Die Vergangenheit meldet sich zurück: Toni der Hüttenwirt Classic 46 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
… aber Viktoria ist nicht mehr allein! Toni parkte den Geländewagen auf dem Hof seiner Eltern. Es hatte den ganzen Morgen geregnet. Jetzt wölbte sich der strahlendblaue Himmel über Waldkogel. Über den Bergen mit den Gipfeln der beiden Waldkogler Hausbergen »Engelssteig« und »Höllentor« stand ein Regenbogen. Toni stand im Hof, die Hände in den Taschen seiner Lederhose, und schaute hinauf. »Grüß Gott, Bub«, sprach ihn sein Vater an. »Grüß Gott, Vater!« Xaver Baumberger betrachtete seinen Sohn und schmunzelte. Er trat neben ihn. »Toni, jetzt hast den Blick drauf, wie damals als du noch ein Bub' gewesen bist. Da hast auch immer nach dem Regenbogen geschaut, bis er nimmer zu sehen war. Meistens bist hier auf der Hintertreppe gesessen.« »Des stimmt! Oder ich habe versucht, rauf auf die Berghütte zu laufen, zum Alois. Ich dachte, dort oben kann ich den Regenbogen besser sehen. Doch bis ich dann oben war, war er wieder verschwunden.
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Buchvorschau
Die Vergangenheit meldet sich zurück - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Classic
– 46 –
Die Vergangenheit meldet sich zurück
Friederike von Buchner
Toni parkte den Geländewagen auf dem Hof seiner Eltern. Es hatte den ganzen Morgen geregnet. Jetzt wölbte sich der strahlendblaue Himmel über Waldkogel. Über den Bergen mit den Gipfeln der beiden Waldkogler Hausbergen »Engelssteig« und »Höllentor« stand ein Regenbogen.
Toni stand im Hof, die Hände in den Taschen seiner Lederhose, und schaute hinauf.
»Grüß Gott, Bub«, sprach ihn sein Vater an.
»Grüß Gott, Vater!«
Xaver Baumberger betrachtete seinen Sohn und schmunzelte. Er trat neben ihn.
»Toni, jetzt hast den Blick drauf, wie damals als du noch ein Bub’ gewesen bist. Da hast auch immer nach dem Regenbogen geschaut, bis er nimmer zu sehen war. Meistens bist hier auf der Hintertreppe gesessen.«
»Des stimmt! Oder ich habe versucht, rauf auf die Berghütte zu laufen, zum Alois. Ich dachte, dort oben kann ich den Regenbogen besser sehen. Doch bis ich dann oben war, war er wieder verschwunden. Mei, die Natur ist so schön!«
»Ja, des ist sie!«
Xaver und Toni gingen die wenigen Stufen der Hintertreppe hinauf, die zur Küche führte. Davor lag eine Terrasse. Xaver Baumberger klappte die Sonnenschirme zusammen, die er vor dem Regen aufgestellt hatte.
»Die Wirtschaftsküche ist zu klein, da tut deine Mutter vieles hier draußen machen, Gemüseputzen und Kartoffelschälen, Zwiebelschneiden…«
»Des stimmt, die Küche ist viel zu klein. Des kommt auch daher, daß die Gäste anspruchsvoller geworden sind gegenüber früher. Mei, auszusetzen ist daran nix. Ich denke nur grad so zurück, als ich klein war, da gab’s während der Woche nur ein Essen pro Tag. Entweder es war ein Eintopf oder Rösti mit Wurst. Damals hat die Küche ausgereicht.«
Toni rieb sich das Kinn.
»Wo ist die Mutter?« fragte er ganz leise.
»Die ist net da! Die ist in der Kirch’. Des Kaffeekränzchen macht heut’ des Gotteshaus sauber.«
»Stimmt, die treffen sich ja einmal in der Woche, und dann wird geputzt.«
Toni schaute sich um.
