Hör auf dein Herz, Agata!: Der kleine Fürst 333 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Du machst mich wahnsinnig, Agata!«, rief Benedikt von Kleestein in komischer Verzweiflung. »Musst du immer zu allem Ja und Amen sagen? Kannst du dich nicht auch einmal auflehnen?« Agata von Babenbrück sah verträumt aus dem Fenster des Cafés, in dem sie sich mit Benedikt getroffen hatte. Sie war eine zierliche Person mit dichten, glatten blonden Haaren, die sie schulterlang trug und Augen, die je nach Stimmung blau oder grün zu sein schienen. In diesem Moment war ihre Augenfarbe eindeutig himmelblau, was darauf schließen ließ, dass sie mit sich im Reinen war. Endlich wandte sie den Kopf und sah ihren Jugendfreund an. »Warum sollte ich?«, fragte sie gelassen. »Es gibt absolut nichts, wogegen ich mich auflehnen möchte.« »Ich verstehe dich nicht«, murmelte er ratlos und strich sich mit einer Hand die rotblonden Locken aus der Stirn, während er Agata mit seinen nussbraunen Augen kopfschüttelnd betrachtete. Im Gesicht hatte er unzählige Sommersprossen, die in seiner Schulzeit, wie Agata wusste, die Ursache für mächtige Hänseleien von Seiten seiner Klassenkameraden gewesen waren. »Mit allem, was deine Eltern wünschen, bist du einverstanden. Sie wollten, dass du in München studierst – und du tust es. Sie schlagen Sprachen als Studienfach vor, du hast keine Einwände. Sie missbilligen auffällige Kleidung, und du kleidest dich klassisch-elegant. Deine Eltern begutachten deinen Freundeskreis, ich bin sicher, wer ihnen nicht gefällt, bleibt auch nicht lange mit dir befreundet. Willst du dir demnächst auch noch vorschreiben lassen, wann und wen du heiraten sollst?«
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Buchvorschau
Hör auf dein Herz, Agata! - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 333 –
Hör auf dein Herz, Agata!
Das brave Mädchen kämpft um ihre Liebe
Viola Maybach
»Du machst mich wahnsinnig, Agata!«, rief Benedikt von Kleestein in komischer Verzweiflung. »Musst du immer zu allem Ja und Amen sagen? Kannst du dich nicht auch einmal auflehnen?«
Agata von Babenbrück sah verträumt aus dem Fenster des Cafés, in dem sie sich mit Benedikt getroffen hatte. Sie war eine zierliche Person mit dichten, glatten blonden Haaren, die sie schulterlang trug und Augen, die je nach Stimmung blau oder grün zu sein schienen. In diesem Moment war ihre Augenfarbe eindeutig himmelblau, was darauf schließen ließ, dass sie mit sich im Reinen war. Endlich wandte sie den Kopf und sah ihren Jugendfreund an. »Warum sollte ich?«, fragte sie gelassen. »Es gibt absolut nichts, wogegen ich mich auflehnen möchte.«
»Ich verstehe dich nicht«, murmelte er ratlos und strich sich mit einer Hand die rotblonden Locken aus der Stirn, während er Agata mit seinen nussbraunen Augen kopfschüttelnd betrachtete. Im Gesicht hatte er unzählige Sommersprossen, die in seiner Schulzeit, wie Agata wusste, die Ursache für mächtige Hänseleien von Seiten seiner Klassenkameraden gewesen waren. »Mit allem, was deine Eltern wünschen, bist du einverstanden. Sie wollten, dass du in München studierst – und du tust es. Sie schlagen Sprachen als Studienfach vor, du hast keine Einwände. Sie missbilligen auffällige Kleidung, und du kleidest dich klassisch-elegant. Deine Eltern begutachten deinen Freundeskreis, ich bin sicher, wer ihnen nicht gefällt, bleibt auch nicht lange mit dir befreundet. Willst du dir demnächst auch noch vorschreiben lassen, wann und wen du heiraten sollst?«
»Sei nicht albern, Benny«, wies Agata ihn zurecht. »Ich wollte selbst gern Sprachen studieren, sonst hätte ich es nicht gemacht. Und mir war es relativ gleichgültig, in welche Stadt ich ging. Warum also nicht nach München? Hier ist es sehr schön, du bist schließlich auch hierher gegangen. Und was meine Freundinnen und Freunde betrifft: Du wirst es nicht glauben, aber meine Eltern besitzen mehr Menschenkenntnis als ich, und in den Fällen, wo sie mich vor jemandem gewarnt haben, hatten sie Recht. Warum also soll ich nicht auf sie hören? Sie leben schon länger und haben, im Gegensatz zu mir, eine Menge Erfahrungen sammeln können.«
»Du findest immer ein Gegenargument«, erwiderte er missmutig. »Ich erinnere mich aber zum Beispiel ganz genau, dass du mir noch auf der Schule gesagt hast, wie gern du zum Studium nach Hamburg gehen würdest. Das hast du wohl schon vergessen, was? Du bist so verdammt … nachgiebig, Agata.«
Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, seine Vorwürfe schienen an ihr abzuperlen wie Wasser an einem Wachstuch. »Hamburg läuft mir nicht weg«, erklärte sie ruhig. »Meine Eltern wollten lieber, dass ich in der Nähe bleibe – was ist so schlimm daran? Es fällt allen Eltern schwer, wenn ihre Kinder selbstständig werden und sie verlassen. Deine sind doch auch froh, dass du nicht so weit weg gegangen bist.«
»Lass uns das Thema wechseln«, murrte er. »Ich kriege sonst noch schlechte Laune.«
Sie lächelte, als sie über den Tisch hinweg nach seiner Hand griff. »Warum bist du eigentlich mit mir befreundet, wenn du mich so grässlich findest?«, erkundigte sie sich.
