Sag ja zur Liebe: Der Bergpfarrer Extra 48 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Der Bergpfarrer Nr. Kann Jan seine Susanne überzeugen? Susanne Wülfert erreichte die Passhöhe, fuhr auf den Parkplatz, stieg aus dem Auto und schaute hinunter ins Wachnertal. Ein warmes Gefühl durchströmte sie. Sie war wieder zu Hause. Es war, als würde sich bei diesem Anblick in ihr der Stau aus Enttäuschung, Ärger und Frustration, den sie mit sich herumgetragen hatte, auflösen und dem Gefühl einer grenzenlosen Freiheit weichen. Nichts schien sich hier verändert zu haben. Wie versteinerte, stumme Wächter erhoben sich rund um das Tal die himmelstürmenden, zerklüfteten Felsketten und die bewaldeten Berge, wie eine grüne Lebensader schlängelte sich die Kachlach am Rand des Tales dahin, um in den Achsteinsee zu münden, der sich wie ein riesiger verflüssigter Smaragd aus dem dunklen Grün und Braun der Wiesen, Felder und Äcker abhob. Die Achtundzwanzigjährige atmete durch. Nur noch ein paar Minuten, dann würde sie ihre Eltern in die Arme schließen können, sie würde in deren Haus ihr früheres Zimmer wieder beziehen, und nichts mehr sollte sie je wieder veranlassen können, St. Johann und das Wachnertal zu verlassen. Susanne war ungefähr eins fünfundsiebzig groß und schlank, aber dennoch fraulich proportioniert. Sie wirkte sehr durchtrainiert. Bekleidet war sie mit einem weißen Rock, der eine Handbreit über den Knien endete, einer grünen Bluse und ebenfalls grünen Sneakers. Sieben Jahre lang hatte sie in Berlin bei einer großen Bühne als Tänzerin gearbeitet. Nun hatte sie alle Brücken hinter sich abgebrochen. Ihre Rückkehr in die Heimat sollte zugleich ein Neubeginn sein. Man konnte von hier oben aus die drei Gemeinden sehen, ihre roten Hausdächer, die Kirchtürme, die Bauernhöfe inmitten der Felder, die weidenden Kühe und Schafe. Es war ein Bild der Ruhe und Beschaulichkeit. Susanne sog es in sich ein und spürte, wie diese Ruhe auch von ihr Besitz ergriff, und für einen Moment wollte sich so etwas wie ein Glücksgefühl einstellen.
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Buchvorschau
Sag ja zur Liebe - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer Extra
– 48 –
Sag ja zur Liebe
Kann Jan seine Susanne überzeugen?
Toni Waidacher
Susanne Wülfert erreichte die Passhöhe, fuhr auf den Parkplatz, stieg aus dem Auto und schaute hinunter ins Wachnertal. Ein warmes Gefühl durchströmte sie. Sie war wieder zu Hause. Es war, als würde sich bei diesem Anblick in ihr der Stau aus Enttäuschung, Ärger und Frustration, den sie mit sich herumgetragen hatte, auflösen und dem Gefühl einer grenzenlosen Freiheit weichen.
Nichts schien sich hier verändert zu haben. Wie versteinerte, stumme Wächter erhoben sich rund um das Tal die himmelstürmenden, zerklüfteten Felsketten und die bewaldeten Berge, wie eine grüne Lebensader schlängelte sich die Kachlach am Rand des Tales dahin, um in den Achsteinsee zu münden, der sich wie ein riesiger verflüssigter Smaragd aus dem dunklen Grün und Braun der Wiesen, Felder und Äcker abhob.
Die Achtundzwanzigjährige atmete durch. Nur noch ein paar Minuten, dann würde sie ihre Eltern in die Arme schließen können, sie würde in deren Haus ihr früheres Zimmer wieder beziehen, und nichts mehr sollte sie je wieder veranlassen können, St. Johann und das Wachnertal zu verlassen.
