Liebe und andere Verwerfungen: Der junge Norden 5 – Arztroman
Von Carolin Grahl
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Über dieses E-Book
Alexander kennt nur ein Ziel: Er will Arzt werden und in die riesigen Fußstapfen seines berühmten Onkels, des Chefarztes Dr. Daniel Norden, treten. Er will beweisen, welche Talente in ihm schlummern. Dr. Norden ist gern bereit, Alexanders Mentor zu sein, ihm zu helfen, ihn zu fördern.
Alexander Norden ist ein charismatischer, unglaublich attraktiver junger Mann. Die Frauenherzen erobert er, manchmal auch unfreiwillig, im Sturm. Seine spannende Studentenzeit wird jede Leserin, jeden Leser begeistern!
»Alexander, guten Morgen! Na, wie fühlt es sich an, bei uns in der Behnisch-Klinik zu arbeiten? Und … sozusagen ein Mitglied unseres Teams zu sein?« Alex Norden schlüpfte hastig vollends in seinen weißen Pflegerkittel und rückte sein Namensschild gerade, während er sich umwandte und in das lächelnde Gesicht von Dr. Daniel Norden blickte. »Es fühlt sich großartig an«, platzte er heraus, verstummte aber sofort wieder und setzte nach einem Moment des Zögerns leiser hinzu: »Ich meine … also ich … ich bin wirklich sehr froh, dass ich mein Krankenpflegepraktikum in der Behnisch-Klinik ableisten darf.« Daniel Nordens Lächeln wurde noch einen Tick breiter. »Das ist ja eine sehr erfreuliche Nachricht«, meinte er amüsiert. »Immerhin hast du ziemlich lange gebraucht, um über mein Angebot nachzudenken, Alexander.« »Ja, das stimmt. Da hast du vollkommen recht«, räumte Alex ein. »Es war aber nur, weil ich auf keinen Fall den Eindruck erwecken wollte, dein Protegé zu sein, Daniel. Und weil ich mir gegenüber meinen Studienkollegen keinen Vorteil verschaffen wollte, indem ich …« »Ich weiß, ich weiß«, unterbrach Daniel Norden, wobei er Alex beschwichtigend seine Hand auf die Schulter legte. »Jedenfalls bist du nun hier, und ich hoffe, du wirst deine Sache gut machen. Das heißt, im Grunde bin ich mir da schon ziemlich sicher.«
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Der junge Norden
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Buchvorschau
Liebe und andere Verwerfungen - Carolin Grahl
Der junge Norden
– 5 –
Liebe und andere Verwerfungen
Die Behnisch-Klinik wird für den jungen Alexander zur Herausforderung
Carolin Grahl
»Alexander, guten Morgen! Na, wie fühlt es sich an, bei uns in der Behnisch-Klinik zu arbeiten? Und … sozusagen ein Mitglied unseres Teams zu sein?«
Alex Norden schlüpfte hastig vollends in seinen weißen Pflegerkittel und rückte sein Namensschild gerade, während er sich umwandte und in das lächelnde Gesicht von Dr. Daniel Norden blickte.
»Es fühlt sich großartig an«, platzte er heraus, verstummte aber sofort wieder und setzte nach einem Moment des Zögerns leiser hinzu: »Ich meine … also ich … ich bin wirklich sehr froh, dass ich mein Krankenpflegepraktikum in der Behnisch-Klinik ableisten darf.«
Daniel Nordens Lächeln wurde noch einen Tick breiter. »Das ist ja eine sehr erfreuliche Nachricht«, meinte er amüsiert. »Immerhin hast du ziemlich lange gebraucht, um über mein Angebot nachzudenken, Alexander.«
»Ja, das stimmt. Da hast du vollkommen recht«, räumte Alex ein. »Es war aber nur, weil ich auf keinen Fall den Eindruck erwecken wollte, dein Protegé zu sein, Daniel. Und weil ich mir gegenüber meinen Studienkollegen keinen Vorteil verschaffen wollte, indem ich …«
»Ich weiß, ich weiß«, unterbrach Daniel Norden, wobei er Alex beschwichtigend seine Hand auf die Schulter legte. »Jedenfalls bist du nun hier, und ich hoffe, du wirst deine Sache gut machen. Das heißt, im Grunde bin ich mir da schon ziemlich sicher.«
Alex strich verlegen ein paar unsichtbare Falten an seinem Kittel glatt.