Nun war er gekränkt. »Ich finde dich nicht grässlich, das weißt du ganz genau. Du hast fast nur gute Eigenschaften, Agata, bis auf diese eine … Ein bisschen mehr Aufmüpfigkeit würde dir sehr gut zu Gesicht stehen.«
»Tut mir leid, darauf wirst du vergebens warten«, erklärte sie. »Ich bin nun einmal ein braves Mädchen – und ich werde es wohl auch bleiben. Du magst mich also trotzdem?«
»Dumme Gans«, sagte er liebevoll. »Natürlich mag ich dich.«
»Da bin ich aber froh, mein lieber Benny, sonst hätte ich mich jetzt gar nicht getraut, dich zu fragen, ob du mich am Wochenende nach Sternberg begleiten willst. Dort wird ein kleines Fest gefeiert, zu dem ich eingeladen bin – und am allerliebsten möchte ich mit dir hingehen.«
Er betrachtete sie eine Weile, ohne zu antworten. Endlich fragte er: »Wünschen deine Eltern, dass du nach Sternberg fährst?«
»Herrje, jetzt hör doch endlich mit meinen Eltern auf!«, rief Agata. »Was ist denn heute nur mit dir los? Natürlich möchten sie, dass ich die Einladung annehme – aber ich selbst will auch gern hinfahren, stell dir das mal vor. Es ist nämlich zufällig nicht so, dass die Wünsche meiner Eltern und meine eigenen grundsätzlich unvereinbar sind.«
»Schon gut, schon gut, es hat mich ja nur interessiert. Natürlich komme ich mit. Du weißt, wie gern ich immer schon mal nach Sternberg wollte. Das Essen soll ja unglaublich toll sein dort …«
Sie lachte hellauf. »Sehr charmant, wirklich. Eine Dame lädt dich ein, und du bist nicht etwa froh über ihre Gesellschaft, sondern sagst ihr ins Gesicht, dass du die Einladung eigentlich nur wegen des Essens annimmst.«
Er stimmte in ihr Lachen ein. »Es war nicht so gemeint, das weißt du ganz genau«, sagte er danach. »Ich bin gern mit dir zusammen, auch wenn du immer so verdammt brav bist. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich das eines Tages doch noch mal ändert. Du weißt, ich bin Optimist.«
»Ich fürchte«, meinte sie übermütig, »in diesem Fall nützt dir das nichts.« Sie warf einen Blick auf ihre hübsche Armbanduhr und stieß einen erschrockenen Aufschrei aus. »Meine nächste Vorlesung beginnt in genau fünf Minuten«, sagte sie. Eilig stand sie auf und begann, in ihrer Tasche zu kramen.
»Ich bezahle«, sagte Benedikt großzügig. »Mach, dass du wegkommst. Ein braves Mädchen kommt nicht zu spät.«
Sie dankte ihm mit einem Kuss auf die Wange und war auch schon draußen.
Er sah ihr nach, wie sie eilig über die Straße lief. Sie hatte es nicht weit, wahrscheinlich würde sie gerade noch rechtzeitig kommen. Er winkte der Kellnerin, bezahlte und verließ das Café ebenfalls. Sternberg am Wochenende, das war nicht schlecht. Er fing an, vergnügt vor sich hin zu pfeifen. Der Tag hatte für ihn nicht gut begonnen – in einer Klausur war er durchgefallen, er würde sie wiederholen müssen. Davon hatte er Agata gar nichts erzählt, sie fiel natürlich nie durch, weil sie einer der fleißigsten Menschen war, die er kannte. Im Grunde genommen, dachte er jetzt, müsste ich sie unerträglich finden. Aber das tue ich nicht. Ich mag sie wirklich sehr gern.
Wenn sie nur ab und zu, wie alle anderen auch, mal über die Stränge schlagen würde …
*
»Du weißt, was beim letzten Mal passiert ist, als er auf einem unserer Feste war«, erinnerte Baronin Sofia von Kant ihren Mann. »Mindestens drei junge Frauen haben sich unsterblich in ihn verliebt, er hat sie, wenn ich mich recht erinnere, alle drei unglücklich gemacht. Meinst du wirklich, wir sollten ihn einladen?«
Die Rede war von Lorenz von Maack, einem sehr charmanten jungen Mann, mit dem Baronin Sofia und Baron Friedrich locker befreundet waren. Sie sahen ihn nicht allzu oft, da er