»Vater, die Mutter hat bald Geburtstag. Mir ist da gerade eine Idee gekommen. Wir könnten zusammenlegen und ihr einen Anbau schenken. Weißt, ich denke da an eine Überdachung der Terrasse. Dann ist des auch nimmer so ein Streß, wenn es mal regnen tut. Mußt dann net die Sonnenschirme aufstellen. Ich rufe die Ria an, die tut des bestimmt auch gutheißen. Wir machen der Mutter ein Gemeinschaftsgeschenk, was meinst, Vater?«
»Des ist ein guter Gedanke, Toni. Wir machen des gleich so, daß man für den Winter auch Fenster einhängen kann. Dann hat die Meta viel Platz. Heizung brauchen wir nicht. In der Küche ist es immer warm. Man muß dann nur die Tür auflassen.«
Xaver Baumberger und sein Sohn Antonius, der von allen seit der Kindheit nur Toni gerufen wurde, waren sich einig. Xaver holte einen Meter, Papier und einen Stift. Sie nahmen Maß und machten eine Zeichnung, wie sie das gerne hätten. Toni bot sich an, sofort zum Sägewerk zu fahren. Dort wollte er das Holz in Auftrag geben.
Vater und Sohn waren sich schnell einig, wie die Überdachung aussehen sollte. Sie tranken zusammen noch einen Kaffee, dann fuhr Toni zum Sägewerk.
Albert Weißgerber stand mit einigen Männern auf dem Hof. Er grüßte Toni kurz und schickte ihn in sein Büro. Dort könne er alles erst einmal mit Ludger bereden. Er würde die Herren noch verabschieden und bald kommen.
Ludger Ulshöfer sah Toni und kam heraus.
»Grüß dich, Ludger!«
»Grüß Gott, Toni! Was führt dich her? Brauchst Holz, willst die Berghütte vergrößern? Bei dir soll ja viel Betrieb sein, wie man so hört.«
»Ja, die Anna und ich können net klagen. An sechs Tagen in der Woche sind wir voll bis unters Dach. Aber Anbauen will ich net. Ich will net vergrößern. Dann wird des zuviel. Naa, naa! So wie es ist, ist es gut!«
Toni reichte Ludger das Blatt Papier mit der laienhaften Zeichnung.
»Des soll ein Anbau sein, hinter der Küche ›Beim Baumberger‹. Mutter hat bald Geburtstag, wir wollen sie damit überraschen. Kannst dir des mal ansehen und mir sagen, was für ein Holz man da nehmen kann. Ich wäre froh, wenn die Maße schon genau zugeschnitten wären, so wie bei einem Bausatz. So daß ich des nur noch mit dem Vater und ein paar Helfern zusammenbauen muß.«
Ludger besprach die weiteren Details mit Toni. Er bot an, das Holz zu liefern und auch beim Aufbau zu helfen. Bezüglich des Preises, konnte Ludger keine genauen Angaben machen. Dazu war immer noch der Chef zuständig. Ludger war vom einfachen Hilfsarbeiter im Sägewerk zur rechten Hand Weißgerbers aufgestiegen.
»Des ist schön, daß du den Bauleiter spielen tust, Ludger. Mußt es auch net umsonst machen. Wirst auch lieber mit deinem Madl spazierengehen, als bei uns mit Hand anzulegen. Ich will damit sagen, daß wir des schon zu schätzen wissen, Ludger!«
»Mach dir deshalb keine Gedanken. Vielleicht ist es auch ganz gut, wenn die Ulla mal einen Abend ohne mich sein muß.«
Ludger vergrub die Hände in den Taschen. Er schaute auf seine Fußspitzen. Seine Stimme hatte bitter geklungen.
»Klappt es net gut mit der Ulla? Schaust net so glücklich aus. Ihr seid jetzt doch schon lange verlobt. Wann wollt ihr heiraten?«
»Toni, frag’ mich was Leichteres! Des steht in den Sternen. Fünf Jahre sind wir jetzt verlobt. Allmählich verliere ich die Geduld. Des Madl schiebt die Hochzeit immer wieder hinaus.«
»Mei, des ist aber net schön. Was hat’s denn?«
Ludger seufzte.
