Der Traum, der sie zur Liebe führte: Fürstenkrone Classic 4 – Adelsroman
Von Norma Winter
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Über dieses E-Book
In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt.
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
Daniela von Eckwarden beschattete ihre Augen mit der Hand. Ihr Bruder lächelte nur spöttisch, als er es sah. »Er ist es«, bestätigte er ihr in einem höhnisch klingenden Tonfall. »Herr Schönfeld…« Danielas Stimme klang anders, unbewußt voller Wärme und Zuneigung. Ihr Bruder Herwart ärgerte sich darüber. »Du wirst gleich Gelegenheit haben, ihn aus nächster Nähe anhimmeln zu dürfen«, knurrte er. »Willst du ihm nicht gleich die Schuhe putzen?« »Das solltest du ruhig tun. Es würde dir nichts schaden. Bis du einmal so bist wie er, dauert es noch lange, mein Lieber. Schönfeld ist ein Mann, und du…« Graf Herwart ballte die Rechte zur Faust. Sein Atem ging schwer. »Ich möchte nur einmal wissen, was ihr alle an diesem hergelaufenen Kerl findet. Vater hat ihn aus dem Waisenhaus geholt…« »Ein sehr guter Gedanke von ihm, finde ich«, reizte die entzückend aussehende kleine Komteß ihn.
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Buchvorschau
Der Traum, der sie zur Liebe führte - Norma Winter
Fürstenkrone Classic
– 4 –
Der Traum, der sie zur Liebe führte
Norma Winter
Daniela von Eckwarden beschattete ihre Augen mit der Hand. Ihr Bruder lächelte nur spöttisch, als er es sah. »Er ist es«, bestätigte er ihr in einem höhnisch klingenden Tonfall.
»Herr Schönfeld…« Danielas Stimme klang anders, unbewußt voller Wärme und Zuneigung. Ihr Bruder Herwart ärgerte sich darüber. »Du wirst gleich Gelegenheit haben, ihn aus nächster Nähe anhimmeln zu dürfen«, knurrte er. »Willst du ihm nicht gleich die Schuhe putzen?«
»Das solltest du ruhig tun. Es würde dir nichts schaden. Bis du einmal so bist wie er, dauert es noch lange, mein Lieber. Schönfeld ist ein Mann, und du…«
Graf Herwart ballte die Rechte zur Faust. Sein Atem ging schwer. »Ich möchte nur einmal wissen, was ihr alle an diesem hergelaufenen Kerl findet. Vater hat ihn aus dem Waisenhaus geholt…«
»Ein sehr guter Gedanke von ihm, finde ich«, reizte die entzückend aussehende kleine Komteß ihn. Sie wußte genau, womit sie den Bruder ärgern konnte, und manchmal ritt sie der Teufel, es auch zu tun. Dabei verstanden sich die Geschwister im allgemeinen ganz ausgezeichnet.
»Er reitet wie ein Angeber«, stellte der junge Graf gehässig fest.
»Er reitet wie ein Mann, der etwas von Pferden versteht. Und nicht wie einer, der sich von einem wilden Gaul abwerfen läßt.«
Herwarts Wangen röteten sich beängstigend. »Das kann jedem einmal passieren«, sagte er knirschend. »Ich hatte den rechten Fuß noch nicht im Steigbügel, sonst hätte der Satan mich nicht geschafft!«
»Entschuldige, ich wollte dich nicht ärgern.« Abbittend legte Daniela ihre Rechte auf seinen Arm. »Es wurmt mich nur, wenn du immerzu an Herrn Schönfeld herummeckerst. Vater hält große Stücke auf ihn, und wenn wir ihn nicht hätten…«
»Vater vergißt ganz, daß er einen Sohn hat.« Herwart kaute auf seiner Unterlippe herum. »Manchmal kommt es mir vor, als wäre ich für ihn nur das fünfte Rad am Wagen. Alles Wichtige bespricht er mit Schönfeld, und ich, sein Sohn und Erbe, darf nur zuhören und zustimmen. Und wenn ich einmal anderer Meinung bin als die hohen Herren…«
»Sie verstehen eben mehr von der Bewirtschaftung eines Gutes«, wandte Daniela vernünftig ein.
