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Gäste in meinem Haus
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eBook78 Seiten1 Stunde

Gäste in meinem Haus

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Über dieses E-Book

Eigentlich liebt Susanne es, wenn sie Besuch hat. Sie ist ein geselliger Mensch und in ihrem Haus ist genügend Platz für Gäste. Doch derzeit wird ihre Geduld ein wenig strapaziert. Denn ihre kleine Schwester Elmi wohnt übergangsweise bei ihr, weil sie ein wenig Abstand von ihrem Mann braucht. Elmi hat auch ihre beiden pubertären Kinder Sybille und Dominik mitgebracht. Die drei fühlen sich ganz wohl bei Susanne – nur, dass es keinen Fernseher gibt, darüber beklagen die Kinder sich sehr. Susanne versteht die jungen Leute von heute nicht. Und wenn sie ehrlich ist, dann muss sie auch zugeben, dass sie die Erziehung von heute nicht versteht. Elmi ist ihrer Meinung nach viel zu weich zu ihren Kindern und lässt viel zu viel durchgehen. Trotzdem – Susanne hat sich fest vorgenommen, sich in Erziehungsfragen nicht einzumischen. Sie will ihre Schwester unterstützen, das ist das einzige, was Elmi jetzt braucht. Und eigentlich gefällt sich Susanne ganz gut in ihrer Rolle als Gastgeberin. Im Geheimen plant sie schon, wie die Weihnachtstage verlaufen werden, wenn im Garten Schnee liegt...GÄSTE IN MEINEM HAUS ist ein heiteres Buch über Generationskonflikte und über die kleinen Freuden des Alltags. -
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum1. Jan. 2017
ISBN9788711509395
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    Buchvorschau

    Gäste in meinem Haus - Lise Gast

    www.egmont.com

    „Nanu? Niemand da? So was!"

    Susanne, durchgepustet vom heftigen Herbstwind, hatte die Haustür aufgeschoben und stand horchend im Flur. Wirklich keiner zu Hause? Ihre frohe Heimkehrstimmung wollte verfliegen. Sie war auf ein fröhliches „Guten Abend! eingestellt gewesen, so sehr hatte sie sich beeilt. Sie stellte die Einkauftasche ab und rief noch einmal, eigentlich mehr gewohnheitsmäßig: „Hallo?

    Doch, da war jemand in der Küche. Susanne atmete tief und trat dann leise ein. Es war, als hätte sie es geahnt: Elmi, weinend. Elmi weinte leicht, das wußte Susanne, trotzdem fiel es ihr aufs Herz. Es sah so betrübend aus, den ein wenig strubbeligen Lockenkopf in die Armbeuge gedrückt, hockte die jüngere Schwester da am Tisch, schnupfend, mit zuckenden Schultern. Susanne legte ihr die Hand auf den Kopf und setzte sich auf den zweiten Küchenstuhl. „Aber Elmi. Was ist denn."

    Und dann tröstend: „Elmi. Wird doch alles wieder gut."

    „Meinst du?" Elmi stieß die zwei Worte heraus, ohne den Kopf zu heben, wie ein Kind, das lange geweint hat und nun von der Mutter angesprochen wird. Susanne mußte ein wenig lachen. Ein Kind war Elmi wahrhaftig nicht mehr. Sie war Mitte vierzig und hatte selbst zwei Kinder, fast so groß wie sie selbst.

    Für sie, die zehn Jahre ältere Schwester Susanne, blieb Elmi immer ein Kind, in gewisser Beziehung jedenfalls. Ein Kind, um das man sich kümmert, das man tröstet, auch manchmal ermahnt. Ein großes Kind, für das man da ist.

    „Komm. Jetzt kochen wir uns einen ordentlichen Kaffee, einen doppelten Rudolf, vor Jahrzehnten hatte irgend jemand aus der Bekanntschaft einen starken Kaffee so genannt, ewig hatte man nicht daran gedacht, plötzlich war der Ausdruck wieder da. „Dann sollst du mal sehen.

    Elmi hob den Kopf ein wenig. „Einen doppelten ...", sie lachte, gleich darauf schluchzte sie wieder. Susanne nahm ihren Kopf an ihre Brust.

    „Na na. Nun weine mal tüchtig, damit du dann wieder lachen kannst. War was Besonderes?"

    Elmi schüttelte den Kopf, rückte näher an sie heran. „Nichts. Er will nichts mehr von uns wissen ..., wieder Tränen. Susanne streichelte und streichelte. „Eines Tages will er. Er braucht dich, Elmi. Aber es dauert, bis ihm das klar wird. Männer sind so. „Meinst du?"

    „Klar. Nun trink. Komm, hier ist Milch. Keine? Wegen der Linie? Bravo, auch wenn man unglücklich ist, soll man sich nicht gehen lassen."

