Dr. Daniel 69 – Arztroman: Bitte melden, Dr. Daniel
Von Marie Francoise
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Dr. Robert Daniel war erstaunt, als er nach der Sprechstunde in seine Wohnung hinaufkam und dort die junge Elke Becker allein antraf.
»Guten Abend, Elke«, grüßte er und legte ihr väterlich einen Arm um die Schultern, dann blickte er sich kurz wie suchend um. »Ist Mel denn nicht mitgekommen?«
»Doch, er ist auch mitgekommen«, antwortete Elke. »Aber Manon ist gleich mit ihm in die Praxis hinuntergegangen.«
Besorgt runzelte Dr. Daniel die Stirn. »Ist er krank?«
Elke seufzte. »Sie… ich meine… du kennst ihn doch.« Sie errötete ein wenig, weil ihr das vertraute Du noch immer ein bißchen schwer über die Lippen kam.
Seit sie wegen einer zunächst ungewollten Schwangerschaft von ihren hartherzigen Eltern aus deren Haus und Leben verbannt worden war, hatte sich zwischen Dr. Daniel und ihr ein Verhältnis entwickelt, das jetzt schon fast an eine Vater-Tochter-Beziehung grenzte, und da war ein distanziertes Sie einfach nicht mehr gerechtfertigt.
»Erst war es nur ein harmloser Schnupfen«, fuhr Elke fort. »Aber inzwischen haben sich Hals- und Ohrenschmerzen dazugesellt, außerdem noch ein harter, trockener Husten.« Sie seufzte wieder. »Eigentlich sollte er ja daheim bleiben und sich dort auskurieren, aber wenn man Mel hört, hat man den Eindruck, die Waldsee-Klinik würde ohne ihn zusammenbrechen.«
Dr. Daniel schmunzelte. »Zusammenbrechen würde die Klinik ohne ihn sicher nicht, aber ich will ehrlich sein: Wir sind alle sehr froh, daß wir mit Mel einen so tüchtigen Krankenpfleger bekommen haben.«
»Sag ihm das bloß nicht«, entgegnete Elke sofort.
»Ich werde mich hüten.« Er begleitete die junge Frau ins Wohnzimmer. »Wie geht's dem Nachwuchs?«
Strahlend streichelte Elke über ihr
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Dr. Daniel 69 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 69 –
Bitte melden, Dr. Daniel
Marie Francoise
Dr. Robert Daniel war erstaunt, als er nach der Sprechstunde in seine Wohnung hinaufkam und dort die junge Elke Becker allein antraf.
»Guten Abend, Elke«, grüßte er und legte ihr väterlich einen Arm um die Schultern, dann blickte er sich kurz wie suchend um. »Ist Mel denn nicht mitgekommen?«
»Doch, er ist auch mitgekommen«, antwortete Elke. »Aber Manon ist gleich mit ihm in die Praxis hinuntergegangen.«
Besorgt runzelte Dr. Daniel die Stirn. »Ist er krank?«
Elke seufzte. »Sie… ich meine… du kennst ihn doch.« Sie errötete ein wenig, weil ihr das vertraute Du noch immer ein bißchen schwer über die Lippen kam.
Seit sie wegen einer zunächst ungewollten Schwangerschaft von ihren hartherzigen Eltern aus deren Haus und Leben verbannt worden war, hatte sich zwischen Dr. Daniel und ihr ein Verhältnis entwickelt, das jetzt schon fast an eine Vater-Tochter-Beziehung grenzte, und da war ein distanziertes Sie einfach nicht mehr gerechtfertigt.
»Erst war es nur ein harmloser Schnupfen«, fuhr Elke fort. »Aber inzwischen haben sich Hals- und Ohrenschmerzen dazugesellt, außerdem noch ein harter, trockener Husten.« Sie seufzte wieder. »Eigentlich sollte er ja daheim bleiben und sich dort auskurieren, aber wenn man Mel hört, hat man den Eindruck, die Waldsee-Klinik würde ohne ihn zusammenbrechen.«
Dr. Daniel schmunzelte. »Zusammenbrechen würde die Klinik ohne ihn sicher nicht, aber ich will ehrlich sein: Wir sind alle sehr froh, daß wir mit Mel einen so tüchtigen Krankenpfleger bekommen haben.«
»Sag ihm das bloß nicht«, entgegnete Elke sofort.
