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Große Träume, gebrochene Herzen: Arztroman Sammelband 3 Romane
Große Träume, gebrochene Herzen: Arztroman Sammelband 3 Romane
Große Träume, gebrochene Herzen: Arztroman Sammelband 3 Romane
eBook321 Seiten4 Stunden

Große Träume, gebrochene Herzen: Arztroman Sammelband 3 Romane

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Arzt-Romane

von A.F.Morland:

Stirb nicht an gebrochenem Herzen

Der Tag, an dem sie ihr Lachen verlor

Und mein Traum vom Fußballspielen?

Kim Wolff, das bezaubernde Fotomodell, ist überglücklich: Sie ist das neue Coco-Mädchen! Schon bald wird ihr Bild auf allen Produkten der bekannten Kosmetikfirma zu sehen sein! Ein Traum wird Wirklichkeit! Doch Kim hat nicht mit der Eifersucht einer alternden Frau gerechnet, die voller Hass und Neid ist. Und die, von falschem Ehrgeiz zerfressen, einen teuflischen Plan schmiedet ...
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum24. Sept. 2020
ISBN9783745213393
Große Träume, gebrochene Herzen: Arztroman Sammelband 3 Romane
Autor

A. F. Morland

A. F. Morland schrieb zahlreiche Romane und ist der Erfinder der Serie Tony Ballard.

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    Buchvorschau

    Große Träume, gebrochene Herzen - A. F. Morland

    Große Träume, gebrochene Herzen: Arztroman Sammelband 3 Romane

    A.F.Morland

    Dieser Band enthält folgende Arzt-Romane

    von A.F.Morland:

    Stirb nicht an gebrochenem Herzen

    Der Tag, an dem sie ihr Lachen verlor

    Und mein Traum vom Fußballspielen?

    Kim Wolff, das bezaubernde Fotomodell, ist überglücklich: Sie ist das neue Coco-Mädchen! Schon bald wird ihr Bild auf allen Produkten der bekannten Kosmetikfirma zu sehen sein! Ein Traum wird Wirklichkeit! Doch Kim hat nicht mit der Eifersucht einer alternden Frau gerechnet, die voller Hass und Neid ist. Und die, von falschem Ehrgeiz zerfressen, einen teuflischen Plan schmiedet ...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author / COVER EDHAR YURALAITS

    © dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Stirb nicht an gebrochenem Herzen!

    Arztroman von A. F. Morland

    Apathisch lag Anuschka in ihrem Bett auf der Intensivstation. Sie schien nichts von dem, was um sie herum vor sich ging, wahrzunehmen.

    Glanzlos schauten ihre schönen Augen zur Decke hoch - sogar dann, wenn Dr. Kayser sie besuchen kam. Dem Grünwalder Arzt zerriss es das Herz. Was war nur aus der lebensfrohen, glücklichen und hoffnungsfrohen Anuschka geworden ... ein unglückliches Wesen, das den Verlust des geliebten Mannes einfach nicht verkraften konnte. Anuschka drohte an gebrochenem Herzen zu sterben, wenn nicht ein Wunder geschah ...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © by Author

    © dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1

    Als Daniela Bethmann die Grünwalder Arztpraxis betrat, leuchteten Schwester Gudruns Augen merklich auf. Dr. Kaysers korpulente Sprechstundenhilfe mochte die attraktive Witwe, die soeben zur Tür hereinkam, sehr.

    „Frau Bethmann, lächelte Gudrun freundlich, „schön, Sie zu sehen. Ham Se ’n jesundheitliches Problem?

    Die fünfundfünfzigjährige Patientin hob die Schultern. „Ich hoffe nicht. Dr. Kayser soll sich nur mal wieder meinen Blutdruck ansehen."

    „Wie jeht’s denn so zu Hause?", erkundigte sich Dr. Kaysers grauhaarige Helferin.

    Daniela Bethmann, wie immer todschick gekleidet, seufzte. „Es ist ziemlich still geworden, seit mein Mann nicht mehr lebt." Sie war mit dem bekannten Dirigenten und Komponisten Robert Bethmann verheiratet gewesen.

