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Die süßeste aller Sünden
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eBook256 Seiten3 Stunden

Die süßeste aller Sünden

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Über dieses E-Book

Wenn er der Versuchung nachgibt, wird er die Frau, die er liebt für immer ruinieren! Sam darf Lady Evelyn aufgrund seiner Herkunft niemals den Hof machen. Denkt er zumindest … Am Tage ihrer Verlobung mit einem anderen erfährt Sam jedoch, dass er jahrelang an eine Lüge geglaubt hat. Ist es nun zu spät für ein Happy End?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum18. Nov. 2020
ISBN9783751504614
Die süßeste aller Sünden
Autor

Christine Merrill

Christine Merril lebt zusammen mit ihrer High School-Liebe, zwei Söhnen, einem großen Golden Retriever und zwei Katzen im ländlichen Wisconsin. Häufig spricht sie davon, sich ein paar Schafe oder auch ein Lama anzuschaffen. Jeder seufzt vor Erleichterung, wenn sie aufhört davon zu reden. Seit sie sich erinnern kann, wollte sie schon immer Schriftstellerin werden, und während einer Phase, in der sie als Mutter zu Hause war, kam sie zu dem Entschluss: Es ist Zeit, ein Buch zu schreiben“. Dann könnte sie ihre Zeit selbst einteilen und müsste nicht mehr ins Büro fahren. Doch sie ahnte nicht, wie mühselig dieser Weg sein würde. Jahre später türmten sich Manuskripte und Ablehnungen auf ihrem Schreibtisch. Aber sie gab nicht auf, und schließlich entdeckte sie begeistert ihren ersten Roman in einer Buchhandlung. Wenn sie nicht schreibt, kann man Christine mit einer großen Tüte Popcorn im Kino finden. Aber nur, wenn der Film ein Happy End hat.

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    Buchvorschau

    Die süßeste aller Sünden - Christine Merrill

    IMPRESSUM

    Die süßeste aller Sünden erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2013 by Christine Merrill

    Originaltitel: „The Greatest Of Sins"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON

    Band 26 - 2015 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Übersetzung: Bärbel Hurst

    Umschlagsmotive: shutterstock_Inara Prusakova

    Veröffentlicht im ePub Format in 11/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751504614

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    Sam kam nach Hause!

    Vier schlichte Worte, und doch übten sie eine so starke Wirkung auf sie aus. Evelyn Thorne presste eine Hand auf ihr Herz und fühlte, wie heftig es schlug. Sam! Wie lange hatte sie auf seine Rückkehr gewartet? Beinahe sechs Jahre. Er war nach Edinburgh gegangen, als sie noch ein Schulmädchen gewesen war, und seither hatte sie Pläne für diesen Tag geschmiedet.

    Sie war sicher gewesen, dass er zu ihr zurückkehren würde, wenn er seine Ausbildung abgeschlossen hatte. Eines Tages würde sie seine leichten, schnellen Schritte auf den Dielen in der Eingangshalle hören. Er würde Jenks, dem Butler, einen Gruß zurufen und sich heiter nach ihrem Vater erkundigen. Aus dem Arbeitszimmer würde jemand seinen Gruß erwidern, denn zweifellos wäre ihr Vater ebenso begierig wie sie darauf zu hören, wie es seinem Mündel ergangen war.

    Danach würde alles wieder so sein wie früher. Sie würden zusammen im Salon sitzen oder im Garten. Sie würden ihn nötigen, sie auf Bälle und Abendgesellschaften zu begleiten, die nicht mehr so langweilig wären, weil Sam dabei war, mit dem sie reden konnte und tanzen, und den sie vor den Heiratsabsichten der anderen Mädchen beschützen konnte.

    Am Ende der Saison würde er mit ihnen aufs Land zurückkehren. Dort würden sie zusammen im Obstgarten spazieren gehen und den Pfad zu dem kleinen Teich hinunterlaufen, um den Vögeln und den anderen Tieren zuzusehen, würden auf den Decken liegen, die er mitbrachte, und von dem essen, was sie mit eigenen Händen in den Picknickkorb gepackt hatte, denn sie traute der Köchin nicht zu, die besten Happen für einen Mann aufzuheben, der „kein echter Thorne" war.

