Missbraucht!: Dr. Daniel 102 – Arztroman
Von Marie Francoise
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Die Sprechstunde in der Gemeinschaftspraxis von Dr. Robert Daniel und seinem Sohn Stefan war fast zu Ende, als es noch einmal klingelte. Die junge Empfangsdame Gabi Meindl drückte auf den Türöffner, dann erschrak sie zutiefst, denn die eintretende junge Frau war kalkweiß im Gesicht.
»Frau Klein, ist Ihnen nicht gut?« fragte Gabi besorgt und kam der Patientin ein paar Schritte entgegen, um sie fürsorglich zu stützen.
Andrea Klein nickte. »Mir ist schon den ganzen Tag so übel gewesen.« Bedauernd sah sie Gabi an. »Ansonsten wäre ich nie ohne Termin hereingeschneit.«
»Das macht doch überhaupt nichts«, versicherte Gabi, obwohl sie sonst auf unangemeldete Patientinnen eher sauer reagierte. In diesem Fall aber überwog ihr Mitgefühl mit der jungen Frau, die ganz offensichtlich krank war. Vielleicht ein Magen-Darm-Virus oder etwas in dieser Art.
Sie begleitete Andrea zu einem der beiden Stühle, die auf dem Flur standen.
»Warten Sie hier«, bat Gabi. »Der junge Dr. Daniel wird Sie gleich als nächstes drannehmen.«
Andrea schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es handelt sich eher um ein gynäkologisches Problem.«
»Ach so«, erwiderte Gabi achselzuckend. »Ist eigentlich egal. Auch bei Dr. Daniel kann ich Sie einfach dazwischenschieben.«
Mittlerweile hatte die junge Sprechstundenhilfe Sarina von Gehrau mitbekommen, daß es einen Notfall gab. Rasch betrat sie das Sprechzimmer und legte die Karteikarte auf den Schreibtisch, dann ging sie durch die Zwischentür in den Untersuchungsraum, wo Dr. Daniel gerade mit einer Patientin beschäftigt war. Als er Sarina in der geöffneten Tür bemerkte, entschuldigte er sich für einen Moment und trat zu ihr.
»Frau Klein ist gerade gekommen«, sagte Sarina so
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Buchvorschau
Missbraucht! - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 102 –
Missbraucht!
Marie Francoise
Die Sprechstunde in der Gemeinschaftspraxis von Dr. Robert Daniel und seinem Sohn Stefan war fast zu Ende, als es noch einmal klingelte. Die junge Empfangsdame Gabi Meindl drückte auf den Türöffner, dann erschrak sie zutiefst, denn die eintretende junge Frau war kalkweiß im Gesicht.
»Frau Klein, ist Ihnen nicht gut?« fragte Gabi besorgt und kam der Patientin ein paar Schritte entgegen, um sie fürsorglich zu stützen.
Andrea Klein nickte. »Mir ist schon den ganzen Tag so übel gewesen.« Bedauernd sah sie Gabi an. »Ansonsten wäre ich nie ohne Termin hereingeschneit.«
»Das macht doch überhaupt nichts«, versicherte Gabi, obwohl sie sonst auf unangemeldete Patientinnen eher sauer reagierte. In diesem Fall aber überwog ihr Mitgefühl mit der jungen Frau, die ganz offensichtlich krank war. Vielleicht ein Magen-Darm-Virus oder etwas in dieser Art.
Sie begleitete Andrea zu einem der beiden Stühle, die auf dem Flur standen.
»Warten Sie hier«, bat Gabi. »Der junge Dr. Daniel wird Sie gleich als nächstes drannehmen.«
Andrea schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es handelt sich eher um ein gynäkologisches Problem.«
»Ach so«, erwiderte Gabi achselzuckend. »Ist eigentlich egal. Auch bei Dr. Daniel kann ich Sie einfach dazwischenschieben.«
Mittlerweile hatte die junge Sprechstundenhilfe Sarina von Gehrau mitbekommen, daß es einen Notfall gab. Rasch betrat sie das Sprechzimmer und legte die Karteikarte auf den Schreibtisch, dann ging sie durch die Zwischentür in den Untersuchungsraum, wo Dr. Daniel gerade mit einer Patientin beschäftigt war. Als er Sarina in der geöffneten Tür bemerkte, entschuldigte er sich für einen Moment und trat zu ihr.
»Frau Klein ist gerade gekommen«, sagte Sarina so leise, daß nur ihr Chef es hören konnte. »Sie ist ganz blaß.«
Dr. Daniel nickte. »Ich bin hier gleich fertig. Bringen Sie Frau Klein schon mal ins Sprechzimmer.«
Er entschuldigte sich bei der wartenden Patientin noch einmal für die Unterbrechung und setzte die Untersuchung fort, besprach anschließend noch das Ergebnis mit der jungen Frau und verabschiedete sich schließlich von ihr. Dann trat er durch die Zwischentür ins Sprechzimmer. Er erschrak sichtlich, als er Andrea erblickte.
