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Pinselst (r) ich - Ein Hamburg Krimi.: Baumanns vierter Fall - Kunst kann mörderisch sein.
Pinselst (r) ich - Ein Hamburg Krimi.: Baumanns vierter Fall - Kunst kann mörderisch sein.
Pinselst (r) ich - Ein Hamburg Krimi.: Baumanns vierter Fall - Kunst kann mörderisch sein.
eBook238 Seiten2 Stunden

Pinselst (r) ich - Ein Hamburg Krimi.: Baumanns vierter Fall - Kunst kann mörderisch sein.

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Über dieses E-Book

Die Kunstgalerie am Jungfernstieg ist ein Tummelplatz der Reichen und Schönen. Auch Cassandra möchte gern dazu gehören. Die Sache hat nur einen Haken. Ihre Bilder sind die reinsten Ladenhüter und kein Galerist will sie ausstellen. Doch plötzlich wendet sich das Blatt und sie kann sich vor Aufträgen nicht retten. Aber der Ruhm hält nicht lange an. Die Schöne liegt erstochen in ihrem Atelier. In ihrer Halsschlagader steckt ein Pinsel und ausgerechnet Baumann findet sie. Gerade erst war die junge Frau neben ihnen eingezogen und gestern hatten sie noch zusammen gegrillt. Der Hauptkommissar steht unter Schock.
Im Atelier der Toten stapeln sich die Bilder. Warum arbeitete Cassandra wie eine Besessene bis zu ihrem Tod, und was hat dieser grausame Mord mit der Hansestadt Wismar zu tun?
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. Juni 2023
ISBN9783347746572
Pinselst (r) ich - Ein Hamburg Krimi.: Baumanns vierter Fall - Kunst kann mörderisch sein.
Autor

Lisa Lenardi

Lisa Lenardi, Jahrgang 1964, lebt mit ihrer Familie in Reinbek, Schleswig-Holstein. Nach Ihrem Studium der Germanistik und Kunst unterrichtet sie einige Jahre an einer Realschule. Nach einem erneuten Studium wechselt sie schließlich in den Vertrieb und später ins Management. Kurz vor ihrem 50. Geburtstag bricht sie zusammen und wird förmlich aus dem Leben gerissen. Es vergehen Monate, in denen sie versucht, aus ihrem seelischen Tief zu kriechen, aber keine Therapie schlägt nachhaltig an. Erst als sie beginnt, ihre seelischen Schmerzen, Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, gelingt es ihr, dem Leben wieder zu vertrauen. Nach langer, schwerer Krankheit schreibt sie sich Zeile für Zeile ins Leben zurück. So entsteht ihr erster Roman: „Na bitte, geht doch!“ Lisa Lenardis neues Lebensmotto lautet: „Schreiben ist meine Lebenselixier!“ Mit Ihrem Hamburg-Krimi "21 Briefe" eröffnete sie 2016 eine Serie. Inzwischen sind in dieser Reihe weiterhin erschienen: "Blutige Sonette", "Fiete und umami" und 2023 "Pinselst-r-ich". Seit 2021 erfreuen die Hamburger Kurzgeschichten "Irgendwas ist immer-Ein Kater auf Streifzug" viele Leser. Baumanns erster Fall, "21 Briefe", ist 2023 bebildert in 2. Auflage erschienen. Ebenso Lisas erstes lyrisches Werk "Gedankenwelt". 2024 wird es in der Hamburger Krimi-Serie um Hauptkommissar Klaus Baumann das erste Mal weihnachtlich. "Tote Kerzen", Baumanns Weihnachtskrimi, erscheint pünktlich zur Adventszeit.

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    Buchvorschau

    Pinselst (r) ich - Ein Hamburg Krimi. - Lisa Lenardi

    1

    Nach dem plötzlichen Tod seines Hundes war Klaus monatelang nicht ansprechbar gewesen, und selbst Viviana konnte ihm kein Lächeln ins Gesicht zaubern.

    Fiete war nach einem morgendlichen Spaziergang mit seinem Herrchen einfach zusammengebrochen und hatte sich ohne Umwege in den Hundehimmel verabschiedet. Und das nahm Klaus ihm verdammt übel.

    Baumann lief, wie jeden Morgen, als erstes in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen. Dabei schweifte sein Blick hinüber zu dem großen Foto seines Hundes, das er kurz vor dessen Tod hatte rahmen lassen. Bis heute war er nicht in der Lage davor stehen zu bleiben, um es genauer zu betrachten. Er spürte, wie sich seine Speiseröhre zusammenzog und drückte den Speichel hinunter. Nach dem dritten Schluck Wasser holte er tief Luft, drehte sich um und lenkte seine Schritte in Richtung Esszimmer.

