Verliebt in den Falschen?
Von Elissa Ambrose
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Über dieses E-Book
Warum nur musste sich Detective Tyler Carlton so unsterblich in Linda Mailer verlieben? Eigentlich wollte er die attraktive Frau doch nur über ihren kriminellen Chef aushorchen. Als Linda das erfährt, zweifelt sie plötzlich an seinen heißen Gefühlen und wendet sich ab …
Elissa Ambrose
Elissa Ambrose kommt ursprünglich aus Montreal, Canada. Jetzt lebt sie mit ihrem Ehemann und 2 Töchtern in Arizona. Sie hat einen College – Abschluss in Englischer Literatur und arbeitete danach als Software – Entwicklerin. Immer noch sucht sie nach der Verbindung beider Berufsfelder aber sie glaubt, nach all den Jahren als Programmiererin hat sie einen starken detailorientierten Fokus entwickelt. Wenn Elissa nicht schreibt oder liest, macht sie Extremsport oder ist kochend in der Küche zu finden. Nachdem sie ein Manuskript beendet hat, fliegt sie mit ihrem Mann nach England.
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Buchvorschau
Verliebt in den Falschen? - Elissa Ambrose
IMPRESSUM
Verliebt in den Falschen? erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2004 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „The Marriage Act"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA, Band 1522
Übersetzung: Patrick Hansen
Umschlagsmotive: Getty Images / inarik, ELIZABETH POLIASHENKO
Veröffentlicht im ePub Format in 1/2022
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751513470
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Linda Mailer war spät dran.
Sie eilte den Steg hinauf, der zu dem schicken Seafood-Restaurant führte. Der Duft von gegrilltem Fisch und Shrimps vermischte sich mit der salzigen Meeresluft. Unter ihr schlugen Wellen gegen die Pier, während hinter ihr die Sonne langsam hinter den Klippen auf der anderen Seite der Bucht verschwand.
Linda schaute auf die Uhr und fragte sich, warum sie überhaupt hergekommen war. Sie gehörte nicht hierher. Zunächst hatte sie Saras und Cades Einladung abgelehnt, doch als Cades Schwester darauf bestanden hatte, hatte sie nachgegeben.
Wie hätte sie zu einer Prinzessin Nein sagen können? Zugegeben, Emily war nur durch ihre Heirat Prinzessin geworden, aber immerhin war sie jetzt eine.
Emily Parks – genauer gesagt, Emily Eban, Prinzessin von Daniz – hatte ihr gesagt, dass sie praktisch zur Familie gehörte. Unsinn! Der einzige Mensch in der Familie, dem Linda nahestand, war Walter, ihr Arbeitgeber und Emilys Vater. Und er würde heute Abend gar nicht da sein.
Im Vorraum des Restaurants versuchte Linda, ihre Nervosität zu ignorieren, und gab ihren Mantel ab. Sie sah an sich hinab. Das schlichte Kleid war weit geschnitten und in züchtiger Länge. Im Kaufhaus hatte sie sofort gewusst, dass es perfekt war. Ganz in dunklem Graugrün, würde sie darin nicht auffallen und sich im Hintergrund halten können.
Nach einem letzten Blick in den Spiegel ging sie zum Poseidon Patio, wo die Party stattfand. Die Wände waren in Meeresfarben gestrichen und mit Muscheln verziert. Ausgezeichnet. Sie würde damit verschmelzen, bis sie so gut wie unsichtbar war.
Sie hatte etwas zu verbergen, und das Kleid war ideal dafür.
Nicht, dass man es ihr schon ansah. Aber sie durfte kein Risiko eingehen. Im Büro saß sie fast den ganz Tag mit gesenktem Kopf über ihren Büchern, aber hier würde man sie beachten.
Und wer genauer hinsah, würde vielleicht ihr kleines Geheimnis erraten.
Ihr kleines Geheimnis, wie sie es nannte, war der Grund für die Verspätung. Morgendliches Unwohlsein – was für eine beschönigende Bezeichnung. Ihr war fast immer übel, und es wurde nicht mal dann besser, wenn sie schlief. In der letzten Nacht hatte sie geträumt, auf einem Schiff zu sein. Mitten in einem Sturm.
Bitte nicht hier, dachte sie, als ihr Magen sich meldete. Es war, als wären die Wände des Restaurants zum Leben erwacht. Riesige Wellen kamen auf sie zu und drohten sie zu verschlingen.
Das gab ihr den Rest. Sie würde wieder gehen. Sie hatte nicht vor, den Samstagabend mit Leuten zu verbringen, die sie kaum kannte, oder sich in der Toilette zu verstecken, über das Becken gebeugt. Als die Übelkeit sich ein wenig legte, machte sie sich auf den Rückweg zur Garderobe.
„Linda, beeilen Sie sich! Wir essen gleich."
Es war Sara Carlton, Emilys Schwägerin. Nein, Sara Parks, denn sie war jetzt mit Cade verheiratet. In letzter Zeit kam es Linda vor, als würde jeder, den sie kannte, heiraten. Natürlich freute sie sich für sie, aber es war auch ein wenig lästig. Nicht, dass sie neidisch war. Nein, sie war Single und hatte nichts dagegen, es auch zu bleiben. Was sie störte, war, dass die frisch verheirateten Paare sie zu bemitleiden schienen. Aber jetzt, da Sara sie entdeckt hatte, war es zu spät. Sie konnte nicht mehr weg.
