Der Sohn ihrer ersten Liebe: Familie Dr. Daniel 3 – Arztroman
Von Marie Francoise
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Arztromanen interessiert: medizinisch hochaktuelle Fälle, menschliche Schicksale, die uns zutiefst bewegen.
Sie hatte es nicht geglaubt. Alle hatten es ihr gesagt, jeder hatte sie gewarnt, aber sie hatte es nicht geglaubt, und nun wurde sie eines Besseren belehrt. Maria Kordes schluckte schwer. Sie war wirklich keine ängstliche Frau – im Gegenteil. Als Fernfahrerin könnte sie sich Schüchternheit gar nicht erlauben, denn da galt es, sich der männlichen Konkurrenz zu stellen, die in einer deutlichen Übermacht war. Aber jetzt fühlte sie zum ersten Mal in ihrem Leben diese sprichwörtliche Spinne aus Eis, die ihren Rücken hinaufkrabbelte und dabei mindestens zweihundert Beine zu haben schien. Vor ihr stand Mark Baumann, der in den kommenden sechs oder acht Wochen ihr Chef sein würde und der ganz offensichtlich überhaupt nichts von Frauen hielt – schon gar nicht, wenn sie ihm als Aushilfsfahrerin zugeteilt wurden. Breitbeinig, beide Hände in die Hüften gestemmt und mit grimmigem Gesicht musterte Mark die junge Frau, die man ihm geschickt hatte, obwohl er unmissverständlich einen Mann verlangt hatte. Dabei wirkte sich die Tatsache, dass Maria außerordentlich attraktiv war, in Marks Augen ganz besonders unvorteilhaft aus. Eine hübsche Frau konnte schließlich nichts von Autos verstehen! Von mächtigen Zwanzig- und Dreißigtonnern schon gar nicht! Maria schluckte noch einmal. Sie war nahe daran, den Bann zu brechen … irgendetwas zu sagen, aber sie befürchtete, dass Mark Baumann ihr dann ins Gesicht springen würde. Im Übrigen hätte er in seiner augenblicklichen Pose nur noch Cowboyhut und Revolvergurt gebraucht, um als waschechter Rächer der Enterbten zu erscheinen. Maria hätte diesen Gedankengang gern belächelt, wagte es im Moment aber nicht. Mark war nicht nur wütend, er besaß auch sehr viel männliche Ausstrahlung. Maria konnte sich vorstellen, dass es nicht leicht war, neben ihm zu bestehen oder sich gar ihm gegenüber durchzusetzen. Jetzt wies er mit einer so heftigen Handbewegung, dass Maria erschrocken zusammenzuckte, zu einem riesigen Lkw. »Da steht Ihr Baby!« herrschte er sie an.
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Der Sohn ihrer ersten Liebe - Marie Francoise
Familie Dr. Daniel
– 3 –
Der Sohn ihrer ersten Liebe
Marie Francoise
Sie hatte es nicht geglaubt. Alle hatten es ihr gesagt, jeder hatte sie gewarnt, aber sie hatte es nicht geglaubt, und nun wurde sie eines Besseren belehrt.
Maria Kordes schluckte schwer. Sie war wirklich keine ängstliche Frau – im Gegenteil. Als Fernfahrerin könnte sie sich Schüchternheit gar nicht erlauben, denn da galt es, sich der männlichen Konkurrenz zu stellen, die in einer deutlichen Übermacht war. Aber jetzt fühlte sie zum ersten Mal in ihrem Leben diese sprichwörtliche Spinne aus Eis, die ihren Rücken hinaufkrabbelte und dabei mindestens zweihundert Beine zu haben schien.
Vor ihr stand Mark Baumann, der in den kommenden sechs oder acht Wochen ihr Chef sein würde und der ganz offensichtlich überhaupt nichts von Frauen hielt – schon gar nicht, wenn sie ihm als Aushilfsfahrerin zugeteilt wurden.
Breitbeinig, beide Hände in die Hüften gestemmt und mit grimmigem Gesicht musterte Mark die junge Frau, die man ihm geschickt hatte, obwohl er unmissverständlich einen Mann verlangt hatte. Dabei wirkte sich die Tatsache, dass Maria außerordentlich attraktiv war, in Marks Augen ganz besonders unvorteilhaft aus. Eine hübsche Frau konnte schließlich nichts von Autos verstehen! Von mächtigen Zwanzig- und Dreißigtonnern schon gar nicht!
Maria schluckte noch einmal. Sie war nahe daran, den Bann zu brechen … irgendetwas zu sagen, aber sie befürchtete, dass Mark Baumann ihr dann ins Gesicht springen würde. Im Übrigen hätte er in seiner augenblicklichen Pose nur noch Cowboyhut und Revolvergurt gebraucht, um als waschechter Rächer der Enterbten zu erscheinen.
Maria hätte diesen Gedankengang gern belächelt, wagte es im Moment aber nicht. Mark war nicht nur wütend, er besaß auch sehr viel männliche Ausstrahlung. Maria konnte sich vorstellen, dass es nicht leicht war, neben ihm zu bestehen oder sich gar ihm gegenüber durchzusetzen.
Jetzt wies er mit einer so heftigen Handbewegung, dass Maria erschrocken zusammenzuckte, zu einem riesigen Lkw.
»Da steht Ihr Baby!« herrschte er sie an. »Glauben Sie, dass Sie den Wagen auf die Straße bringen, ohne mir meinen Betrieb zu demolieren?«
Urplötzlich wurde auch Maria von Wut gepackt. Was glaubte dieser Kerl eigentlich? Sie fuhr immerhin bereits seit zehn Jahren Lkws. Und sie war gut wie kaum jemand.
