Wenn die Stunde der Wahrheit schlägt: Der junge Norden 40 – Arztroman
Von Carolin Grahl
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Über dieses E-Book
Alexander kennt nur ein Ziel: Er will Arzt werden und in die riesigen Fußstapfen seines berühmten Onkels, des Chefarztes Dr. Daniel Norden, treten. Er will beweisen, welche Talente in ihm schlummern. Dr. Norden ist gern bereit, Alexanders Mentor zu sein, ihm zu helfen, ihn zu fördern.
Alexander Norden ist ein charismatischer, unglaublich attraktiver junger Mann. Die Frauenherzen erobert er, manchmal auch unfreiwillig, im Sturm. Seine spannende Studentenzeit wird jede Leserin, jeden Leser begeistern!
»Sonia!« Alex breitete die Arme aus, als Sonia in der Eingangshalle der Behnisch-Klinik auf ihn zukam. »Wie geht es dir, Sonia? Ich habe gehört, dass du in den nächsten Tagen entlassen wirst?« »Ja, es stimmt.« Sonia nickte. Sie umarmte Alex und trat dann einen Schritt zurück. »Übermorgen darf ich wieder nach Hause. Wenigstens das. Aber an die vielen anderen Sorgen, die der Unfall über mich und Silvio gebracht hat, darf ich gar nicht denken. Gerade als wir das Gefühl hatten, es würde jetzt endlich aufwärts gehen …« »Hallo, Sie da! Herr Doktor!«, wurde Sonia plötzlich von einer schrill klingenden Frauenstimme unterbrochen. Sonia sah sich um und tippte dann mit dem Zeigefinger gegen Alex' Brust. »Ich glaube, du bist gemeint«, sagte sie. Alex schüttelte den Kopf. »Bin ich etwa ein Herr Doktor?«, fragte er und kehrte zum ursprünglichen Gesprächsthema zurück: »Du gehst von der Behnisch-Klinik doch nicht etwa direkt in Silvios leere Wohnung?
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Buchvorschau
Wenn die Stunde der Wahrheit schlägt - Carolin Grahl
Der junge Norden
– 40 –
Wenn die Stunde der Wahrheit schlägt
Unveröffentlichter Roman
Carolin Grahl
»Sonia!« Alex breitete die Arme aus, als Sonia in der Eingangshalle der Behnisch-Klinik auf ihn zukam. »Wie geht es dir, Sonia? Ich habe gehört, dass du in den nächsten Tagen entlassen wirst?«
»Ja, es stimmt.« Sonia nickte. Sie umarmte Alex und trat dann einen Schritt zurück. »Übermorgen darf ich wieder nach Hause. Wenigstens das. Aber an die vielen anderen Sorgen, die der Unfall über mich und Silvio gebracht hat, darf ich gar nicht denken. Gerade als wir das Gefühl hatten, es würde jetzt endlich aufwärts gehen …«
»Hallo, Sie da! Herr Doktor!«, wurde Sonia plötzlich von einer schrill klingenden Frauenstimme unterbrochen. Sonia sah sich um und tippte dann mit dem Zeigefinger gegen Alex‘ Brust. »Ich glaube, du bist gemeint«, sagte sie.