    Die ganze Welt hatte sie mit ihm bereist. Überall hatte man sich um den Maestro und seine elegante Gattin gerissen. Partys, Galas, Wohltätigkeitsveranstaltungen.

    Das Ehepaar Bethmann hatte sich der Einladungen nicht erwehren können. Seit Robert Bethmann vor zwei Jahren einem tückischen Krebsleiden erlegen war, kümmerte sich kaum noch jemand um seine Witwe, die ihr ganzes Leben hindurch im Schatten des großen Künstlers gestanden hatte.

    „Er war so’n jenialer Mensch, sagte Schwester Gudrun. „Empfindsam, musisch und begnadet. Een Jammer, dat er schon so früh jehen musste. Ick hab’ fast alle Platten von ihm zu Hause, und in janz besonderen Mußestunden hör’ ick sie mir an.

    Daniela Bethmann nickte versonnen. All die vielen Freunde, die mir am offenen Grab bewegt die Hand gegeben, mich getröstet und mir versprochen haben, sie würden immer für mich da sein. Wo sind sie heute? Wenn ich sie anrufe, haben sie kaum Zeit für mich - oder sie lassen sich gar von ihren Sekretärinnen verleugnen. Wir leben in einer hektischen, gefühlskalten, verlogenen Zeit, in der echte Freundschaften kaum noch zählen. Finanziell hatte Daniela Bethmann keine Sorgen. Nur die soziale Komponente ihres Lebens ließ derzeit sehr zu wünschen übrig - aber sie sah ein Licht am Ende des Tunnels ...

    Anuschka hieß dieses Licht - Anuschka Koch. Sie war herzerfrischende zweiundzwanzig Jahre jung und Daniela Bethmanns Nichte. Die Tochter ihres Bruders Elmar, mit dem sie nicht gerade eine innige Liebe verband, aber dafür liebte sie Anuschka umso mehr.

    Schwester Gudrun schob die Witwe zum Blutdruckmessen ein.

    Dr. Sven Kayser stellte einen Normalwert von 153/93 fest. „Damit können wir sehr zufrieden sein", sagte der Allgemeinmediziner.

    Er musterte seine Patientin eingehend. Sie hatte sehr lange unter dem Verlust des geliebten Mannes gelitten, doch nun schien sie Robert Bethmanns Tod endlich überwunden zu haben. Sie hatte schon lange nicht mehr so beruhigend gesund ausgesehen. Dr. Kayser sagte ihr das, und sie freute sich darüber.

    „Ich vermisse Robert noch immer sehr, sagte Daniela nun, „aber man kann nicht ewig trauern. Sie presste kurz die Lippen zusammen. Dann fuhr sie leise fort: „Es mag ebenso grausam wie banal klingen, doch es ist eine Tatsache: Das Leben geht weiter."

    Sven Kayser nickte. „Und niemand hat das Recht, sich diesem Leben zu verschließen, wenn er den liebsten Menschen auf der Welt verloren hat, sagte er sehr ernst und dachte dabei an seine Lebenspartnerin Solveig Abel, über deren tragisches Ende er ebenfalls nur sehr schwer hinweggekommen war. „Der Tod ist grausam, erklärte er bitter. „Er schlägt tiefe Wunden, die nur sehr langsam heilen, in unsere Seelen. Ich weiß, wie das ist."

    Nun nickte auch die Patientin. Sie hatte die Besitzerin des Wald-Hotels sehr gut gekannt. „Es tut jeden Tag ein bisschen weniger weh - und schließlich hört der Schmerz ganz auf."

    Dr. Kayser legte die Manschette des Blutdruckmessgerätes beiseite. „Aber bestimmte Ereignisse oder Erinnerungen können ihn jederzeit wieder aufflammen lassen."

    „Leben heißt leiden." Es klang sehr negativ, wie Daniela Bethmann dies sagte.

    „Zum Glück nicht immer", erwiderte Dr. Kayser, der geborene Optimist.

