Eine Liebe, die nicht sein darf: Familie Dr. Daniel 1 – Arztroman
Von Marie Francoise
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Arztromanen interessiert: medizinisch hochaktuelle Fälle, menschliche Schicksale, die uns zutiefst bewegen.
Vicky Sternberg war rundherum glücklich. Ihre Vernissage war ein voller Erfolg gewesen. Vier Bilder hatte sie heute verkauft, dabei hatten Kritiker behauptet, ihre Art von Kunst wäre längst veraltet und würde das Publikum nicht mehr ansprechen. »Von wegen!« rief Vicky triumphierend aus. »Es gibt immer noch genug Leute, die mehr sehen wollen als nur schwer zu deutende Kreise und Striche.« Traumhafte Landschaften, romantische Aktbilder … nichts Abgeschmacktes, sondern zarte Schönheiten in ansprechender Weise auf die Leinwand gebracht – das war Vickys Art zu malen. Die junge Frau schaltete das Autoradio ein und sang vergnügt den alten Schlager mit, der aus den Lautsprechern tönte. Für einen Moment wanderte ihr Blick zum Beifahrersitz. Aus dem Korb lugte der schlanke Hals einer Champagnerflasche. Eigentlich hätte sie sich ein so edles Getränk gar nicht leisten können – trotz der vier verkauften Bilder, aber der heutige Tagwar etwas Besonderes und verdiente deshalb eine außergewöhnliche Feier. »Es ist dreiundzwanzig Uhr. Sie hören Nachrichten«, drang die Stimme des Radiosprechers an ihr Ohr. Vicky schaltete ab. Sie war jetzt nicht in der Stimmung für trostlose Nachrichten. Sie verließ die Autobahn und bog auf die Landstraße, die nach Steinhausen führte. »Kevin wird Augen machen«, meinte sie und strahlte dabei über das ganze Gesicht. Die gelungene Vernissage war schließlich nicht der einzige Grund zum Feiern.
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Familie Dr. Daniel
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Eine Liebe, die nicht sein darf - Marie Francoise
Familie Dr. Daniel
– 1 –
Eine Liebe, die nicht sein darf
Marie Francoise
Vicky Sternberg war rundherum glücklich. Ihre Vernissage war ein voller Erfolg gewesen. Vier Bilder hatte sie heute verkauft, dabei hatten Kritiker behauptet, ihre Art von Kunst wäre längst veraltet und würde das Publikum nicht mehr ansprechen.
»Von wegen!« rief Vicky triumphierend aus. »Es gibt immer noch genug Leute, die mehr sehen wollen als nur schwer zu deutende Kreise und Striche.« Traumhafte Landschaften, romantische Aktbilder … nichts Abgeschmacktes, sondern zarte Schönheiten in ansprechender Weise auf die Leinwand gebracht – das war Vickys Art zu malen.
Die junge Frau schaltete das Autoradio ein und sang vergnügt den alten Schlager mit, der aus den Lautsprechern tönte. Für einen Moment wanderte ihr Blick zum Beifahrersitz. Aus dem Korb lugte der schlanke Hals einer Champagnerflasche. Eigentlich hätte sie sich ein so edles Getränk gar nicht leisten können – trotz der vier verkauften Bilder, aber der heutige Tagwar etwas Besonderes und verdiente deshalb eine außergewöhnliche Feier.
»Es ist dreiundzwanzig Uhr. Sie hören Nachrichten«, drang die Stimme des Radiosprechers an ihr Ohr. Vicky schaltete ab. Sie war jetzt nicht in der Stimmung für trostlose Nachrichten.
Sie verließ die Autobahn und bog auf die Landstraße, die nach Steinhausen führte. In einer Viertelstunde würde sie zu Hause sein und dann …
»Kevin wird Augen machen«, meinte sie und strahlte dabei über das ganze Gesicht. Die gelungene Vernissage war schließlich nicht der einzige Grund zum Feiern. In Vickys Augen war sie im Verhältnis sogar noch der Unwichtigere. Viel bedeutsamer war das, was sie bereits seit dem Vormittag wusste und womit sie ihren Freund heute überraschen wollte.
Unwillkürlich musste sie daran denken, wie sie Kevin damals kennengelernt hatte. Ihre beste Freundin Lisa Andersen und sie hatten Urlaub in Florida gemacht. Zwei Jahre lang hatten sie jeden Pfennig gespart, um sich diese vierwöchige Traumreise leisten zu können, und am vorletzten Tag war für Vicky ein Märchen wahr geworden.
Lisa und sie waren in Disney-World gewesen, als Vickys Märchenprinz wie aus dem Nichts gewachsen plötzlich leibhaftig vor ihr gestanden hatte. Vor Schreck hatte sie ihre Handtasche fallengelassen. Er hatte sie aufgehoben und sie ihr mit dem schönsten Lächeln der Welt zurückgegeben. Vicky hatte nichts anderes tun können, als ihn anzusehen – das schmale Gesicht, den sensiblen Mund, das weiche braune Haar, das in der Sonne wie edles, altes Gold geschimmert hatte, und die ausdrucksvollen, smaragdgrünen Augen. Noch nie zuvor hatte Vicky so intensiv grüne Augen gesehen … Augen, die nicht katzenhaft wirkten, sondern so viel Licht und Wärme ausstrahlten.
»Kevin McGuire«, hatte er sich vorgestellt, und seine tiefe, weiche Stimme hatte das Gesamtbild abgerundet.
