Zwei verletzte Seelen: Dr. Norden 89 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Überall, wo Salsa getanzt wird, braucht es keine Sprache zur Verständigung. Salsa verbindet die Menschen auch ohne Worte. Salsa bedeutet pure Lebensfreude! Vergessen Sie Ihren anstrengenden Alltag und spüren Sie die Freude an der Bewegung!« Felicitas Nordens Stimme war begeistert, als sie die Ankündigung des Workshops vorlas, die ihre Tochter Dési ihr in die Hand gedrückt hatte. Ihre Augen bekamen einen eigentümlichen Glanz, wie Daniel widerwillig feststellte. Tanzen gehörte nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Konzentriert blickte er auf seinen Teller, während Fee den Prospekt sinken ließ und versonnen fortfuhr. »Salsa hab ich noch nie getanzt. Das würde ich auch gern mal machen.« Sie schickte ihrem Mann über den Tisch hinweg einen funkelnden Blick. Genau das hatte Daniel befürchtet, und er hob abwehrend die Hände. »Oh nein, tut mir leid, für so was hab ich keine Zeit.« Sofort zog Dési eine Schnute. »Schade, dabei hatte meine Tanzlehrerin Jacqueline so eine tolle Idee.« Sie saß am Frühstückstisch vor ihrem Müsli mit frischen Früchten und sah ihren Vater missmutig an. Daniel tat vorsichtshalber so, als hätte er nichts bemerkt, und vertiefte sich darin, seine Scheibe Brot besonders liebevoll mit Butter zu bestreichen. Seine Frau lachte in sich hinein. Sie kannte diese Vogel-Strauß-Taktik, die Daniel hin und wieder anwendete, wenn er einer ihm unangenehmen Situation entkommen wollte. Und Tanzen war offenbar so eine.
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Buchvorschau
Zwei verletzte Seelen - Patricia Vandenberg
Dr. Norden
– 89 –
Zwei verletzte Seelen
Patricia Vandenberg
»Überall, wo Salsa getanzt wird, braucht es keine Sprache zur Verständigung. Salsa verbindet die Menschen auch ohne Worte. Salsa bedeutet pure Lebensfreude! Vergessen Sie Ihren anstrengenden Alltag und spüren Sie die Freude an der Bewegung!« Felicitas Nordens Stimme war begeistert, als sie die Ankündigung des Workshops vorlas, die ihre Tochter Dési ihr in die Hand gedrückt hatte. Ihre Augen bekamen einen eigentümlichen Glanz, wie Daniel widerwillig feststellte. Tanzen gehörte nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Konzentriert blickte er auf seinen Teller, während Fee den Prospekt sinken ließ und versonnen fortfuhr. »Salsa hab ich noch nie getanzt. Das würde ich auch gern mal machen.« Sie schickte ihrem Mann über den Tisch hinweg einen funkelnden Blick.
Genau das hatte Daniel befürchtet, und er hob abwehrend die Hände.
»Oh nein, tut mir leid, für so was hab ich keine Zeit.«
Sofort zog Dési eine Schnute.
»Schade, dabei hatte meine Tanzlehrerin Jacqueline so eine tolle Idee.« Sie saß am Frühstückstisch vor ihrem Müsli mit frischen Früchten und sah ihren Vater missmutig an.
Daniel tat vorsichtshalber so, als hätte er nichts bemerkt, und vertiefte sich darin, seine Scheibe Brot besonders liebevoll mit Butter zu bestreichen.
Seine Frau lachte in sich hinein. Sie kannte diese Vogel-Strauß-Taktik, die Daniel hin und wieder anwendete, wenn er einer ihm unangenehmen Situation entkommen wollte. Und Tanzen war offenbar so eine.
»Welche Idee hatte Jacqueline denn, mein Schatz?«, wandte sie sich dagegen umso interessierter an ihre Tochter.
Sofort begannen Désis Augen zu leuchten.
»Sie hatte die Idee, Tanzworkshops in Firmen anzubieten. Als Auflockerung in der Mittagspause zum Beispiel«, erklärte sie eifrig. »Die Kosten würden sogar die Krankenkassen übernehmen. Gesundheit am Arbeitsplatz und Prävention und so.«
»Ha, das ist bestimmt als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Sachbearbeiter der Versicherungen gedacht«, konnte Felix sich wieder einmal nicht mit einem frechen Kommentar zurückhalten.
»Wie meinst du das?«, hakte Dési argwöhnisch nach.
»Na ja, irgendwer muss sich ja dann um die ausgekugelten Schultern und gequetschten Zehen kümmern«, grinste er und lachte laut heraus, als Dési ihm die Zunge rausstreckte.
»Das wäre in der Tat der Fall, wenn du dich aufs Parkett wagen würdest. Zum Glück bleibt das der Frauenwelt erspart.«
Während die Geschwister ihren gutmütigen Zank ausfochten, trank Felicitas einen Schluck Kaffee und dachte nach.