    „Aber sehr oft, sagte die Witwe. Sie erhob sich. „Ich habe vor, meinem verstorbenen Mann ein Denkmal zu setzen.

    „In welcher Form?", fragte Dr. Kayser interessiert. Er stand ebenfalls auf.

    „Ich werde ein Buch über ihn herausbringen."

    „Das ist eine sehr gute Idee", befand Sven Kayser.

    „Mit sehr vielen Bildern, sagte Frau Bethmann. „Auch aus dem privaten Bereich, die noch niemand kennt. Mit vielen Erinnerungen und Anekdoten.

    „Diese Arbeit wird Sie hoffentlich nicht zu sehr belasten."

    „Vor einem Jahr hätte ich sie noch nicht in Angriff nehmen können, doch nun fühle ich mich stark genug, sie zu bewältigen."

    „Haben Sie schon einen Verleger? Daniela Bethmann nickte. „Nikolaus Hassel. Er war es, der an mich herantrat und mich fragte, ob ich so etwas machen möchte. Ich habe sofort ja gesagt, weil ich finde, dass ich meinem Robert das schuldig bin. Es wurde in all den Jahren seines Wirkens sehr viel über ihn geschrieben. Vieles davon war nicht wahr. Ich bin die Einzige, die das alles korrigieren und den Menschen sagen kann, wie der viel gefeierte Maestro wirklich war.

    „Es wird wohl sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, ein solches Werk auf die Beine zu stellen."

    „Herr Hassel drängt mich nicht. Es ist kein Termin festgesetzt, zu dem ich fertig sein muss. Außerdem wird mir meine Nichte zur Hand gehen."

    „Anuschka?", fragte Dr. Kayser.

    „Erinnern Sie sich noch an sie?"

    „Sie war ein hübscher Teenager, als sie mit ihren Eltern nach Hannover zog", sagte der praktische Arzt.

    „Hübsch ist sie noch immer. Aber inzwischen ist sie zweiundzwanzig geworden."

    Sven Kaysers Augen weiteten sich. „Zweiund... Er schüttelte den Kopf. „Meine Güte, wie die Zeit vergeht.

    „Ja. Leider. Das Gerechte an der Sache ist bloß, dass sie für keinen von uns stehen bleibt. Sie behandelt alle Menschen gleich - ohne Ansehen der Person -, ist gnadenlos und unbestechlich."

    Die Witwe gab dem Grünwalder Arzt die Hand. „Wenn Sie Anuschka wiedersehen möchten, kommen Sie doch zum Kaffee."

    „Sehr gern, wenn es sich einrichten lässt. Ich rufe Sie vorher an."

    Die Patientin verließ das Sprechzimmer. Von nebenan trat Marie-Luise Flanitzer, Dr. Kaysers zweite Assistentin, ein - halb so alt und halb so schwer wie Schwester Gudrun.

    Sie sah die Patientin hinausgehen, stellte den Kaffee, den sie gekocht hatte, auf Svens Schreibtisch und fragte: „War das Daniela Bethmann?"

    Dr. Kayser nickte. „Sie wird ein Buch über ihren Mann herausbringen."

    „Sehr gut, dann weiß ich schon, was ich Schwester Gudrun Weihnachten schenken werde."

    „Vorausgesetzt, das Buch ist bis dahin auf dem Markt."

    „Das Jahr ist doch noch jung. Wir haben gerade erst Frühling."

    „Frau Bethmann will Qualität abliefern. Da wird sie sich bestimmt nicht hetzen", sagte Dr. Kayser und bedankte sich für den Kaffee.

    Zwölf war Anuschka gewesen, als die Familie Koch nach Hannover übersiedelte. Elmar Koch hatte da eine marode Firma übernommen, die medizinisch-technische Geräte herstellte.

    In nur zwei Jahren hatte er das Unternehmen aus den roten Zahlen und in die Gewinnzone gebracht. Eine Leistung, der man Respekt zollen musste.

