Opfer der eigenen Tat: Familie Dr. Daniel 9 – Arztroman
Von Marie Francoise
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Arztromanen interessiert: medizinisch hochaktuelle Fälle, menschliche Schicksale, die uns zutiefst bewegen.
Dr. Robert Daniel konnte sich nicht erinnern, seinen Schwiegersohn jemals so wütend gesehen zu haben. »Nun beruhige dich doch endlich, Jeff«, bat er in besänftigendem Ton. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du eigentlich sprichst.« »Von Dr. Alec Horn«, antwortete Dr. Parker und betonte dabei jede einzelne Silbe sehr auffallend. Erstaunt zog Dr. Daniel die Augenbrauen hoch. »Seit wann bist du bei ihm so förmlich? Er ist doch der Onkel deines Halbbruders und soweit ich mich entsinne, seid ihr per Du.« »Glücklicherweise«, knurrte Dr. Parker. »Sonst könnte ich ihn nicht einmal richtig zusammenstauchen. Aber warte, Robert, der kann was erleben, wenn er mir erst unter die Augen kommt.« Dr. Daniel seufzte.
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Buchvorschau
Opfer der eigenen Tat - Marie Francoise
Familie Dr. Daniel
– 9 –
Opfer der eigenen Tat
Marie Francoise
Dr. Robert Daniel konnte sich nicht erinnern, seinen Schwiegersohn jemals so wütend gesehen zu haben.
»Nun beruhige dich doch endlich, Jeff«, bat er in besänftigendem Ton. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du eigentlich sprichst.«
»Von Dr. Alec Horn«, antwortete Dr. Parker und betonte dabei jede einzelne Silbe sehr auffallend.
Erstaunt zog Dr. Daniel die Augenbrauen hoch. »Seit wann bist du bei ihm so förmlich? Er ist doch der Onkel deines Halbbruders und soweit ich mich entsinne, seid ihr per Du.«
»Glücklicherweise«, knurrte Dr. Parker. »Sonst könnte ich ihn nicht einmal richtig zusammenstauchen. Aber warte, Robert, der kann was erleben, wenn er mir erst unter die Augen kommt.«
Dr. Daniel seufzte. »Was hat er denn angestellt, daß du gar so sauer auf ihn bist? Behandelt er Pam und Perry etwa schlecht?«
Ärgerlich winkte Dr. Parker ab. »Damit hat es überhaupt nichts zu tun. Seit er das Sorgerecht für die beiden hat, ist er ihnen zugleich Vater, Onkel und Freund.«
Dabei erinnerte er sich noch, wie verschreckt gerade sein sechzehnjähriger Halbbruder Perry gewesen war. Die völlig unangemessene Strenge, die seine Mutter Rebecca ihm und seiner jüngeren Schwester Pamela hatte angedeihen lassen, hatte vor allem Perry ganz fürchterlich zugesetzt. Mittlerweile saß Rebecca Horn wegen Erpressung im Gefängnis und ihr Bruder Alec hatte das Sorgerecht für seinen Neffen und seine Nichte bekommen, dann war er nach Deutschland übergesiedelt und lebte nun im gleichen Haus wie Jeff und dessen Frau Karina, die sich dadurch ebenfalls um die beiden minderjährigen Kinder kümmern konnten.
»Also, was ist es dann?« hakte Dr. Daniel nach, weil sein Schwiegersohn nicht mehr weitergesprochen hatte.
»Du erinnerst dich sicher noch, daß Alec nach seiner Assistenzzeit in Amerika arbeitslos geworden ist. Er kann also in medizinischer Hinsicht auf keine große Erfahrung zurückblicken. Bereits vor Wochen habe ich ihm geraten, er solle die Arbeitssuche hier in Deutschland sein lassen und statt dessen einen Kurs für Notfallmedizin belegen. Außerdem sollte er nebenbei in der Waldsee-Klinik und bei dir in der Praxis ein bißchen mitarbeiten, um Erfahrungen zu sammeln.«
Dr. Daniel runzelte die Stirn. »Also, bei mir war er jedenfalls nicht.«
»Weiß ich«, knurrte Jeff. »Deswegen bin ich ja so sauer. Alec hat nämlich weder den Kurs belegt, noch war er in der Klinik oder bei dir. Weißt du, wo der junge Herr statt dessen arbeitet?« Er redete sich wieder in Rage. »In der Privatklinik von Professor Heidenreich.«
»Ach, du liebe Zeit«, entfuhr es Dr. Daniel. Er kannte die Klinik, die den mit Abstand schlechtesten Ruf von ganz München und Umgebung hatte.