Susanne war ungefähr eins fünfundsiebzig groß und schlank, aber dennoch fraulich proportioniert. Sie wirkte sehr durchtrainiert. Bekleidet war sie mit einem weißen Rock, der eine Handbreit über den Knien endete, einer grünen Bluse und ebenfalls grünen Sneakers. Sieben Jahre lang hatte sie in Berlin bei einer großen Bühne als Tänzerin gearbeitet. Nun hatte sie alle Brücken hinter sich abgebrochen. Ihre Rückkehr in die Heimat sollte zugleich ein Neubeginn sein.
Man konnte von hier oben aus die drei Gemeinden sehen, ihre roten Hausdächer, die Kirchtürme, die Bauernhöfe inmitten der Felder, die weidenden Kühe und Schafe. Es war ein Bild der Ruhe und Beschaulichkeit. Susanne sog es in sich ein und spürte, wie diese Ruhe auch von ihr Besitz ergriff, und für einen Moment wollte sich so etwas wie ein Glücksgefühl einstellen.
Doch da war plötzlich wieder der Missklang tief in ihr, denn ihr kam der Grund ihrer Heimkehr in den Sinn. Er trübte das Bild von Ruhe und Frieden, und sie musste sich eingestehen, dass es doch nicht so einfach war, das Gewesene aus dem Gedächtnis zu verbannen. Sosehr sie sich auch bemühte, es zu verdrängen – es spülte immer wieder an die Oberfläche ihres Bewusstseins und krampfte ihr den Magen zusammen.
Ihr Blick schien sich irgendwo in der Ferne zu verlieren. Die Bilder verschwammen, und die Berge, die ihr Blickfeld begrenzten, schienen sich in bläulichen Dunst aufzulösen. Ein Name spukte durch ihren Kopf: Rainer! Sie sah sein Gesicht mit dem spöttischen Ausdruck und dem Hohn in seinen Augen, als er ihr erklärte, dass er eine ihrer Kolleginnen mehr liebe als sie, und ihr gleichzeitig mit Häme gestand, dass er sie schon seit Längerem mit dieser Kollegin betrogen hätte.
Vergiss ihn!, schrie eine Stimme in ihr. Er ist es nicht wert, dass du auch nur einen einzigen Gedanken an ihn verschwendest.
Rainer Krämer hatte ihr sehr, sehr wehgetan.
Susanne gab sich einen Ruck. Die Berge auf der anderen Seite des Tals nahmen wieder ihre scharfen Konturen an, die Natur erhielt ihre Farben zurück, alles lag wieder klar vor Susannes Blick. Nein, er war es nicht wert … Sie wandte sich ab, ging zu ihrem Auto, stieg ein und fuhr weiter. In Serpentinen schlängelte sich die schmale Straße ins Tal. Sie kam unten an, und wenige Minuten später parkte sie den VW Golf vor dem Haus ihrer Eltern. Sie betrieben die Pension ›Blauer Enzian‹, und aus den Telefongesprächen mit ihrer Mutter wusste sie, dass im Moment - es war noch Vorsaison - nicht alle Zimmer belegt waren.
Ihre Eltern schienen sie schon erwartet zu haben, denn im selben Moment, in dem Susanne aus dem Auto stieg, kamen sie lachend aus dem Haus und eilten auf sie zu.
»Da bist du ja endlich, Kind!«, freute sich Katharina, ihre Mutter, und nahm sie in die Arme. »Ich bin so glücklich«, raunte sie ihrer Tochter ins Ohr.