    „Wenigstens verabschieden hättest du dich noch können, du alter Sabberkopp. Aber nee, du Flitzpiepe kippst einfach um. Erst schleichst du dich in mein Herz und dann verdünnisierst du dich. Nee, nee, dat war nich in Ordnung, Fiete. Dat war nich fair."

    Viviana stand bereits einige Minuten im Flur und hatte das ganze Prozedere beobachtet. Mittlerweile machte sie sich ernsthaft Sorgen. Klaus war nicht mehr der Alte. Selbst seine Begeisterung für das Schnüffeln, wie er seinen Job liebevoll nannte, war ihm abhandengekommen. Aber vielleicht konnten ihn seine Kollegen heute Abend etwas ablenken. Vivi freute sich auf den heutigen Grillabend, den sie kurzerhand mit Lena organisiert hatte. Baumann brummte sie nur an, als sie ihm von der Idee berichtete. Aber Vivi wäre nicht Vivi, wenn sie sich deswegen ihre Idee vermiesen lassen würde. Also ließ sie den brummigen Ehemann links liegen und setzte ihren Kopf einfach durch.

    Seit Fietes Tod war es auch auf dem Nachbargrundstück ruhig geworden. Grace, die graue Pudeldame der Nachbarin, die in der kleinen Stadtvilla neben ihnen gewohnt hatte, tobte nicht mehr mit Fiete durch den großen Garten. Beide lebten seit zwei Monaten in Bremen bei Theresas Enkelsohn.

    Viviana blickte hinüber zum hell erleuchteten Wintergarten. Cassandra schien bereits an einem neuen Bild zu arbeiten. Die neue Nachbarin, die jetzt in der Villa der alten Dame wohnte, war erst kürzlich eingezogen, und erst gestern hatte sie Cassandra mit Brot und Salz begrüßt. Die junge Künstlerin hatte sie überfreundlich empfangen und sie gleich ins Haus gezerrt. Vivi war überwältigt von dem Atelier, das Cassandra in dem weiträumigen Wintergarten eingerichtet hatte. Der lichtdurchflutete Raum sei hervorragend zum Malen geeignet, hatte sie ihr erklärt. Überall standen Staffeleien, Farben, Pinsel und übergroße Leinwände. Hölzerne Kisten stapelten sich bis hoch zur Decke und Viviana war verwundert, wie dieses zierliche Wesen das allein bewältigen konnte. Schließlich war ihren neugierigen Augen nicht entgangen, dass die Männer des Umzugsunternehmens alles nur vor dem Haus abgestellt hatten.

    Der schrille Klingelton riss sie aus ihren Gedanken und sie lugte aus dem Küchenfenster. Der Anblick zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht, sie zog den rosa Gürtel ihres Morgenmantels fester um ihre Taille und lief eilig zur Haustür.

    „Lena, komm herein. Dann zog sie ihre Kollegin dichter an sich heran und flüsterte ihr ins Ohr: „Er ist nicht gut drauf, heute Morgen.

    „Heute Morgen? Vivi, mach dir doch nichts vor. Das geht doch jetzt seit Monaten so. Wir sind doch alle traurig. Du weißt, wie sehr wir Fiete geliebt haben, aber nun muss auch mal gut sein. Alle leiden unter seiner schlechten Laune. Wir müssen Klaus heute darauf ansprechen. Das Betriebsklima ist im Keller. So können wir nicht mehr arbeiten. "

    Viviana hatte sich erschrocken an die Dielenwand gelehnt und blickte Lena mit großen Augen an. Dass er sich inzwischen noch mehr gehen ließ, konnte sie nicht wissen, denn in den vergangenen zwei Wochen hatte sie sich um eine entfernte Verwandte gekümmert und dafür ihre Überstunden abgebummelt.

    „Du hast recht, Lena. Wir müssen mit ihm reden."

    Vivi verabschiedete sich ins Bad und Lena wanderte hinüber ins Esszimmer. Klaus starrte in den Garten und schien sie nicht zu bemerken. Seine dichten Haare, die in den letzten Wochen noch mehr ergraut waren, standen auf Sturm und Lena konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Leise schlich sie sich näher an ihren Chef heran, der sie schon lange bemerkt hatte. Und gerade als sie ihn in die Seite kneifen wollte, drehte er sich blitzartig um.

    „Buh!"

    Lena riss die Hände hoch und ihrem Aufschrei folgte ein lautes Klirren.

    „Scheiße, Klette! Dat gibt Ärger."

