Wem gehört der Gundlach-Hof?: Der Bergpfarrer 305 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Was will Robert Erlander von Claudia Trenker? Der reiche Gast im »Löwen« stellt überall Erkundigungen nach ihr an: in St. Johann, bei ihrer Arbeitsstelle … Was bezweckt er damit? Sebastian Trenker sorgt sich um seine Schwägerin, denn Erlander deutet an, dass es einen dunklen Punkt in der Vergangenheit der Journalistin geben könnte! Was wird noch auf Claudia Trenker und ihre kleine Familie zukommen? »Grüß Gott, gnädige Frau.« Eberhard Wendler, der Bürgermeister von Engelsbach lächelte devot und küsste der rothaarigen Frau die Hand. Patricia Vangaalen nickte kurz und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Der stand im Restaurant ›Bacchus‹, in der Kreisstadt, in einem kleinen Raum, der für diskrete Zusammenkünfte gemietet werden konnte. Und dieses Treffen war diskret! Sollte es unbedingt sein, denn weder in Engelsbach, noch in St. Johann durfte jemand etwas davon erfahren, dass die mehrfache Milliardärin und der Bürgermeister des zweitgrößten Dorfes im Wachnertal sich hier trafen! Patricia Vangaalen war ebenso reich, wie attraktiv. Ihr feuerrotes Haar umgab das aparte Gesicht wie eine Löwenmähne, und die rasanten Formen ihrer Figur konnten einen Mann schon sehr intensiv von ihr träumen lassen. Allerdings war Patricia nicht das Spielzeug, das so mancher in ihr sehen wollte, sondern eine knallharte Geschäftsfrau. Indes merkten diejenigen, die mit ihr zu tun hatten, es meistens erst, wenn es zu spät war. Ohne jeden Skrupel setzte sie ihre Interessen durch und kannte dabei weder Freund noch Feind, wenn es um ihren Vorteil ging. Geschäftlich war auch diese Zusammenkunft, und es ging dabei um viel. »Nun setzen Sie sich endlich«
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Wem gehört der Gundlach-Hof? - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 305 –
Wem gehört der Gundlach-Hof?
Eine junge Frau braucht dringend Hilfe
Toni Waidacher
Was will Robert Erlander von Claudia Trenker? Der reiche Gast im »Löwen« stellt überall Erkundigungen nach ihr an: in St. Johann, bei ihrer Arbeitsstelle … Was bezweckt er damit? Sebastian Trenker sorgt sich um seine Schwägerin, denn Erlander deutet an, dass es einen dunklen Punkt in der Vergangenheit der Journalistin geben könnte! Was wird noch auf Claudia Trenker und ihre kleine Familie zukommen?
»Grüß Gott, gnädige Frau.«
Eberhard Wendler, der Bürgermeister von Engelsbach lächelte devot und küsste der rothaarigen Frau die Hand.
Patricia Vangaalen nickte kurz und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Der stand im Restaurant ›Bacchus‹, in der Kreisstadt, in einem kleinen Raum, der für diskrete Zusammenkünfte gemietet werden konnte.
Und dieses Treffen war diskret! Sollte es unbedingt sein, denn weder in Engelsbach, noch in St. Johann durfte jemand etwas davon erfahren, dass die mehrfache Milliardärin und der Bürgermeister des zweitgrößten Dorfes im Wachnertal sich hier trafen!
Indes sollte diese Heimlichtuerei keine Liebesaffäre verschleiern, wenngleich Eberhard Wendler zugeben musste, dass er beim Anblick der Frau schon erheblich ins Wanken geraten könnte, was seine eheliche Treue betraf …
Patricia Vangaalen war ebenso reich, wie attraktiv. Ihr feuerrotes Haar umgab das aparte Gesicht wie eine Löwenmähne, und die rasanten Formen ihrer Figur konnten einen Mann schon sehr intensiv von ihr träumen lassen. Allerdings war Patricia nicht das Spielzeug, das so mancher in ihr sehen wollte, sondern eine knallharte Geschäftsfrau. Indes merkten diejenigen, die mit ihr zu tun hatten, es meistens erst, wenn es zu spät war. Ohne jeden Skrupel setzte sie ihre Interessen durch und kannte dabei weder Freund noch Feind, wenn es um ihren Vorteil ging.
Geschäftlich war auch diese Zusammenkunft, und es ging dabei um viel.
»Nun setzen Sie sich endlich«, sagte Patricia zu Wendler. »Champagner?«
Sie trank selten etwas anderes.
Der Bürgermeister nickte, obwohl ihm, als gestandenem bayrischem Mannsbild, ein Bier lieber gewesen wäre. Doch die Frau ihm gegenüber schüchterte ihn ein, und er wollte doch einen guten Eindruck auf sie machen. Ein Mann von Welt wollte Eberhard Wendler sein!
Patricia Vangaalen hatte einem Kellner, der abwartend an der Seite stand, einen Wink gegeben, woraufhin der Mann an den Tisch eilte, zwei Gläser einschenkte und sich dann diskret entfernte, nachdem er auf die Klingel aufmerksam gemacht hatte, die sich an der Wand hinter der Gastgeberin befand, und mit der er jederzeit gerufen werden konnte. Die Investorin prostete dem Bürgermeister zu.
»Auf gutes Gelingen.«
»Zum Wohl, gnädige Frau«, entgegnete Wendler und trank.
Das Prickeln in der Kehle war eher unangenehm, er war eben Biertrinker. Dennoch tat er es der Frau gleich und leerte das Glas in einem Zug. Patricia griff sofort zu der Flasche, die in einem Eiskübel auf dem Tisch stand, und schenkte nach.