»Allzu viele Fehler kann ich wohl ohnehin nicht machen«, meinte er schließlich mit einem schiefen Grinsen. »Meine Aufgabe ist wahrscheinlich in erster Linie die Essensausgabe. Zumindest am Anfang.«
Dr. Norden schmunzelte. »Gut möglich. Aber Essen ist sehr wichtig für die Genesung und deshalb keinesfalls zu unterschätzen. Wenn es dann obendrein noch mit freundlicher Miene und ein paar aufmunternden Worten gereicht wird, kann es durchaus zur Medizin für die Seele werden. Und diese Art Medizin hat einen viel höheren Stellenwert, als man gemeinhin annimmt.« Daniel blinzelte Alex zu. »Außerdem bin ich überzeugt, dass schon bald auch noch etliche andere Aufgaben auf dich warten, die anspruchsvoller und durchaus dazu angetan sein werden, dir einen Vorgeschmack auf deine künftige Tätigkeit zu geben.«
Alex strahlte.
Genau das war es, was er sich von ganzem Herzen wünschte.
Mit dankbaren Blicken schaute er Dr. Norden nach, der sich noch einmal kurz zu ihm zurückwandte und ihm zuwinkte, ehe er eilig in einem der Krankenzimmer verschwand.
Auch Alex lief weiter.
Er war auf dem Weg zum Dienstzimmer, um dort seinen Arbeitsplan und seine ersten Instruktionen entgegenzunehmen.
Damit es endlich losgehen konnte.
Alex nahm sich vor, alles zu tun, was in seiner Macht stand, um den Anforderungen, die an ihn gestellt wurden, aufs Beste gerecht zu werden.
Vielleicht konnte er, wenn man mit ihm zufrieden war und der Sanitätsdienst ihm ein wenig Zeit ließ, nach Beendigung seines Krankenpflegepraktikums sogar hin und wieder als Hilfspfleger einspringen. Auf diese Weise ließen sich ein paar Euro dazuverdienen. Und was noch viel wichtiger war: Er konnte sich mit dieser Arbeit genau wie mit dem Sanitätsdienst die trockenen vorklinischen Semester verkürzen, die – so kam es ihm zumindest vor – mit seinem zukünftigen Beruf viel zu wenig zu tun hatten.
Immer nur Hörsaal, immer nur Theorie!
Er hatte jetzt schon das Gefühl, die vier vorklinischen Semester würden sich so träge und langweilig hinziehen, als wären es nicht zwei, sondern zwanzig Jahre, die zu überbrücken waren.
Wenigstens ein klein wenig am Rad der Zeit zu drehen …
»Autsch!« Alex zuckte erschrocken zusammen, als er plötzlich von einem harten, ledernen Fußball getroffen wurde. Kopfschüttelnd starrte er auf den schwarzweißen Ball, der von ihm abgeprallt war und nun vor seinen Füßen ausrollte.
Wie konnte denn hier, mitten auf einem der Flure der Behnisch-Klinik, ein Fußball geflogen kommen! Zumal dies hier nicht die Kinderstation war, sondern die Onkologie!
Unwillkürlich griff Alex nach dem Ball.
Und konnte gerade noch rechtzeitig beiseite springen, um nicht von einem Rollstuhl gerammt zu werden, der in rasantem Tempo um die Ecke bog, ehe er mit quietschenden Reifen zum Stehen kam.
Das … das durfte doch nicht wahr sein!
»Sorry, tut mir leid«, sagte der junge Mann, der in dem Rollstuhl saß, mit einer hellen, fast noch etwas kindlich klingenden Stimme.
Verwirrt schaute Alex ihn an.
Der Rollstuhlfahrer, der etwa in seinem Alter war, trug eine löchrige Jeans und abgetragene Turnschuhe, dazu ein T-Shirt mit weißblauem Rautenmuster, über das quer in großen roten Lettern »FC Bayern München« geschrieben stand.
Mit einer auffordernden Geste streckte der junge Mann seine Hände nach dem Fußball aus.