    Im Vorübergehen warf sie einen Blick in den Spiegel auf dem Gang, richtete sich das Haar und strich über ihr Kleid. Würde Sam sie hübsch finden, jetzt, da sie erwachsen war? Der Duke of St. Aldric hatte sie zum hübschesten Mädchen bei Almack’s erklärt und zu einem Diamanten reinsten Wassers. Aber Komplimente gingen ihm so leicht von der Zunge, dass sie sich fragte, ob er es tatsächlich ernst meinte. Seine guten Manieren hatten ihn wohl genötigt, das zu sagen, nachdem er sie einmal gesehen hatte.

    In derselben Situation hätte Sam ihr nicht geschmeichelt. Allerdings hatte er gar keine Gelegenheit dazu gehabt, denn er war für ihre erste Saison nicht zurückgekommen. Er war vor einigen Jahren von der Universität direkt zur Marine gegangen. Sie hatte die Zeit damit verbracht, in den Zeitungen nach Neuigkeiten über sein Schiff zu suchen, und sich bemüht, die Frau zu werden, die er vielleicht zu finden hoffte, wenn er zurückkehrte. Sie hatte die Tage im Kalender abgestrichen und sich jedes Mal im Dezember gesagt, dass im nächsten Jahr das Warten vorüber sein würde. Er würde nach Hause kommen, und sie würde bereit sein für ihn.

    Aber die einzige Nachricht von Sam war ein knapper Brief an ihren Vater gewesen, in dem er seinen Plan dargelegt hatte, einen Posten auf der „Matilda" anzutreten.

    Ihr hingegen hatte er seit dem Tag seiner Abreise nicht ein einziges Wort geschickt. Selbst von seiner Ernennung zum Schiffsarzt hatte sie erst gehört, nachdem er in See gestochen war. Es hatte keine Gelegenheit gegeben, ihn zu einem sichereren Vorhaben zu überreden. Er war fort, und das war alles.

    Drei Jahre hatte sie eine Entscheidung hinausgezögert, und so lange war sie auf dem Heiratsmarkt geblieben. Sie konnte keine Verbindung eingehen, ehe sie ihn wiedergesehen hatte. Die Leute fanden es ziemlich seltsam, dass sie noch immer keinen Antrag angenommen hatte. Wenn sie St. Aldric zurückwies, würde sie vermutlich eine alte Jungfer werden. Desinteressiert an jedem Mann. An jedem. Bis auf einen.

    Ganz plötzlich klopfte es an der Haustür, kurz und heftig, und sie zuckte auf ihrem Stuhl zusammen. Es klang nicht so, wie sie es erwartet hatte. Allerdings war sie nicht sicher, welche Rückschlüsse auf die Persönlichkeit eines Menschen sich aus der Art des Klopfens ziehen ließen. Trotzdem erschreckte es sie.

    Statt ihm entgegenzueilen, zog sie sich in die kleine Nische unterhalb der Treppe zurück. Das war feige von ihr. Aber diese Abgeschiedenheit bedeutete, dass sie den ersten Blick auf ihn werfen konnte, ohne dass er es wusste, und dass sie diesen Moment ganz für sich hatte. Sie musste ihre Gefühle nicht vor den Dienstboten verbergen. Sie konnte seinen Anblick genießen und an Dinge denken, die nichts zu tun hatten mit Spazierengehen im Garten und Picknicken am Bach.

    Jenks durchquerte die Halle und öffnete das Portal. Seine große Gestalt verbarg den Mann an der Türschwelle. Die Bitte, eintreten zu dürfen, klang deutlich und ebenso höflich wie freundlich, doch nicht so herzlich und übermütig, wie Evelyn es sich vorgestellt hatte. Sie hatte an den Jungen gedacht, der fortgegangen war, nicht an den Mann, zu dem er geworden war. Natürlich war er immer noch Sam. Aber er hatte sich verändert, genau wie sie.