»Wie sieht es aus?«
Bei dieser Frage sah sie ihr Gegenüber aus grünen Augen, mit schräg gelegtem Kopf, an.
Eberhard Wendler schluckte. Patricia Vangaalen trug ein dunkles Kostüm, dessen Jacke geöffnet war. Die weiße Bluse darunter hatte einen tiefen Ausschnitt …
»Bis jetzt hat sich niemand gemeldet«, antwortete er endlich. »Allerdings läuft die Frist erst in einer guten Woche ab. Ich kann freilich net sagen, ob sich bis dahin noch ein Nachfahre des verstorbenen Joseph Gundlach meldet.«
Wendler breitete die Arme aus und machte eine eher hilflos wirkende Geste.
»Ich hoff net, dass dieser Fall eintritt«, fuhr er fort, »aber für alle Fälle sollten Sie sicherstellen, dass uns niemand dazwischenfunkt.«
Patricia trank erneut und leckte sich dann über die vollen roten Lippen. Dieser Anblick ließ den Bürgermeister so nervös zu seinem Glas greifen, dass er es beinahe umgestoßen hätte. Im letzten Moment konnte er das Missgeschick verhindern.
»Ich habe mir da schon meine Gedanken gemacht«, entgegnete Patricia. »Die größte Gefahr, die uns droht ist, dass mein Gegner voreilig davon Wind bekommt, was für ein Geschäft wir beide planen.«
»Also, über meine Lippen kommt kein Wort!«, versicherte Wendler eifrig.
Er wäre ja auch schön dumm, die Provision, die Frau Vangaalen ihm in Aussicht gestellt hatte, durch eine Indiskretion leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
»Die Papiere sind vorbereitet«, erklärte die Unternehmerin. »Aber ich werde Ihren Rat befolgen und vorsichtshalber einen ›Joker‹ ins Spiel bringen. Wundern Sie sich also nicht, wenn in den nächsten Tagen ein Erbe auftaucht …«
Sie lächelte maliziös. Der Bürgermeister verstand sofort.
»Es wird mir eine Freude sein, ihn zu seiner Erbschaft zu beglückwünschen.«
»Und was die Baugenehmigung angeht, wird es keine Probleme geben?«
»Keine!«, versicherte Wendler grinsend. »Meine Fraktion wird geschlossen für den Bebauungsplan stimmen, und was die Deppen von der Opposition angeht – keine Sorge, die steck ich allesamt in die Tasche.«
Patricia Vangaalen nickte zufrieden.
»Wunderbar. Dann haben wir ja alles besprochen.«
Sie erhob sich, Wendler sprang ebenfalls auf.
»Warten Sie ein paar Minuten, bis ich gegangen bin«, wies sie ihn an. »Man weiß nie, wer draußen gerade vorübergeht.«
Vor der Tür schaute sich Patricia kurz um, konnte aber niemanden entdecken, der sie möglicherweise erkannt hätte. Langsam bummelte sie die Einkaufsstraße entlang, schaute in die Auslagen der Geschäfte, beachtete aber kaum, was sie sah.
In Gedanken war sie mit ganz anderen Dingen beschäftigt.
Endlich! Endlich war es so weit! Jetzt würde sie ihrem Gegner zeigen, wer der Verlierer war!
Lächelnd ging sie weiter und dachte dabei an ihren Erzfeind, den Mann den sie hasste wie die Pest und gleichzeitig liebte und mit jeder Faser ihres Körpers begehrte, wie keinen anderen Mann auf der Welt:
Sebastian Trenker, den guten Hirten von St. Johann. Den Bergpfarrer.
*
Im Pfarrhaus von St. Johann saß Sebastian draußen auf der Terrasse und genoss Kaffee und Kuchen. Beides hatte seine Haushälterin gerade aufgetischt, und selbstredend hatte Sophie Tappert den Kuchen nicht beim Bäcker Terzing gekauft, sondern selbst in der Pfarrküche gebacken.
»Grüß euch, zusammen.« Max trat durch die Tür. Der Bruder des Bergpfarrers, der in St. Johann und dem Wachnertal als Polizist für Recht und Ordnung sorgte, hatte seine wohlverdiente Kaffeepause, die er, wie jeden Wochentag, zusammen mit Sebastian verbrachte.
»Lecker!« Max leckte sich die Lippen, als er den Kuchen sah. Es handelte sich um eine sächsische Eierschecke, nach einem Originalrezept gebacken, das Sophie Tappert vor vielen Jahren aus Dresden mitgebracht hatte.
»Du, sag mal«, wandte sich Max an seinen Bruder, »gibts was Neues, den Gundlach-Hof betreffend?«
Der Geistliche schüttelte den Kopf. Die Frage kam nicht von ungefähr. Sebastian beschäftigte sich seit einigen Tagen mit dem alten, halb verfallenen Bauernhof, der in der Nähe von Engelsbach stand. Sepp Gundlach, der Bauer, war vor mehreren Jahren verstorben, und um den Hof hatte sich niemand gekümmert, weil es scheinbar keine Nachkommen des Bauern mehr gab. Je weiter der Verfall fortschritt, umso ärgerlicher wurde der Anblick, der die ganze Gegend verschandelte.
Als der Bergpfarrer sich deswegen an den Bürgermeister des Nachbarortes wandte, erlebte er eine Überraschung.
»Mir solls recht sein, wenn’s keinen Erben gibt«, erklärte Eberhard Wendler, der Bürgermeister von Engelsbach, fröhlich. »In ein paar Wochen, genau gesagt, in zwei Wochen, läuft die Frist ab, die die Gemeinde einhalten muss. Wenn sich bis dahin niemand meldet und Anspruch erhebt, fällt der Gundlach-Hof der