    Kaum ausgesprochen, kam Viviana ins Esszimmer gestürmt und rief bereits von weitem: „Was ist zerbrochen und wer war das?!"

    Lena drehte sich in Zeitlupentempo um und blickte auf unzählige kobaltblaue Scherben.

    „Klaus, das war doch nicht etwa…"

    Vivi hielt die Luft an. „Nein! Nicht die!"

    Baumann nickte stumm und hob die Hand.

    „Schuldig. Ick hab Lena erschrecken wollen, Schatz. Und da isset passiert. Wie lautet Ihr Urteil, Eure richterliche Hoheit?"

    Baumann stand mit gesenktem Blick vor ihr und gluckste vor sich hin. Na, wenigstens lacht er mal wieder, dachte Vivi, aber nutzte die Chance, ihren Gatten gleich auf den richtigen Kurs zu lenken. „Zunächst einmal, stehen Sie gerade, Angeklagter."

    Baumann hob seinen mächtigen Kopf und es war nicht zu übersehen, dass hinter dieser ernsthaften Miene gleich eine Lachsalve folgen würde. Seine Nasenflügel begannen zu zucken und als Lena zu lachen begann, war auch Klaus nicht mehr in der Lage den Ernsthaften zu mimen. Er schlug sich auf die Schenkel und prustete los. Vivi versuchte ernst zu bleiben und schrie: „Ruhe. Benehmen Sie sich, Angeklagter!"

    Das hatte gewirkt. Baumann riss sich zusammen. Als auch Lena sich endlich beruhigt hatte, sprach sie im normalen Ton weiter: „Der Angeklagte wird zu guter Laune, Frohsinn und Lebenslust verurteilt. Die Geschädigte verzichtet im Gegenzug auf finanzielle Entschädigung. Sie dürfen sich jetzt noch einmal äußern, Herr Baumann. Bitte."

    Die Frauen sahen ihm an, dass er verstanden hatte, um was es eigentlich geht und warteten auf seine Antwort. Sein breiter Brustkorb hob sich und er drehte an seinem Ohrläppchen.

    „Danke, Frau Richterin. Das ist ein sehr gerechtes Urteil."

    „Das freut mich, Klaus. Aber denke daran, du bist auf Bewährung."

    Die ersten Gäste hatten auf der großen Terrasse Platz genommen und Klaus schenkte bereits Wein ein, als sein Blick an einer blonden Schönheit hängen blieb. Sie schwebte elfengleich direkt auf ihn zu.

    „Pass doch auf!" Lena war aufgesprungen und schüttelte ihre rote Bluse, um die restlichen Tropfen des Weines loszuwerden. Klaus entschuldigte sich stotternd und reichte ihr ein Tuch.

    „Sie müssen Herr Baumann sein. Danke für die Einladung. Ich bin Ihre neue Nachbarin, Cassandra Weissendorn. Aber Cassandra reicht."

    Klaus starrte auf ihr tief ausgeschnittenes, hellblaues Sommerkleid. Ihre langen blonden Haare vielen offen bis zu ihren Ellenbogen und glänzten wie Seide.

    „Ähm, ja, Klaus, ick meine, Klaus reicht auch."

    Das Blau ihrer Augen fand sich in dem ihres Kleides wieder und ihr Lächeln ließ Pole schmelzen. Das war auch Vivi aufgefallen. Schnell eilte sie herbei, schob das Kinn ihres Gatten wieder nach oben und zog ihn mit sich.

    „Wir brauchen noch Wein und Bier, Schatz und übertreib es nicht mit Frohsinn und Lebenslust, vor allem nicht mit Lust."

    „Nö, nö, aber kucken darf man doch. Gefrühstückt wird zu Hause, is doch klar, Vivi."

    Sie warf den Kopf in den Nacken und fauchte: „Das letzte Frühstück hatten wir vor drei Monaten. Kein Wunder, dass ich durchs Joggen fünf Kilo abgenommen habe. Aber warum sie bei dir gelandet sind? Keine Ahnung." Sie verdrehte die Augen und ging.

    Baumann hatte die Luft angehalten und starrte mit offenem Mund auf seine kleine Buschtrommel. Entsetzt sah er die geweiteten Knopflöcher seines neuen Hemdes, das sein Frauchen bei Policke in der Böckmannstraße erworben hatte. Vor drei Monaten hatte es perfekt gepasst. Klaus atmete tief ein, hielt aber sofort inne aus Angst es könnte ihm ein Knopf abhandenkommen. Kopfschüttelnd stellte er den Korb auf den Fußboden, mit dem er eigentlich Getränke aus dem Keller holen wollte, und stiefelte in die erste Etage.