    Sven sah die kleine Anuschka vor sich. Schmal war sie gewesen - und scheu. Es war ihm nicht leichtgefallen, ihr Vertrauen zu gewinnen. Wie sie heute wohl aussehen mochte? Der Grünwalder Arzt riss sich von seinen Gedanken los und bat Marie-Luise Flanitzer, den nächsten Patienten hereinzuschicken.

    Indessen fuhr Daniela Bethmann nach Hause. Hans-Christoph Rehberg, ihr Verwalter, stand ihr zumeist auch als Chauffeur zur Verfügung, doch heute hatte sie ihm frei gegeben und war selbst zu Dr. Kayser gefahren, um nicht aus der Übung zu kommen. Sie wohnte feudal in einem wunderschönen Haus, das von einem meisterhaft gepflegten Garten umgeben war. Der kurz gehaltene Rasen war so dicht wie ein wertvoller Teppich.

    Stille herrschte in dem großen Gebäude, als die Witwe es betrat. Kaum zu glauben, dass es früher ziemlich oft zum Bersten voll war, dachte Daniela Bethmann. Gott, was hatten ihr Mann und sie hier früher für unvergessliche rauschende Feste gegeben! Und heute kann man hier einen Floh husten hören, ging es der deprimierten Frau durch den Sinn.

    Sie machte der Stille den Garaus, indem sie das Radio aufdrehte. Anschließend zog sie sich um, nahm sich einen alkoholfreien Drink und holte die Packung mit den Antistax-Kapseln, die sie seit einiger Zeit regelmäßig nahm. Das Präparat mit der Kraft des roten Weinlaubes förderte die Durchblutung, straffte die Venen und linderte den Druck, den sie früher häufig in den Beinen gehabt hatte.

    Seit sie Antistax für sich entdeckt hatte, gehörten geschwollene und schwere Beine der Vergangenheit an. Angeblich hatten Winzer nur deshalb so sprichwörtlich gesunde Beine, weil im Rotwein und ganz besonders im roten Weinlaub ein Wirkstoff enthalten ist, der geeignet ist, Venenleiden zu verhindern. Es gab Antistax als Tropfen, in Kapseln und als Creme. Daniela Bethmann hatte sich für die Kapseln entschieden, weil sie diese überall und jederzeit problemlos einnehmen konnte. Als sie eine Kapsel schlucken wollte, läutete das Telefon. Am andern Ende war Nikolaus Hassel, der Verleger.

    „Hallo, meine Liebe, wie geht es Ihnen?", erkundigte er sich liebenswürdig.

    „Danke, antwortete die attraktive Witwe. „Ich kann zurzeit nicht klagen.

    „Das hört man gern."

    „Wie gehen die Geschäfte?"

    „Zufriedenstellend. Wenn da nicht ein paar zickige Autoren wären, die mich permanent ärgern, wäre ich ein glücklicher Mensch. Haben Sie mit Ihrem Buch schon angefangen?"

    „Noch nicht."

    „Hat keine Eile", versicherte er rasch.

    „Ich habe mir natürlich schon einige Gedanken notiert", verriet Daniela Bethmann dem Verleger.

    „Wenn Sie mit mir darüber reden möchten - ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung", sagte Nikolaus Hassel.

    „Es ist noch nichts so weit ausgereift, dass es sich lohnt, sich darüber zu unterhalten."

    „Wenn Sie jemanden brauchen, der Ihnen zur Hand geht ..."

    „Das ist nicht nötig, sagte Daniela Bethmann. „Meine Nichte wird so nett sein, mir zu helfen. Sie kommt in den nächsten Tagen nach München und bleibt so lange, bis die ganze Arbeit getan ist. Ich freue mich schon sehr auf sie. Endlich kommt wieder Leben in dieses Haus.

    „Ich hoffe, ich darf Ihre Nichte mal kennenlernen", sagte Hassel.

    „Ich habe nichts dagegen."

    Nach diesem Gespräch kehrte sie zu ihrem alkoholfreien Drink zurück, kam aber wieder nicht dazu, eine von ihren Antistax-Kapseln zu schlucken, weil das Telefon erneut anschlug. Seufzend kehrte sie um.