»Frau Klein, Sie sehen ja ganz entsetzlich aus, wenn ich das so sagen darf.«
Andrea brachte ein gequältes Lächeln zustande. »Wenn Sie kein Arzt wären, würde ich Ihnen dieses zweifelhafte Kompliment übelnehmen.« Sie seufzte tief auf. »Ich fühle mich auch ganz entsetzlich, Herr Doktor. Dazu kommt, daß meine Tage überfällig sind. Wenn ich nicht genau wüßte, daß es völlig unmöglich ist, würde ich sagen, ich bin schwanger.«
Dr. Daniel runzelte nachdenklich die Stirn. »Ihr Mann hat sich damals in der Waldsee-Klinik sterilisieren lassen. Das müßte jetzt ungefähr zwei Jahre her sein.«
»Ihr Gedächtnis ist wirklich fabelhaft«, urteilte Andrea anerkennend. »Wir haben uns zu jener Zeit für diesen endgültigen Schritt entschieden, weil ich die Pille doch so schlecht vertragen habe. Und bei meinem unregelmäßigen Zyklus war uns die natürliche Familienplanung eine zu riskante Verhütungsmethode. Die Spirale war wegen meiner ohnehin schon starken Monatsblutung auch kein Thema, und mit fünf Kindern sind wir ja wirklich reichlich bedient…« Sie zuckte die Schultern. »Der Sterilisation war für uns der beste Weg. Wir sind bisher auch sehr gut damit gefahren.«
Dr. Daniel nickte. Er kannte die Geschichte von Andrea und Alexander Klein. Mittlerweile war es fast zehn Jahre her, daß Andreas erster Mann buchstäblich bei Nacht und Nebel verschwunden war und sie mit zwei kleinen Kindern alleingelassen hatte. Sabine war damals gerade zwei Jahre alt gewesen und Benno noch ein Baby.
Erst Jahre später war Andrea das Glück wieder hold gewesen. Sie hatte den verwitweten Alexander kennengelernt, der zu jener Zeit allerdings auch Vater von zwei lebhaften Jungs gewesen war. Obwohl sie sich durch die Hochzeit inzwischen in eine Großfamilie verwandelt hatten, war es für beide kein Thema gewesen, als sich überraschenderweise noch ein weiteres Kind angesagt hatte. Nach der Geburt der kleinen Christina hatte sich Alexander sterilisieren lassen.
»Seit wann ist ihre Regel überfällig?« wollte Dr. Daniel nun wissen.
»Na ja, so genau kann ich das immer nicht sagen«, erwiderte Andrea. »Ich habe ja meistens einen Dreißig- bis Fünfunddreißig-Tage-Zyklus, aber wenn ich davon ausgehe, sind es doch immerhin schon sechs Tage. Dazu die morgendliche Übelkeit… es ist genauso wie damals, als ich mit Sabine, Benno und Christina schwanger war.«
Entschlossen stand Dr. Daniel auf. »Das werden wir gleich ganz genau wissen. Kommen Sie, Frau Klein, meine Sprechstundenhilfe wird einen Schwangerschaftstest vornehmen.«
Das Ergebnis lag schon wenige Minuten später vor. Positiv!
»Meine Güte, wie kann so etwas nur passieren?« fragte Andrea erschüttert. »Alex ist doch sterilisiert, und wir dachten beide, das wäre die sicherste Verhütungsmethode.«
»Die Sterilisation des Mannes weist schon eine gewisse Versagerquote auf«, entgegnete Dr. Daniel. »Wenn die durchtrennten Samenstränge beim Eingriff nicht nach hinten umgebunden werden, können Sie wieder zusammenwachsen und Samenfäden durchlassen.«
Er sah die Karteikarte an, die er vor sich liegen hatte, obwohl die dortigen Eintragungen nur Andrea, nicht aber ihren Mann Alexander betrafen. Trotzdem weilten Dr. Daniels Gedanken nun bei dem jungen Mann, der sich einst in der Waldsee-Klinik hatte sterilisieren lassen. Der Chefarzt Dr. Gerrit Scheibler, der vor wenigen Monaten beim Klinikbrand ums Leben gekommen war, hatte den Eingriff damals durchgeführt. Aus diesem Grund hielt Dr. Daniel bei Alexander Klein ein Zusammenwachsen der Samenstränge für äußerst unwahrscheinlich. Dem einstigen Chefarzt der Waldsee-Klinik wäre ein solcher Fehler niemals unterlaufen.
Tatsache war, daß Andrea schwanger war, und angesichts der offenkundig glücklichen Ehe, die sie mit Alexander führte, konnte sich Dr. Daniel eben auch einen Seitensprung nur schwer vorstellen.
»Es läßt sich im Grunde leicht feststellen, ob Ihr Mann – unter welchen Umständen auch immer – wieder zeugungsfähig geworden ist«, fuhr Dr. Daniel fort. »Man müßte nur sein Sperma auf eventuell vorhandene Samenfäden untersuchen.« Er schwieg kurz. »Da die Waldsee-Klinik abgebrannt ist und weder ich noch mein Sohn, der im anderen Teil dieser Praxis als Allgemeinmediziner arbeitet, die nötige Einrichtung für eine derartige Untersuchung haben, müßte sich Ihr Mann ans Kreiskrankenhaus wenden.«
Andrea nickte. »Ich werde es ihm sagen.« Sie seufzte. »Meine Güte, wie wird er nur reagieren, wenn er erfährt…« Mit einer fahrigen Handbewegung strich sie sich über die Stirn. »Ein Baby… gerade jetzt. Vor einem halben Jahr haben wir das Dachgeschoß von Alex’ Haus ausgebaut, damit die Kinder endlich eigene Zimmer haben. Abgesehen von Christina sind sie ja alle in einem Alter, wo sie eben Freiräume brauchen. Finanziell war das auch nicht gerade eine Leichtigkeit für uns, aber es ging, weil Alex vieles selbst gemacht hat. »Wieder seufzte sie. »Alex wird durchdrehen, wenn er erfährt, daß ich wieder ein Baby bekomme – noch dazu eines, das nicht geplant war… mit dem wir überhaupt nicht gerechnet haben.«
Behutsam legte Dr. Daniel eine Hand auf die ihre. »Sie stehen erst am Anfang Ihrer Schwangerschaft, Frau Klein, Sie haben also genügend Zeit, um sich alles zu überlegen und