Es ist nicht deine Schuld!: Dr. Norden 64 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Das sieht richtig gut aus!« Zufrieden betrachtete Dr. Daniel Norden die Narbe an der Hand von Eva Herbst. »Ein Glück!«, seufzte seine langjährige Patientin erleichtert auf. Vor ein paar Tagen war sie mit einer stark blutenden Wunde bei Daniel aufgetaucht. Die beiden hatten sich seit Längerem nicht gesehen, und die Wiedersehensfreude war groß gewesen. Sie waren Kollegen und hatten sogar zur selben Zeit an derselben Universität studiert, auch wenn sie damals nie viel miteinander zu tun gehabt hatten. Umso mehr schätzten sie sich jetzt. »Diese neumodischen Messer sind wirklich nichts für mich. Viel zu scharf!«, bemerkte Eva und bewunderte den Zeigefinger der rechten Hand, dessen Kuppe der Arzt kunstvoll wieder angenäht hatte. »Wie mir überhaupt das moderne Leben immer fremder wird. Ich hätte es ja nie gedacht, aber inzwischen gehöre ich auch zu den Leuten, die finden, dass früher alles besser war.« Die Augenärztin lachte, als hätte sie einen guten Witz gemacht. Aber der Ausdruck in ihren warmen braunen Augen sprach eine andere Sprache. »In mancherlei Hinsicht haben Sie sicherlich recht. Die Zeiten sind so schnelllebig geworden, dass man manchmal gar nicht mehr mitkommt.« Daniel Norden erzählte von dem Kinofilm, der erst vor Kurzem angelaufen war. Bis er aber mit seiner Frau Fee einen Termin gefunden hatte, war der Film schon wieder abgesetzt worden.
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Buchvorschau
Es ist nicht deine Schuld! - Patricia Vandenberg
Dr. Norden
– 64 –
Es ist nicht deine Schuld!
Patricia Vandenberg
»Das sieht richtig gut aus!« Zufrieden betrachtete Dr. Daniel Norden die Narbe an der Hand von Eva Herbst. »Ein Glück!«, seufzte seine langjährige Patientin erleichtert auf. Vor ein paar Tagen war sie mit einer stark blutenden Wunde bei Daniel aufgetaucht. Die beiden hatten sich seit Längerem nicht gesehen, und die Wiedersehensfreude war groß gewesen. Sie waren Kollegen und hatten sogar zur selben Zeit an derselben Universität studiert, auch wenn sie damals nie viel miteinander zu tun gehabt hatten. Umso mehr schätzten sie sich jetzt. »Diese neumodischen Messer sind wirklich nichts für mich. Viel zu scharf!«, bemerkte Eva und bewunderte den Zeigefinger der rechten Hand, dessen Kuppe der Arzt kunstvoll wieder angenäht hatte. »Wie mir überhaupt das moderne Leben immer fremder wird. Ich hätte es ja nie gedacht, aber inzwischen gehöre ich auch zu den Leuten, die finden, dass früher alles besser war.« Die Augenärztin lachte, als hätte sie einen guten Witz gemacht. Aber der Ausdruck in ihren warmen braunen Augen sprach eine andere Sprache. »In mancherlei Hinsicht haben Sie sicherlich recht. Die Zeiten sind so schnelllebig geworden, dass man manchmal gar nicht mehr mitkommt.« Daniel Norden erzählte von dem Kinofilm, der erst vor Kurzem angelaufen war. Bis er aber mit seiner Frau Fee einen Termin gefunden hatte, war der Film schon wieder abgesetzt worden. »Jetzt müssen wir warten, bis er auf DVD erhältlich ist.«
»Diese Probleme möchte ich auch gern haben«. Eva konnte sich ein leises Seufzen nicht verkneifen. »Seit ich allein lebe, hab ich mehr Freizeit als genug.«
Inzwischen waren die beiden in Dr. Nordens Sprechzimmer zurückgekehrt. Eva Herbst hatte auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz genommen und sah ihrem Kollegen dabei zu, wie er sein Untersuchungsergebnis in den Computer eingab. Diese Bemerkung ließ Daniel aber endgültig hellhörig werden. Er beendete seine Eingabe und lehnte sich im Stuhl zurück. Sein nachdenklicher Blick ruhte auf Evas Gesicht. Die feinen Falten, die sich inzwischen eingeschlichen hatten, konnten ihrer Attraktivität nichts anhaben. Ganz im Gegenteil verliehen sie ihr eine reife Schönheit und sinnliche Verletzlichkeit, die äußerst anziehend wirkte. Umso mehr verwunderte ihn die Bitterkeit in ihrer Stimme.
