Glück im Doppelpack: Der Bergpfarrer Extra 42 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Es war Dezember. Während in den vergangenen Tagen Tauwetter geherrscht hatte, war in der vergangenen Nacht die Temperatur wieder unter den Gefrierpunkt gefallen. Der Tag war klar, der Himmel blau, das Wachnertal lag im Sonnenschein. In dem hellen Licht funkelten die Schnee- und Eiskristalle wie winzige Edelsteine. Lange stand Petra gedankenversunken vor dem Grab ihres Mannes auf dem Friedhof von St. Johann. Wenn sie ausatmete, hing eine weiße Dunstwolke vor ihrem Gesicht. Schließlich begann sie die Kälte, die vom Boden aus in ihre Füße zu kriechen schien, zu spüren, und sie wandte sich ab. Unter ihren Schritten krachte der gefrorene Schnee. Der Gehweg war zwar mit Splitt bestreut, dennoch musste sie Obacht geben, um nicht auszurutschen und zu stürzen. Im selben Moment, als sie durch das Portal hinaus auf den Kirchplatz trat, verließ Pfarrer Trenker das Pfarrhaus. Er war mit einem dunklen Mantel bekleidet und seine Füße steckten in gefütterten, knöchelhohen Schuhen. Eine schwarze Pudelmütze hatte er sich über die Ohren gezogen. Er sah Petra und ging auf sie zu. »Habe die Ehre, Petra«, grüßte er, als er bei ihr anhielt. »Hast das Grab deines Mannes besucht?« »Grüaß Ihnen Gott, Hochwürden«, erwiderte Petra seinen Gruß. »Ja, den Adam hab' ich besucht.
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Der Bergpfarrer Extra
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Glück im Doppelpack - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer Extra
– 42 –
Glück im Doppelpack
Am Ende wird doch alles gut ...
Toni Waidacher
Es war Dezember. Während in den vergangenen Tagen Tauwetter geherrscht hatte, war in der vergangenen Nacht die Temperatur wieder unter den Gefrierpunkt gefallen. Der Tag war klar, der Himmel blau, das Wachnertal lag im Sonnenschein. In dem hellen Licht funkelten die Schnee- und Eiskristalle wie winzige Edelsteine.
Lange stand Petra gedankenversunken vor dem Grab ihres Mannes auf dem Friedhof von St. Johann. Wenn sie ausatmete, hing eine weiße Dunstwolke vor ihrem Gesicht. Schließlich begann sie die Kälte, die vom Boden aus in ihre Füße zu kriechen schien, zu spüren, und sie wandte sich ab. Unter ihren Schritten krachte der gefrorene Schnee. Der Gehweg war zwar mit Splitt bestreut, dennoch musste sie Obacht geben, um nicht auszurutschen und zu stürzen.
Im selben Moment, als sie durch das Portal hinaus auf den Kirchplatz trat, verließ Pfarrer Trenker das Pfarrhaus. Er war mit einem dunklen Mantel bekleidet und seine Füße steckten in gefütterten, knöchelhohen Schuhen. Eine schwarze Pudelmütze hatte er sich über die Ohren gezogen. Er sah Petra und ging auf sie zu. »Habe die Ehre, Petra«, grüßte er, als er bei ihr anhielt. »Hast das Grab deines Mannes besucht?«
»Grüaß Ihnen Gott, Hochwürden«, erwiderte Petra seinen Gruß. »Ja, den Adam hab’ ich besucht. Drei Jahre waren’s jetzt, dass er verunglückt und gestorben ist. Er fehlt mir einfach an allen Ecken und Enden. Aber ich will net mit dem Schicksal hadern, Hochwürden. Mann muss es eben nehmen, wie’s kommt.«