Mit einem Ruck riss sie Mark den Zündschlüssel aus der Hand, lief über den Vorplatz zu dem Lkw und stieg ein. Sie drehte den Schlüssel, hörte das vertraute Brummen und fühlte sich zu Hause.
»Na warte, du Macho«, knurrte Maria, während sie den ersten Gang einlegte und losfuhr. Geschickt lenkte sie den riesigen Lkw an parkenden Autos und aufgestapelten Kisten vorbei, dann fuhr sie direkt auf Mark Baumann zu, der noch immer breitbeinig und mit grimmigem Gesicht mitten auf dem Vorplatz stand.
Keine dreißig Zentimeter vor Mark brachte Maria den Wagen zum Stehen, dabei zollte sie dem jungen Mann insgeheim Respekt, weil er nicht zur Seite gegangen war, sondern sich darauf verlassen hatte, dass sie rechtzeitig anhalten würde.
»Na, glauben Sie jetzt, dass ich es kann?« fragte Maria herausfordernd, während sie vom Führerhaus auf den Boden sprang.
Mark verbiss sich jeglichen Kommentar, weil er niemals zugegeben hätte, dass eine Frau mit einem Lkw umgehen könnte. Wortlos reichte er ihr die Frachtpapiere.
»Morgen abend erwarte ich Sie zurück«, sagte er nur, drehte sich auf dem Absatz um und ging mit energischen Schritten auf seinen schwarzen Pick-up zu. Er stieg ein und fuhr los, dass die Reifen quietschten.
Maria zog die Augenbrauen hoch, dann grinste sie. »Wäre ja auch gelacht, wenn ich mit diesem Rambo nicht fertig werden würde.«
*
Mark Baumann war wütend, und über seiner Wut vergaß er sogar seinen desolaten Zustand, mit dem er sich seit Tagen herumschlug. Anfangs war es nur eine harmlose Erkältung gewesen, aber da er sich ja nicht schonte, wurde es nun von Tag zu Tag schlimmer anstatt besser.
»Eine Frau«, knurrte er. »Die haben tatsächlich die Unverfrorenheit und schicken mir eine Frau! Aber denen werde ich den Marsch blasen!«
Er zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief, was zu einem heftigen Hustenanfall führte. Dabei spürte er nun zum ersten Mal schmerzhafte Stiche auf der rechten Brustseite. Unwillkürlich nahm Mark das Tempo zurück. Vielleicht sollte er doch mal zum Arzt gehen. Andererseits drängte es ihn, diese Fahrerin wieder loszuwerden. Er wollte keine Frau in seiner Firma! Nicht einmal zur Aushilfe!
Mark beschleunigte wieder und nahm einen zweiten Zug von der Zigarette, was sein Körper mit einem erneuten Hustenanfall quittierte. Mark seufzte tief auf, drückte die Zigarette aus und nahm die nächste Abzweigung. Zehn Minuten später hielt er vor der stattlichen weißen Villa an, die am Ende des Kreuzbergwegs stand. Wenn er hier früh genug fertig wurde, dann konnte er vielleicht noch zu dem Büro fahren, das ihm Maria vermittelt hatte, und denen ordentlich die Meinung sagen. Allerdings vermutete Mark, dass seine Wut bis dahin völlig verraucht sein würde.
»Ich hätte diese Burschen gleich vor mir haben müssen«, knurrte er vor sich hin, während er aus dem Pick-up stieg. »Dann hätten sie was erleben können.«
Er trat zu der schweren eichenen Eingangstür und streifte mit einem Blick das große Messingschild an der weißgetünchten Hauswand.
Dr. Robert Daniel
Arzt für Gynäkologie und Dr. Stefan Daniel
Arzt für Allgemeinmedizin stand da. Darunter waren die Sprechzeiten verzeichnet.
Mark erinnerte sich noch an die Zeit, als Dr. Daniel hier mit seiner Frau Manon gearbeitet hatte, aber seit der Geburt ihres Söhnchens Gerrit hatte sich Manon aus dem Praxisbetrieb zurückgezogen. Dr. Daniels Sohn Stefan hatte ihre Arbeit übernommen– hauptsächlich aus dem einen Grund, um über der Sorge für seine Patienten seinen eigenen Kummer um den tragischen Tod seiner Verlobten besser verarbeiten zu können.
Mark zögerte noch einen Moment, dann drückte er auf den Klingelknopf. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Tür mit einem dezenten Summen aufsprang. Mark gelangte in ein modern eingerichtetes Vorzimmer, wo die junge Empfangsdame Gabi Meindl saß und über sein Erscheinen offensichtlich nicht sonderlich erfreut war, aber das war sie bei Patienten, die ohne Termin kamen, ohnehin nie.
»Wird es lange dauern?« fragte Mark nach einem Gebrummel, das man nur mit sehr viel Fantasie als Begrüßung deuten konnte.
Gabi seufzte abgrundtief. Sie machte kein Hehl daraus, dass sie den jungen Mann nicht besonders gut leiden konnte. In ihren Augen war er exzentrisch und ein Macho der finstersten Sorte.
»Sie haben keinen Termin«, erwiderte sie daher vergleichsweise kühl. »Ein bisschen werden Sie sich also gedulden müssen.«
Mark musterte sie mit einem dermaßen bösen Blick, dass Gabi, die normalerweise kaum zu erschüttern war, instinktiv ein wenig zurückwich.
»Also schön«, gab sie unwillig nach. »Ich werde den jungen Dr. Daniel fragen, ob er Zeit für Sie hat.«
Diese Worte waren für Gabis Begriffe ein ganz besonderes Entgegenkommen, doch Mark wusste das nicht zu würdigen. Im Umgang mit anderen Menschen war er