»Vater hat einen Narren an diesem Menschen gefressen. Und unserem Herrn Verwalter ist das zu Kopf gestiegen. Er vergißt ganz und gar, wohin er gehört.«
»Und wohin gehört er deiner Meinung nach?« wollte Daniela wissen. Sie lehnte sich lässig gegen die Wand des Pferdestalles und genoß die warme Sonne, die nach drei Regentagen endlich wieder schien.
»Er gehört nicht zu uns. Er ist ein Junge aus dem Waisenhaus, und hätte Vater ihn nicht so gut erziehen lassen... Wozu braucht so einer das Abitur, kannst du mir das einmal sagen?«
»Es hat noch keinem Menschen geschadet.«
»Aber einer aus dem Waisenhaus... Keiner weiß, wer sein Vater ist. Vielleicht sogar seine eigene Mutter nicht. Wahrscheinlich hat sie sich herumgetrieben.«
»Schäm dich, so etwas zu sagen, wenn du es nicht sicher weißt.«
Herwart senkte den Kopf. Er besaß Ehrgefühl genug, um zu begreifen, daß er mit seiner Abneigung weit über das Ziel hinausgeschossen war.
»Mir gefällt nicht, wie er hier den Herrn spielt und sogar über mich befehlen will.«
»Vater hat ihn gebeten, dich ein bißchen unter seine Fittiche zu nehmen. Von ihm kannst du viel lernen. Wäre Vater gesund, dann sähe hier alles anders aus.«
»Aber daß ausgerechnet Schönfeld mir etwas sagen soll...« Herwart Graf von Eckwarden schüttelte verbissen den Kopf. »Am liebsten würde ich als Volontär irgendwohin gehen.«
»Und dort alle Dreckarbeit machen?« fragte Daniela spöttisch. »Herr Schönfeld erspart es dir, den Kuhstall auszumisten. Ich weiß, er meint es nur gut mit dir, Herwart. Du solltest es ihm nicht so schwer machen. Für ihn kann es doch auch nicht angenehm sein, wenn sein künftiger Chef ihm ständig Schwierigkeiten macht.«
»Ich bin nicht sein künftiger Chef, da sei ganz unbesorgt.« Herwart reckte seine schlanke, noch eckige und magere Gestalt. »Wenn ich einmal hier Herr bin, dann fliegt der gute Schönfeld. Ich dulde ihn keinen Tag länger auf Eckwarden als unbedingt nötig.«
»Warum haßt du ihn nur?« fragte Daniela verwundert. »Er hat dir doch nie etwas getan. Oder doch?«
Herwart schwieg verbissen. Keiner verstand, was in ihm vorging. Er war der Erbe, der junge Herr, der künftige Chef. Und keiner respektierte ihn, alle wandten sich an diesen hergelaufenen Kerl aus dem Waisenhaus, wenn sie ein Anliegen hatten. Und dann wunderte Daniela sich noch, daß er diesen Schönfeld nicht mochte.
»Was macht er da?« fragte Daniela, als der Reiter sein Pferd parierte und sich seitlich aus dem Sattel beugte.
Herwart stieß einen Knurrlaut aus. »Ich kann es mir schon denken. Er hat wahrscheinlich festgestellt, daß der Zaun beschädigt ist. Ich soll ihn ausbessern.«
»Und?« fragte Daniela ahnungsvoll.
»Ich bin noch nicht dazu gekommen, mein liebes Kind.« Daniela war ein Jahr jünger als er, und Herwart betonte gern, daß er der Ältere war.
»Au Backe«, murmelte Daniela. »Er wollte doch heute das Jungvieh auf diese Weide treiben lassen. Das hast du doch auch gewußt.«
»Soll er seinen verdammten Zaun selbst flicken! Bin ich denn ein Knecht?«
»Unsere Leute sind woanders beschäftigt… Warum tust du so etwas immer, Herwart? Er muß doch glauben, daß man sich auf dich nicht verlassen kann.«
»An seinem Urteil liegt mir auch gerade etwas. Soll er von mir denken, was er will, und meinetwegen soll er mich ruhig bei Vater verpetzen. Er hetzt unseren alten Herrn sowieso gegen uns auf.«
»Das stimmt nicht.« Danielas Blick folgte dem Verwalter Schönfeld, der langsam am Weidezaun entlangritt. Sie verstand, wie es in ihm aussehen mußte, denn er pflegte die Arbeiten genau einzuteilen, und wenn einer der Leute nicht spurte, dann geriet alles ein bißchen durcheinander.
