Man sieht sich immer zweimal: Der Bergpfarrer 195 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Nein! Sabine, mein Madel, nein! Heilige Mutter Gottes, bitte hilf!
Anni Schwandtner wollte schreien und ihre Tochter vor der drohenden Gefahr warnen, aber sie brachte trotz aller Anstrengung keinen Laut über ihre Lippen. Und der Arm, mit dem sie winken wollte, war so schwer und unbeweglich, als gehöre er nicht zu ihr, sondern zu einer Figur aus Stein.
Unaufhaltsam raste Sabines blauer VW Polo, der von der regennassen Fahrbahn abgekommen war, auf eine Baumgruppe zu, schoss haarscharf an ihr vorbei und überschlug sich mehrmals. Dann blieb er auf dem Dach liegen, während sich die Räder leer in der Luft drehten.
Im selben Moment zuckte ein greller Lichtschein vor Anni Schwandtners Augen, und ein ohrenbetäubendes Krachen ließ sie hochschrecken.
Heftig nach Luft ringend sah sie sich um und nahm verblüfft die vertrauten Umrisse der Wohnküche des Schwandtner-Hofs wahr: den Herd, das Eichenbuffet, die grün gemusterte Couch, auf der sie saß, und den Tisch vor ihr. Mit der auf dem Wachstuch ausgebreiteten Kirchenzeitung, in der sie den Artikel über Pfarrer Sebastian Trenker und das Gotteshaus von St. Johann hatte lesen wollen.
Anni wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
Sie musste für ein paar Minuten eingenickt sein, was bei der Schwüle, die schon den ganzen Tag über dem Wachnertal gebrütet hatte, kein Wunder war.
Und sie musste, ehe Blitz und Donner sie geweckt hatten, schlecht geträumt haben.
Erleichterung stieg in der alten Schwandtner-Bäuerin hoch und ließ sie unwillkürlich einen dankbaren Blick zum Herrgottswinkel schicken.
Sabines Unfall war gottlob gar nicht wirklich passiert. Das Ganze war nur ein
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Buchvorschau
Man sieht sich immer zweimal - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 195–
Man sieht sich immer zweimal
Wird diesmal alles gut?
Toni Waidacher
Nein! Sabine, mein Madel, nein! Heilige Mutter Gottes, bitte hilf!
Anni Schwandtner wollte schreien und ihre Tochter vor der drohenden Gefahr warnen, aber sie brachte trotz aller Anstrengung keinen Laut über ihre Lippen. Und der Arm, mit dem sie winken wollte, war so schwer und unbeweglich, als gehöre er nicht zu ihr, sondern zu einer Figur aus Stein.
Unaufhaltsam raste Sabines blauer VW Polo, der von der regennassen Fahrbahn abgekommen war, auf eine Baumgruppe zu, schoss haarscharf an ihr vorbei und überschlug sich mehrmals. Dann blieb er auf dem Dach liegen, während sich die Räder leer in der Luft drehten.
Im selben Moment zuckte ein greller Lichtschein vor Anni Schwandtners Augen, und ein ohrenbetäubendes Krachen ließ sie hochschrecken.
Heftig nach Luft ringend sah sie sich um und nahm verblüfft die vertrauten Umrisse der Wohnküche des Schwandtner-Hofs wahr: den Herd, das Eichenbuffet, die grün gemusterte Couch, auf der sie saß, und den Tisch vor ihr. Mit der auf dem Wachstuch ausgebreiteten Kirchenzeitung, in der sie den Artikel über Pfarrer Sebastian Trenker und das Gotteshaus von St. Johann hatte lesen wollen.
Anni wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
Sie musste für ein paar Minuten eingenickt sein, was bei der Schwüle, die schon den ganzen Tag über dem Wachnertal gebrütet hatte, kein Wunder war.
Und sie musste, ehe Blitz und Donner sie geweckt hatten, schlecht geträumt haben.
Erleichterung stieg in der alten Schwandtner-Bäuerin hoch und ließ sie unwillkürlich einen dankbaren Blick zum Herrgottswinkel schicken.
Sabines Unfall war gottlob gar nicht wirklich passiert. Das Ganze war nur ein Alptraum gewesen, weiter nichts.
Anni Schwandtner erhob sich ächzend, indem sie sich mit beiden Händen auf der Tischplatte abstützte, und schlurfte zum Fenster.
Die Beine wollten nicht mehr so recht, und auch sonst machte sich, seit sie auf die siebzig zuging, das Alter immer deutlicher bemerkbar.
Aber sie war trotz allem zufrieden und fand, dass der liebe Gott es im Grunde doch recht gut mit ihr meinte.
Obwohl ihr Leben nicht immer leicht gewesen war.
Schon in jungen Jahren hatte ihr Mann bei einem Einsatz der Bergwacht sein Leben verloren und sie auf dem Hof mit zwei kleinen Töchtern allein zurückgelassen.
Oft hatte sie nicht mehr gewusst, wie es weitergehen sollte, aber im entscheidenden Moment hatte sich jedes Mal ein neuer Lichtblick gezeigt.
Auch als sie traurig darüber gewesen war, dass ihre ältere Tochter Barbara St. Johann und dem Wachnertal den Rücken gekehrt hatte, um in die weite Welt hinauszugehen, hatte sich das Glück nicht endgültig vom Schwandtner-Hof und von ihr abgewandt.
In Wolfgang Wieland hatte Sabine, die Jüngere, einen guten Mann und der Hof einen tüchtigen Bauern gefunden.
Und als dann nach einem Jahr Peter, der Stammhalter, und zwei Jahre darauf die kraushaarige blonde Evi zur Welt gekommen waren, war Anni Schwandtners kleine Welt allen Stürmen des Schicksals zum Trotz in Ordnung gewesen, wie schon lange nicht mehr.