    „Ist da noch etwas, das Sie loswerden möchten?", fragte sie in der Annahme, sie hätte noch einmal Nikolaus Hassel an der Strippe.

    „Hallo, Tantchen, hier spricht deine Lieblingsnichte", kam es vergnügt durch die Leitung.

    „Oh, Anuschka."

    Anuschka Koch lachte. „Wen dachtest du in der Leitung zu haben?"

    „Herrn Hassel."

    „Den Verleger? Treibt er dich an?"

    „Er weiß, dass das keinen Zweck hätte, deshalb tut er es erst gar nicht. Ich habe für das Buch so viel Zeit, wie ich möchte."

    „Dann ist es gut, sagte Anuschka. „Wir werden den Menschen, die Robert Bethmann geliebt haben, ein sehr wertvolles Geschenk machen. Und wir werden so gut und sorgfältig wie möglich arbeiten.

    „Steht inzwischen fest, wann genau du nach München kommen wirst?"

    „Ja, Tantchen, deshalb rufe ich dich an. Hast du Bleistift und Papier zur Hand?"

    „Nein. Augenblick." Daniela Bethmann legte den Telefonhörer neben den Apparat, holte einen Kugelschreiber und einen Notizblock und kehrte an den Apparat zurück.

    Ihre Nichte nannte den Tag und die voraussichtliche Zeit ihrer Ankunft. Auch die Nummer des Zuges wusste sie. Daniela Bethmann schrieb alles auf und sagte: „Ich kann es kaum erwarten, dich in meine Arme zu schließen, Liebes."

    „Ich freue mich ebenfalls schon sehr, dich wiederzusehen, Tantchen."

    Vor zwei Jahren - kurz nach dem Tod ihres Mannes - war Daniela Bethmann in Hannover gewesen. Es zog sie nicht zu ihrem Bruder, der so völlig anders war als sie.

    Elmar Koch hatte wenig Liebenswertes an sich. Er war ein harter, rücksichtsloser Geschäftsmann, stets auf den eigenen Vorteil bedacht. Skrupel kannte er nicht. Wenn er sich ein Ziel gesteckt hatte, ging er über Leichen, um es zu erreichen. Daniela Bethmann hatte sich schon oft gefragt, ob Elmar wirklich ihr leiblicher Bruder war, oder ob man ihn kurz nach der Geburt auf der Säuglingsstation vertauscht hatte. So etwas sollte ja schon vorgekommen sein.

    „Soll ich Paps von dir grüßen?", erkundigte sich Anuschka.

    „Meinetwegen", gab Daniela Bethmann nicht gerade euphorisch zur Antwort.

    2

    „Ich soll dich von Tante Daniela grüßen", sagte Anuschka, als ihr Vater am Abend nach Hause kam.

    Sie trug ein hübsches Leinenkleid - dezent gemustert, dezent ausgeschnitten. Ihr schulterlanges blondes Haar umrahmte ein sanftes Engelsgesicht.

    Elmar Koch stellte seinen Aktenkoffer ab und gab seiner Tochter einen flüchtigen Kuss. „Hast du sie angerufen?"

    „Ja."

    „Wozu?"

    „Um ihr zu sagen, wann ich nach München komme."

    Elmar Koch zog die Nase kraus. Anuschka sah ihm überhaupt nicht ähnlich, und das war gut so, denn er war kein schöner Mensch.

    Er hatte dicke Tränensäcke unter den Augen, war übergewichtig, hatte schütteres Haar und große, abstehende Ohren. Dass er dennoch bei den Frauen ankam, lag in der Tatsache, dass ihn sein vieles Geld attraktiv machte.

    „Es wäre besser, du würdest hierbleiben", brummte er, ging zur fahrbaren Hausbar und nahm sich, wie jeden Abend, einen Entspannungsdrink.

    „Tante Daniela braucht meine Hilfe", erwiderte Anuschka.