Lächelnd kam die junge Frau auf sie zu. In einem eleganten Seidenkleid ging sie nicht nur, sie schwebte geradezu, als hätte der königliche Status ihrer Schwägerin auf sie abgefärbt. „Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihren Tisch, sagte sie. „Aber erst müssen Sie meine beiden Brüder kennenlernen.
Eigentlich waren sie Halbbrüder. Im Büro hatte man wochenlang nur über Tyler und Conrad Carlton, die „Überraschungssöhne" von Walter Parks, gesprochen. Die eineiigen Zwillinge und Sara hatten dieselbe Mutter, und Cade Parks, Saras Ehemann, war ebenfalls ein Halbbruder der beiden, denn Walter war sein Vater.
Unehelich, dachte Linda. Was für ein altmodischer Begriff, aber offenbar wurde er noch immer in den Mund genommen. Es war ein so hässliches Wort. Würden die Leute auch ihr Kind so nennen?
Obwohl der DNA-Test seine Vaterschaft bestätigt hatte, weigerte Walter sich, seine beiden erwachsenen Söhne anzuerkennen. Linda bekam ein schlechtes Gewissen. Wie Walter, so hätte auch sie der Party fernbleiben sollen, auf der Sara und Cade die Zwillinge in der Familie willkommen heißen wollten.
Sollte sie nicht zu Walter halten? Aber sie musste zugeben, dass Cade und Emily – seine ehelichen Kinder – sie immer gut behandelt hatten. Sosehr sie öffentliche Auftritte auch hasste, es wäre unhöflich gewesen, diese Einladung abzulehnen.
Seltsamerweise hatte auch Walter darauf bestanden, dass sie sie annahm. Es war, als würde er wollen, dass sie an seiner Stelle zur Party ging. Natürlich war der Gedanke unsinnig. Er wollte mit dieser Seite seiner Familie nichts zu tun haben. Das hatte er oft verkündet – ihr, seiner Familie, selbst der Presse gegenüber.
Sara führte sie in den reich geschmückten Bankettsaal und zu ihrem attraktiven Ehemann. Als Lindas Blick auf den Mann neben Cade fiel, blieb ihr fast das Herz stehen.
Thomas McMann.
Der Mann, vor dem sie zwei Monate zuvor weggelaufen war.
Sara strahlte nun. „Linda, das ist mein Bruder Conrad Carlton. Conrad, dies ist Linda Mailer, von der ich dir schon erzählt habe. Ich habe euch beide an einen Tisch gesetzt, da ihr so viele Gemeinsamkeiten habt."
Das konnte nicht sein. Es musste eine Erklärung geben. Manche Männer sahen einander zum Verwechseln ähnlich. Und als sie einander begegnet waren, hatte sie ihre Brille nicht getragen, und in der Bar war es nicht sehr hell gewesen. Wenn die Lichter ausgehen, sehen sie alle gleich aus, hatte ihre Mutter immer gesagt.
Linda musterte ihn unauffällig. Er sah Thomas sehr ähnlich, aber etwas war anders. Etwas, das sie nicht beschreiben konnte. Je länger sie ihn betrachtete, desto klarer wurde ihr, dass er nicht der Mann war, mit dem sie eine Nacht verbracht hatte.
Sie atmete tief durch und sah Sara an. Wie jede frischgebackene Braut, die Linda je erlebt hatte, wollte auch sie unbedingt eine andere Ehe stiften. Aber selbst wenn Linda jemanden kennenlernen wollen würde, was sie eindeutig nicht wollte, wäre Conrad der Letzte, der infrage kam. So viele Gemeinsamkeiten, hatte Sara gesagt. Nicht im Traum, dachte Linda. Conrad galt als lebenslustig und keinem Vergnügen abgeneigt. Sie dagegen war in etwa so aufregend wie eine Kartoffel. Ihre Vorstellung von einer Herausforderung war es, ein ausgeglichenes Girokonto zu haben.
Nein, Conrad Carlton, Partylöwe und Frauenschwarm, war nicht ihr Typ.
Allerdings war Linda nicht sicher, ob sie überhaupt einen Typ hatte.
Sag etwas, befahl sie sich. „Wie ich höre, sind Sie Rancher", sagte sie und strich ihr Kleid glatt.
Er sah sie mit kühlen grünen Augen an. „Und wie ich höre, sind Sie Buchhalterin. Bestimmt werden Sie das dauernd gefragt, aber warum sucht sich jemand, der so gut aussieht wie Sie, einen so langweiligen Beruf aus?"
Linda zögerte. Jemand, der so gut aussah wie sie? War er verrückt geworden? Flirtete er etwa mit ihr?
„Ich mag Zahlen", erwiderte sie und starrte zu Boden. Du meine Güte, was für eine schwachsinnige Antwort.