    „Was hast du denn da an?" Viviana stand plötzlich im Schlafzimmer. Ihre Stirn war mit Falten übersät und sie blickte finster zu ihm auf.

    „Ähm, wieso?"

    „Klaus, zieh das bitte aus. Du bist fünfundfünfzig, nicht fünfundneunzig. Und deine neue Freundin kannst du mit dieser alten Strickjacke bestimmt nicht beeindrucken."

    So schnell wie sie erschienen war, ging sie wieder. Klaus sah nur noch den wippenden Saum ihres bunten Sommerkleides. „Diese Weiber. Nichts kann man ihnen recht machen. Das Hemd ist zu eng, die Jacke zu unmodern. Sonne Kacke."

    Brummend drehte er sich zum großen Kleiderschrank, schob kraftvoll die Spiegelfront des Schiebeschrankes nach rechts und schrie auf. Körperlich erstarrt folgten seine großen Augen jedoch jeder einzelnen Schraube, die sich durch die Wucht der schweren Tür gelöst hatten und jetzt über seinen Kopf hinweg auf der neuen Tagesdecke landeten. Baumann wagte nicht zu atmen. Bilder reihten sich in so einer Geschwindigkeit in seinem Kopf aneinander, dass er ihnen kaum folgen konnte. Die englische Bauanleitung, über die er fast verzweifelt wäre, seine Schweißausbrüche, als er nach drei Stunden immer noch vor den Einzelteilen dieses riesigen Monstrums stand, Vivis enttäuschte Blicke, als sie abends umringt von Brettern und Kartons ihr Bett bestiegen, aber auch die Freude am anderen Tag, als der Schiebeschrank endlich stand. Und jetzt das. Geistig erschöpft ließ er sich auf das Bett fallen und die Matratze antwortete ihm postwendend mit einem lauten Quietschen. Sein Herz sprang ihm fast aus der Brust, wenn er an Vivis enttäuschte Blicke dachte. Nein, das durfte nicht geschehen. Geistesgegenwärtig zog er sein Handy aus der Jackentasche.

    „Lena, jut dat du rangehst. Komm schnell zu mir hoch in die Schlafstube. Wat? Spinste jetzt? Man komm und frag nich so blöd. Natürlich habe ick wat an. Man, Klette! Komm!"

    Lena schob vorsichtig ihren dunklen Haarschopf durch die geöffnete Tür und sah ihren Chef kopfschüttelnd auf dem Bett sitzen.

    „Was ist los, Klaus?"

    „Ick hab Scheiße gebaut."

    Seine massige Hand zeigte auf eine der Schiebetüren, die aus der Schiene gerutscht und nun schräg auf dem Teppich stand.

    „Oh ha. Wie hast du denn das angestellt?"

    Doch Klaus winkte nur ab und zuckte gleichzeitig mit den breiten Schultern.

    „Zu viel Power, was?" Lena grinste ihn an, setzte sich aber gleich neben ihn und streichelte seine Schulter. Baumanns Kopf senkte sich auf die Brust und er fing an zu weinen.

    „Aber, Klaus. Was ist denn?"

    „Ick kann nich mehr, Klette. Allet zu viel, verstehst du?"

    „Ich weiß, Klaus. Aber jetzt lösen wir erst einmal dieses Problem. Also, was wolltest du denn aus dem Schrank holen?"

    Achselzucken.

    „Aber irgendetwas wolltest du doch."

    Jetzt erklärte er ihr das ganze Dilemma und Lena konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

    „Ja, lach nur. Ab morgen gehe ich wieder zu Fuß zum Bäcker. Seit Fietes Tod hatte ich einfach keine Lust mehr dazu. Er fehlt mir, Klette. Er fehlt mir so sehr."

    Dicke Hundetränen rollten über seine Wangen und Lena hatte mit ihren zu kämpfen. Doch dann stand sie entschlossen auf und versuchte die Tür noch ein wenig weiter nach rechts zu schieben. Es gelang. Ein Bügel nach dem anderen wechselte die Seite, bis sie endlich ein dunkelblaues Poloshirt herauszog.

    „Das ist es. Zieh das an."

    „Das ist ja langärmlig."

    Klaus, werd jetzt nicht zickig. Deine Strickjacke hat auch lange Ärmel, oder?"

    Er nickte brummig und knöpfte die graue Jacke auf. Das weiße Unterhemd strahlte. Typisch Viviana, dachte Lena. Ihre Wäsche ist ihr heilig. Bei mir sehen die weißen Sachen nach einigen Wäschen nicht mehr so schön aus.