    Elmar Koch winkte ab. „Ach was, das Buch ist doch bloß ein Vorwand, dich nach München zu locken. Daniela hat das Alleinsein satt. Wenn sie wirklich nicht ohne Hilfe auskäme, würde ihr mit Sicherheit der Verlag jemanden zur Verfügung stellen." Anuschka musterte ihren Vater.

    „Darf ich dich was fragen, Paps?"

    „Schieß los."

    „Liebst du deine Schwester?"

    „Ob ich meine Schwester liebe? Was ist denn das für eine merkwürdige Frage? Selbstverständlich liebe ich Daniela!"

    „Man merkt aber nichts davon."

    Elmar Koch trank einen Schluck. „Liebe Güte, was erwartest du von mir? Dass ich Daniela täglich Blumen schicke? Ich liebe sie auf meine Weise, und ich bin froh, dass wir so weit voneinander entfernt leben, weil ich es nicht ertragen könnte, sie ständig hier um mich zu haben. Wir haben völlig unterschiedliche Ansichten, sind so gut wie nie einer Meinung. Wenn sie in Hannover wohnen würde, würden wir uns permanent zanken."

    „Wann hast du sie zum letzten Mal angerufen?", wollte die junge Frau wissen.

    Elmar Koch zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht. Er sah seine Tochter an. „Wozu soll ich sie anrufen? Ich habe ihr nichts zu sagen. Und was sie mir zu erzählen hat, interessiert mich nicht die Bohne.

    „Vermisst du sie nicht manchmal?"

    „Nein. Elmar Koch schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht. Ich weiß, dass sie da ist. Das genügt mir. Sie hat eine Menge Geld. Also brauche ich mir um sie keine Sorgen zu machen und kann mich hier voll auf meine Arbeit konzentrieren.

    Kaum zu glauben, dass sie Bruder und Schwester sind, dachte Anuschka. Wenn ich einen Bruder hätte, würde ich nicht zulassen, dass wir so zueinander sind wie Paps und Tante Daniela.

    „Hör zu, Kleines, sagte ihr Vater, „du musst mir etwas versprechen.

    „Was?"

    „Dass du nichts von deiner Tante annimmst."

    „Wie meinst du das?"

    „Sie wird versuchen, dich zu beeinflussen, erklärte Elmar Koch. „Daniela ist eine verschrobene Frau mit weltfremden Ansichten.

    „Das finde ich nicht", widersprach Anuschka ihrem Vater.

    „Ich kenne sie besser als du. Lass dir von ihr keine Flausen in den Kopf setzen."

    „Ich glaube nicht, dass sie das tun wird."

    „Oh, sie wird. Sie wird. Elmar Koch leerte sein Glas. „Wenn ich dich davon abhalten könnte, nach München zu fahren, würde ich es tun, weil ich nämlich finde, dass dein Platz hier ist.

    „Bei dir?"

    „Nicht bei mir, sondern an der Seite deines Verlobten."

    „Ich bin mit Max nicht verlobt", widersprach Anuschka ernst.

    „Aber so gut wie. Ihr seid einander versprochen."

    „Weil du das mit Max’ Vater so vereinbart hast."

    „Ich hätte das nicht getan, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass du es bei Max Thaler gut haben wirst", behauptete Elmar Koch.

    „Du hast es getan, weil Max’ Vater ebenfalls medizinisch-technische Geräte herstellt und weil du eine Fusion mit der Firma Thaler anstrebst", entgegnete Anuschka nüchtern.

    Ihr Vater zog die Augenbrauen unwillig zusammen und sagte polternd: „Herrgott noch mal, was unterstellst du mir denn da? Bin ich in deinen Augen ein herzloses Monster? Sicher, der Zusammenschluss unserer Unternehmen würde viele Probleme aus der Welt schaffen. Wir wären keine Konkurrenten mehr, würden künftig am selben Strang ziehen und zu einem der größten Anbieter des Landes werden, aber eine solche Fusion stelle ich doch nicht über das Glück meines einzigen Kindes! Du verstehst dich doch gut mit Max Thaler, oder etwa nicht?"