Offenbar war er taub, denn er lächelte, als hätte sie gerade das Interessanteste gesagt, was er seit Jahren gehört hatte. „Und? Haben Sie in letzter Zeit ein paar private Buchprüfungen gemacht?"
Sara und Cade war anzusehen, dass sie das Hin und Her genossen. Warum hatten frisch Verheiratete immer das Bedürfnis, ihr Glück zu verbreiten, obwohl jede zweite Ehe vor dem Scheidungsrichter endete?
Ihr entging nicht, wie Conrad sie von Kopf bis Fuß musterte. Sein Blick verriet, dass er nichts dagegen hätte, sie einer privaten Prüfung zu unterziehen.
Sie musste sich beherrschen, um nicht zurückzuweichen. Es war beunruhigend, wie ähnlich er Thomas sah. Und da war noch etwas, das sie nervös machte. Conrad hatte einen Zwillingsbruder … einen eineiigen Zwillingsbruder …
Nein. Sie hatte an jenem Abend keine Brille getragen.
Sie war sicher, dass Sara ihn gebeten hatte, besonders nett zu ihr zu sein. Warum sollte er sonst mit ihr flirten? Ihre Wangen erwärmten sich. Das war genau das, was sie brauchte – ein Date aus Mitleid. Offenbar wartete er auf eine Antwort, aber ihre Zunge war wie gelähmt. Wenn sie nicht mal eine Minute Smalltalk schaffte, wie sollte sie ein mehrgängiges Abendessen überstehen?
Er flirtete nicht, er machte sich über sie lustig. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich jemand über ihren Beruf mokierte. Nicht, dass es ihr etwas ausmachte. Für manche Menschen mochte Buchhaltung langweilig sein, aber wenn es in ihrem Leben eine Leidenschaft gab, dann waren es die Zahlen. In ihnen lag Wahrheit, und mit ihnen zu arbeiten gab ihr ein Gefühl von Ordnung.
Ihr Blick zuckte zur Tür. Vielleicht würde sie flüchten können, sobald alle saßen. Vielleicht würde niemand es bemerken.
„Entschuldigen Sie mich, sagte er abrupt. „Ich glaube, meine Begleitung ist eingetroffen.
Er wandte sich ab, und gleich darauf unterhielt er sich mit einer Blondine, deren kurzes schwarzes Cocktailkleid hinten mehr Stoff zu haben schien als vorn.
Saras Mund klappte auf, und ihre Wangen wurden rot. „Tut mir leid, Linda. Ich hatte keine Ahnung, dass er jemanden eingeladen hat. Ich war sicher, ihr beide würdet euch auf Anhieb verstehen. Du bist ein sehr natürlicher Mensch, genau wie er. Wie gesagt, ihr beide habt viel gemeinsam."
Linda antwortete nicht.
„Nein, wirklich. Was gibt es Natürlicheres, als vom Land zu leben? Im Grunde ist er ein unverdorbener, praktischer Mensch. Wie du. Oh, ich weiß, er wirkt ein wenig herablassend, aber das ist nur Fassade. Es fällt ihm schwer, all das zu verarbeiten, was passiert ist."
Linda runzelte die Stirn. Die Idee, dass Conrad und sie etwas gemeinsam hatten, war absurd. Und eine schwere Zeit durchzumachen gab einem noch lange nicht das Recht, unhöflich zu sein.
„Ja, es ist bestimmt nicht leicht für ihn, sagte sie großzügig. „Oder seinen Bruder
, fügte sie hinzu und dachte daran, was Sara ihr über Tyler Carlton erzählt hatte.
„Da du gerade Tyler erwähnst, erwiderte Sara und winkte jemandem zu. „Ist die ganze Sache nicht unglaublich? Die Zwillinge sind nicht nur meine Brüder, sondern auch meine Schwager! Kompliziert, nicht wahr?
Ein Mann auf der anderen Seite des Raums winkte zurück. „Ja, kompliziert", bestätigte Linda und kniff die Augen zusammen, um sich den Gast genauer anzusehen, der langsam auf sie zukam. Zum zweiten Mal an diesem Abend blieb ihr fast das Herz stehen.
War dies ein Déjà-vu-Erlebnis, oder hatte sie einfach nur den Verstand verloren? Wie konnte sie an einem Abend gleich zwei Mal ein und denselben Fehler begehen?
Doch dieses Mal irrte sie sich nicht. Dieses Mal war er es.
Thomas McMann. Der Mann, mit dem sie an ihrem dreißigsten Geburtstag geschlafen hatte.
Die Erinnerung an den warmen Augustabend stieg in ihr auf. Daran, wie Sadie Heath, ihre beste Freundin, sie überredet hatte, sich zu ihrem Geburtstag komplett umstylen zu lassen. Wie sie in die Piano Lounge in dem schicken Hotel auf dem Nob Hill gegangen waren. Wie sie an einem Tisch in der Nähe der Bar einen Mann kennengelernt hatte.
Wie seine Lippen sich an ihrem Hals angefühlt hatten, als der Fahrstuhl langsam in den dritten Stock fuhr, wo sich sein Zimmer befand.
Und sie erinnerte sich daran, was