Wenn dich das Glück verlässt: Der junge Norden 19 – Arztroman
Von Carolin Grahl
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Über dieses E-Book
Alexander kennt nur ein Ziel: Er will Arzt werden und in die riesigen Fußstapfen seines berühmten Onkels, des Chefarztes Dr. Daniel Norden, treten. Er will beweisen, welche Talente in ihm schlummern. Dr. Norden ist gern bereit, Alexanders Mentor zu sein, ihm zu helfen, ihn zu fördern.
Alexander Norden ist ein charismatischer, unglaublich attraktiver junger Mann. Die Frauenherzen erobert er, manchmal auch unfreiwillig, im Sturm. Seine spannende Studentenzeit wird jede Leserin, jeden Leser begeistern!
»Tschüss, Sina! Bis heute Nachmittag in Physiologie II. Mach's gut!« Alex verabschiedete sich mit einem raschen Kuss von Sina und hastete mit schnellen Schritten die ausgetretene Holztreppe des Mietshauses in der Glockenbachstraße hinunter. Sina blickte ihm nach und hob die Hand, um zu winken, doch Alex nahm sich nicht einmal die Zeit, sich noch einmal umzuwenden. Beim gemeinsamen Frühstück mit Sina hatte er wieder einmal vergessen, dass der Zeiger der Uhr unerbittlich vorrückte, und nun musste er sich sputen, um noch rechtzeitig zu seiner Praktikumsschicht in die Behnisch-Klinik zu kommen. Wie gut, dass er dank der Mechanikerkünste von Bernds Freund wenigstens sein Motorrad wiederhatte! Auf dem Fahrrad wäre die Chance, halbwegs pünktlich zu sein, gleich null gewesen! Mit fliegenden Fingern setzte Alex seinen Helm auf, holte die Maschine aus dem Schuppen und startete. Einen Moment lang runzelte er die Stirn, weil er den Eindruck hatte, dass der Motor ein wenig seltsam klang, tat das Ganze aber als Einbildung ab. Fast musste er über sich selbst lachen. Da die Reparatur ziemlich teuer gewesen war und sein Spargeld fast zur Gänze aufgezehrt hatte, hörte er wohl allmählich Gespenster! Was für eine Verrücktheit! Sollte er sich stattdessen nicht lieber freuen, wie rasch die Maschine beschleunigte? Selbst nach einer ganzen Reihe von Fahrten wurde Alex das Gefühl nicht los, Bernds Freund habe eine Art Turbo eingebaut. Frohgemut drückte Alex aufs Gas und brauste die Glockenbachstraße entlang. Sie war angesichts der morgendlichen Stunde noch fast wie ausgestorben, sodass es flott voranging. Vielleicht blieb ihm, wenn er weiter so viel Glück hatte, in der Behnisch-Klinik sogar noch Zeit für ein Schwätzchen mit seinem Freund, dem Krankenpfleger Chris. Oder er konnte sich für ein Viertelstündchen in eine stille Ecke der Cafeteria zurückziehen, und sich noch einmal das Skript der letzten Physiologie II–Vorlesung zu Gemüte führen. Oder er konnte auf seinem Handy Sina anrufen.
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Buchvorschau
Wenn dich das Glück verlässt - Carolin Grahl
Der junge Norden
– 19 –
Wenn dich das Glück verlässt
Frank und Elvira wissen nicht mehr weiter
Carolin Grahl
»Tschüss, Sina! Bis heute Nachmittag in Physiologie II. Mach’s gut!« Alex verabschiedete sich mit einem raschen Kuss von Sina und hastete mit schnellen Schritten die ausgetretene Holztreppe des Mietshauses in der Glockenbachstraße hinunter.
Sina blickte ihm nach und hob die Hand, um zu winken, doch Alex nahm sich nicht einmal die Zeit, sich noch einmal umzuwenden.
Beim gemeinsamen Frühstück mit Sina hatte er wieder einmal vergessen, dass der Zeiger der Uhr unerbittlich vorrückte, und nun musste er sich sputen, um noch rechtzeitig zu seiner Praktikumsschicht in die Behnisch-Klinik zu kommen.
Wie gut, dass er dank der Mechanikerkünste von Bernds Freund wenigstens sein Motorrad wiederhatte! Auf dem Fahrrad wäre die Chance, halbwegs pünktlich zu sein, gleich null gewesen!