Erst in diesem Moment fiel Alex auf, wie erschreckend mager nicht nur die Hände des Rollstuhlfahrers waren, sondern sein ganzer Körper. Es war, als bestünde er nur aus Haut und Knochen. Über das Gesicht des Rollstuhlfahrers spannte sich die Haut wie Pergament und ließ die Züge spitz und eingefallen wirken. Der offenbar kahle Kopf war von einem Stofftuch umhüllt, dessen Muster aus Fußbällen bestand.
Alex schluckte. Es war offensichtlich, dass der Rollstuhl fahrende Fußballfan eine Chemotherapie hinter sich hatte.
Und das in so jungen Jahren!
Mitleid stieg in Alex auf, doch ein Blick in die Augen des Patienten verwandelte es unverzüglich in blankes Erstaunen.
Diese Augen straften das leidende, kranke Aussehen des jungen Mannes Lügen. Sie blitzten voller Temperament und Begeisterung und waren von einem Blau, das in seiner Leuchtkraft unwillkürlich an einen Sommerhimmel denken ließ.
Noch ehe Alex sich halbwegs wieder gefasst hatte, kam eine kleine, pummelige junge Frau in Schwesternkleidung angerannt. Keuchend und prustend, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich.
»Einwurf Seite«, rief ihr der junge Mann im Rollstuhl zu und warf ihr den Ball vor die Füße, den sie, ihrer Leibesfülle zum Trotz, geschickt an ihm vorbei und unter ein herumstehendes leeres Bett kickte. »Tooor«, jubelte sie und warf ihre Arme in die Luft. »Eins zu null für Schwester Ellie!«
Alex fing lauthals zu lachen an.
Er konnte einfach nicht anders.
Erst in diesem Moment wurde Schwester Ellie auf ihn aufmerksam.
Verblüfft schaute sie Alex an. »Bist du ein neuer Pfleger?«, erkundigte sie sich.
»Nicht ganz«, gab Alex zurück. »Ich absolviere mein Krankenpflegepraktikum. Erster Tag heute.«
»Oh! Ein zukünftiger Herr Doktor«, kicherte Ellie. »Wir werden dich trotzdem einarbeiten. Wie heißt du eigentlich? Also … ich bin Schwester Ellie. Und das«, setzte sie mit einer Handbewegung in Richtung des Rollstuhlfahrers hinzu, »ist Kevin, unser zukünftiger Fußballstar. Natürlich beim FC Bayern München.«
»Und in der Bundesliga«, ergänzte Kevin.
Dabei lachte er, aber Alex konnte sich irgendwie des Eindrucks nicht erwehren, dass der junge Mann tatsächlich an seine Worte glaubte.
»Ich bin Alex«, sagte er und bückte sich, um den Ball wieder unter dem Krankenbett hervorzuholen.
Er schoss ihn zu Schwester Ellie, die ihn ihrerseits vor Kevins Füße beförderte, von wo aus er erneut unter dem Bett landete.
»Tooor! Eins zu eins! Das war der Anschlusstreffer«, brüllte Kevin. Fröhlich ballte er seine Hände zu Fäusten und reckte beide Daumen empor. »Spielen wir jetzt zu dritt weiter?«, wandte er sich schließlich fragend an Alex.
Alex schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, nein«, erwiderte er. »Ich muss weiter und mir meinen Dienstplan abholen. Vielleicht ein andermal. Es sei denn, man dröhnt mich hier so mit Arbeit zu, dass mir in den nächsten Wochen keine freie Minute bleibt.«
»Worauf du Gift nehmen kannst«, legte Schwester Ellie los. »Dir wird keine freie Sekunde bleiben, mein lieber Alex. So machen wir das nämlich immer mit unseren Praktikanten. Sie leeren von morgens bis abends die Bettpfannen und die Abfalleimer, putzen Duschen, Toiletten und Waschbecken, helfen in der Wäscherei aus …«
Als Alex sich grinsend die Ohren zuhielt, lachte Schwester Ellie schallend über ihren eigenen Witz. Und Kevin klatschte in die Hände und lachte mit.
Die Fröhlichkeit, die die beiden ausstrahlten, begleitete Alex bis ins Schwesternzimmer. Ihr Lachen klang noch eine ganze Weile in ihm nach. Am Anfang fiel es ihm sogar schwer, sich auf die Erläuterungen zu seinem Arbeitsplan zu konzentrieren, weil er immer wieder Schwester Ellie und vor allem Kevin vor