Alex schüttelte den Kopf. »Bin ich etwa ein Herr Doktor?«, fragte er und kehrte zum ursprünglichen Gesprächsthema zurück: »Du gehst von der Behnisch-Klinik doch nicht etwa direkt in Silvios leere Wohnung? Es ist zwar deine Entscheidung, aber ich für meinen Teil fände es besser, wenn du fürs Erste nicht allein wärst. Bestimmt kannst du fürs Erste bei deinen und Sinas Eltern in der Villa Manolo wohnen, aber natürlich bist du auch bei uns in der Glockenbachstraße nach wie vor jederzeit herzlich willkommen. Das weißt du doch, oder?«
Sonia lächelte gerührt. »Klar weiß ich das. Papa und Paola – also meine zweite Mama – holen mich morgen in der Behnisch-Klinik ab. Sie drängen sehr darauf, dass ich bis zu Silvios Genesung bei ihnen wohne, allerdings …«
»Hallo, Herr Doktor! Haben Sie mich denn nicht gehört? Irgendjemand muss mir doch sagen können, wohin man Ulrich gebracht hat! Wie soll ich ihn denn in dem riesigen Klinikkomplex finden?«
Als eine Frauenhand bei diesen Worten Alex von hinten auf die Schulter tippte, wandte er sich stirnrunzelnd um. »Tut mir leid, aber woher soll ich denn wissen, ob ein gewisser Ulrich hier in der Klinik liegt und wenn ja, auf welcher Station? Außerdem bin ich kein Herr Doktor. Und für Auskünfte, wie Sie sie brauchen, wenden Sie sich im Übrigen am besten an Frau Kleinlein. Das ist die Dame im Infoschalter. Sie kann Ihnen bestimmt weiterhelfen.«
»Der Infoschalter ist vorübergehend nicht besetzt«, widersprach die Frau. »Kein Ahnung, wann diese Frau Kleinlein wiederkommt. Wenn ich Pech habe, vielleicht erst in einer halben Stunde. Und außerdem ist es mir völlig egal, ob Sie ein Herr Doktor sind oder nicht. Immerhin haben Sie eine Art Arztkittel an, woraus ich schließe, dass Sie hier arbeiten.«
Alex unterdrückte einen Seufzer der Ungeduld. »Ich arbeite hier in der Behnisch-Klinik als Praktikant. Und es gehört deshalb nicht zu meinen Aufgaben, über sämtliche Patienten Bescheid zu wissen. Zudem bin ich gerade im Gespräch.«
»Schon gut. Du kannst dich gerne um die Dame kümmern«, sagte Sonia, der die fremde Frau, die sichtlich am Ende ihrer Nervenkraft war, leidtat. »Ich habe ohnehin in zehn Minuten einen Gynäkologie-Termin bei Frau Dr. Buchner. Sie hat Dr. Schwebke hinzugezogen, und die beiden wollen jetzt noch einmal prüfen … Ich muss los, Alex. Ich erzähle dir das alles später.«
»Nein, warte. Wieso wurde Dr. Schwebke hinzugezogen? Ich denke, dem Baby ist bei dem Unfall nichts passiert, Sonia?«, erkundigte sich Alex.
Sonia winkte ab. »Es hat nichts mit dem Unfall zu tun. Es ist irgendetwas anderes. Frau Dr. Buchner hat noch nicht wirklich mit mir darüber gesprochen, weil sie erst Dr. Schwebkes Urteil abwarten, also quasi eine Zweitmeinung einholen will. Du musst dich also noch ein bisschen gedulden. Genau wie ich. Bis später dann.«
Sonia schlug den Weg in Richtung Gynäkologie ein, und Alex schaute ihr einen Moment lang irritiert nach. »Na, schön. Was kann ich also für Sie tun?«, wandte er sich schließlich wieder an die fremde Frau, als er feststellte, dass sie sich noch nicht von der Stelle gerührt hatte und ihre Blicke immer noch hilfesuchend auf ihn heftete.
»Es geht um Ulrich. Mit vollem Namen Ulrich Römer«, antwortete sie, sichtlich erleichtert über die Aufmerksamkeit, die ihr endlich zuteilwurde. Er muss hier in der Behnisch-Klinik liegen.«
»Wurde er operiert? Oder kann es eher sein, dass er auf der Inneren Abteilung behandelt wird, Frau Römer?«, forschte Alex genauer nach.
Die fremde Frau zuckte bei der Anrede ›Frau Römer‹ kaum merklich zusammen, fasste sich aber rasch wieder. »Das weiß ich eben leider nicht. Und … und nennen Sie mich einfach Melanie«, sagte sie.
»Gerne«, entgegnete Alex. »Dann müssen Sie mich aber Alex nennen.« Er musterte Melanie einen Moment lang und setzte dann hinzu: »So weit sind wir altersmäßig wohl ohnehin nicht auseinander.«
»Nein, wahrscheinlich nicht«, bestätigte Melanie. »Ich bin fünfundzwanzig. Und was Ulrich betrifft - ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung, ob er operiert wird oder ob er auf der Inneren Abteilung liegen könnte oder was sonst mit ihm passiert ist. Ich weiß nur, dass er vor etwa einer Stunde mit dem Rettungswagen in die Notaufnahme gebracht worden ist. Es … es war alles so schrecklich. Wenn ich nur daran denke, bekomme ich sofort wieder weiche Knie.« Wie um ihre Worte zu unterstreichen, lehnte Melanie sich gegen die Wand.