»Ich freu’ mich auch, wieder daheim zu sein«, flüsterte Susanne. Ihre Mutter küsste sie auf die Wange, dann lag sie in den Armen ihres Vaters. »Du bist wieder daheim, Madel«, murmelte er, »und hier, du wirst es sehen, ist die Welt in Ordnung.«
Es sollte Mut machen, sie aufrichten, vielleicht auch ein wenig Trost spenden. »Ja, ich bin daheim, und das ist gut. Oben, auf dem Pass, als ich ins Tal geschaut hab’, ist mir zum ersten Mal so richtig klar geworden, was ich bereit gewesen war, aufzugeben. Das ist mir nie bewusst gewesen, wenn ich euch besucht hab’. Heut aber …«
»Komm, Madel, gehen wir hinein«, sagte Katharina. »Der Papa kümmert sich um dein Gepäck.«
»Es sind nur ein Koffer und eine Reisetasche«, sagte Susanne. »Mehr brauch’ ich net. Alles andere hab’ ich zurückgelassen. Es würd’ nur Erinnerungen in mir wecken.«
Susannes Eltern wechselten einen schnellen, bedeutungsvollen Blick, dann murmelte ihre Mutter: »Hier kannst du vergessen, Madel. Und wir werden alles tun, um dir dabei zu helfen.«
Sie gingen ins Haus. In den Kästen auf den Fensterbänken und an den Balkonen blühten die Geranien und Petunien um die Wette. In den großen Tonvasen zu beiden Seiten der Eingangstür ebenfalls; eine Blütenpracht sondergleichen. Das Holz der Balkone und Dachvorsprünge sowie die schweren Fensterläden waren erst vor Kurzem frisch gebeizt worden und wirkten wie neu. Hier bist du zu Hause!, dachte Susanne, und sie freute sich auf die Zeit, die vor ihr lag. Sie wollte in sich gehen, mit sich ins Reine kommen, zu sich selber finden. Das hier war der Ort, an dem ihr dies gelingen würde. Davon war sie überzeugt.
Nachdem sie ihr Zimmer wieder bezogen hatte, in dem sie bis zu ihrem Umzug nach Berlin vor über sieben Jahren gewohnt hatte, begab sie sich ins Esszimmer, wo ihre Mutter bereits den Kaffeetisch gedeckt hatte. Auf dem Tisch standen sowohl ein Schokoladenkuchen als auch drei Kaffeegedecke. Es roch nach frisch gebrühtem Kaffee.
Wenig später saß die kleine Familie am Tisch beisammen. Jeder aß ein Stück von dem Kuchen, dazu tranken sie Kaffee, und Susannes Vater erkundigte sich, ob sie eine gute Fahrt gehabt hätte. Susanne war am Morgen um fünf Uhr losgefahren und hatte mit Pausen nicht ganz neun Stunden benötigt. »Ja«, beantwortete sie die Frage, »ich bin sehr gut durchgekommen. In München ist’s ein bissel langsamer gegangen, aber im Großen und Ganzen war’s problemlos.«
»Ich kann mir net vorstellen, dass du deinen Beruf völlig an den Nagel hängen möchtest«, sagte Katharina. »Das Tanzen war doch dein Leben.«
Susanne seufzte »Man sieht nur die schönen Seiten, wenn eine Tanzgruppe auftritt – auf der Bühne oder im Fernsehen. Der Beruf hat aber auch seine Schattenseiten. Es ist teilweise ein Knochenjob. Du bist ständig gefordert. Sich mal entspannt hinzusetzen und sich ein Stück Kuchen schmecken zu lassen, war fast net möglich, denn man könnt’ ja ein paar Gramm zunehmen. Und dann passt du nimmer ins Ensemble und kannst gehen.«
»Und die andere Sach’?«, kam es fragend von Katharina. »Ich hab’s gar net glauben mögen, als du angerufen und erklärt hast, dass der Rainer eine andere hat und du nach Haus’ zurückkehrst. Ich hab’ ihn immer als einen anständigen, treuen Burschen eingeschätzt. Dass er so ein Haderlump ist, hätt’ ich doch nie für möglich gehalten.«
»In einen Menschen kann man halt net hineinschauen«, philosophierte Jakob, Susannes Vater. »Von ein paar ehrlich blickenden blauen Augen sollt’ man sich einfach net täuschen lassen. Man sollt’ überhaupt niemandem was glauben.«
»Dafür, dass du allen Leuten misstraust, bist du ja bekannt«, sagte Katharina lachend. »Am liebsten würdest du unseren Gartenzaun mit einem Stacheldraht versehen und überall Alarmanlagen installieren.« Sie schaute Susanne an. »Seit jemand dem Papa den Rasenmäher aus der Garage gestohlen hat, traut er net mal mehr seinem eigenen Schatten.«
Susanne lachte, wenn es auch wenig gequält anmutete. Dann sagte sie: »Ich hätt’s dem Rainer auch net zugetraut. Als ich ihn dann zur Rede gestellt hab’, weil sich bei mir mehr und mehr der Verdacht erhärtete, dass er