»Das klingt aber ein bisschen ernüchtert«, erwiderte Daniel bedauernd. »Es ist ja nicht so, dass mir mein Leben keinen Spaß macht. Aber seit meiner Trennung und dem Auszug meiner Tochter fällt mir doch manchmal die Decke auf den Kopf. Mein Haus ist schön, aber leider viel zu groß für einen allein«, erläuterte sie den Grund für ihre Verstimmung. »Ich könnte locker noch zwei Leuten ein Dach über dem Kopf bieten.«
»Was hindert Sie daran?«, entfuhr es Daniel, und ein verschmitztes Lächeln spielte um seine Lippen. »Früher war es doch auch gang und gäbe, in einer Wohngemeinschaft zu leben.«
»Da haben Sie recht und ich war tatsächlich einer von diesen Menschen, denen diese Art des Lebens gefallen hat«, räumte Eva bereitwillig ein und zupfte eine Fluse von ihrem bunt bedruckten Rock. »Ehrlich gesagt habe ich darüber auch schon nachgedacht. Allerdings schreckt es mich, mit fremden Menschen mein Leben zu teilen. So unkompliziert wie früher sind wir heute einfach nicht mehr.« Sie lachte und ihre Augen füllten sich mit lange zurückliegenden Erinnerungen. »Damals war mir das Chaos in der Küche egal. Genervt hat mich nur, wenn mir mal wieder jemand den Joghurt weggegessen hat, den ich mir extra gekauft hatte. So was wäre heute für mich undenkbar.«
»Stimmt. Das würde mich heute auch verrückt machen. Mir reicht es schon, wenn ich abends über die Schuhe meiner Kinder falle oder mal wieder vergeblich meine Jacke suche, die sich mein Sohn klammheimlich ausgeliehen hat«, konnte auch Daniel ein Lied von seiner Wohngemeinschaft mit dem Namen Familie singen.
»Aber mit diesen Menschen sind Sie in Liebe verbunden. Und können sich trotzdem wahnsinnig über sie aufregen«, versuchte Eva, ihren Standpunkt zu verdeutlichen. »Das stimmt allerdings. Aber haben Sie keine Bekannten, die dasselbe Problem haben wie Sie?«
»Leider nein. Ich hab sogar schon drüber nachgedacht, wie es wäre, mit den alten WG-Bewohnern wieder Kontakt aufzunehmen. Mit denen hätte ich wenigstens schon Erfahrung«, erklärte Eva Herbst, als sie aufstand und gemeinsam mit Daniel zur Tür ging. »Andererseits käme ich mir da vor wie eine Bittstellerin. Das will ich auch wieder nicht.«
»Ich werde Augen und Ohren offen halten«, versprach Dr. Norden, ehe er sich mit einem warmen Lächeln von der Kollegin verabschiedete. »Ihre Nummer hab ich ja.«
»Das ist lieb von Ihnen«, lächelte Eva, sah aber wenig hoffnungsvoll aus, als sie mit gesenktem Kopf und sehr, sehr nachdenklich durch den Flur in Richtung Ausgang ging.
*
»Der ist ja irre!«, wiederholte Tatjana Bohde immer wieder begeistert, während sie um den Verkaufswagen herumlief, den ihr Freund Danny Norden organisiert hatte. Das gute Stück parkte im Innenhof der Bäckerei Bärwald und sollte während des Umbaus des Geschäfts in den kommenden Wochen als Verkaufsraum dienen. »So schön hatte ich mir den gar nicht vorgestellt.«
Tatjanas Kolleginnen, die mürrische Dorothee Miller, und die Konditorin Marianne Hasselt begutachteten den Wagen ebenfalls. »Schön?«, schnaubte Dorothee Miller. Sie stand in der Tür am hinteren Ende des Wagens und musterte skeptisch das Innere. »Das ist der ultimative Beweis dafür, dass du so blind bist wie ein Maulwurf. Dieses Teil steht vor Dreck.«
Ehe Tatjana diese Beleidigung kommentieren konnte, ergriff Marianne das Wort.
»Natürlich müssen wir ihn ein bisschen aufhübschen. Aber mit ein paar Putzmitteln, Schwämmen und Muskelkraft sollte das kein Problem sein.« Wieder einmal bestach die alleinerziehende Mutter, die das Team der Bäckerei erst seit Kurzem verstärkte, durch ihren gnadenlosen Optimismus. »Ich bin als Bäckerin angestellt und nicht als Putze«, tat Dorothee ihre Meinung lautstark kund und wandte sich beleidigt ab. Von Anfang an war ihr die kreative Marianne ein Dorn im Auge und die Eifersucht war seither ihre ständige Begleiterin. »Macht, was ihr wollt. Ich bin raus.« Mit Schwung warf sie die Tür des Wagens ins Schloss und machte sich auf den Rückweg in die Backstube. Im Grunde genommen war der Anblick, wie sie wutentbrannt auf ihren O-Beinen davon stapfte, zum Lachen. Doch Tatjana ärgerte sich so sehr über dieses unflätige Benehmen, dass ihr das Lachen vergangen war.
»Ganz ehrlich, manchmal frage ich mich, warum ich sie nicht längst gefeuert hab.«
»Weil sie krank ist«, erinnert Danny Norden seine Freundin an die unabänderlichen Tatsachen. »Außerdem tut sie dir im Grunde deines Herzens leid.«
»Herz? Ich habe kein Herz«, fauchte Tatjana immer noch wütend. Doch das Lächeln, das die Haut um ihre dunkelblauen Augen kräuselte, sprach eine andere Sprache. Danny legte den Arm um ihre Schultern und