Gutsherrin gesucht: Der kleine Fürst 335 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Das ist nicht dein Ernst, Hans!«, rief Graf Alexander von Hoyning entgeistert. »Das kannst du nicht getan haben!« »Habe ich aber doch«, entgegnete Baron Hans von Emmendingen. »Abgesehen davon, dass es viel weniger schlimm war, als es sich vielleicht anhört, hat es eine Menge Geld eingebracht, das wir dringend brauchen.« »Hast du es wegen des Geldes getan?« Hans sah seinen Freund lange an, bevor er mit einer Gegenfrage antwortete: »Weshalb denn sonst, Alex? Du hast doch wohl nicht im Ernst geglaubt, dass ich mich an einer Kuppelshow im Fernsehen beteilige, weil ich eine Frau suche?« »Natürlich nicht, entschuldige bitte. Ich hatte nur keine Ahnung, dass es so schlimm um eure Finanzen steht.« »Wenn nicht noch schlimmer«, murmelte Hans. »Das Gutshaus müsste saniert werden, seit Jahren schon. Wir müssten die Grundmauern trockenlegen und versiegeln lassen, die Wände sind überall im Erdgeschoss feucht. Das Dach hält nur noch notdürftig, die Fenster würden wir am besten alle erneuern, und von einer neuen leistungsstarken Heizung kann man nur träumen. Es ist ein zugiger alter Kasten, aber meine Eltern wollen und können ihn nicht aufgeben. Oder genauer gesagt: Mein Vater will bleiben, über dieses Thema ist mit ihm nicht zu reden.« »Aber das ist doch ein sehr stattliches Gebäude«, meinte Alexander verwundert.
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Gutsherrin gesucht - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 335 –
Gutsherrin gesucht
Viola Maybach
»Das ist nicht dein Ernst, Hans!«, rief Graf Alexander von Hoyning entgeistert. »Das kannst du nicht getan haben!«
»Habe ich aber doch«, entgegnete Baron Hans von Emmendingen. »Abgesehen davon, dass es viel weniger schlimm war, als es sich vielleicht anhört, hat es eine Menge Geld eingebracht, das wir dringend brauchen.«
»Hast du es wegen des Geldes getan?«
Hans sah seinen Freund lange an, bevor er mit einer Gegenfrage antwortete: »Weshalb denn sonst, Alex? Du hast doch wohl nicht im Ernst geglaubt, dass ich mich an einer Kuppelshow im Fernsehen beteilige, weil ich eine Frau suche?«
»Natürlich nicht, entschuldige bitte. Ich hatte nur keine Ahnung, dass es so schlimm um eure Finanzen steht.«
»Wenn nicht noch schlimmer«, murmelte Hans. »Das Gutshaus müsste saniert werden, seit Jahren schon. Wir müssten die Grundmauern trockenlegen und versiegeln lassen, die Wände sind überall im Erdgeschoss feucht. Das Dach hält nur noch notdürftig, die Fenster würden wir am besten alle erneuern, und von einer neuen leistungsstarken Heizung kann man nur träumen. Es ist ein zugiger alter Kasten, aber meine Eltern wollen und können ihn nicht aufgeben. Oder genauer gesagt: Mein Vater will bleiben, über dieses Thema ist mit ihm nicht zu reden.«
»Aber das ist doch ein sehr stattliches Gebäude«, meinte Alexander verwundert.
»Es ist lange her, seit du dort warst, Alex. Seitdem ist der Verfall unaufhaltsam fortgeschritten, glaub mir. Fast alles, was von meinen Übersetzerhonoraren übrig bleibt, stecke ich heimlich ins Haus, weil mein Vater sich schwer damit tut, Hilfe anzunehmen, aber es ist jedes Mal wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein: Es reicht nie. Das ist jetzt anders. Mit dem Fernsehhonorar kann ich zumindest die Wände trockenlegen und das Dach erneuern lassen. Vielleicht sind sogar noch ein paar neue Fenster drin. Das hilft schon enorm weiter.«
Nie zuvor hatte er so offen über die finanziellen Probleme seiner Familie gesprochen, und Alexander begriff, welch großer Vertrauensbeweis das war. »Wie ist es so weit gekommen?«, fragte er. »Du hast bisher nie eine Andeutung gemacht.«
»Weil ich dachte, es sei besser so, aber ich muss auch mal mit jemandem über meine Sorgen reden, Alex.« Hans bemühte sich um ein Lächeln. »Und da bist ausgerechnet du mir eingefallen.«
»Du hättest schon früher etwas sagen sollen, vielleicht hätte ich dir helfen können.«
»Mit Geld? Ich bitte dich, du weißt genau, dass ich das niemals angenommen hätte. Du hast gefragt, wie es so weit kommen konnte. Mein Vater ist gesundheitlich angeschlagen, er kann nicht mehr so arbeiten wie früher. Ich glaube, der Betrieb auf dem Gut entgleitet ihm allmählich. Er hat mich jahrelang keinen Blick in die Bücher werfen lassen – und als ich sie mir kürzlich zum ersten Mal ansehen durfte, habe ich einen Schrecken bekommen. Er macht längst keinen Gewinn mehr, hat sich aber immer damit getröstet, dass es bestimmt bald besser wird. Es ist aber nie besser geworden. Und nun steht er da. Sein Vermögen ist mehr oder weniger aufgezehrt, was er vor meiner Mutter zu verbergen sucht, dabei ahnt sie die Wahrheit natürlich. Und er sieht keinen Ausweg. Außerdem ist er viel zu müde, um das Steuer noch einmal herumzureißen. Ganz abgesehen davon, dass die Banken ihm keinen nennenswerten Kredit mehr geben.«
»Und wie soll das weitergehen?«, fragte Alexander aufrichtig erschrocken.