    Der Mann, den sie jetzt an der Tür sah, verkörperte eine seltsame Mischung aus fremd und vertraut. Er hielt sich aufrecht wie ein Soldat, doch sie entdeckte keine der Narben und Verwundungen, die sie bei so vielen Offizieren gesehen hatte, wenn sie zurückkamen. Natürlich hatte er seine Zeit weit genug weg von den Kämpfen verbracht, unter Deck, wo er sich um die Verletzten kümmerte.

    Er war noch immer blond, obwohl der rötliche Schimmer in seinem Haar dunkler geworden war, beinahe braun. Das Kindlich-Weiche war aus seinem Gesicht verschwunden, sein glatt rasiertes Kinn wirkte energisch. Seine Augen waren noch immer blau, natürlich, und sein Blick so scharf und wachsam wie stets. Aufmerksam sah er sich in der Halle um, bemerkte die Veränderungen und das, was gleich geblieben war. Nachdem er alles in Augenschein genommen hatte, nickte er kurz und erkundigte sich dann, ob ihr Vater Besucher empfing.

    Der Junge aus ihren Erinnerungen hatte ein heiteres Wesen gehabt, hatte oft gelächelt und gern eine Hand ausgestreckt, um zu helfen oder zu trösten, aber der Mann, der jetzt in dem marineblauen Rock vor ihr stand, wirkte ernst. Man konnte ihn sogar finster nennen. Sie nahm an, dass das bei seinem Beruf notwendig war. Niemand wollte einen Arzt, der schlechte Nachrichten mit einem Lächeln auf dem Gesicht überbrachte. Obwohl sein Blick mitfühlend wirkte, lag ein düsterer Ausdruck in seinen Augen, als hätte er das Elend der Welt erlebt.

    Sie hätte ihn gern gefragt, ob sein Leben bei der Marine so schrecklich gewesen war, wie sie es sich vorstellte. Hatte es ihn traurig gemacht, so viele verwundete Männer zu sehen und so wenig gegen ihr Leid tun zu können? Hatten die Siege, die er gegen den Tod errungen hatte, genügt, um die Schrecken des Krieges auszugleichen?

    Hatte ihn das wirklich so verändert? Oder war noch etwas übrig von dem Jungen, der von ihr fortgegangen war?

    Nun, da er zurück war, wollte sie ihn so vieles fragen. Wo war er gewesen? Was hatte er dort getan? Und vor allem – warum war er von ihr fortgegangen? Sie hatte geglaubt, dass aus ihnen viel mehr als Spielkameraden werden könnte, wenn sie erwachsen waren.

    Unwillkürlich verglich Evelyn ihn mit dem Duke, als Sam an ihr vorbeiging. Seine ernste Ausstrahlung stand in starkem Kontrast zu St. Aldric, der stets zu lächeln schien. Obwohl der Duke große Verantwortung trug, war sein Gesicht nicht so von Sorgen gezeichnet wie das von Sam. Er trat Hindernissen mit Optimismus entgegen. Aber es schien auch kaum etwas zu geben, das er nicht erreichen konnte.

    Was das Aussehen anging, so konnte sie viele Ähnlichkeiten zwischen den beiden Männern entdecken. Beide waren blond und hatten blaue Augen. Aber St. Aldric war der größere von beiden, und er sah auch besser aus. In allen körperlichen Dingen war er der Überlegene. Und er besaß mehr Macht, mehr Geld, hatte Rang und Titel.

    Und doch – er war nicht Sam. Sie seufzte. Kein noch so gesunder Menschenverstand vermochte ihr Herz von seiner Wahl abzubringen. Wenn sie den unvermeidlichen Antrag annahm, würde sie mit St. Aldric vermutlich einigermaßen glücklich sein, aber sie würde ihn niemals lieben.

    Doch wenn der Mensch, den man mehr liebte als jeden anderen, nicht interessiert war, was blieb dann noch zu tun?

