, den jungen Mann zu finden.

    „Ehe wir uns in die Vorbereitungen für deine Einführung in die Gesellschaft stürzen, musst du dich von der Reise erholen, fuhr Tante Mathilda fort. „Sally wird dir dein Zimmer zeigen. Und ich gebe in der Küche Bescheid, damit man dir ein Tablett mit einem Imbiss nach oben bringt.

    „Danke." Erst jetzt bemerkte Lizzie das Hausmädchen, das stumm im Hintergrund gewartet hatte.

    Sally knickste und machte ein paar Schritte in Richtung der Treppe, während Tante Mathilda und Harriet im Salon verschwanden. Lizzie folgte dem Hausmädchen, blieb aber stehen, als sie hörte, wie Harriet sagte: „Gut, dass sie Geld hat."

    „Harriet, bitte!", mahnte Tante Mathilda.

    „Das denkst du doch auch, ließ sich Harriet erneut vernehmen. „Sie ist nicht hübsch. Aber noch schlimmer finde ich, wie ungeschickt sie sich anstellt.

    „Wenn sich erst herumgesprochen hat, wie groß ihre Mitgift ist, werden die Gentlemen sich um sie reißen. Da wirst du dich anstrengen müssen, um auch eine gute Partie zu machen."

    „Das ist nicht fair! Harriets Stimme verriet ihren Zorn. „Sie wird sich einen Mann mit einem Titel angeln und ein Leben als große Dame führen. Das hat sie nicht verdient! Nicht nach allem, was ihr Vater uns angetan hat!

    „Miss?" Sally, die schon einige Stufen hinaufgestiegen war, wandte sich um.

    „Ich komme", sagte Lizzie und schluckte. Es würde nicht leicht sein, mit Harriet unter einem Dach zu leben.

    2. KAPITEL

    Seine Laune war auf einem Tiefpunkt angekommen. Daniel bemühte sich, nicht aufzufallen, während er den Blick über die Gäste schweifen ließ, die im Ballsaal der Prestons versammelt waren. Doch schon waren sowohl die jungen Damen im heiratsfähigen Alter als auch deren ehrgeizige Mütter auf ihn aufmerksam geworden. Kein Wunder, denn seit Jahren vermied er es, an Bällen teilzunehmen. Dass er die Einladung angenommen hatte, wurde allgemein als Zeichen dafür gedeutet, dass er auf der Suche nach einer Gattin war.

    Es ärgerte ihn, dass er am gesellschaftlichen Leben teilnehmen musste, weil seine finanzielle Situation sich tatsächlich so sehr zugespitzt hatte, dass nur die Heirat mit einer reichen Frau ihn retten würde. Ihm blieb keine Wahl. Obwohl es ihm gar nicht behagte, sein Junggesellenleben aufzugeben, musste er jede Chance nutzen, mögliche Ehekandidatinnen kennenzulernen.

    „Was, zum Teufel, hat dich denn hierher geführt?"

    Daniel wandte sich um, und zum ersten Mal an diesem Abend kam sein Lächeln von Herzen. „Fletcher, hallo! Ich dachte, meine Beweggründe seien offensichtlich."

    Sein Freund lachte. „Das stimmt. Ich bin erst seit fünf Minuten hier, habe aber deinen Namen schon mindestens ein Dutzend Mal gehört."

    Eigentlich hätte Daniel erfreut sein sollen. Schließlich würde er schwerlich eine Gattin finden, wenn niemand ihn beachtete. Trotzdem hielt seine Begeisterung sich in Grenzen.

    „Du hast dich also entschlossen zu heiraten", stellte Fletcher fest.

    „Man hat mich also bereits durchschaut?" Daniel hoffte, dass er nicht allzu verzweifelt klang.

    Sein Freund betrachtete ihn amüsiert. „Es gibt nur drei Gründe, die einen Mann dazu bewegen können, einen Ball wie diesen zu besuchen. Entweder er ist verpflichtet, eine seiner weiblichen Verwandten zu begleiten. Du hast allerdings keine weiblichen Verwandten. Oder er versucht, Kontakte zu schließen, die ihm den gesellschaftlichen Aufstieg erleichtern. Du als Earl hast das nicht nötig. Bleibt also nur die dritte Möglichkeit: Der Mann sucht eine Gattin."

    „Stimmt", murmelte Daniel, der selbst noch immer kaum glauben konnte, dass er unter die Mitgiftjäger gegangen war. Gestern noch war er ein glücklicher Junggeselle gewesen, der gern flirtete, sich aber nur mit Frauen einließ, denen nichts an einer dauerhaften Bindung lag. Dann hatte sein Verwalter ihn gebeten, einen Blick in die Bücher zu werfen. Und er hatte erkennen müssen, dass er kurz vor dem finanziellen Ruin stand.