»Bin gespannt, was er jetzt sagt.« Herwart wußte nicht, wie jung er mit seinem trotzigen Gesicht aussah, als er den Kopf zu Frederik Schönfeld drehte.
Der Verwalter nickte den beiden zu, sprang aus dem Sattel und gab dem herbeieilenden Knecht die Zügel.
Daniela lächelte, und der Verwalter erwiderte ihr Lächeln herzlich. Dann verschwand er hinter dem Knecht im Stall. Wenige Augenblicke später kehrte er mit einer Rolle Stacheldraht, einem Hammer und Krampen zurück.
Danielas Augen wurden groß. »In einer Viertelstunde essen wir«, murmelte sie. »Er will doch nicht etwa selbst…«
Frederik Schönfeld ging mit gelassenen, ausgreifenden Schritten auf den Weidezaun zu. Schönfeld war sehr groß, ohne dabei im geringsten massig zu wirken, obwohl er breit in den Schultern war.
»Hilf ihm«, forderte Daniela den Bruder auf.
Herwart verschränkte als Antwort die Arme vor der Brust. Es wurmte ihn maßlos, daß Schönfeld kein Wort des Tadels für ihn gehabt hatte. Seine schweigende Verachtung traf ihn viel tiefer.
»Dann eben nicht, du dummer Junge.« Daniela stieß sich von der Stallwand ab und lief hinter Frederik Schönfeld her. »Ich helfe Ihnen bei dem Zaun«, bot sie ihm an, als sie ihn erreicht hatte.
Der Mann lächelte von seiner imponierenden Länge auf sie hinab. Das Lächeln veränderte sein Gesicht völlig, ließ es jung und sehr sympathisch erscheinen. Er lächelte allerdings nur selten. »Sie haben keine Arbeitshandschuhe, gnädiges Fräulein, und außerdem ist der Umgang mit Stacheldraht nichts für eine junge Dame. Ich schaffe es auch allein. Vielen Dank für Ihr Angebot.«
»Ich ärgere mich ja so über Herwart«, stieß Daniela hervor. »Er..., ich weiß nicht, was ich von ihm denken soll. Er wußte doch, daß das Jungvieh heute nachmittag auf diese Weide soll.«
»Er hatte sicherlich etwas Besseres vor.«
»Daß Sie das so ruhig hinnehmen können«, ging Daniela in die Luft. »Ich werde Vater sagen, daß er sich Herwart einmal vornimmt. So kann es doch nicht weitergehen. Er hat Ihnen Herwart zur Ausbildung anvertraut, und wenn mein Bruder doch tut, was er will… Wie soll er dann etwas Vernünftiges lernen?« Unter dem Blick des Mannes errötete Daniela.
»Er ist klug, und eines Tages wird er schon einsehen, daß es keine Schande ist, etwas von mir zu lernen.«
»Eigentlich sind Sie gar nicht viel älter als wir, wenn man es richtig nimmt«, stellte die junge Komteß fest. »Und doch scheinen Sie irgendwie viel älter... So vernünftig. Ich rede wohl dummes Zeug, wie?« fragte sie verlegen.
»Ganz und gar nicht, gnädiges Fräulein. Sehen Sie, ich habe von Anfang an gewußt, daß ich etwas leisten muß, wenn ich es im Leben zu etwas bringen will. Ihr Herr Bruder dagegen…«
»Dem wird einmal alles in den Schoß fallen«, ergänzte Daniela von Eckwarden das, was Frederik aus Höflichkeit nicht in Worte faßte.
»Aus ihm wird auch mal ein Mann werden. Ich finde, er hat viel von Ihrem Herrn Vater.«
»Ich wünschte, Sie hätten recht.« Inzwischen waren sie bei dem Zaun angelangt, und Daniela schaute zu, wie geschickt der Mann den Draht spannte. Seine Bewegungen wirkten nicht im geringsten hastig, und doch ging ihm die Arbeit unerhört schnell von der Hand.
Herwart stand noch immer am Stall und schaute zum Himmel empor, und seine Arme waren immer noch vor der Brust verschränkt.
»Fühlen Sie sich bei uns eigentlich wohl?« stieß Daniela hervor. Als der Mann den Kopf wandte und sie kurz anschaute, errötete sie über und über. »Ich wollte es immer schon einmal fragen. Aus Ihnen wird man nämlich nicht richtig klug. Früher haben wir uns geduzt…«
»Damals waren wir Kinder.«
»Ja, das