    Jetzt war er direkt zu ihrem Vater gegangen, ohne sich nach ihr zu erkundigen. Vielleicht interessierte sie ihn nicht. Mit seinem Schweigen während seiner Abwesenheit schien Samuel Hastings ihr sagen zu wollen, dass er nicht auf dieselbe Weise an sie dachte wie sie an ihn. Vielleicht dachte er an sie noch immer wie an eine Jugendfreundin, und nicht wie an eine junge Dame im heiratsfähigen Alter, die ihm Gefühle entgegenbrachte.

    Erinnerte er sich nicht an ihren Kuss? Danach war sie sich über ihre Gefühle ganz sicher gewesen.

    Er offenbar nicht. Er hatte sich anschließend kühl und distanziert verhalten. Sie konnte einfach nicht glauben, dass er zu den Jungen gehörte, die einem Mädchen einen Kuss raubten, nur um zu beweisen, dass sie es konnten. Hatte sie etwas getan, das ihn kränkte? Vielleicht war sie zu eifrig gewesen. Oder nicht begeistert genug. Aber wie konnte er erwarten, dass sie wusste, was zu tun war? Es war ihr erster Kuss gewesen.

    Der alles zwischen ihnen verändert hatte. Über Nacht war sein Lächeln verschwunden. Und kurz danach war er fortgegangen.

    Selbst wenn sie ihn missverstanden hatte, so hatte sie doch erwartet, dass er ihr eine Nachricht schrieb oder wenigstens einen Abschiedsgruß. Oder er hätte einen der Briefe beantworten können, die sie ihm pflichtschuldig jede Woche geschrieben hatte. Vielleicht hatte er sie nicht bekommen. Auf einem seiner kurzen Besuche während der Semesterferien hatte sie ihn danach gefragt. Er hatte zugegeben, mit einem kurzen Nicken und einem kühlen Lächeln, dass er sie gelesen hatte. Aber er hatte nichts weiter gesagt, was angedeutet hätte, dass ihre Nachrichten ihm Trost gebracht oder Vergnügen bereitet hätten.

    Jetzt spielte das natürlich keine Rolle mehr. Wenn man einmal die Aufmerksamkeit eines Dukes erregt hatte, der nicht nur reich und mächtig war, sondern auch gut aussehend, höflich und charmant, dann sollte man nicht über die Zurückweisung durch einen Arzt von unbedeutender Herkunft jammern.

    Evelyn seufzte wieder. Trotzdem hatte sie in der letzten Zeit häufig darüber nachgedacht. Selbst wenn er sie nicht liebte, so war Sam doch ihr Freund gewesen, ihr liebster und engster Gefährte. Sie wollte seine Meinung über St. Aldric hören, über den Mann, über ihre Entscheidung. Ob es einen Grund gab, die Verbindung zu missbilligen …

    Natürlich konnte es keinen Grund geben. Er würde sie nicht im letzten Augenblick davon abhalten, indem er ihr selbst einen Antrag machte. Und sie musste sich selbst sagen, dass es nicht gerade ein Todesurteil war, Ihre Gnaden zu werden, die Duchess of St. Aldric.

    Aber wenn er sie nicht wollte, dann konnte Dr. Samuel Hastings ihr doch zumindest gratulieren. Und dann wäre es ihr vielleicht möglich, weiterzumachen.

    „Ein Schiffsarzt, sagte Anthony Thorne, der Earl of Grantham, missbilligend. „Ist das nicht eine Arbeit, die jeder Bader verrichten könnte? Gewiss hätte ein Arzt, der an einer Universität studiert hat, es besser treffen können.