    „Ich sehe ihn selten."

    „Er hat viel zu tun, ist seinem Vater eine wertvolle Hilfe."

    „Er ist ein Workaholic."

    „Es ist keine Schande, fleißig zu sein."

    „Das stimmt, aber wenn der Arbeitseifer zur Sucht wird, wird es bedenklich, sagte Anuschka. „Mein... Verlobter hat fast nie Zeit für mich. Er wird mich kaum vermissen, wenn ich in München bin.

    „Nach der Fusion kommen für Max ruhigere Tage, sagte Elmar Koch, „das kann ich dir heute schon versprechen. Max wird dann alles nachholen, wozu er im Moment nicht kommt. Alle, die euch kennen, sagen, dass ihr ein hübsches Paar und wie geschaffen füreinander seid.

    Anuschka erwiderte nichts, aber sie dachte: Ich weiß nicht, ob Max der Richtige für mich ist, Paps. Wir haben so wenig Zeit, es herauszufinden. Wie soll ich mich für den Rest meines Lebens an einen Mann binden, der mir fast fremd ist und vielleicht immer fremd bleiben wird?

    Einen Tag vor ihrer Abreise aß sie mit ihrem Fast-Verlobten in einem teuren Restaurant zu Abend. Max Thaler - ihm fehlten noch zwei Jahre auf den Dreißiger - trug einen mitternachtsblauen Anzug und sah wie aus dem Ei gepellt aus.

    Dunkles Haar, scharf geschnittene Gesichtszüge, herrlich schlank - ein Traummann ohne Makel auf den ersten Blick. Er gefiel den Frauen, der Achtundzwanzigjährige.

    Eigentlich hätte Anuschka das schmeicheln sollen, aber das tat es nicht. Sie war nicht stolz darauf, mit einem Mann zusammen zu sein, dem andere Frauen heimlich bewundernde und interessierte Blicke zuwarfen.

    Nach dem sechsgängigen Menü sagte Max: „Nun ist es also so weit. Du wirst mich morgen verlassen."

    „Ich werde dich nicht verlassen, widersprach Anuschka. „Ich werde lediglich nicht mehr in Hannover, sondern in München sein.

    Max nahm ihre Hand. „Ich werde dich vermissen."

    „Wir sehen einander doch auch so nicht allzu oft."

    „Bisher hatte ich aber immer das beruhigende Gefühl, dich jederzeit sehen zu können, wenn mir danach war."

    „München befindet sich auf keinem anderen Planeten. Du kannst mich besuchen, wann immer du willst."

    Max’ Daumen strich sanft über ihren Handrücken. „Ich fürchte, dafür wird die Zeit nicht reichen. Du weißt, wie viel ich um die Ohren habe. Mein Vater ist nicht der Gesündeste. Ich muss ihn entlasten, wo ich kann."

    Der Kellner ging an ihrem Tisch vorbei. Anuschka entzog ihrem Begleiter die Hand, als wäre es ihr peinlich, in aller Öffentlichkeit von ihm gestreichelt zu werden.

    „Wir werden so oft wie möglich miteinander telefonieren, versprach Max. Er lachte. „Die Telekom wird sich an uns dumm und dämlich verdienen.

    „Bist du eigentlich für oder gegen eine Fusion der Firmen Thaler und Koch?", wechselte Anuschka unvermittelt das Thema.

    „Ich bin selbstverständlich - wie unsere Väter - dafür, antwortete Max, ohne nachzudenken. „Und du?

    Anuschka gab ihm darauf keine Antwort. „Wird das nicht zwangsläufig zu Kompetenzstreitigkeiten führen?", fragte sie stattdessen.

    Max schüttelte überzeugt den Kopf. „Nicht, wenn vorher haarklein festgelegt wird, wer wo was zu sagen und zu verantworten hat."

    Anuschka lächelte. „Mein Vater ist eine Führernatur. Er kommandiert andere gern herum."

    „Wir werden seine und unsere Grenzen vertraglich

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