Ein Herz im Dornröschenschlaf: Fürstenkrone Classic 50 – Adelsroman
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Über dieses E-Book
In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt.
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
Welch ein wunderbarer Tag, dachte Prinzessin Lilly von Schenkenberg, als sie in die kiesbestreute Auffahrt einbog. Vor ihr lag Schloß Schenkenberg, der prächtige, alte Familienbesitz. Nachmittägliche Stille umfing sie, nachdem sie den leise summenden Motor ihres Wagens abgestellt hatte. Der Sommerwind strich durch die Bäume, im Hintergrund plätscherte ein Springbrunnen, und über den Blumenrabatten, welche die Wege säumten, summten Insekten. Jenseits des Schloßparks erhoben sich die Weinberge, auf deren sonnigen Hängen ein neuer Jahrgang heranreifte. Lilly von Schenkenberg streckte sich mit einem zufriedenen Lächeln und atmete tief durch. Während sie ihren Blick schweifen ließ, überkam sie plötzlich eine Woge der Zärtlichkeit. Schenkenberg, das war ihr Zuhause, ihre Familie. Dies alles verdankte sie einem Mann: ihrem Großvater, Herrfried von Schenkenberg. Ein anregender Vormittag lag hinter ihr. Nach einem Termin bei Madame Clodette, ihrer Modistin, hatte sie mit einer Freundin diniert. Dabei war die Zeit vergangen wie im Flug. Was gab es nicht alles für Neuigkeiten auszutauschen! Janina von Wildenfels wollte demnächst heiraten, und auch auf Schenkenberg würde es wohl bald eine Hochzeit geben. Prinzessin Lilly konnte sich herzlich am Glück der anderen freuen, auch wenn sie selbst noch niemals wirklich verliebt gewesen war. Beschwingt hob sie ihre Hutschachteln vom Rücksitz des roten Kabrioletts, die kopfschüttelnden Proteste der herbeigeeilten Haushälterin ignorierend. »Aber gnädiges Fräulein, warten Sie. Ich rufe sofort ein Mädchen, das Ihnen die Schachteln hinaufträgt.« »Vielen Dank, Hedwig«, erwiderte sie fröhlich, während sie das Kunststück fertigbrachte, auch noch das letzte sperrige Gepäckstück mit ihren neuesten Errungenschaften zu bugsieren, »das ist wirklich nicht nötig.
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Buchvorschau
Ein Herz im Dornröschenschlaf - Sabrina von Nostitz
Fürstenkrone Classic
– 50 –
Ein Herz im Dornröschenschlaf
Welcher Prinz küsst Lilly wach?
Sabrina von Nostitz
Welch ein wunderbarer Tag, dachte Prinzessin Lilly von Schenkenberg, als sie in die kiesbestreute Auffahrt einbog. Vor ihr lag Schloß Schenkenberg, der prächtige, alte Familienbesitz. Nachmittägliche Stille umfing sie, nachdem sie den leise summenden Motor ihres Wagens abgestellt hatte. Der Sommerwind strich durch die Bäume, im Hintergrund plätscherte ein Springbrunnen, und über den Blumenrabatten, welche die Wege säumten, summten Insekten. Jenseits des Schloßparks erhoben sich die Weinberge, auf deren sonnigen Hängen ein neuer Jahrgang heranreifte.
Lilly von Schenkenberg streckte sich mit einem zufriedenen Lächeln und atmete tief durch. Während sie ihren Blick schweifen ließ, überkam sie plötzlich eine Woge der Zärtlichkeit. Schenkenberg, das war ihr Zuhause, ihre Familie. Dies alles verdankte sie einem Mann: ihrem Großvater, Herrfried von Schenkenberg.
Ein anregender Vormittag lag hinter ihr. Nach einem Termin bei Madame Clodette, ihrer Modistin, hatte sie mit einer Freundin diniert.
Dabei war die Zeit vergangen wie im Flug. Was gab es nicht alles für Neuigkeiten auszutauschen! Janina von Wildenfels wollte demnächst heiraten, und auch auf Schenkenberg würde es wohl bald eine Hochzeit geben.
Prinzessin Lilly konnte sich herzlich am Glück der anderen freuen, auch wenn sie selbst noch niemals wirklich verliebt gewesen war.
Beschwingt hob sie ihre Hutschachteln vom Rücksitz des roten Kabrioletts, die kopfschüttelnden Proteste der herbeigeeilten Haushälterin ignorierend.
»Aber gnädiges Fräulein, warten Sie. Ich rufe sofort ein Mädchen, das Ihnen die Schachteln hinaufträgt.«
»Vielen Dank, Hedwig«, erwiderte sie fröhlich, während sie das Kunststück fertigbrachte, auch noch das letzte sperrige Gepäckstück mit ihren neuesten Errungenschaften zu bugsieren, »das ist wirklich nicht nötig. Ich kann es gar nicht erwarten, meinem Schwesterchen alles vorzuführen. Es sind ein paar entzückende Kreationen dabei...«
Mit diesen Worten entschwand sie durch das Eingangsportal, das ihr die Haushälterin mit einem resignierten Seufzer offenhielt.
»Wo steckt Lina überhaupt?«
»Sie hat sich auf ihre Gemächer zurückgezogen.« Hedwig räusperte sich und schien diskret noch etwas hinzusetzen zu wollen, doch die Prinzessin, versteckt hinter all ihren Hutschachteln, war bereits enteilt.
*
»Lina?« Mit dem Ellenbogen drückte Lilly von Schenkenberg die Klinke nieder und schob sich durch die Tür.