»Hmmm. Eigentlich finde ich diese Idee gar nicht schlecht. Wenn ich daran denke, wie erschöpft die Kollegen in der Klinik manchmal sind … Da könnte ein bisschen Spaß und Auflockerung nicht schaden«, sprach sie ihre Gedanken laut aus. »Dann würde die Arbeit gleich wieder besser von der Hand gehen.« Sie leerte ihre Tasse und sah auf die Uhr. »Oh, ich muss los.« Im Rahmen ihrer Facharztausbildung zur Kinder- und Jugendpsychiaterin absolvierte sie ein einjähriges Praktikum in der Pädiatrie der Behnisch-Klinik und musste sich beeilen, um nicht zu spät zum Dienst zu kommen. Sie beugte sich über ihre Kinder und verabschiedete sich mit einer Umarmung von Felix und Dési. »Kann ich ein paar von den Flyern mitnehmen?«, fragte sie ihre Tochter.
»Klar. Jacqueline hat sie uns ja mitgegeben, damit wir sie verteilen. Eigentlich wollte ich Papi ja auch einen aufs Auge drücken.« Dési lächelte ihren Vater engelsgleich an. »Für die Praxis. Vielleicht haben Wendy und Janine auch Lust auf ein bisschen Abwechslung vom stressigen Praxisalltag.« Zu Daniels Missfallen zog sie gleich noch ein paar weitere Prospekte hervor und legte sie demonstrativ auf den Tisch. »Hier, die kannst du bei euch am Schwarzen Brett aufhängen.«
»Wie stellst du dir das vor?«, stellte er eine berechtigte Frage. »Sollen die beiden etwa in der Mittagspause mit Danny und mir tanzen?« Unwillig schüttelte er den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre. Da mache ich mir meine Patienten ja selbst«, griff er Felix‘ Bemerkung von vorher auf. »Mal abgesehen davon, dass die Arbeit mit mir genug Abwechslung und Aufmunterung bietet«, scherzte Daniel gut gelaunt und hob den Kopf, um seine Frau zum Abschied zu küssen.
»Dass du dich da mal nicht täuscht, mein Lieber«, lachte sie an seinem Mund und verließ das Esszimmer, ehe ihr Mann Gelegenheit hatte nachzufragen, wie sie diese Bemerkung wohl gemeint hatte.
*
Deprimiert lauschte Janine Merck auf das Klingeln im Hörer, das ohne Antwort blieb. Schließlich legte sie auf und starrte auf das Foto, das auf der Kommode stand. Es zeigte ihren Verlobten, den Unternehmersohn Lorenz Herweg, wie er sie im Arm hielt und ihr zärtlich einen Kuss auf die Wange drückte. Das Bild stammte eindeutig aus glücklicheren Tagen. Seit Lorenz auf Wunsch seines Vaters nach Amerika gegangen war, um eine Zweigstelle der Medizintechnik-Firma Herweg aufzubauen, stand es um die Beziehung nicht zum Besten. Dass Janine ihren Verlobten kaum mehr telefonisch erreichen konnte, machte die Sache nicht besser.
»Selbst schuld«, murmelte sie vor sich hin und trank einen Schluck Kräutertee. Seit Wochen kämpfte sie mit einer unerklärlichen Übelkeit, die ihr Chef Dr. Norden zunächst auf eine Schwangerschaft geschoben hatte. Dieser Verdacht hatte sich glücklicherweise nicht bestätigt.
»Ich verstehe nicht, warum du nicht mit ihm gehst«, klangen Janine wieder einmal die missmutigen Worte ihres Schwiegervaters in spe im Ohr. Der alte Patriarch Carl Herweg war alles andere als begeistert darüber, dass sein jüngster Sohn mit einer wesentlich älteren Frau liiert war. Die Tatsache, dass die ehemalige Krankenschwester ihre eigenen beruflichen Pläne über die ihres Verlobten stellte, hatte das Verhältnis nachhaltig getrübt. Daran hatte auch der Unfall von Lorenz nichts ändern können, als sein Leben an einem seidenen Faden hing und Janine sich aufopfernd um ihn gekümmert hatte. Nach dem überwundenen Schock war der Alltag wieder in ihre Beziehung eingekehrt, und Carl Herweg gab sich unfreundlich wie eh und je.
Deprimiert trank Janine ihren Tee aus und griff noch einmal nach dem Hörer.
»Vielleicht ist er ja jetzt da«, murmelte sie hoffnungsvoll. Doch wieder ging ihr Anruf ins Leere, und der ehemaligen Krankenschwester der Behnisch-Klinik blieb nichts anderes übrig, als sich seufzend auf den Weg zur Arbeit zu machen.
Das Wetter war genauso schlecht wie ihre Stimmung, und der feine Nieselregen, der auf die Windschutzscheibe sprühte, erfüllte sie mit grimmiger Freude.
Als Janine eine Viertelstunde später die Praxis betrat, war ihre Freundin und Kollegin Wendy schon da. Mit einer Gießkanne bewaffnet war sie gerade dabei, die Topfpflanzen zu gießen, die großzügig verteilt die Praxis schmückten.
»Herrje, heute bist du wieder eine harte Konkurrenz für unsere weißen Wände«, machte Wendy keinen Hehl aus ihren Sorgen. »Du siehst aus wie ein Gespenst.«
Janine machte gar nicht erst den Versuch zu leugnen.
»Lorenz geht schon seit drei Tagen nicht mehr ans Telefon. Ich habe