»Weißt, Toni, ich will nix Schlechtes über mein Madl sagen. Nur bin ich fast am Ende meiner Geduld. Die Ulla hat manchmal ganz sonderbare Ideen.«
Toni und Ludger setzen sich auf einen Baumstamm am Ende des großen Geländes des Weißgerberschen Sägewerks. Ludger schüttete Toni sein Herz aus. Heiraten würde bedeuten, daß Gundula, die von allen Ulla gerufen wurde, den elterlichen Hof verlassen müßte. Ludger hatte eine alte Almhütte gekauft und für sich und seine zukünftige Familie ein richtig gemütliches Heim geschaffen. Dort wollte er mit Ulla und später den gemeinsamen Kindern leben.
»Ich hab’ ja viel Zeit gehabt in fünf Jahren. Seit drei Jahren ist des Häusl schon fertig. Aber nix ist! Das Madl will net.«
Ludger sah traurig aus. Er war wirklich völlig verzweifelt. Ulla würde ihn schon heiraten. Aber zu ihr auf den elterlichen Hof ziehen, das war nicht gut. Auf dem Findler Hof, da wollte Ludger seine Kinder nicht aufwachsen lassen. Ullas Vater, Herbert Findler, war ein sehr verschlossener Mensch, der kaum sprach. Seit zehn Jahren verbitterte er immer mehr. Gundula bedrückte das auch sehr. Wie sollten dort die Kinder glücklich aufwachsen? Die Findlerbäuerin litt darunter, sagte aber nichts. Still und geduldig ertrug sie die Launen ihres Mannes. In den letzten Jahren übernahm Ulla immer mehr die Arbeiten ihres abwesenden Bruders. Das junge Madl half nicht nur der Mutter im Haus und Garten, es versorgte auch zusammen mit dem Vater das Vieh und die Felder. Ulla packte mit an wie ein Jungbauer.
»Die Ulla will den Vater und die Mutter net allein lassen, nachdem ihr Bruder jetzt schon fort ist. Sie hat immer gehofft, daß er wieder heimkommt.«
»Wie lange ist des jetzt her, daß der Marius davon ist?«
»Zehn Jahre!«
»Hat die Gundula mal etwas von ihm gehört?«
»Einmal im Jahr ruft er sie an! Es geht ihm gut! Wo er ist, was er macht, des sagt er net. Die Ulla hat es aufgegeben, ihn zu überreden, wieder heimzukommen. Sie meint, wenn er kommen will, dann kommt er.«
Ludger seufzte.
Im Vertrauen erzählte er Toni, daß er sich kaum vorstellen konnte, daß Marius heimkomme, jedenfalls nicht zu Lebzeiten seines Vaters. Und der Findlerbauer konnte alt werden. Bis dorthin sei das Leben für Ulla und Ludger auch vorbei. Ludger vermutete, daß Ulla den Hof für ihren Bruder erhalten wollte, koste es, was es wolle, denn ihr Vater drohte öfters mit dem Verkauf des Hofes. Damit wollte er seine Tochter nicht unter Druck setzen, doch Ulla hatte Angst, daß er diese Pläne nach ihrer Hochzeit und dem Auszug in die Tat umsetzen würde.
Toni hatte Mitleid mit Ludger. Er schlug ihm vor, mit Gundula einige Tage, vielleicht ein längeres Wochenende, auf die Berghütte zu kommen. Er war davon überzeugt, daß eine Zweisamkeit auf der Berghütte die beiden näherbringen würde. Ulla wäre dann einige Tage vom Findler Hof fort und nur mit ihrem Schatz zusammen in den schönen Bergen. Sie könnten wunderbare Wanderungen machen, schlug Toni vor, gemeinsam zum »Paradiesgarten« wandern und vielleicht sogar eine Nacht dort biwakieren. Toni wollte Ludger dafür die Ausrüstung leihen.
»Des hört sich gut an, Toni«, sagte Ludger leise und fügte hinzu: »Danke, Toni! Danke, daß du mein Gejammer angehört hast.«
Toni beruhigte Ludger, daß