»Wenn ich in den vergangenen Wochen nicht so im Streß gewesen wäre, dann hätte ich es sicher früher bemerkt, denn gesagt hat er mir das natürlich wohlweislich nicht. Aber noch ist es nicht zu spät«, fügte er grimmig hinzu, dann hob er drohend eine Hand. »Wenn der heute heimkommt, dann kriegt er ein paar hinter die Löffel, das verspreche ich dir.«
»Langsam, Jeff«, wehrte Dr. Daniel ab. »Zum einen ist Alec nur um ein paar Ecken mit dir verwandt, zum anderen ist er bereits über dreißig, und obwohl du fast zehn Jahre älter bist als er, hast du wohl nicht das Recht, ihn zu bestrafen.«
»Aber meine Meinung werde ich ihm ja wohl noch sagen dürfen«, wandte Dr. Parker ärgerlich ein. »Und das werde ich sogar ganz gehörig tun.«
*
Dr. Alec Horn ahnte nicht, was ihm blühen würde, als er an diesem Abend vom Dienst nach Hause kam. Natürlich war ihm klar, daß er seine Stellung in der Heidenreich-Klinik nicht mehr lange würde geheimhalten können. Es kam ja schon fast einem Wunder gleich, daß es ihm überhaupt so lange gelungen war.
Während er die Wohnungstür aufsperrte, warf er einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Pamela und Perry mußten bereits zu Hause sein. Umso mehr erstaunte es ihn, daß es in der Wohnung so ruhig war.
»Pam! Perry!« rief er, doch es kam keine Antwort. Im Dämmerlicht der untergehenden Sonne, die ihre letzten schwachen Strahlen in der Wohnung verteilte, trat Alec ans Telefon, doch er kam nicht mehr dazu, den Hörer abzunehmen.
»Das kannst du dir sparen.«
Beim Klang von Jeffs Stimme fuhr Alec erschrocken herum. Heiße Verlegenheit breitete sich auf seinem Gesicht aus, doch glücklicherweise war es in der Wohnung nicht hell genug, daß Jeff es hätte sehen können.
»Pam und Perry sind oben bei Karina, weil ich mit dir ein Hühnchen zu rupfen habe«, fuhr Dr. Parker fort.
»Ich kann es dir erklären…« begann Alec hastig.
»Das glaube ich gern, aber auf deine Erklärungen pfeife ich!« fiel Jeff ihm grob ins Wort. Er schwieg kurz, dann brauste er unvermittelt auf: »Himmel noch mal, Alec, in dir steckt ein Talent, das in dieser dämlichen Heidenreich-Klinik verkümmern wird!«
»Woher weißt du…«
»Du hast den Fehler begangen, mich für dumm zu halten«, unterbrach Jeff ihn zum zweiten Mal. »Ich hatte in letzter Zeit nur zu viel Arbeit, um dir auf die Finger sehen zu können, aber das wird sich wieder ändern.«
»Ich lasse mich nicht mehr gängeln!« widersprach Alec nun in weit heftigerem Ton. »Das hat Rebecca lange genug getan und von dir lasse ich mir das ganz bestimmt nicht gefallen.«
»Ich habe nicht vor, dich zu gängeln«, stellte Dr. Parker richtig, dann stand er auf. Die beiden Männer waren ungefähr gleich groß, trotzdem wich Alec jetzt instinktiv einen Schritt zurück. Jeff besaß eine Autorität, der sich Alec von Anfang an wie unter einem Zwang gebeugt hatte.
»Hör zu, Alec, als ich erfahren habe, daß du hinter meinem Rücken diese Stellung angenommen hast, war ich stinksauer auf dich«, gab Dr. Parker offen zu. »Wenn ich dich in dem Moment vor mir gehabt hätte, hättest du eine Ohrfeige kassiert… nicht, weil du mich hintergangen hast, sondern weil du dein Talent vergeudest. Du bist ein guter Arzt, Alec, dir fehlt lediglich die Erfahrung, aber die kannst du dir erarbeiten – in der Waldsee-Klinik, nicht bei Heidenreich.«
»In der Waldsee-Klinik werde ich aber nicht eingestellt«, begehrte Alec auf.
»Richtig«, stimmte Dr. Parker zu. »Weil ein weiterer Arzt finanziell nicht drin ist. Aber es geht ja auch nur um ein halbes Jahr. Alec, denk doch nach! Ein halbes Jahr Ausbildung in Notfallmedizin, dazu das, was du in der Waldsee-Klinik und bei meinem Schwiegervater lernen würdest. Danach könntest du als Notarzt arbeiten und damit hättest du in dieser Gegend sicher ein gutes Auskommen.«
»Ich soll also kündigen«, murmelte Alec.
Dr. Parker nickte. »Nicht, weil ich es sage. Tu’s um deinetwillen, Alec.«
Der junge Mann trat an Jeff vorbei ins Wohnzimmer und ließ sich mit einem tiefen Seufzer auf das Sofa fallen.
»Ich habe diese Stellung angenommen, weil ich endlich unabhängig sein wollte«, gestand er. »Natürlich habe ich gemerkt, daß dieser Heidenreich kein großes Licht ist, und die Ärzte, die dort arbeiten, haben ihr Examen