»Lina! Da bist du ja. Komm, hilf mir. Das mußt du dir ansehen. Madame Clodette hat sich wieder einmal selbst übertroffen.«
Etwas außer Atem stellte sie die sperrigen Behältnisse ab. Ihre Schwester schloß die Tür. Ein wehmütiges Lächeln huschte über ihr Antlitz. Mit Blick auf all die Hutschachteln, die sich auf dem Parkett türmten, fragte sie: »Du hast wieder einmal ein ganz klein wenig übertrieben, meinst du nicht?«
»Aber davon kann gar keine Rede sein, Liebes.« Lilly umarmte ihre jüngere Schwester, faßte sie bei den Schultern und führte sie zu einer mit Chintz bezogenen Biedermeierchaiselongue in der Mitte des Damensalons.
»Komm, setz dich. Und paß auf. Du wirst staunen...«
Eifrig lüftete Prinzessin Lilly den Deckel der ersten Schachtel. Sie besaß eine Schwäche für elegante Accessoires: Handschuhe aus feinstem Leder, Taschen und Tücher... Ihre große Leidenschaft aber waren Hüte.
»Welch ein Glück, daß es schon bald Gelegenheiten in Hülle und Fülle geben wird, all diese wundervollen Hüte zu tragen. Ich kann es kaum erwarten«, plauderte sie fröhlich, während sie fast ehrfürchtig ein mit lichtblauer Seide drapiertes, breitkrempiges Modell aus einer Verpackung hob. »Da, sieh nur«, sagte sie und präsentierte ihn voller Stolz ihrer Schwester, »diesen hier will ich zu deiner Verlobung tragen. Was meinst du?«
Gespannt wartete Lilly von Schenkenberg auf eine Erwiderung. Als diese ausblieb, ließ sie den Hut langsam sinken. »Lina?« fragte sie verwirrt. »Was hast du?«
Ihre Schwester wirkte auf einmal bedrückt. Oder war es ihr zuvor nur nicht aufgefallen?
»Oh, verzeih mir, Liebes«, sagte sie, nach einer Erklärung für Linas Zurückhaltung suchend, »wahrscheinlich hältst du mich jetzt für schrecklich selbstsüchtig. Natürlich ist es dein großer Tag, und ich will nicht versuchen, dich in den Schatten zu stellen. Du sollst den Vorrang haben, das verspreche ich dir. Wenn du willst, werde ich auf den Hut verzichten.«
In Linas Augenwinkeln begannen Tränen zu schimmern. »Es wird keine Verlobung geben«, sagte sie tonlos, «und auch keine Hochzeit.«
»Aber... Was redest du da?« Achtlos glitt der Hut zu Boden. Prinzessin Lilly sank auf den Sitz neben ihrer Schwester und musterte sie fragend. »Lina, was um Himmels willen ist geschehen? Adrian und du... Es war doch die große Liebe!«
Lina preßte die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Großvater. Er verweigert seine Zustimmung zu unserer Heirat«, brachte sie schließlich hervor.
»Oje.« Lilly von Schenkenberg seufzte. Tröstend nahm sie die Hand ihrer Schwester in die ihre. »Das war bestimmt nicht sein letztes Wort. Du mußt ein wenig Geduld haben«, sprach sie gegen ihre innere Überzeugung. Denn wenn Großvater einmal eine Entscheidung getroffen hatte, dann war es nicht leicht, ihn davon abzubringen. Er war der weißhaarige, respektgebietende Regent auf Schenkenberg. Er hatte die traditionsreichen Weingüter gerettet, als eine schwere Krise alles zu vernichten drohte. Das gütige Oberhaupt der Familie, vital und unbeugsam, dessen Wort galt. Immerhin konnten ihm Linas zärtliche Gefühle für Adrian nicht entgangen sein, und er hatte bis jetzt mit keiner Andeutung seine Mißbilligung zum Ausdruck gebracht.
»Wie kann er nur so gemein sein«, schluchzte Lina leise. »Ich habe immer gedacht, wir würden ihm etwas bedeuten. Auch wenn du es gewesen wärst, deinem Glück würde er gewiß nicht im Wege stehen. Dich hat er ja schon immer mehr geliebt als mich.«
»Aber Lina, so darfst du das nicht sehen«, wandte Lilly betroffen ein. Steckte in Linas Worten ein Körnchen Wahrheit oder entsprangen sie nur ihrer tiefen Enttäuschung? Es war unbestritten, daß sie mit Großvater eine besondere Beziehung verband, die nach dem frühen Tod ihres Vaters noch inniger geworden war.
»Ich bin sicher, Großvater hat nur dein Wohl im Auge.« Was aber konnte er dann gegen Adrian von Riebeck einzuwenden haben?
Ratlos musterte sie die zarten, fast noch kindlichen Gesichtszüge Linas. Stiller, gefaßter Kummer spiegelte sich darin. Sie trägt es mit bewundernswerter Tapferkeit, dachte Lilly von Schenkenberg. Wenngleich, ungestümes Aufbegehren wäre Linas Wesen auch fremd gewesen. Um so mehr rührte Lilly das unverdiente Leid ihrer Schwester.
Im Gegensatz zu ihr selbst war Lina in Wesensart und Aussehen mehr ihrer Mutter nachgeraten, der Fürstin Isabel von Schenkenberg. Sie war immer schon zurückhaltend und empfindsam. Ihrem energischen Großvater, dem so manches Mal ein ungerechtes Urteil entfuhr, ging Lina lieber aus dem Weg. Sie zog sich in ihre eigene Welt zurück, musizierte, malte oder vergrub sich in Romane. Auch die Kunstsammlung der Fürstin fand ihr Interesse.
Die Beschäftigung mit Gemälden und Skulpturen war den Damen zwar angemessen, dennoch schien es Herrfried von Schenkenberg beständig zu irritieren, daß sich seine Schwiegertochter mit der