    Sam begegnete dem finsteren Blick seines Wohltäters mit einer militärischen Haltung und einer ausdruckslosen Miene. Er konnte sich an eine Zeit erinnern, als das, was er tat, bei diesem Mann stets Beifall gefunden hatte. Als Reaktion darauf hatte er sich stets bemüht, dem Earl zu gefallen, und hatte Angst gehabt, ihn zu enttäuschen. Aber wie es schien, stießen seine besten Bemühungen, etwas aus sich zu machen, wie Grantham es verlangt hatte, bei diesem nur auf Zweifel und Ablehnung

    Dann war es eben so. Sein Wunsch, sich zu beweisen, war in demselben Maße abgekühlt wie Granthams Zuneigung zu ihm. „Ganz im Gegenteil, Sir. Auf den meisten Schiffen müssen sie sich mit jedem Mann zufrieden geben, der sich für diese Arbeit hergibt. Da sie oftmals einen Bader für diese Aufgabe anheuern, will keiner der erste Patient sein. Ich bin sicher, dass sowohl der Kapitän als auch die Mannschaft meine Hilfe zu schätzen wussten. Ich habe mehr Gliedmaßen retten können, als ich amputieren musste. Ich habe Erfahrungen gesammelt mit vielen Krankheiten, denen ich an Land nie begegnet wäre. Es gab einige tropische Fieber, die ziemliche Herausforderungen boten. Die Zeit, in der ich nicht arbeiten musste, habe ich mit Studieren verbracht. Im normalen Tagesablauf auf einem Schiff gibt es viele Stunden, in denen man sich bilden kann."

    „Hm. Die schlechte Laune seines Vormunds machte Resignation Platz, als er solchen Vernunftgründen begegnete. „Wenn du keinen anderen Weg gefunden hast, Erfahrungen zu sammeln, dann musste es wohl so sein.

    „Und ich war recht weit weg von England, fügte Sam hinzu und verlieh seinen Worten einen besonderen Unterton. „Als ich fortging, ermutigten Sie mich zu reisen.

    „Das stimmt. Jetzt reagierte Grantham zurückhaltend. „Und du hast keine Pläne zu heiraten? Auch dazu habe ich dich ermutigt.

    „Noch nicht, Sir. Es gab wenig Gelegenheit in einer reinen Männergesellschaft. Aber ich habe einiges Geld auf meinem Konto gesammelt und beabsichtige, eine eigene Praxis zu eröffnen."

    „In London?", gab Grantham mit gerunzelter Stirn zurück.

    „Im Norden, beruhigte ihn Sam. „Ich kann eine Frau und Kinder ernähren. Ich bin sicher, dass es irgendwo eine Frau gibt, die nichts dagegen hat, dass … Er beendete den Satz nicht, er wollte nicht lügen. Sollte der Earl doch denken, was er wollte. Es würde keine Ehe geben, keine Kinder, keine solche Zukunft.

    „Evelyn steht natürlich kurz vor einer ausgezeichneten Verbindung", sagte Grantham, als wäre er froh, das Thema wechseln zu können. Sein Lächeln verriet, wie stolz er war auf seine einzige Tochter. Die Worte hatte er sehr endgültig formuliert, damit Sam sofort verstand.

    Der nickte. „Das habe ich aus Ihren Briefen entnommen. Sie wird einen Duke heiraten?"

    Jetzt strahlte Grantham vor Zufriedenheit. „Trotz seines Ranges ist St. Aldric ein äußerst umgänglicher Gentleman. Er ist stets so gut gelaunt und so großzügig, dass seine Freunde ihn oft den heiligen Michael nennen.

    Evie hatte sich also einen Heiligen geangelt? Das war genau das, was sie verdiente. Ich sollte mich am besten so weit von ihr fernhalten wie nur möglich, dachte Sam. Seine eigene Natur war weit von der eines Heiligen entfernt. „Evelyn darf sich eine glückliche junge Dame schätzen, dass sie so einen Ehemann bekommen wird."

    „Es ist schade, dass du nicht bleiben kannst, um ihn kennenzulernen. Wir erwarten ihn heute Nachmittag."

    Das war so deutlich, als hätte er mir die Tür vor der Nase zugeschlagen, erkannte Sam. Wie ein Familienmitglied behandelt zu werden war nicht dasselbe wie tatsächliche Verwandtschaft. Nun, da er erwachsen war und einem Beruf nachging, fühlte sein Vormund sich ihm gegenüber nicht mehr verpflichtet.