Mit fliegenden Fingern setzte Alex seinen Helm auf, holte die Maschine aus dem Schuppen und startete. Einen Moment lang runzelte er die Stirn, weil er den Eindruck hatte, dass der Motor ein wenig seltsam klang, tat das Ganze aber als Einbildung ab.
Fast musste er über sich selbst lachen. Da die Reparatur ziemlich teuer gewesen war und sein Spargeld fast zur Gänze aufgezehrt hatte, hörte er wohl allmählich Gespenster!
Was für eine Verrücktheit!
Sollte er sich stattdessen nicht lieber freuen, wie rasch die Maschine beschleunigte? Selbst nach einer ganzen Reihe von Fahrten wurde Alex das Gefühl nicht los, Bernds Freund habe eine Art Turbo eingebaut. Frohgemut drückte Alex aufs Gas und brauste die Glockenbachstraße entlang. Sie war angesichts der morgendlichen Stunde noch fast wie ausgestorben, sodass es flott voranging.
Vielleicht blieb ihm, wenn er weiter so viel Glück hatte, in der Behnisch-Klinik sogar noch Zeit für ein Schwätzchen mit seinem Freund, dem Krankenpfleger Chris. Oder er konnte sich für ein Viertelstündchen in eine stille Ecke der Cafeteria zurückziehen, und sich noch einmal das Skript der letzten Physiologie II–Vorlesung zu Gemüte führen. Oder er konnte auf seinem Handy Sina anrufen. Bedauerlicherweise bekam Alex‘ Laune schneller einen Dämpfer, als ihm lieb sein konnte.
Auf der Hauptstraße angekommen, fand er sich inmitten eines endlos scheinenden Staus wieder. Aufgrund seiner Verspätung war er mitten im dichtesten Berufsverkehr gelandet.
Sollte er an den Autos vorbeipreschen und einen Strafzettel riskieren, indem er die Tempo 30 – Zone einfach nicht beachtete? Das wäre dann allerdings der zweite Strafzettel innerhalb weniger Wochen und… Nach kurzem Nachdenken entschied Alex sich für das Risiko. Er scherte sich nicht um die hupenden Autofahrer in ihren Limousinen und überholte sie – bis die nächste Ampel ihn endgültig ausbremste. »Niebla, mierda!«, fluchte er, was allerdings nichts daran änderte, dass er, unruhig mit den Fingern auf den Lenker klopfend, eine gefühlte Ewigkeit warten musste, ehe die Ampel wieder auf Grün umschaltete.
Als Alex endlich wieder durchstarten konnte, glaubte er einen Augenblick lang erneut, ein eigenartig sirrendes Geräusch im vertrauten Tuckern des Motors zu vernehmen.
Alex bekam ein flaues Gefühl in der Magengegend.
Hatte er sich bei seinem Aufbruch in der Glockenbachstraße am Ende doch nicht getäuscht? Konnte es tatsächlich sein, dass an der Maschine schon wieder irgendetwas nicht stimmte?
Der Verdacht ließ sich dieses Mal nicht so leicht beiseiteschieben, zumal sich das Geräusch an der nächsten und an der übernächsten roten Ampel wiederholte. Jedes Mal, wenn Alex aus dem Stand wieder losfuhr und Gas gab.
Alex entfuhr ein Seufzer.
Was konnte das sein? Vergaser, Benzinpumpe, Gaszug …
Alex musste sich eingestehen, dass er sich in der menschlichen Anatomie entschieden besser auskannte als in der Anatomie von Motorrädern. Dass er den Schaden selber würde beheben können, war somit so gut wie aussichtslos. Obendrein würde er sich das Geld für die Reparatur diesmal leihen müssen. Und wenn er sich vorstellte, dass er wieder mehrere Wochen auf sein geliebtes und so dringend benötigtes Gefährt würde verzichten müssen …
Es hätte nicht viel gefehlt, und Alex hätte sowohl den Zebrastreifen übersehen als auch die ältere Dame mit den vier Chihuahuas, die ihn soeben überquerte.
Er bremste so abrupt, dass sein Motorrad ins Schlingern kam, schaffte es zum Glück aber noch rechtzeitig, es zum Stehen zu bringen.
»Verfluchter, nichtsnutziger Bikerrowdy«, rief ihm die ältere Dame mit einem Blick zu, der so stechend war, dass er Alex durch Mark und Bein ging. Als wollten die Hündchen, die an einer Koppelleine hingen, die Aussage ihrer Herrin unterstreichen, begannen sie von einer Sekunde auf die andere ebenso schrill wie lautstark zu bellen. Ihre Köpfe, die durch die Koppel dicht nebeneinander waren, bewegten sich dabei in alle Richtungen, sodass die Tiere auf Alex wie ein vierköpfiges kleines Ungeheuer wirkten.