»Das ist nun einmal so, Petra. Aber der Adam lebt in deinem Herzen fort, und so lang das der Fall ist, ist er net wirklich tot. Wie geht’s dir denn allweil so? Ich seh’ dich am Sonntag immer in der Messe, und oft begleitet dich die Leitermann-Sybille mit ihrer kleinen Tochter. Ihr drei wirkt auf mich immer wie eine kleine glückliche Familie.«
Petra nickte. »Mit der Sibylle versteh’ ich mich hervorragend, und die kleine Anna lieb’ ich, als wär’s mein eigenes Kind. Es ist halt net immer einfach für die Sibylle als alleinerziehende Mutter. Aber ich helf’ ihr, wo’s nötig ist. Wenn ich was brauch’, ist sie ja auch für mich da.«
»So wäscht eine Hand die andere, net wahr?«, sagte Sebastian lachend. »Die Kleine ist ja ein aufgewecktes Kind. Ich erinner’ mich an die Sibylle, als sie selber noch so klein war. Das Madel gerät ganz nach ihr. Es wird mal genauso hübsch wie die Mama.« Sebastian lachte. »Eigentlich müsst’ die Sibylle doch ein ganzes Rudel von Verehrern haben. Sie ist ja net nur ausgesprochen hübsch, sondern hat auch ein sympathisches, einnehmendes Wesen und ist bodenständig. Um eine Frau wie sie reißen sich doch die Mannsbilder.«
»Die Sibylle hat kein Interesse«, erwiderte Petra. »Seit der Sach’ mit dem Rodler-Gerd hat sie keinen Mann mehr angeschaut. Ihr Leben, hat sie mir mal anvertraut, widmet sie ihrer Tochter. Da müsst’s schon gewaltig funken bei ihr, damit sie sich wieder einem Mann anvertraut. Sie wissen ja, Hochwürden: Gebranntes Kind scheut das Feuer.«
»Das ist doch fünf Jahre her«, versetzte Sebastian nach kurzer Überlegung. »Irgendwann muss sie mit der Enttäuschung doch fertig werden und die Angelegenheit für sich zu einem Abschluss bringen. Hat sie eigentlich je wieder was gehört vom Rodler-Gerhard?«
»Nix, kein Lebenszeichen, in all den fünf Jahren net«, antwortete Petra. »Es ist auch net so, dass sie die Sach’ net längst abgehakt hätt’, Hochwürden. Dem Rodler trauert sie nimmer hinterher. Aber die Angst, ein weiteres Mal enttäuscht zu werden, hat sich tief in ihr festgesetzt, und drum fängt sie erst gar nix mehr an.«
»Und wie schaut’s bei dir aus, Petra? Du bist Mitte dreißig, und irgendwann musst du dich auch wieder in die Zukunft orientieren. Dass du um den Adam trauerst, ist ja in Ordnung. Trauer bedeutet aber net, nimmer am Leben teilzunehmen. Du musst loslassen, Petra. Sein Heimgang ist drei Jahre her, und er würd’ ganz gewiss nix dagegen haben, wenn du dich neu verliebst.«
»Sie reden ja fast genauso wie die Sibylle, Hochwürden«, erklärte Petra lächelnd. »Die versucht mir auch ständig einzureden, dass ich genug getrauert hab’.« Sie lachte fast amüsiert auf. »Gerade sie, die nix mehr von den Männern wissen will, versucht mir einzureden, dass es für mich an der Zeit wär’, mich wieder nach einem Partner umzusehen.«
»Sie meint’s halt gut mit dir«, erwiderte der Bergpfarrer. »Es ist ja auch so. Du machst den Adam nämlich nimmer lebendig, selbst wenn du noch dreißig, vierzig oder fünfzig Jahre trauerst. Es wär’ aber ein Fehler, den Toten über dein Leben bestimmen zu lassen. Kein Mensch verlangt von dir, dass du ihn aus deinem Herzen verbannst. Du kannst ihm ein Leben lang ein ehrendes Gedenken bewahren, was aber net heißt, dass du nimmer glücklich werden darfst.«