»Die Vernünftigste wäre, das Gut zu verkaufen, solange es noch nicht so marode ist, dass man überhaupt nichts mehr dafür bekommt. Zum Glück gehört einiges an Land dazu, das steigert den Wert. Meine Eltern könnten sich mit dem Erlös sicherlich noch eine hübsche Wohnung leisten, in der sie es immer warm und trocken hätten, und sie müssten sich keine Sorgen mehr um die Zukunft machen. Aber es ist das Familiengut der Emmendingens, und so steht ein Verkauf nicht zur Debatte.«
»Was würdest du tun, wenn es dir gehörte? Würdest du es verkaufen?«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, gestand Hans. »Ich kann dir die Frage nicht beantworten, ich weiß es einfach nicht.«
»Na ja, jetzt steht ein Verkauf ja sowieso erst einmal nicht mehr zur Debatte. Du wirst das Geld aus der Show ins Gutshaus stecken, und deine Eltern haben wieder ein wenig Luft.«
Hans nickte. »Das schon, aber auf Dauer sind die Probleme nicht gelöst. Sie haben keine Einnahmen mehr, es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange das noch gut geht. Irgendwann ist das bisschen Geld, das sie noch haben, weg. Und dann?«
»Verstehe«, sagte Alexander. »Unter den Umständen kann ich deine Teilnahme an dieser Fernsehshow sogar nachvollziehen. Da geht es also darum, dass ein paar adelige Junggesellen die passenden Frauen finden?«
Hans nickte, mit einem Mal spielte ein Lächeln um seine Lippen. »Ja, und ob du es glaubst oder nicht: Wir hatten bei den Dreharbeiten sogar Spaß.«
»Und hat einer der Kandidaten die passende Frau gefunden?«
Hans schüttelte den Kopf. »Das ist Unterhaltung, Alex – es geht nicht darum, ein Problem zu lösen, sondern die Zuschauer sollen unterhalten werden. Das ist vermutlich gelungen. Die Frauen, mit denen wir uns in der Sendung getroffen haben, waren sehr nett, aber keine von denen hätte ich heiraten wollen.«
»Und deine Eltern? Wissen die schon von ihrem Glück?«
»Aber nein, wo denkst du hin? Über jeden von uns wurde zwar ein Portrait gedreht, aber meine Eltern denken, dass es ein allgemeiner Film über den deutschen Adel werden soll. Sie werden die Wahrheit früh genug erfahren. Ich habe zur Bedingung gemacht, dass meine Eltern nichts mit der ganzen Sache zu tun haben.«
»Sie werden nicht begeistert sein.«
»Nein«, gab Hans zu. »Ganz sicher nicht, aber ich hoffe, ein neues Dach und trockene Wände werden sie besänftigen.«
»Von unseren Freunden wirst du dir auch einiges anhören müssen.«
»Das ist mir gleichgültig!« Hans hatte unwillkürlich seine Stimme erhoben. »Ich hatte meine Gründe, und …«
»Schon gut, mich musst du nicht überzeugen. Wann läuft denn die erste Sendung?«
»In zwei Wochen. Morgen geht das Ganze an die Presse, es wird einigen Rummel geben.«
»Ich beneide dich nicht darum.«
»Ich mich auch nicht«, gestand Hans. »Aber ich stelle mir dann immer das schöne neue Dach des Gutshauses vor, und dann weiß ich wieder, dass meine Entscheidung richtig war.«
»Ich kann es nur wiederholen, Hans: Wenn du Hilfe brauchst, lass es mich wissen. Du weißt ja, in der Kanzlei verdiene ich nicht schlecht.«
Alexander war Rechtsanwalt, seine Kanzlei hatte einen erstklassigen Ruf.
Hans bedankte sich bei seinem Freund mit einem kräftigen Schlag auf dessen Schulter, wenig später verabschiedete er sich. In den kommenden Wochen würde er gute Nerven brauchen.
Es stellte sich dann aber heraus, dass er sie schon am nächsten Tag brauchte, als er seinen Eltern einen Besuch abstattete. Mit starrem Gesichtsausdruck kam sein Vater auf ihn zu, eine Zeitung in der Hand. »Stimmt das?«, fragte Baron Jasper von Emmendingen tonlos und tippte auf