    Sie kämpften beide mit den „Hüften", wie Susanne es grimmig nannte. Immerzu und immerfort: Darf ich nicht, macht dick. Elmi wischte sich das Gesicht ab und nahm einen Schluck Kaffee. Susanne nickte ihr beifällig zu.

    „Siehst du, das bringt dich wieder in Ordnung. Und die Kinder? Wo stecken sie wieder mal?" Sie fragte das, um abzulenken. Elmis Gesicht verschattete sich wieder.

    „Sie wollten ... es war etwas im Fernsehen, da sind sie zu Helga gelaufen."

    Bei Susanne gab es kein Fernsehen. Sie hatte es sich selbst untersagt, als sie das Haus kaufte. Nein, wenn schon ein eigenes Haus in ihrem Alter — sonst baute oder kaufte man wahrhaftig eher, nicht erst als Großmutter —, auch noch Fernsehen, das wäre zu viel. Da kam ihr spartanischer Vater durch. Gab es etwas Wichtiges, wirklich Interessantes auf dem Flimmerschirm, dann konnte man immer noch zu Nachbars gehen. Nachbars — wie Elmi sagte — freuten sich immer, wenn man kam.

    „Und der Garten? Hat Dominik ..."

    „Dazu ist er nicht mehr gekommen. Bis drei Uhr nachmittags darf man nicht brummen, sagt er, eben, um Nachbars nicht zu verärgern, und dann lohnte es nicht mehr anzufangen."

    Susanne ärgerte sich. Das einzige, was sie mitunter von Elmis Kindern erbat, war den Rasen zu mähen, den kleinen Rasen vor und hinter dem Haus. Das war nicht viel verlangt fand sie. Die Kinder, Sybille und Dominik, fünfzehn und dreizehn Jahre alt, taten sonst nichts, nicht Abtrocknen und nicht Tischdecken, nicht einmal die eigenen Betten machten sie. „Man darf Kinder nicht überfordern, sie werden sonst frustriert", hatte Elmi entschuldigend gesagt, als Susanne danach fragte. Na schön, machte man eben die Betten selbst. Aber einmal in zehn Tagen den Rasen schneiden, noch dazu mit dem elektrischen Mäher, also nicht mit Muskelkraft, sondern nur mit etwas Geduld, das war wahrhaftig nicht zuviel verlangt. Sie sah aus dem Fenster, gleich würde es regnen. Dann blieb der Rasen also wieder bis morgen.

    Nein, nichts sagen. Nicht nörgeln. Immerhin war Elmi ihr Besuch. Freundlich bleiben, nicht schelten ...

    „Dann gehe ich. Bleib du nur hier drin, es ist kalt draußen, und du erkältest dich schnell. Bleib hier, nimm die Zeitung, sie hielt ihr eine Illustrierte hin und lächelte dabei, aufmunternd, herzlich. „Vielleicht findest du ein schönes Rezept, das schlank macht.

    Als der Rasenmäher brummte, fühlte sie, wie ihre ärgerliche Stimmung verflog. Beinahe freute sie sich jetzt, daß Dominik sich wieder mal mit Erfolg gedrückt hatte. Es tat so gut, auf dem Rasen hin und her zu gehen und den Mäher zu führen, langsam dort, wo das Gras dick und üppig stand, schneller an den Stellen, über die man öfter lief, zum Wäscheaufhängen, zum Blumengießen, zum Wegwerfen der verblühten Blumen, zum Kompost. Rasenmähen ist eben auch etwas Individuelles, dachte sie, still in sich hineinlachend, jetzt gleich werde ich wissen, ob es im Winter Schnee gibt. Hier stand eine Eiche, die Eiche des Gartens. Wenn dieser Baum viele kleine Früchte herunterwarf, bedeutete das einen strengen Winter. Susanne liebte Schnee, und sie lächelte befreit, als der Rasenmäher zu knattern begann. Viele Eicheln, viel Schnee. Wurde man eigentlich nie erwachsen? Sie freute sich schon drauf, Elmi und erst recht Elmis Kinder mit dem Ruf wecken zu können: „Es hat geschneit! Nein, seht doch, alles ist weiß!"

    Noch war es nicht so weit. Später Oktober, Herbst, sie fand nicht, wie viele andere, daß der Herbst eine traurige Jahreszeit sei. Sie liebte das lodernde Rot des Waldes, der gleich hinter ihrem Garten den Hang emporstieg, sie liebte die kalten Morgen und die klaren, herrlichen Sonnenstunden am Mittag, auch jetzt blickte sie ihr Haus zärtlich an. Der wilde Wein, vorsichtig und liebevoll hochgezogen, leuchtete purpurn, nächstes Jahr würde er schon das halbe

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