»Ich versteh’ Sie schon, Hochwürden. Ich selber hab’ ja auch schon öfter mal drüber nachgedacht. Irgendwie aber hab’ ich immer das Gefühl, dem Adam untreu zu sein, wenn ich mich neu verlieben würd’. Ich seh’ dann regelrecht sein Gesicht mit einem Ausdruck von Trauer und Enttäuschung vor mir.«
»Du redest dir selber ein schlechtes Gewissen ein, Petra«, gab Sebastian zu verstehen. »Jeder würd’ dich verstehen, auch der Adam.«
»Ein Problem wär’s auch, Hochwürden, wo ich nach einem Mann Ausschau halten sollt’«, murmelte Petra. »Bei mir im Garten begegne ich kaum einem, der in Frage käm’, und dort, wo ich vielleicht einen treffen könnt’, komm ich net hin.«
»Du musst dich halt mehr unter die Leut’ begeben, Petra«, schlug Sebastian vor. »Ich bin überzeugt, dass genug Mannsbilder rumlaufen, die nach einer Frau Ausschau halten und für dich in Frage kämen. Wenn die Saison wieder anfängt und jeden Samstag im Löwen Tanz ist, musst du einfach dein bestes Dirndl anziehen und hingehen. Da hast du wahrscheinlich die freie Auswahl an Burschen, die auf Brautschau sind.«
»Wenn’s so einfach wär’, Hochwürden«, versetzte Petra lachend. »Die Männer wollen auch net die Nächstbeste, ebenso wenig wie ich den Nächstbesten haben möcht’.«
»Jeder Topf findet seinen Deckel, Petra. So, jetzt muss ich aber zusehen, dass ich weiterkomm’. Ich muss nach Waldeck ins Altenheim. Dort bin jeden Mittwochnachmittag und unterhalt mich ein bissel mit den alten Leuten. Die haben auch noch ihre Problemchen und Probleme.«
»Das kann ich mir vorstellen, Hochwürden«, erklärte Petra. »Fahren S’ nur vorsichtig, die Straßen sind vielleicht glatt. Gestern war alles noch Schneematsch, heut’ ist alles beinhart gefroren. Und der klare Tag verspricht, dass es kalt bleibt.«
»Eine trockene Kälte ist mir zehnmal lieber als so ein nasskaltes Tauwetter«, erwiderte Sebastian. »Außerdem hebt’s die Stimmung, wenn die Sonne scheint. Schau nur hinauf zu den Gipfeln unserer Berge, Petra, wie scharf und klar sie sich gegen den Himmel abheben. Das ist doch was anderes, als wenn sie hinter grauen Regenwolken verschwunden sind.«
»Mir ist’s so auch lieber«, gestand Petra.
»Also, dann pack’ ich’s jetzt«, sagte der Pfarrer. »Servus, ich wünsch’ dir einen angenehmen Tag. Und grüß’ mir die Sibylle.«
»Auch Ihnen einen schönen Tag, Hochwürden«, wünschte Petra. »Pfüat Ihnen.«
Sie gingen auseinander. Während Petra ihre Schritte zur Hauptstraße lenkte, strebte Sebastian der Garage zu. Er hatte sich vorgenommen, das Auto zu nehmen, denn es war zu kalt, um mit dem Fahrrad nach Waldeck zu radeln.
*
Eine Viertelstunde später betrat Petra ihre Wohnung. Sie zog Mütze, Handschuhe, Mantel und Stiefel aus, schlüpfte in ihre pelzgefütterten Hausschuhe und begab sich ins Wohnzimmer. Hier war es kuschelig warm. Petra überlege kurz, ob sie den Fernseher einschalten oder ihre Freundin Sibylle anrufen sollte, entschied sich für die Freundin und holte das Telefon. Gleich darauf hatte sie Sibylle am Apparat. »Grüaß di, Sibylle. Alles gut bei dir und der Kleinen?«
»Ja. Wir spielen ‚Mensch ärgere dich nicht’. Nachher werden wir ein bissel frische Luft schnappen. Es ist zwar kalt, aber so einen wunderbaren Wintertag muss man ausnützen. Ich hab’ der Kleinen versprochen, den Schlitten mitzunehmen.«
»Hast du was dagegen, wenn ich euch begleite?«, fragte Petra.
»Nein, warum