    „Schade, wirklich. Aber natürlich kann ich nicht bleiben, stimmte er zu. Wie auch immer, er hatte nicht den Wunsch, diesen Heiligen kennenzulernen, der seine Evie heiraten würde, oder auch nur einen Augenblick länger unter Granthams Dach zu verweilen als unbedingt nötig. „Sie werden Lady Evelyn natürlich meine Grüße übermitteln. Sorgfältig achtete er darauf, ihren Titel zu benutzen, um jedes Zeichen von Vertraulichkeit zu vermeiden.

    „Natürlich, sagte ihr Vater. „Und nun möchte ich dich nicht länger aufhalten.

    „Natürlich nicht. Sam brachte ein Lächeln zustande und erhob sich, als hätte er diesen Besuch ohnehin nur so kurz geplant, und als hätte sein Aufbruch nichts zu tun mit diesem Hinauswurf. „Ich wollte Ihnen nur danken, Sir, und Ihnen noch einmal sagen, wie wichtig Ihre Fürsorge für mein Leben gewesen ist. Ein Brief erschien mir da kaum passend. Er verneigte sich förmlich vor dem Mann, der sein Wohltäter gewesen war.

    Grantham erhob sich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Dabei lächelte er ihn an, wie er es früher getan hatte. „Ich bin gerührt, mein Junge. Und es tut gut zu wissen, dass es dir gut geht. Werden wir dich noch einmal sehen, während du in London bist? Vielleicht zur Hochzeit?"

    Wenn es zu spät ist, als dass ich noch irgendwelchen Schaden anrichten könnte.

    „Ich weiß es nicht. Ich habe noch keine genauen Pläne gefasst." Wenn er ein Schiff fand, auf dem man seine Dienste gebrauchen konnte, würde er mit der nächsten Flut auslaufen. Und wenn nicht? Vielleicht gab es einen fernen Ort in Schottland oder Irland, wo ein Arzt gebraucht wurde.

    „Du bist natürlich willkommen. Wir werden viel zu feiern haben. Die kleine Eve ist nicht mehr so klein. St. Aldric ist seit Beginn der Saison zu dieser Verbindung entschlossen, aber ihre Antwort steht noch aus. Ich habe ihr gesagt, dass es sich nicht schickt, mit der Zuneigung eines Dukes zu spielen. Sie will nicht auf mich hören." Grantham lächelte noch immer, als wäre selbst ihr Ungehorsam ein Schatz, den es zu hüten galt, und in seinem Fall stimmte das natürlich.

    Wenn er ihr weiterhin jeden Wunsch erfüllt hatte, dann war sie vermutlich ein verwöhnter Dickkopf geworden. Ohne einen starken Mann an ihrer Seite würde sie über die Stränge schlagen. Ich zum Beispiel – doch Sam schob diesen Gedanken beiseite. „Mit der Zeit wird sie zur Vernunft kommen, Sir, davon bin ich überzeugt." Mit Glück wäre er fort, ohne dabei zusehen zu müssen. Wenn sie sich noch nicht entschieden hatte, wäre es eine Katastrophe, hier zu bleiben und das Risiko einzugehen, ihre Überlegungen mit seiner Gegenwart zu erschweren.

    Er und Grantham verabschiedeten sich höflich. Nur ein paar Schritte noch, dann würde er durch das Portal treten und davonreiten. Allerdings war es unwahrscheinlich, dass er ohne einen Zwischenfall aus dem Haus gelangen würde, denn als er die Stufen zu Thornes Arbeitszimmer hinaufgegangen war, hatte er gewusst, dass sie in der Nähe der Treppe wartete.

    Als er durch die Halle ging, hatte er sehr darauf geachtet, nicht allzu auffallend zu der Stelle zu blicken, an der sie sich versteckt hatte. Er wollte sie nicht sehen. Das würde

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