    Klaus war gerade aufgestanden und öffnete den Ledergürtel als Vivi den Raum betrat und mit weit geöffnetem Mund im Türrahmen stoppte. Ihr weit ausgeschnittenes rotgeblümtes Sommerkleid zeigte zwei wohlgeformte, braungebrannte Brüste. Nachdem sie ihre Hochzeitsreise nach Dubai leider absagen mussten, da Klaus sich strikt geweigert hatte ein Flugzeug zu besteigen, musste es aber die Nordsee sein. Auch wenn sie sich jeden Tag sein Palavern anhören musste, dass ständig das Wasser weg wäre, hatte sie diesen Urlaub sehr genossen, vor allen ihren großen Strandkorb, den auch Klaus, nach anfänglichem Mosern, überaus bequem fand. Außerdem kamen sie, dank der neuen Creme zu toller Bräune, ohne einen Sonnenbrand zu riskieren.

    Viviana stand schwer atmend immer noch in der Tür und Lena sah, wie sich die Augen ihrer Freundin mit Tränen füllten. Erst jetzt wurde ihr klar, wie man diese Situation, in der sie Klaus und sie in der Schlafstube ertappte, verstehen konnte. Schnell ging sie einen Schritt auf Vivi zu und sagte lächelnd: „Ich helfe ihm nur ein passendes Oberteil zu finden, was auch deinen Ansprüchen genügt. Er ist verzweifelt, weil er dir nichts recht machen kann."

    Ihre Freundin sah sie entsetzt an. „So, so, man kann mir also nichts recht machen."

    Lena streichelte ihren Arm und flüsterte: „Du bist manchmal schon sehr resolut. Ich wollte ihm doch nur helfen. Dann sagte sie laut: „Schau mal, das habe ich herausgesucht. Wie findest du das?

    Viviana holte tief Luft, schob Lena beiseite und baute sich auf Zehenspitzen vor dem schweigsamen Baumann auf. Trotzdem war er immer noch mindestens einen halben Kopf größer und lächelte auf sie herunter.

    „Nun gib mir schon endlich einen dicken Kuss, du alter Brummbär."

    Das Schmatzen war nicht zu überhören und der darauffolgende Aufschrei erst recht nicht. Vivis rosa geschminkte Lippen zitterten und die ganze schöne Sommerbräune schien im Nirwana zu verschwinden.

    „Was…? Sie hielt sich am nackten Oberarm ihres Mannes fest und holte tief Luft. Klaus schwankte, nicht wegen der zarten Person an seiner Seite, sondern weil sein Nervenkostüm kurz vor dem Zerbersten stand. Er versuchte eine Erklärung: „Ick wollte schnell wat anderes anziehen und…

    „Sprich hochdeutsch!"

    Lenas Augen funkelten, aber nicht vor Freude. Sie war genervt. Ihre Freundin hatte sich in den letzten Monaten nicht zu ihrem Vorteil verändert. Empathie schien ihr völlig abzugehen und damit konnte Lena überhaupt nicht umgehen.

    „Viviana, es reicht!"

    Blitzartig griff sie nach Vivis Arm und zerrte sie aus dem Raum. Baumann stand immer noch bewegungslos vor dem Bett und verfolgte die Frauen nur mit den Augen. Laute Worte drangen an seine Ohren, aber er konnte den Inhalt nicht verstehen. Eines war jedoch sicher. Lena redete. Seine Frau schwieg. Kurz darauf betraten beide wieder das Schlafzimmer und Klaus starrte Vivi erstaunt an, als sie mit Tränen in den Augen auf ihn zukam und zärtlich seinen Bauch streichelte.

    „Entschuldige. Ich bin manchmal eine ganz schöne Zicke, was?"

    Baumann wurde wach und begann zu lächeln. „Schön auf jeden Fall. Zicke aber auch."

    Dann zog er sie an sich, hob sie ein Stück nach oben und küsste sie.

    „So, ihr beiden Turteltäubchen. Dann kann ich ja gehen und das mit dem Schrank klären wir später mit den Jungs. Zusammen kriegen wir das wieder hin. Ich gehe nach unten und schau mal, was meine Kebabs machen. Wenn die Männer noch ein Bier hatten, ist der Grill vielleicht ohne Aufsicht. Ich mag die Teile gerne knusprig, aber nicht verbrannt."

    Lena zwinkerte beiden zu und ging.

    2

    Nachdem die Kollegen mit vereinten Kräften den riesigen Kleiderschrank repariert hatten, musste dieser natürlich begossen werden. Also wurde noch ein weiterer Kasten Bier aus dem Keller geholt und die Mädels gönnten sich eine weitere Flasche Prosecco. Auch Cassandra war noch geblieben und

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