»Entschuldigung. Tut mir leid«, rief er trotzdem, aber die ältere Dame würdigte ihn keines Blickes. Alex zog unter seinem Helm eine hässliche Grimasse, sagte sich dann aber, dass seine Reaktion unbegründet war. Seine Worte waren wohl in dem Lärm untergegangen, den die geifernden Hunde machten.
Er startete sein abgewürgtes Motorrad wieder, doch es reagierte nicht. Auch nicht beim siebten Versuch, obwohl Alex es von Mal zu Mal verzweifelter anflehte.
Das durfte doch nicht wahr sein!
Jetzt stand er mitten auf der Straße mit einem kaputten Motorrad!
Diesmal waren es die Autos, die an ihm vorbeibrausten anstatt umgekehrt, wie es noch kurz zuvor der Fall gewesen war. Alex blieb keine andere Wahl, als sein Gefährt auf den Bürgersteig zu ziehen, um wenigstens nicht im Weg zu sein und zu allem Überfluss auch noch angefahren zu werden.
Er nahm den Helm ab und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch seine kurz geschnittenen dunklen Locken. Dann betrachtete er das Motorrad von allen Seiten, konnte aber, zumindest äußerlich, nichts Auffälliges oder Ungewöhnliches feststellen.
Soeben fingerte er in der Tasche seiner Jeansjacke nach seinem Handy, um Bernd oder dessen Freund anzurufen, als sich von hinten eine Hand sanft auf seine Schulter legte.
Missmutig drehte Alex sich um – und schaute in das von lieblichen blonden Locken umrahmte Gesicht einer jungen Frau, die ihn freundlich anlächelte. »Kann ich irgendwie behilflich sein?«, fragte sie mit einer glockenreinen, wohlklingenden Engelsstimme.
Es hätte nicht viel gefehlt, und Alex wäre ein barsches Nein entschlüpft, doch er beherrschte sich gerade noch rechtzeitig.
Ging man so rüde mit hilfsbereiten weiblichen Wesen um?
Unwillkürlich glitten Alex‘ Blicke an der Gestalt der jungen Frau herunter.
Sie trug einen schwarzledernen hautengen Motorradanzug, der zwar nicht so recht zu ihren Engelslocken passte, ihre schlanken und dennoch sehr weiblichen Formen aber ausgezeichnet zur Geltung brachte. Neben der jungen Frau stand ein schnittiges schwarz lackiertes Motorrad einer edlen Marke.
Alex rieb sich die Augen.
Würde er in der nächsten Sekunde in seinem Bett aufwachen und über seinen seltsamen Traum lächeln?
Unauffällig zwickte er sich in den Arm, und es tat eindeutig weh. Er befand sich anscheinend in der Wirklichkeit, aber …
Noch einmal ließ Alex seine Blicke über die junge Frau und über ihr schmuckes Motorrad gleiten.
Wie war die Motorradfahrerin überhaupt hierhergekommen?
Er war offenbar sosehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass er das Motorrad der jungen Frau nicht einmal gehört hatte. »Kann ich helfen?«, wiederholte sie, als Alex noch immer wie betäubt mit weit aufgerissenen Augen dastand.
»Ähm … ähm nein, ich glaube nicht«, stieß er schließlich hervor. »Mein Motorrad scheint defekt zu sein. Machen Sie sich keine Umstände. Ich werde einen Mechaniker rufen und …«
Alex verstummte, als die junge Frau nähertrat und ihn in die Duftwolke eines herben, aber sehr sinnlichen Parfüms einhüllte.
»Ich könnte mir die Maschine zumindest einmal ansehen«, schlug sie vor. »Vielleicht fehlt gar nicht so viel, und ich bekomme das Gefährt wieder startklar.«
Alex lachte ungläubig auf. »Das … das …« Er wollte sagen, dass er sich das beim besten Willen nicht vorstellen konnte, schämte sich aber, mit einer unhöflichen Bemerkung auf das zuvorkommende Hilfsangebot zu reagieren. »Das … das dürfen Sie gerne versuchen«, zwang er sich zu sagen. »Allerdings möchte ich nicht Ihre mit Sicherheit kostbare Zeit in Anspruch nehmen.«
Die Mundwinkel der jungen Frau zogen sich