Wohin das Schicksal dich trägt: Der Bergpfarrer Extra 62 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Sepp Reisinger, der Wirt vom Hotel ›Zum Löwen‹, in St. Johann, schaute verwundert auf das Schreiben, das der Briefträger eben mit den anderen Postsendungen hereingebracht hatte. Da es sich offenbar nicht um einen der üblichen Reklamebriefe handelte, hatte Sepp den Umschlag gleich aufgerissen und den Brief gelesen. Immer noch erstaunt über dessen Inhalt, ging er an die Küchendurchreiche hinter dem Tresen und rief nach seiner Frau. »Komm doch mal. Das mußt dir ansehen!« Irma Reisinger steckte ihren Kopf durch die Durchreihe. »Was gibt's denn?« fragte sie ungeduldig. »Ich hab' alle Hände voll zu tun.« »Ja, ja«, wiegelte ihr Mann ab. »Aber das hier mußt' einfach lesen. Maria Devei kommt zu uns.« »Wer?« Irma kam durch die Tür, die Küche und Gastraum trennte. »Maria Devei, die bekannte Sängerin. Hier steht's schwarz auf weiß. Mei, das wird eine Bombenreklame für unser Hotel.« Seine Frau hatte ihm den Brief aus der Hand genommen und gelesen.
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Buchvorschau
Wohin das Schicksal dich trägt - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer Extra
– 62 –
Wohin das Schicksal dich trägt
Maria, fürchte dich nicht vor der Liebe!
Toni Waidacher
Sepp Reisinger, der Wirt vom Hotel ›Zum Löwen‹, in St. Johann, schaute verwundert auf das Schreiben, das der Briefträger eben mit den anderen Postsendungen hereingebracht hatte. Da es sich offenbar nicht um einen der üblichen Reklamebriefe handelte, hatte Sepp den Umschlag gleich aufgerissen und den Brief gelesen. Immer noch erstaunt über dessen Inhalt, ging er an die Küchendurchreiche hinter dem Tresen und rief nach seiner Frau.
»Komm doch mal. Das mußt dir ansehen!«
Irma Reisinger steckte ihren Kopf durch die Durchreihe.
»Was gibt’s denn?« fragte sie ungeduldig. »Ich hab’ alle Hände voll zu tun.«
»Ja, ja«, wiegelte ihr Mann ab. »Aber das hier mußt’ einfach lesen. Maria Devei kommt zu uns.«
»Wer?«
Irma kam durch die Tür, die Küche und Gastraum trennte.
»Maria Devei, die bekannte Sängerin. Hier steht’s schwarz auf weiß. Mei, das wird eine Bombenreklame für unser Hotel.«
Seine Frau hatte ihm den Brief aus der Hand genommen und gelesen. Er kam von der Münchner Agentur der Künstlerin.
»Ich weiß net«, schüttelte sie den Kopf. »Hier steht doch ausdrücklich, daß um Diskretion gebeten wird.«
Irma Reisinger machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Was die bloß bei uns will?«
»Urlaub wird’s machen wollen, die Frau Devei«, erwiderte ihr Mann. »Allmählich zahlt’s sich aus, was ich alles an Geld in die Werbung gesteckt hab’. Die Leut’ kommen endlich d’rauf, wie schön es hier bei uns in den Bergen ist.«
»Du meine Güte«, meinte Irma. »Was koch’ ich denn da bloß? So eine Künstlerin, die überall in der Welt herumkommt, ist doch bestimmt sehr verwöhnt.«
»Ja, mei«, wischte Sepp die Bedenken seiner Frau fort. »Da brauchst’ bei deinen Kochkünsten keine Bedenken zu haben. Du hörst doch immer wieder, daß sogar Sternköche noch etwas bei dir lernen können. Glaubst’, die Gäste sagen so ’was nur zum Spaß? Da wird’s auch eine verwöhnte Künstlerin zufrieden stellen. Und überhaupt, woanders wird auch nur mit Wasser gekocht. Darum brauchst dir wirklich keine Gedanken net machen.«
Irma bedachte ihren Sepp mit einem liebevollen Blick für dieses Kompliment.
»Dann wird’s aber höchste Zeit, das Edelweißzimmer herzurichten«, sagte sie. »Da müssen unbedingt neue Vorhänge an die Fenster. Ich frag’ nachher gleich die Traudel Burger. Bis zur nächsten Woch’ schafft sie es bestimmt, welche zu nähen.«
»Muß das sein?« fragte ihr Mann brummig. »Die alten tun’s doch auch noch.«
Eben hatte Sepp noch das tolle Geschäft gesehen, das er mit dem Besuch der Sängerin, und der damit verbundenen Reklame machen würde. Doch daraus würde ja nun nichts, – im Brief stand ausdrücklich, daß der Aufenthalt geheimgehalten werden müsse – und nun sollte er auch noch Geld investieren, bevor er etwas verdiente!
»Nix da!« bestimmte Irma Reisinger. »Wir wollen uns doch net blamieren.«
Grummelnd stimmte der Löwenwirt schließlich zu.