Vicky seufzte in der Erinnerung an diese Minuten vollkommenen Glücks. Die Liebe zu Kevin hatte sie überfallen wie ein Naturereignis. Ihm war es ebenso ergangen, denn er hatte alle Zelte hinter sich abgebrochen und war mit ihr nach Deutschland gereist. Nun ja, viele Zelte hatte es im Grunde gar nicht abzubrechen gegeben. Kevin war mit zehn Jahren Vollwaise geworden und in einem Heim aufgewachsen.
»Ich habe niemanden außer dir«, pflegte er immer zu sagen. Vicky lächelte so selig, als stünde Kevin direkt vor ihr. »Bald, mein Liebling«, murmelte sie. »Bald wirst du mehr haben als nur mich … wir beide werden mehr haben als nur uns …«
Vicky hatte den Ortseingang von Steinhausen fast erreicht, als urplötzlich ein kleiner Transporter vor ihr auftauchte. Mit überhöhter Geschwindigkeit schoss er aus der Ortschaft heraus – vermutlich ging er davon aus, dass ihm um diese Uhrzeit kein anderer Wagen begegnen würde.
Vicky trat auf die Bremse und wusste gleichzeitig, dass ein Unfall unvermeidlich sein würde. Auch der Fahrer des Transporters bremste, der Wagen geriet ins Schleudern, überschlug sich und prallte mit voller Wucht auf die Kühlerhaube von Vickys Auto.
Die junge Frau registrierte nicht mehr, wie der Airbag herausschoss und ihren Kopf wenigstens einigermaßen sanft abbremste. Sie bemerkte nur, wie die ungestüme Kraft des aufprallenden Transporters ihren Wagen zurück schob, bis sich ihm eine der mächtigen Eichen in den Weg stellte, die den Straßenrand säumten.
Das Auto wurde förmlich um den Baum gewickelt. Vicky fühlte den schmerzhaften Schlag im Rücken und ihr gellender Schrei vermischte sich mit dem eigentümlichen Knirschen ihrer Knochen, das nichts Gutes bedeuten konnte.
Für ein paar unendlich lange Minuten saß Vicky in ihrem Auto, während ihr so unsinnige Dinge durch den Kopf gingen wie die ungebügelten Hemden von Kevin und das Geschirr, das sie zwar abgespült, aber noch nicht aufgeräumt hatte.
»Hallo!« Ein Mann schlug mit der flachen Hand gegen die Fensterscheibe. »Können Sie mich hören? Sind Sie verletzt?«
Vicky versuchte verzweifelt, die Scheibe herunterzukurbeln, aber es ging nicht. Sie war hoffnungslos eingeklemmt und konnte nur schwach nicken.
»Ich hole Hilfe!« brüllte der Mann.
Für einen Moment hatte Vicky den Eindruck, als würde er aus einer Kopfwunde bluten. Ob er wohl der Fahrer des Transporters gewesen war? Vicky hatte nicht mehr die Energie, um darüber nachzudenken.
»Kevin«, schluchzte sie leise. »Kevin … hilf mir …«
*
Lisa Andersen fuhr zurück, als hätte sie sich verbrannt. Entsetzt presste sie beide Hände vor den Mund.
»O Gott, Kevin, was haben wir getan?« stieß sie mit gepresster Stimme hervor.
Kevin McGuire strich sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn. Was, um Himmels willen, war mit ihm geschehen? Mit ihnen beiden?
Er war eigentlich nur gekommen, um Lisa zu Vickys Vernissage abzuholen. Schon seit Wochen hatten sie das geplant. Sie hatten Vicky überraschen wollen. Aber nun …
Kevin schluckte schwer. Es schmerzte höllisch im Hals. Sein ganzer Körper schien plötzlich eine einzige Schmerzquelle zu sein, dabei hatte er gerade noch vor Leidenschaft förmlich geglüht. Jetzt jedoch fühlte er Lisas Fingerabdrücke wie Brandmale auf seiner Haut.
Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und ging unter die Dusche. Eiskaltes Wasser ließ er über seinen Körper laufen. Es nützte nichts. Die Schmerzen wurden eher noch schlimmer. Er fühlte sich elend … wie ein gemeiner Verräter.
Lisa trat herein. Sie hatte ihr Kleid wieder angezogen und nur das zerraufte Haar erinnerte an die Stunden wilder Leidenschaft. Wortlos reichte sie Kevin ein Handtuch, das er um seine Hüften schlang, dann trat er aus der Dusche.
Sie standen sich gegenüber – so nah, dass jeder die Wärme des anderen fühlen konnte und gleichzeitig so weit entfernt, als würden sie sich auf verschiedenen Planeten aufhalten.
»Lisa …« Kevins Stimme klang ungewöhnlich heiser. »Ich schäme mich so sehr.«
Sie nickte. »Ich auch, Kevin.« Zögernd streckte sie eine Hand aus und berührte seine behaarte Brust, die sie noch vor wenigen Minuten mit heißen Küssen bedeckt hatte. Stöhnend hatte er sich ihr entgegengebogen, aber jetzt zuckte er zurück, als hätte sie ihn geschlagen.
»Kevin.«
Er sah sie an. Im gleichen Moment entfachten seine unwahrscheinlich grünen Augen wieder das Feuer in ihr. Sie flüchtete aus dem Bad und warf sich schluchzend auf das zerwühlte Bett.
Lange Zeit umgab