»Ich werde mich hüten.« Er begleitete die junge Frau ins Wohnzimmer. »Wie geht’s dem Nachwuchs?«
Strahlend streichelte Elke über ihr Bäuchlein, das sich unter dem Kleid schon deutlich wölbte. »Ausgezeichnet, aber das weißt du ja am allerbesten. Immerhin komme ich regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen.«
»Das ist auch gut so«, bekräftigte Dr. Daniel, dann lächelte er. »Abgesehen von den ersten Wochen, in denen du so unglücklich warst, ist deine Schwangerschaft ja ganz problemlos verlaufen, und ich schätze, das wird sich in den restlichen vier Wochen nicht mehr ändern.«
»Hoffentlich«, murmelte Elke. »Ich habe noch immer so schreckliche Angst davor, daß ich die Klinik vielleicht nicht rechtzeitig erreichen könnte.«
»Darüber haben wir uns doch schon so oft unterhalten, mein Kind«, erwiderte Dr. Daniel gutmütig und in einem Ton, der zeigte, daß er nichts dagegen hatte, noch ein weiteres Mal eingehend mit ihr über ihre Sorgen zu sprechen. »Du erwartest dein erstes Baby, Elke, also mußt du mit einer Eröffnungsphase von mindestens fünf Stunden rechnen.«
»Fünf Stunden Wehen«, wiederholte Elke und schauderte ein wenig. »Hoffentlich halte ich das durch.«
»Ich will dir keine Angst machen, aber erfahrungsgemäß dauert es bei Erstgebärenden sogar mehr als fünf Stunden, bis der Muttermund vollends geöffnet ist«, meinte Dr. Daniel. »Allerdings werden die Wehen erst mit der Zeit schmerzhafter. Anfangs spürst du eher ein unangenehmes Ziehen, dein Bauch wird hart, und du wirst das Gefühl haben, als könntest du die Wehen niemals so veratmen, wie du es in der Geburtsvorbereitung gelernt hast. Trotzdem darfst du dann keinesfalls aufgeben. Die Atemtechnik ist für eine Geburt von außerordentlicher Wichtigkeit. Sie versorgt dein Baby mit ausreichend Sauerstoff und gibt dir auch das Gefühl, die Wehen nichtnur hilflos ertragen zu müssen, sondern aktiv mitarbeiten zu können.«
Elke lächelte ihn an. »Wenn du das sagst, klingt es ganz einfach und wunderschön, aber ich fürchte, die Wirklichkeit sieht doch etwas anders aus.«
Wieder legte Dr. Daniel einen Arm um ihre schmalen Schultern und drückte sie äußerst sanft an sich. »Es ist nicht einfach, und es ist am Anfang wohl auch nicht wunderschön. Es wird im Laufe der Stunden sogar sehr anstrengend und auch schmerzhaft werden, aber wenn du dein Baby dann im Arm halten kannst, wenn du dieses kleine, warme Leben auf deinem Bauch fühlst, werden alle Qualen sofort vergessen sein.«
»Das klingt ja wundervoll…« flüsterte Elke beinahe andächtig.
*
Dr. Daniel und Elke blieben nach ihrem Gespräch nicht mehr lange allein, denn kurz hintereinander traf auch der Rest der Familie ein: Dr. Daniels ältere, verwitwete Schwester Irene Hansen mit dem Nesthäkchen Tessa, sein Sohn Stefan mit Freundin Darinka, seine Tochter Karina mit ihrem Verlobten Jeff Parker und schließlich auch Manon mit ihrem jungen Patienten Mel Becker, der wie Elke schon beinahe zur Familie gehörte.
Mit einem zärtlichen Lächeln ging Elke ihrem Mann entgegen und umarmte ihn so liebevoll, als hätte sie ihn seit Wochen nicht mehr gesehen, dabei waren sie doch kaum eine halbe Stunde getrennt gewesen. Unwillkürlich mußte sie daran denken, welchen Leidensweg sie gegangen war, weil sie geglaubt hatte, Mel hätte sie sitzenlassen. Ungewollt schwanger und von ihren Eltern verstoßen, hatte Elkes Welt damals nur noch sehr grau und düster ausgesehen. Der gütige Dr. Daniel war das einzige Licht in diesem undurchdringlichen Dickicht gewesen, aber die Sehnsucht nach Elke hatte Mel schließlich nach Steinhausen getrieben, und hier in der Villa hatten sie sich dann wiedergefunden – aber nicht nur das: Die Villa war für sie beide zu einem zweiten Elternhaus geworden.
»Na, hat dich Manon jetzt mit Tabletten und Pülverchen versorgt, damit du morgen wieder zur Arbeit gehen kannst?« fragte Elke, und ihrer Stimme war deutlich anzuhören, daß sie hoffte, die Ärztin hätte ihren Mann statt dessen für ein paar Tage krankgeschrieben.
»Erst mal hat sie mich tüchtig ausgeschimpft«, beschwerte sich Mel und warf Manon dabei einen anklagenden Seitenblick zu.
»Das hattest du auch verdient«, meinte Manon, dann trat sie zu dem jungen Ehepaar und legte Elke einen Arm um die Schultern. »Ich weiß, daß es leichter ist, einen Sack Flöhe zu hüten, als diesen Burschen hier dazu zu bringen, sich zu schonen, aber vielleicht hört er ja auf dich mehr als auf mich.«
Seufzend schüttelte Elke den Kopf. »Leider nicht. Ich hatte eigentlich gehofft, daß du genügend Autorität besitzen würdest, um ihn zur Räson zu bringen.«
In komischer Verzweiflung hob Mel beide Hände.
»Robert, hilf mir!« rief er. »Ich werde hier von zwei Frauen gnadenlos niedergemacht.«
»Nicht ganz ohne Grund«, entgegnete Dr. Daniel ernst.
Entsetzt starrte Mel ihn an. »Du hältst auch nicht zu mir?«
»In diesem Fall nicht«, meinte Dr. Daniel.
»Aufgepaßt, Mel«, mischte sich Stefan ein. »Gelegentlich kann mein Vater unerbittlich sein.«
Mel seufzte tief auf. »Ich fürchte, ich bin gerade im Begriff, das am eigenen Leib zu erfahren.«
»Richtig«, stimmte Dr. Daniel zu. »Was ich dir jetzt sage, ist kein Rat und auch keine Bitte mehr, sondern ein klarer Befehl, den du von mir in meiner Eigenschaft als Direktor der Waldsee-Klinik bekommst: Du wirst die nächsten zwei Tage zu Hause im Bett verbringen, verstanden?«
»Das kann ich nicht«, begehrte Mel auf. »In der Klinik gibt es so viel zu tun. Ich muß…«
»Hör zu, mein Junge«, fiel Dr. Daniel ihm energisch ins Wort. »Du