Plötzlich konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Unaufhaltsam strömten sie aus ihren Augen und hinterließen dunkle Spuren auf ihrem Make-up.
Als sie schniefte, reichte Alex ihr ein Taschentuch.
»Ulrich und ich, wir sind zusammen durch die Parkanlagen des Englischen Gartens gegangen«, berichtete Melanie schließlich, immer wieder von Schluchzen unterbrochen. »Wir waren so glücklich. Wir haben uns so sehr über den gemeinsamen freien Nachmittag gefreut. Am Kleinhesseloher See haben wir die Enten und die Schwäne gefüttert. Dann bekamen wir selber Hunger und wollten zum ›Seehaus‹, um uns ein bisschen auszuruhen und uns einen kleinen Imbiss zu gönnen. Leider sind wir dort gar nicht erst angekommen. Wir waren noch keine fünf Minuten in Richtung ›Seehaus‹ unterwegs, als Ulrich plötzlich nach meiner Hand griff, als müsste er sich daran festhalten. Er wollte mir etwas sagen, fing aber stattdessen an zu lallen und ist dann – von einer Sekunde auf die andere und völlig ohne Vorwarnung – bewusstlos zusammengebrochen. Ich … ich dachte zuerst, ich wäre in einem Albtraum gefangen. Einen Moment lang hoffte ich, ich würde gleich aufwachen und alles wäre gut, aber leider war der neben mir wie tot auf dem Boden liegende Ulrich bittere Wirklichkeit. Als mir das unwiderruflich klar wurde, versuchte ich, den Notdienst zu verständigen, doch meine Hände haben dermaßen gezittert, dass ich nicht einmal fähig war, das Handy zu halten. Zufällig vorbeilaufende Passanten haben schließlich für mich telefoniert. Und sie haben mit mir gewartet und mir gut zugeredet, bis nach einer gefühlten Ewigkeit endlich der Rettungswagen kam.«
»Sind Sie denn sicher, dass Ihr Mann hierher in die Behnisch-Klinik gebracht wurde, Melanie?«, wollte Alex wissen.
»Absolut sicher«, kam sofort mit fester Stimme die Antwort. »Ich habe mich beim Notarzt und bei den Sanitätern erkundigt. Weil ich … weil ich eigentlich bei Ulrich bleiben und im Rettungswagen mitfahren wollte. Nur hat man es mir leider nicht erlaubt.«
Alex nickte mitfühlend. »Ich werde mich in der Notaufnahme für Sie erkundigen, Melanie«, versprach er.
»Danke«, erwiderte Melanie aus tiefstem Herzen. »Ich … ich fand Sie so sympathisch, Alex. Gleich als ich Sie gesehen habe. Ich dachte mir, dieser Arzt ist bestimmt richtig nett. Deshalb habe ich ausgerechnet Sie angesprochen. Also habe ich mich doch nicht in Ihnen getäuscht.«
Alex presste die Lippen aufeinander und hoffte, dass er nicht rot wie eine Tomate wurde. »Es tut mir leid, dass ich am Anfang so … so zerstreut war«, räumte er schließlich ein. »Aber das Gespräch mit Frau Manolo, also mit Sonia, der Halbschwester meiner Freundin … Sonia und ihr Freund Silvio hatten auf der Rückfahrt von Wien nach München am Irschenberg einen schweren Autounfall. Sie liegen beide immer noch hier in der Behnisch-Klinik. Sonia wird zwar schon übermorgen entlassen, aber es scheint irgendwelche Schwierigkeiten mit ihrem Baby zu geben, und deshalb …«
»Sie brauchen sich doch nicht bei mir zu entschuldigen«, unterbrach Melanie Alex, während sie sich nervös eine Strähne ihrer langen, brünetten Haare hinter die Schulter schob.