    Er brauchte Geld. Da es nur wenige Möglichkeiten gab, das zu beschaffen, würde er eine reiche Frau heiraten müssen. So war er über Nacht zum Mitgiftjäger geworden, zu einem Mann, für den die meisten Mitglieder der guten Gesellschaft nur Missbilligung und Verachtung aufbrachten.

    Zum Teufel …

    Vergeblich versuchte Daniel, sein Gewissen zu beruhigen, indem er sich sagte, dass seine zukünftige Gattin gesellschaftlich aufsteigen und als Countess of Burwell hohes Ansehen genießen würde. Natürlich würde er sie stets gut behandeln, obwohl er fest entschlossen war, ihr niemals sein Herz zu schenken. Er hatte geliebt und war enttäuscht worden. Noch heute litt er unter den Folgen. So etwas sollte ihm, das hatte er sich geschworen, nicht noch einmal passieren.

    „Du brauchst wirklich nicht so deprimiert zu schauen, meinte Fletcher. „Heute Abend wirst du mit den interessantesten und schönsten jungen Damen tanzen.

    Daniel runzelte die Stirn. Er wollte weder eine besonders schöne noch eine besonders interessante Braut. Seine zukünftige Gattin sollte gutherzig, großzügig und zurückhaltend sein, denn ihm lag viel daran, dass sie sich nicht in sein Leben einmischte. Außerdem musste sie natürlich über eine Menge Geld verfügen.

    Genau das vertraute er seinem Freund an.

    Fletcher hob die Brauen. „Das verkürzt die Liste der Kandidatinnen, stellte er fest. „Es sind genau drei reiche Damen im heiratsfähigen Alter anwesend.

    „Woher weißt du das so genau?"

    „Ich habe vier Schwestern. Wenn ich nicht erfahren wollte, was in Londons guter Gesellschaft vorgeht, müsste ich mir ständig die Ohren zuhalten."

    „Hm … Verrätst du mir, wer die drei sind?" Er schämte sich ein wenig, weil er so direkt war. Aber einerseits brauchte er dringend Geld, und andererseits wollte er nicht noch wer weiß wie viele Bälle besuchen, um eine Frau kennenzulernen, die seiner Vorstellung entsprach.

    „Dort drüben, Fletcher zeigte diskret auf eine junge Dame, „siehst du Miss Priscilla Blake, die Tochter eines überaus erfolgreichen Bankiers.

    Miss Blake war hübsch und tanzte sehr anmutig. Dabei himmelte sie ihren eleganten Tanzpartner ungeniert an.

    Sieht aus, als wäre sie vergeben!

    „Dann ist da Miss Dumping, fuhr Fletcher fort. „Niemand weiß genau, wie ihr Vater sein Vermögen erworben hat. Vermutlich waren nicht alle seiner Unternehmungen legal. Aber das stört niemanden, denn Miss Dumping ist über die Maßen attraktiv.

    Daniel schaute in die von Fletcher angedeutete Richtung und musterte Miss Dumping interessiert. Sie war eine umwerfende Schönheit – und bildete den Mittelpunkt einer Gruppe von Gentlemen, die offensichtlich von ihr hingerissenen waren.

    Zu viel Konkurrenz … „Und die dritte?"

    „Miss Amelia Eastway. Mit den Augen suchte Fletcher den Saal ab. „Sie ist erst vor Kurzem in London eingetroffen. Ihr Vater lebt in Indien, wo er zu Geld gekommen ist. Ihre Mitgift ist beachtlich. Und als einziges Kind wird sie den Papa natürlich beerben.

    Es würde sich vielleicht lohnen, sich dieser Miss Eastway vorstellen zu lassen.

    „Komisch, meinte Fletcher, „ich kann sie nirgends entdecken. Sie ist keine auffällige Schönheit. Nicht hässlich, sondern einfach … normal.

    Das hört sich wirklich gut an, dachte Daniel. Amelia Eastway könnte die perfekte Gattin für ihn sein. Reich, anscheinend nicht allzu umschwärmt und zudem eine Frau, derentwegen er nicht den Kopf verlieren würde. Gerade Letzteres war ihm wichtig. Nach den schmerzhaften Erfahrungen, die er gemacht hatte, sehnte Daniel sich nach einer freundschaftlichen Beziehung ohne Leidenschaft und große Gefühle. Er konnte sich gut vorstellen, dass eine Frau wie Miss Eastway ihn finanziell retten würde, ohne darauf zu bestehen, dass er sein Leben komplett umkrempelte.

    „Ich fürchte, seufzte Fletcher, „dass ich dich jetzt allein lassen muss, um meinen Pflichten nachzukommen. Er liebte seine Familie, aber selbst er empfand es manchmal als Last, wenn er sich um seine Schwestern kümmern musste.

    Daniel nickte verständnisvoll, rührte sich jedoch nicht

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