Was gab es Schöneres, als den Lebensabend im Kreis der Familie zu verbringen und zu sehen, wie sich das Leben in den Enkelkindern fortpflanzte!
Und solange sie noch gesund genug war, um Sabine im Haus zur Hand zu gehen und hin und wieder die Kleinen zu hüten …
Unwillkürlich trat ein Lächeln auf Anni Schwandtners Lippen.
Sie schob die Scheibengardine ein wenig zur Seite und schaute in den allmählich einsetzenden und in immer größeren Tropfen herniederrauschenden Regen hinaus.
Schon drehte sie am Fenstergriff, um die wohltuende Kühle hereinzulassen, als erneut Blitz und Donner einander fast unmittelbar folgten.
Anni zuckte zurück.
Was für ein heftiges Gewitter!
Hoffentlich waren keine Bergwanderer vom Toben der Elemente überrascht worden! Oder hatten, wenn schon, wenigstens Glück im Unglück gehabt und in einer der Hütten oder Almen eine trockene, sichere Zuflucht gefunden!
Zumal es beinahe von Sekunde zu Sekunde finsterer wurde, und der wie aus Kübeln vom Himmel stürzende Regen mehr und mehr sogar von Graupeln durchsetzt war.
Ein paar Augenblicke lang sah Anni noch aus dem Fenster, dann ging sie zum Lichtschalter, um es im Zimmer ein bisschen heller werden zu lassen.
Sie war noch keine zwei Schritte weit gekommen, als die Tür, die von der Wohnküche in den Flur hinausführte, so heftig aufflog, dass sie gegen die dahinterliegende Wand krachte.
»Omi, Omi, es hat ein ganz schlimmes Gewitter«, krähte die kleine Evi, stolperte auf ihre Großmutter zu und hielt sich an deren Schürze fest. »Ich hab richtig Angst, weil der liebe Gott gar so böse ist und schimpft.« Sie barg ihren Kopf zwischen den wunderbar nach Backwerk riechenden Stofffalten der Schürze, aber nicht für lange. Kaum fühlte sie sich in Anni Schwandtners sicherer Hut, wandte sie sich zu ihrem Bruder zurück, der ihr nachgelaufen kam: »Und daran ist nur der Peterl schuld«, erklärte sie im Brustton der Überzeugung. »Der hat nämlich, als er von der Schule nach Hause gekommen ist, die Muschi am Schwanz gezogen, bis sie gemaunzt hat. Ich hab es ganz genau gesehen und gehört.«
»Blödsinn. Das ist doch alles gar net wahr«, gab Peter zurück. »Ich meine, das mit dem Schimpfen vom lieben Gott. Ein Blitz ist so etwas Ähnliches wie der Strom und das Licht bei uns im Haus. Und der Donner kommt von der zerschnittenen Luft, die hinter ihm wieder zusammenkracht. Das haben wir in der Schule gelernt. Aber du bist ja dumm und weißt nix, Evi. Weil du noch ein Baby bist und erst im Herbst in die Schule darfst. Wenn sie dich dort überhaupt brauchen können.«
Evi zog einen Flunsch.
»Und ich hab doch gesehen, wie du die Muschi am Schwanz …«, begann sie von Neuem, wurde aber von Wolfgang Wieland unterbrochen, der in diesem Moment ebenfalls die Wohnküche betrat.
Er triefte vom Kopf bis zu den Schuhen vor Nässe und hinterließ eine feuchte Spur auf den Bodenfliesen.
»So ein Wetter«, maulte er kopfschüttelnd. »Die Abkühlung und der Regen sind zwar dringend notwendig gewesen, aber ein bissel warten hätte das Gewitter ruhig noch können. Mitten beim Grasmähen hat es mich erwischt. Nimmer weitermachen hab ich können. Ein Stünderl vielleicht noch oder zwei, und ich wäre mit der ganzen Bachwiese fertig gewesen.«
»Halb so schlimm, Wolfgang. Der Wetterbericht hat schon wieder ein neues Hoch angesagt«, tröstete Anni Schwandtner und fügte dann mit einem Stirnrunzeln hinzu: »Wo ist denn eigentlich die Sabine? Die war doch mit dir draußen auf der Bachwiese.«
Wolfgang Wieland winkte ab.
»Zuerst schon«, erwiderte er. »Aber dann ist ihr auf einmal eingefallen, dass ihre Freundin Marga in Waldeck drüben Geburtstag hat. Da hab ich mir gedacht, ich und der Knecht, der Martl, wir schaffen das Mähen schon alleine. Ich hab gesagt, ich brauch sie net so dringend und sie soll halt in Gottes Namen losfahren. Was sie dann auch gemacht hat.«
Anni warf einen flüchtigen Blick auf die Kuckucksuhr an der Wand, deren Zeiger sich langsam, aber sicher auf die vierte Nachmittagsstunde zu bewegten.
»Wie lang ist die Sabine denn schon drüben in Waldeck?«, wollte sie wissen.
»Schon eine ganze Weile«, gab Wolfgang zurück, lachte dann und blinzelte seiner Schwiegermutter zu. »Aber du weißt ja, wie das bei euch Frauen so ist. Es würde mich jedenfalls net wundern, wenn sie sich erst kurz vor dem Nachtwerden wieder loseisen könnte.«
Anni Schwandtner warf Wolfgang einen viel sagenden Blick zu.
»Ihr Männer seid auch net besser«, hielt sie dagegen. »Wenn ihr erst einmal am Stammtisch beisammen sitzt, könnte man meinen, ihr habt allesamt Schusterpech an eure Hosen geschmiert und kommt nimmer von euren Stühlen auf.«
Wolfgang grinste.
»Weißt