»Es werden aber net die teuresten genommen«, rief er seiner Frau noch hinterher.
Aber da war Irma schon wieder in der Küche.
*
Hubert Ratinger, der Wirt vom Hotel ›Goldene Traube‹ in Engelsbach, hatte andere Sorgen. Nervös bis unter den Hemdkragen lief er am Empfang hin und her. Dabei wischte er sich ständig die dicken Schweißperlen ab, die auf seiner Stirn standen. Er atmete erst erleichtert auf, als er den Wagen des Arztes aus St. Johann auf den Parkplatz fahren sah. Eilig lief er Dr. Wiesinger entgegen.
»Gott sei Dank, daß Sie kommen, Herr Doktor«, sagte er.
Toni Wiesinger nickte grüßend.
»Wie geht’s dem Mann?«
»Er ist auf seinem Zimmer«, erwiderte der Wirt, während sie in das Hotel gingen. »Ich hoff’ bloß, daß es net an unserem Essen liegt. Eine Schadensersatzklage können wir uns net leisten. Das wär’ unser Ruin!«
»Was hat er denn zu sich genommen?«
Hubert Ratinger zählte auf, was der Gast am Vorabend alles bestellt und gegessen hatte. Toni Wiesinger staunte nur. Kein Wunder, daß der Mann heute morgen nicht aus dem Bett kam und
über fürchterliche Magenschmerzen klagte. Sie standen vor dem Zimmer, das der Kranke bewohnte. Der Wirt klopfte an die Tür.
»Herein«, klang es jämmerlich von innen.
Der Arzt betrat das Zimmer. Auf dem Bett lag, mit einem seidenen Morgenmantel bekleidet, ein nicht gerade schlanker Mann.
»Sind Sie der Arzt?« fragte er, nach Luft japsend. »Helfen Sie mir, ich sterbe!«
Toni Wiesinger schüttelte den Kopf.
»So schnell stirbt’s sich net«, sagte er und begann mit der Untersuchung.
Dabei ließ er sich von dem Gast erzählen, was dieser gegessen hatte. Der Mann bestätigte nur, was auch schon Hubert Ratinger berichtet hatte. Der Arzt nickte verstehend, obwohl er über soviel Unverstand beinahe eher den Kopf geschüttelt hätte.
Nach einer Vorspeise, einer Suppe, einem Fisch- und Fleischgang, waren es noch ein Käsegericht und eine Süßspeise gewesen. Dazu hatte der Mann eine Flasche Wein, drei Schnäpse und zwei Tassen Espresso getrunken!
Toni setzte sich an den Tisch und schrieb ein Rezept aus.
»Was fehlt mir denn?« fragte der Mann im Bett.
Der Arzt sah auf.
»Was Ihnen fehlt? Gar nichts«, antwortete er. »Ganz im Gegenteil – Sie haben etwas zuviel. Nämlich Gewicht. Nach solch einem Essen müssen Sie sich net wundern, wenn Sie sich kaum noch rühren können. Sie haben Ihrem Magen einfach zuviel zugemutet. Ich verordne Ihnen eine strenge Diät. Heute sollten Sie nur Mineralwasser oder Kräutertee trinken und überhaupt nichts essen. Außerdem lassen Sie sich dieses Mittel besorgen. Davon nehmen Sie zweimal täglich zwanzig Tropfen. Selbstverständlich sollten Sie mindestens zwei Tage im Bett bleiben. Und jetzt sagen Sie mir bitte Ihren Namen und Ihre Krankenkasse für meine Unterlagen.«
Der Mann winkte ab.
»Brauchen wir nicht«, sagte er. »Ich bin selbständig und bezahle gleich bar. Ach ja, mein Name ist Otto Hövermann.«
»Schön, Herr Hövermann, ich stelle Ihnen dann gleich meine Rechnung aus.«
Der Kranke richtete sich auf.
»Sagen S’ mal, Herr Doktor, das mit der Bettruhe – also, das haben S’ doch net ernst gemeint, oder?«
Toni Wiesinger sah ihn erstaunt an.
»Doch«, sagte er. »Ziemlich ernst. So, wie Sie Ihren Magen malträtiert haben, braucht er unbedingt Ruhe. Außerdem leidet durch Ihr Übergewicht Ihr gesamter Organismus.«
»Ach, das ist aber dumm«, meinte Hövermann. »Gerad’ heut’ steh’ ich vor einem wichtigen Geschäftsabschluß. Wissen Sie, ich will drüben, in St. Johann, eine alte Sägemühle kaufen und zu einer Diskothek umbauen. Das ist heutzutage der absolute Knüller, sag’ ich Ihnen. Die jungen Leut’ haben ja die Romantik wieder entdeckt, und was paßt da besser, als ihnen hier etwas zu bieten. Ich mein’, in dieser idyllischen Umgebung. Die werden von nah und fern kommen!«
Dr. Wiesinger glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Ungläubig sah er Herrn Hövermann an, sagte aber nichts.
Toni war ein Menschenfreund, der keine Vorurteile kannte, aber